Por­tu­gal: Streik-Pau­se und Media­ti­on vereinbart

Portugals Tankwagen-Fahrer haben Sonntagabend eine Streik-Pause angekündigt. Dienstag startet eine Mediation. Scheitert sie, soll ein Überstunden-Streik folgen.
Streik-Pause ist in Portugals Urlaubssaison ersehnt und willkommenStreik-Pause ist in Portugals Urlaubssaison ersehnt und willkommen

Autofahrer sind an Portugals Tankstellen nach Aussetzung des Gefahrgutfahrer-Streiks wieder uneingeschränkt willkommen. Foto: Hans-Joachim Allgaier

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In Por­tu­gal ist am Sonn­tag­abend der Tank­wa­gen­fah­rer-Streik nach sie­ben­tä­gi­ger Dau­er aus­ge­setzt wor­den. Die Tarif­par­tei­en einig­ten sich nach Ver­mitt­lung durch die Regie­rung und lan­gem Rin­gen auf ein Media­ti­ons­ver­fah­ren ab Diens­tag. Jetzt wird mit einer schnel­len Nor­ma­li­sie­rung der Ver­sor­gung mit Kraft­stof­fen im Lan­de gerechnet.

Krei­sen an der Algar­ve und im übri­gen Por­tu­gal zunächst wie­der unge­hin­dert: die Tank­wa­gen mit Kraft­stof­fen. Foto: Andrea Mann

Noch am Don­ners­tag hat­te die Arbeit­ge­ber­sei­te, der Spe­di­teurs­ver­band ANTRAM, ein Media­ti­ons­ver­fah­ren abge­lehnt. Am Frei­tag war es zu zehn­stün­di­gen Gesprä­chen der Par­tei­en gekom­men, auf denen Mög­lich­kei­ten zur Rück­kehr an den Ver­hand­lungs­tisch son­diert wur­den. Im Gespräch war, dass ein Ver­tre­ter der Lis­sa­boner Gene­ral­di­rek­ti­on für Arbeit und Sozia­les schlich­ten soll. Am Sams­tag gab es zunächst noch Streit in der Fra­ge, unter wel­chen Bedin­gun­gen das Media­ti­ons­ver­fah­ren zustan­de kom­men soll.

Am Sonn­tag­abend ent­schied nun eine Voll­ver­samm­lung, an der rund 100 gewerk­schaft­lich orga­ni­sier­te Gefahr­gut-Fah­rer teil­nah­men, nach drei­stün­di­ger Sit­zung: Der Streik wird abge­bro­chen, um die Tarif­ver­hand­lun­gen mit ANTRAM wie­der auf­zu­neh­men. Aller­dings wol­len die Gewerk­schaft­ler kei­ne Über­stun­den mehr leis­ten, wenn die Arbeit­ge­ber bei den neu auf­ge­nom­me­nen Ver­hand­lun­gen am Diens­tag nicht auf ihre For­de­run­gen ein­ge­hen. Inso­weit wür­de der Arbeits­aus­stand also fort­ge­setzt, weil vie­le Über­stun­den zu leis­ten üblich ist im Gewerbe.

Streik-Pau­se kommt vor allem dem Feri­en-Ver­kehr zugute

Mit­ten in der Feri­en­zeit hat­te der unbe­fris­te­te Streik seit Mon­tag, 12. August, teil­wei­se gra­vie­ren­de Eng­päs­sen in Por­tu­gal her­vor­ge­ru­fen. Vor allem die Urlaubs­re­gi­on Algar­ve und der sich nörd­lich anschlie­ßen­de Alen­te­jo-Bezirk Beja lit­ten unter vor­über­ge­hen­den Tank­stel­len-Sper­run­gen bzw. Nicht­ver­füg­bar­keit von Die­sel und Ben­zin. An Por­tu­gals Süd­küs­te ver­drei­facht sich im Hoch­sai­son-Monat August die Bevöl­ke­rungs­zahl. Schon in der Kar­wo­che vor Ostern hat­te ein kur­zer Streik der Tank­wa­gen­fah­rer das Land an den Rand der Läh­mung gebracht.

