Coronavirus: Italienreisende (16) an Algarve erkrankt – Deutsche Fußballerinnen im Algarve Cup-Endspiel gegen Italien
In Portugals wichtigster Tourismusregion, der Algarve, haben zwei bestätigte Fälle einer Coronavirus-Infektion zur Schließung erster öffentlicher Einrichtungen geführt. Eine 16-Jährige brachte den Virus vermutlich aus einem Karnevalsurlaub aus Italien mit. Das südeuropäische Land ist am Mittwoch der Endspiel-Gegner der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft beim Algarve-Cup in Parchal bei Portimão. Der regionale Tourismusverband RTA registriert bereits aktuelle Gruppenstornierungen aus den stark von der Epidemie betroffenen Regionen Italien und Asien. Rund 60 Prozent der Algarve-Hotels spüren schon einen Buchungsrückgang für den Hochsommer, so ihr Verband AHETA.
In Portimão mussten auf Anordnung der Behörden inzwischen zwei Schulen ihren Betrieb einstellen. Außerdem bleiben von diesem Montag an in der 56.000 Einwohner-Stadt an der West-Algarve vorsorglich auch sämtliche Kultur- und Sporteinrichtungen geschlossen. Öffentliche Veranstaltungen wurden von der Stadtverwaltung abgesagt oder verschoben. Betroffen sind neben Museum, Theater, Bibliothek und dem Veranstaltungszentrum Portimão Arena auch die Schwimmbäder und Sporthallen. Die Maßnahmen, die mindestens bis Monatsende wirksam bleiben, sollen dazu beitragen, die Lungenkrankheit Covid-19, hervorgerufen durch den neuen Coronavirus, einzudämmen.
Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa (71) hat sich wegen einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus in eine zweiwöchige Quarantäne begeben – ohne dass Symptome der neuen Lungenkrankheit vorlagen. Der Staatschef, der von zu Hause aus arbeitet, hatte in der vergangenen Woche Schüler aus Felgueiras in Nordportugal getroffen, deren Bildungseinrichtung später wegen eines Falls von Covid-19 geschlossen wurde.
Update 18 Uhr: Am Abend teilte das Präsidentenbüro mit, Ärzte hätten keine viralen Symptome bei dem seit vier Jahren an der Spitze des Staates Portugal stehenden Politikers entdeckt.
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Algarve-Uni lehnt Austauschstudierende ab
Die Universität der Algarve teilte am Montag mit, alle Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern würden verschoben. Ausgesetzt wurde im Rahmen eines Notfallplans auch die Annahme von Austauschstudierenden aus Europa, die im Rahmen des Erasmus Plus-Programms in Faro und Portimão studieren wollen. Eine Karrieremesse auf dem Campus wurde verschoben, die Aufstellung von Reinigungs- und Desinfektionsmittel-Gefäßen verstärkt.
Am Montagmorgen hatten die Gesundheitsbehörden in Portimão eine Grundschule schließen lassen, nachdem am Sonntag bereits eine Oberschule abgeriegelt worden war. Insgesamt müssen in der Algarve-Stadt Portimão im Moment rund 1.800 Schülerinnen und Schüler ohne Unterricht auskommen.
Grund für die Schulschließungen war die die Bestätigung einer Coronavirus-Infektion bei einer 16-jährigen Schülerin der Oberschule, deren ebenfalls infizierte Mutter als Lehrerin an der wenig entfernten Grundschule arbeitet. Mutter und Tochter werden in einem Lissaboner Krankenhaus behandelt. Zwei weitere Mitglieder der Familie, die in Italien Urlaub gemacht hatte, befinden sich zu Hause in Quarantäne und sind ohne Symptome. Das jetzt erkrankte 16-Jährige hatte sich nach dem Karnevalsurlaub beim Gesundheitsdienst als Italienreisende zu erkennen gegeben und war seit dem 27. Februar wieder in die Schule zurückgekehrt, wo sie täglich vom Gesundheitsdienst begleitet wurde, wie die Stadtverwaltung erklärte.
Montag: 39 Infizierte in Portugal registriert
Die beiden Fälle, die ersten im Süden des Landes, haben die Zahl der am Coronavirus erkrankten Menschen in Portugal auf 39 erhöht (Stand: 21 Uhr). Bei 339 Personen wird eine Infektion vermutet. Der Präsident des portugiesischen Fremdenverkehrsverbandes, Francisco Calheiros, erklärte am Montag, dass die von der Regierung in Lissabon bereitgestellte Kreditlinie von 100 Millionen Euro für diesen Bereich nicht ausreiche. Er erinnerte daran, dass der Sektor durch den Ausbruch des neuen Virus stark betroffen ist.
Laut João Soares, Algarve-Repräsentant des portugiesischen Hotelverbandes AHP, sind von den einsetzenden Stornierungen vor allem solche Hotels und Resorts betroffen, die hauptsächlich mit großen Reiseveranstaltern zusammenarbeiten. Wer viel mit einzelnen Kunden arbeite, leide derzeit nicht so sehr unter der Situation.
Jetzt blickt die Branche sorgenvoll auf den Monat April und Ostern. João Fernandes, Präsident des Verbands RTA, befürchtet schon, dass es in jenen Wochen weniger Nachfrage geben werde.
Deutschland gegen Italien: Kippt das Algarve-Cup-Endspiel am Mittwoch bei Portimāo?
In der Nähe von Portimão, in Parchal, soll die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft am Mittwoch, 11. März, das Finale des Algarve-Cups bestreiten. Gegnerinnen sind die Spielerinnen der Nationalelf von Italien…
Update 21 Uhr: Inzwischen bezeichnete der Arzt der deutschen Nationalmannschaft, Dr. Bernd Lasarzewski, das Risiko der Fußballerinnen beim Algarve-Cup als "extrem gering". Das Sportmagazin "Kicker" zitiert ihn mit diesen Worten:
"Die Italienerinnen haben ja – soweit ich informiert bin – auch alle Spielerinnen zu Hause gelassen, die mit Infizierten in Kontakt gestanden haben können. Ich sehe das mit den Italienerinnen jetzt entspannter als noch in der letzten Woche. Die Mannschaft ist ja seit acht Tagen separiert und nicht mehr im Risikogebiet Italien."
Lazarzewski betonte, allen sei klar, dass das Risiko "natürlich nicht auf Null" zurückgefahren werden können. Es seien aber "relative Sicherheiten eingebaut" worden, so dass das Risiko extrem gering sei. Der Mediziner spielte damit darauf an, dass die Spielerinnen unnötigen Körperkontakt wie Händeschütteln und In-den-Arm-Nehmen vermeiden. Falls ein Verdachtsfall auftauche, werde die entsprechende Person im Mannschaftshotel separiert.
Am späten Montagabend weitete Italiens Regierung die verhängten Sperrmaßnahmen auf das gesamte Land aus: Reisen und große Versammlungen sind nun nicht bloß im Norden (Lombardei und 14 Provinzen), sondern überall untersagt. Die Maßnahmen sollen am Dienstag in Kraft treten. Zuvor hatte die italienische Regierung bereits alle Ski-Anlagen des Landes schließen lassen. Die Provinz Südtirol erklärte die Skisaison für beendet an.
Portimāos Erstliga-Fußballklub setzt Spielbetrieb aus
Der Sportverein Portimonense – er spielt in Portugals erster Fußball-Liga – kündigte am Montag die "vorübergehende Aussetzung aller seiner Sportaktivitäten aus den verschiedenen Sektionen" an. Dies geschah als vorbeugende Maßnahme gegen die Ausweitung der Covid-19-Erkrankungen, wie es auf der Webseite heißt.