Portugal testet künftig bei jedem Covid-19-Verdacht
30 Tote in ganz Portugal, davon je einer an der Algarve und auf der Inselgruppe Azoren – das ist die Covid-19-Bilanz am Dienstag, 24. März. Die meisten Todesfälle im Rahmen der Coronavirus-Pandemie gibt es im Zentrum des Landes (elf), gefolgt vom Norden rund um Porto (neun) und Lissabon mit Tejo-Tal (acht). Jetzt will das Land die Tests der Bevölkerung massiv ausweiten: Proben sollen schon bei den geringsten ersten Symptomen genommen werden können. Die Polizei achtet verstärkt auf die Einhaltung der Notstands-Regelungen (unser Beitragsbild).
Die Regierung setzte zudem ihren nationalen Notfallplan für den Katastrophenschutz in Kraft. Mit der Gesamtkoordination aller entsprechenden Einrichtungen soll die bestmögliche Nutzung und Verteilung der Ressourcen gewährleistet werden.
Für den Einsatz im Kampf gegen die Pandemie stehe jeden Tag eine Kapazität von 30.000 Tests zur Verfügung, teilte die Regierung mit. Davon könnten maximal rund 4.000 durchgeführt werden. Derzeit seien es tatsächlich nur zwischen 2.000 und 2.300. Gespart werde aber an nichts. "Vielleicht stellt sich ab dieser Woche die Frage, ob man auch Menschen, die sich zu Hause aufhalten, testen sollte", sagte der Staatssekretär für Gesundheit António Lacerda Sales.
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Bei Covid-19-Verdacht weiter an Gesundheits-Hotline SNS 24 wenden
Für diese Zwecke orderte die Regierung vorsorglich weitere 280.000 Tests. 80.000 davon sollen im Lauf der Woche eintreffen, so der Staatssekretär. Er bestätigte, dass Portugal auch 500 Beatmungsgeräte in China bestellt habe, die bis Mitte April „nach und nach“ eintreffen würden.
Vom 26. März um null Uhr an solle jeder Patient mit Symptomen, der sich zuvor an die Gesundheitsdienst-Hotline SNS 24 (Gratis-Telefonnummer 800 24 24 24) gewandt habe, getestet werden. Jede „Gruppierung von Gesundheitszentren“ werde dafür mindestens einen Covid-19-Bereich ausweisen. Für Patienten, die zu Hause sind, sollen die Bediensteten des Gesundheitswesens ein neues „Unterstützungsinstrument“ erhalten, damit die klinische Nachsorge von infizierten Covid-19-Patienten oder solchen mit Erkrankungsverdacht gewährleistet werden kann.
Am Dienstag legte das Gesundheitsministerium die neusten Zahlen erstmals nach einem neuen, noch detaillierteren Verfahren vor. Demnach liegt die Zahl der bestätigten Covid-19-Fälle in Portugal nun bei 2.362. Das sind 302 mehr als am Vortag. 22 Patienten gelten inzwischen als geheilt, 203 sind noch im Krankenhaus, 48 davon auf einer Intensivstation. Insgesamt gab es seit dem Ausbruch der Infektionsserie 15.474 Verdachtsfälle, von denen sich 11.329 nicht bestätigt haben. Außerdem warten 1.783 Personen noch auf ihre Laborergebnisse. 11.842 Personen werden medizinisch überwaccht.
Die neusten Covid-19-Zahlen aus Algarve und Alentejo
Die Zahl der Covid-19-Fälle an der Algarve ist an diesem Dienstag auf 46 angestiegen. Das sind vier Fälle mehr als am Vortag. Einer der Erkrankten ist ein katholischer Geistlicher aus einem Priesterseminar. Er liegt auf der Intensivstation des Krankenhauses von Faro.
Im Alentejo gibt es jetzt eine weitere bestätigte Erkrankung, so dass sich die Gesamtzahl dort auf sechs erhöht. Laut Medienberichten handelt es sich um einen Unternehmer aus Sines, der nach Dubai gereist war.
Die neuen Fälle von Covid-19 an der Algarve, die an diesem Dienstag, dem 24. März, aufgetreten sind, befinden sich in Portimão (zwei weitere, jeweils ausländische Touristen, die in Hotels untergebracht sind), Albufeira und Faro (jeweils ein weiterer). Faro verzeichnet auch weiterhin die höchste Zahl an Fällen (15), gefolgt von Portimão mit nunmehr 11 Fällen. Dann folgen Albufeira (8), Lagoa (4), Silves und Loulé (3) und Vila Real de Santo António und Tavira (1). In Albufeira war auch der einzige Covid-19-Todesfall der Algarve bisher zu verzeichnen. Es handelte sich um einen vorerkrankten 77-Jährigen. Wie am Dienstagabend berichtet wurde, ist nunmehr auch dessen Frau erkrankt.
Zwei Rückführungsflüge nach Deutschland
Nach Polizeiangaben aus Lissabon starteten in der portugiesischen Hauptstadt am Dienstag mehrere Rückführungsflüge von Ausländern. Zwei Flüge führten nach Deutschland (Frankfurt am Main). An Bord des Vormittagsfluges befanden sich 154 Passagiere. Als Startzeit des zweiten Fluges wurde 18:10 Uhr angegeben.