Sie­ben Tage lang sah es mehr oder weni­ger fins­ter aus mit der Treib­stoff­ver­sor­gung an der Algar­ve und im süd­li­chen Alen­te­jo. Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

Der Minis­ter für Umwelt und Ener­gie, João Matos Fer­nan­des, beton­te am Sonn­tag­mit­tag, dass die Min­dest­ver­sor­gung im Lan­de am Wochen­en­de bes­ser war als geplant. Er sprach von 315 durch­ge­führ­ten Kraft­stoff­trans­por­ten bei 256 ursprüng­lich vor­ge­se­he­nen. Das deu­tet laut Fer­nan­des dar­auf hin, dass eine beträcht­li­che Anzahl von Arbeit­neh­mern nicht mehr gestreikt hat­ten. Die Vor­rä­te in den Tanks der für die gesam­te Bevöl­ke­rung zugäng­li­chen Not­fall­netz-Tank­stel­len wur­de mit 61 Pro­zent bei Die­sel und 44 Pro­zent bei Ben­zin angegeben.

Trotz Streik-Pau­se bleibt Kri­tik an Aus­höh­lung des Streikrechts

Um die per Ver­ord­nung fest­ge­leg­te Min­dest­ver­sor­gung eines gut 300 von 3.000 Tank­stel­len umfas­sen­den Not­fall-Net­zes sicher­zu­stel­len, hat­te die Regie­rung in der Woche vor dem Streik vor­sorg­lich den Ener­gie-Not­stand aus­ge­ru­fen. Er gilt bis 21. August. Das Kabi­nett ließ zuletzt auch zivi­le Tank­wa­gen requi­rie­ren und von mehr als 150 dafür trai­nier­ten Sol­da­ten und Poli­zis­ten an ihre Zie­le steu­ern. Das kri­ti­sier­ten eini­ge Poli­ti­ker und Gewerk­schaf­ter als Aus­höh­lung des Streiks­rechts und unver­ho­le­nen Schutz der Arbeitgeberinteressen.

Esgot­a­do (Aus­ver­kauft) wird es vor­erst nicht mehr hei­ßen, wenn man Tank­stel­len in Por­tu­gal anfährt – so wie hier in Rogil wäh­rend des Streiks. Foto: Susan­ne Tenzler-Heusler

Über die aku­te Pha­se des Streiks und sei­ner Vor­be­rei­tun­gen berich­te­ten wir in der zurück­lie­gen­den Woche und davor in die­sen aktu­el­len Beiträgen:

Wird Fah­rer­streik aus­ge­setzt? (18. August)

Algar­ve lei­det im Tank­wa­gen-Streik Por­tu­gals wei­ter (15. August)

Streik in Por­tu­gal: Beschlag­nahm­te Tank­wa­gen ver­sor­gen mit Sprit (13. August)

Trotz Tank­wa­gen­fah­rer-Streiks: Por­tu­gals Flug­hä­fen mit Kero­sin ver­sorgt (12. August)

Streik trifft vie­le Tou­ris­ten (11. August)

Streik trifft Por­tu­gal-Ver­kehr mit­ten in den Feri­en (10. August)

Por­tu­gal: Tank­wa­gen­fah­rer-Streik löst Ansturm auf Zapf­säu­len aus (9. August)

Wegen Streiks: Tank-Tipps für Algar­ve-Fah­rer (8. August)

Algar­ve: Streiks mit­ten in den Som­mer-Feri­en (17. Juli)

Hans-Joachim Allgaier: Deutscher Journalist mit Know-how in Public Relations/Marketing/Corporate Communications - Portugal-/Algarve-/Alentejo-Liebhaber
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