Algarve: Fische leiden unter Medikamenten im Meer
Das Zentrum für Meeresforschung (CIMA) in der Algarve hat durch Wasseranalysen herausgefunden, dass die Fische im Atlantik indirekt mehrere Medikamente zu sich nehmen. Davor warnt insbesondere Maria João Bebiano, Direktorin des Zentrums für Meeres- und Umweltforschung an der Universität der Algarve (Foto), in einem Interview mit der Zeitung Público. Der Wissenschaftlerin zufolge sind die chemischen Verbindungen in einigen Arzneimitteln "schlimmer als Kunststoffe", und die Anhäufung derartiger Rückstände im Wasser "kann zu einem so explosiven Gemisch führen, dass wir seine Auswirkungen auf das Leben von Tieren und Menschen noch nicht kennen". Die einzige portugiesische Expertin in einer Gruppe von 25 UN-Experten, die eine globale Bewertung des Zustands der Ozeane vorbereiten, erklärte, dass "wir riesige Mengen an Medikamenten über Kläranlagen ins Meer leiten".
Auf der Grundlage von Analysen des Meerwassers ist es den Forschern der CIMA gelungen, ein "Profil" des Medikamentenkonsums der algarvischen Bevölkerung zu erstellen. "Wenn ich Wasser aus Portimão nehme, finde ich Prozac, das gegen Depressionen und Angstzustände verabreicht wir]", sagt Maria João Bebiano. "Im Guadiana-Fluss an der spanischen Grenze überwiegt Iboprufen, ein Schmerzmittel, das häufig von der älteren Bevölkerung eingenommen wird", fügt sie hinzu. Die chemischen Verbindungen in Arzneimitteln, so fährt sie fort, "sind ernster als Kunststoffe". Infolgedessen kann die Anhäufung von ungeregelten Situationen "zu einer so explosiven Mischung führen, dass wir ihre Wirkung noch nicht kennen".
Muscheln und Austern gefährdet
„Die Muscheln und Austern der Algarve sind im In- und Ausland für ihre Qualität bekannt, aber sie könnten noch viel besser sein". Maria João Bebiano kritisiert, dass die neuen biologischen Kläranlagen in Faro und Olhão weiterhin in die Ria Formosa einleiten – den größten Brutplatz für Muscheln und Austern. "Es ist eine Illusion zu glauben, dass die Abwässer vollständig gereinigt werden", betont sie. Der Gestank der Abwässer sei zwar verflogen, aber es gebe noch andere versteckte Gefahren. "Das Wasser ist zwar klar, aber es ist verunreinigt." Es sei kein Zufall, dass die Produktivität der Ozeane abnehme, so die Expertin. "Wenn wir wollen, dass das Meer zur blauen Wirtschaft wird", sagt sie, "müssen wir stark in effiziente Behandlungen investieren", sagt die Wissenschaftlerin, die auch daran erinnert, „dass die Ergebnisse der Mikroplastik-Analysen erschreckend sind".
Die Region Sagres ist ihrer Meinung nach die kritischste an der Algarve. "Die Proben lassen auf eine explosive Situation in der Zukunft schließen", garantiert sie. Zur Verschlechterung der aquatischen Umwelt tragen Mikroplastikteile bei, die sich über Jahrzehnte am Meeresboden angesammelt haben und durch die Strömungen des Mittelmeers – des am stärksten verschmutzten Meeres der Welt – an die Oberfläche gelangen. Die Durchfahrt von Öltankern auf der Seestraße vor Kap St. Vincent ist ein weiterer Grund zur Sorge.