Am frühen Nachmittag starteten weitere Rückführungsflüge nach Brasilien (São Paulo) und nach Großbritannien (London). Die Polizei achtete darauf, dass die Flughafenbusse nur jeweils etwa zu einem Drittel gefüllt waren. Nach entsprechender Aufforderung durch die Behörden haben sich offenbar auch viele der rund 100.000 ausländischen Wohnmobil-Besitzer, die nach offizieller Schätzung bislang an der Algarve waren, auf den Rückweg nach Norden begeben.
Die irische Billigfluglinie Ryanair bestätigte im Kurznachrichtendienst Twitter, dass sie nicht damit rechnet, im April oder Mai Flüge durchzuführen.
"Die Erfahrungen in China legen nahe, dass es eine Zeitspanne von drei Monaten geben wird, bevor die Ausbreitung des Virus eingedämmt und reduziert wird. Wir rechnen nicht damit, dass wir in den Monaten April und Mai Flüge durchführen werden, aber dies wird letztlich immer von den Angaben der Regierungen abhängen". Ryanair auf Twitter
Den europäischen Regierungen will die Airline aber weiterhin Jets für Rückführungsflüge und den Transport von Medikamenten und Schutzausrüstung zur Verfügung stellen.
Vier Repatriierungsflüge brachten am Dienstag auch die Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes nach Hause, das im Hafen von Lissabon festlag. Einer der Gäste, ein Portugiese, war positiv auf Covid-19 getestet worden und musste daheim in Quarantäne.
„Sagres“: Schwesterschiff der Gorch Fock muss zurücksegeln
Das portugiesische Verteidigungsministerium bestätigte am Dienstag den Befehl an das Segelschulschiff Sagres, vorzeitig in den Heimathafen Lissabon zurückzukehren. Derzeit ist die Sagres, ein Schwesterschiff der deutschen „Gorch Fock“, auf dem Weg nach Kapstadt in Südafrika. Mitte Mai soll sie wieder in Lissabon festmachen.
Begründet wurde der Befehl mit der aktuellen Pandemie-Situation in über 180 Ländern der Welt. In vielen Häfen und Städten gebe es Beschränkungen für die Anlandungen. Ferner werde von Besichtigungen vorsorglich abgesehen, weil sich die 142 Besatzungsmitglieder sonst anstecken könnten. Die Bedingungen für eine Fortsetzung der Mission seien somit nicht erfüllt gewesen, hieß es.
Covid-19: Corona-Ticker für Algarve und Alentejo
Albufeira: Das Sheraton-Hotel in der Kreisstadt hat nach Informationen der Kommunistischen Partei das Gehalt von 250 Mitarbeitern um zwei Drittel reduziert. Den Arbeitgebern der großen Hotels wirft die Partei vor, in den vergangenen Jahren beträchtliche Gewinne erzielt, die Löhne der Arbeitnehmer aber eingefroren zu haben. Nun werde die ernste Lage in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie genutzt, um die ohnehin geringen Arbeitseinkommen noch weiter zu senken, so der Vorwurfe der PCP Albufeira.
Silves: Auch die Verwaltung der ehemaligen maurischen Bezirkshauptstadt der Algarve hat Hilfen für die lokale Wirtschaft zugesagt. Dabei soll es sich vor allem um Erleichterungen bei Gebühren und Mieten für die Nutzung öffentlicher Flächen und Räumlichkeiten handeln. Abgesagt wurden die inzwischen die Konzerte der Reihe „Jazz auf Weingütern“ bis zur zweiten Hälfte April. Die Serie gehört zum Kulturprogramm 356 Algarve, das von den Einschränkungen im Veranstaltungsbereich seit März heftig betroffen ist.
Lagoa: Nach anderen Kommunen hat nun auch die Kreisstadt Lagoa damit begonnen, öffentliche Räume und Plätze zu desinfizieren. Es handele sich um ein zertifiziertes Biozid-Produkt, teilte die Stadtverwaltung mit. Die Maßnahme soll mindestens einen Monat lang dauern. Besonders im Fokus sind die Deckel und Griffe von Müllsammelbehältern, um das Kontaminationsrisiko wirksam zu vermindern.
Tavira: Im Schutz der Covid-19-Pandemie versuchen offenbar auch Rauschgiftschmuggler, unerkannt ihre Ware an die Algarve zu bringen. Doch die Polizei ist wachsam und konnte jetzt fast vier Tonnen Haschisch in Cabanas de Tavira beschlagnahmen. Die Küstenkontroll-Einheit der Republikanischen Nationalgarde GNR hatte zuvor zwei verdächtige Boote entdeckt, die sich dem Strand näherten, wo ein Lieferwagen für die Verladung der Drogen bereitstand. Die Besatzung des Autos konnte unerkannt flüchten. Nun übernimmt die Kriminalpolizei den Fall.
Update 19 Uhr:
Lagos: Die Kreisstadt an der West-Algarve reihte sich inzwischen in den Kreis derjenigen Kommunen ein, die Hilfsdienste für die von der Covid-19-Pandemie am stärksten betroffene Bevölkerung einrichtete. Die Services reichen von Hauslieferungen von Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs über psychologische Hilfe bis hin zur automatischen Verlängerung von Sozialhilfe zunächst bis August. Supermärkte, Metzgereien, Bäckereien, Apotheken, Restaurants mit Mitnahmeservice oder andere Geschäfte mit Lieferdiensten wurden gebeten, sich bei der Stadtverwaltung zu melden und ihre Unterstützung anzubieten. Werktags von 9 bis 17 Uhr können die Hotlines mit den Nummern 282 780 900, 282 771 700 und 282 771 775 angerufen werden. E‑Mails sollten Hilfesuchende richten an: expediente.geral@cm-lagos.pt,