Por­tu­gal wegen Ölbohr­pro­jekt am Pranger

Negativauszeichnung für Portugals Plan, Öl- und Gasvorkommen in der Tiefsee vor der Alentejo-Küste zu erkunden: Das Netzwerk für Klimapolitik CAN-Europe sieht die Regierungslizenz für ein Ölbohrprojekt 45 Kilometer vor der Küste von Aljezur als „schlimmste Suvention für fossile Brennstoffe“ an. So reagiert die Region.
Ölbohrprojekt geplant 45 Kilometer vor der Küste Portugals bei AljezurÖlbohrprojekt geplant 45 Kilometer vor der Küste Portugals bei Aljezur

45 Kilometer vor diesem Küstenort Aljezur soll nach Öl- und Gas-Vorkommen gesucht werden. Foto: Jose Duarte

Anzeige
Mach mit: Tei­le die­sen Bei­trag mit Freunden!

Por­tu­gal hat für sei­nen Plan, Öl- und Gas­vor­kom­men in der Tief­see vor der Küs­te des Süd-Alen­te­jo und der Nord-Algar­ve zu erkun­den, einen Nega­tiv-Preis erhal­ten. Das Netz­werk für Kli­ma­po­li­tik CAN-Euro­pe setz­te die Regie­rungs­li­zenz für ein Ölbohr­pro­jekt 45 Kilo­me­ter vor der Küs­te von Alje­zur auf den ers­ten Platz einer Lis­te „schlimms­ter Suven­tio­nen für fos­si­le Brenn­stof­fe“. Polen kam auf Platz zwei, Spa­ni­en auf den drit­ten Rang. 

Auch Pro­jek­te aus Frank­reich, Ita­li­en, Nor­we­gen und Öster­reich waren zur Bewer­tung für den Euro­pean Fos­sil Fuel Sub­si­dies Awards 2018 nomi­niert. Die Abstim­mung hat­te vom 19. bis 13. März im Inter­net statt­ge­fun­den. Wir berich­te­ten dar­über in unse­rer Nach­richt „Aktio­nen gegen Ölbohr­plä­ne“.

 

Nach­ge­bau­te Nega­tiv-Gold­me­dail­le für eine Ölsuch-Lizenz, ver­ge­ben von der por­tu­gie­si­schen Gene­ral­di­rek­ti­on für natür­li­che Res­sour­cen. Foto: Zero

 

Die nega­ti­ve „Gold­me­dail­le“ wur­de am Mon­tag, 16. April, in Brüs­sel der por­tu­gie­si­schen Umwelt­schutz­or­ga­ni­sa­ti­on ZERO über­reicht. Genau an die­sem Tag ende­te in Por­tu­gal die öffent­li­che Kon­sul­ta­ti­on, deren Ergeb­nis­se wesent­lich dar­über ent­schei­den, ob für das Off­shore-Ölbohr­pro­jekt vor Alje­zur eine Umwelt­ver­träg­lich­keits­prü­fung vor­ge­nom­men wer­den soll.

 

Por­tu­gals Ölbohr­pro­jekt erhält nega­ti­ve „Gold­me­dail­le“

 

ZERO ist Teil des gut 140 Mit­glie­der aus mehr als 30 Län­dern umfas­sen­den Netz­werks. Die Orga­ni­sa­ti­on hat­te die Lizenz für das Kon­sor­ti­um GALP/ENI als por­tu­gie­si­sches Pro­jekt in die Abstim­mung ein­ge­bracht, die nun schon zum zwei­ten Mal statt­fand. Polen geriet wegen fort­ge­setz­ter För­de­rung ver­al­te­ter Koh­le­kraft­wer­ke auf Platz zwei der Nega­tiv­lis­te. Spa­ni­en kam wegen Koh­le­sub­ven­tio­nen und Blo­ckie­rung von Solar­strom­pro­duk­ti­on auf Rang drei. Einen „Son­der­preis“ erhielt die Euro­päi­sche Uni­on für die vier Mil­li­ar­den Euro teu­re För­de­rung von Maß­nah­men, die den Baus von Erd­gas­pipe­lines durch die Adria und durch gro­ße Tei­le der tür­ki­schen Pro­vinz Ana­to­li­en beinhalten.

Ziel des Pro­jekts ist es, die Öffent­lich­keit für staat­li­che Sub­ven­tio­nen an Unter­neh­men zu sen­si­bi­li­sie­ren, die an Inves­ti­tio­nen in die Explo­ra­ti­on und die Nut­zung von Koh­le, Erd­öl und Erd­gas inter­es­siert sind. Bei den Sub­ven­tio­nen kann es sich sowohl um finan­zi­el­le Anrei­ze han­deln als auch um Mecha­nis­men zur Erleich­te­rung des Zugangs zu Res­sour­cen. Kri­ti­siert wer­den mit dem Preis erheb­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Umwelt und Gesund­heit und die man­geln­de Bereit­schaft zur Bekämp­fung von Sub­ven­tio­nen und Klimawandel.

 

Ölbohr­pro­jekt von Kom­mu­nen und Ver­bän­den abgelehnt

 

So kari­kie­ren Umwelt­schüt­zer die Sub­ven­tio­nie­rung fos­si­ler Brenn­stof­fe durch Por­tu­gals Regie­rung. Gra­fik: ZERO

Die Regie­rung von Por­tu­gal hat­te die Lizenz für Boh­run­gen in tie­fen Gewäs­sern des Süd-Alen­te­jo und der Nord-Algar­ve für ein Gebiet erteilt, das sich durch hohe Arten­viel­falt aus­zeich­net. Die Regi­on ist auch ein tou­ris­ti­sches Ziel. Ent­spre­chend hef­tig ist die Ableh­nung des Ölbohr­pro­jekts durch Kom­mu­nen sowie dut­zen­de Wirt­schafts- und Umwelt­schutz-Ver­bän­de. Sie befürch­ten, dass die Lizenz für Pro­be­boh­run­gen eine Vor­stu­fe für die Gewäh­rung von Rech­ten zur For­schung, Explo­ra­ti­on, Gewin­nung und Ver­ar­bei­tung von Öl und Gas dar­stellt. Die­se Beden­ken gegen ein sol­ches Ölbohr­pro­jekt waren bereits in zwei öffent­li­chen Kon­sul­ta­tio­nen mit Bür­gern und Gemein­den zur Spra­che gebracht wor­den. Den­noch ver­län­ger­te die Regie­rung im Janu­ar 2018 den Kon­zes­si­ons­ver­trag für ein wei­te­res Jahr. Wir berich­te­ten in unse­rem Algar­ve News-Bei­trag „Frist für Öl-Pro­be­boh­run­gen ver­län­gert“.

Für ZERO weist das Ergeb­nis der Abstim­mung des euro­päi­schen Netz­werks für Kli­ma­po­li­tik dar­auf hin, „dass die Regie­rung die öffent­li­che Mei­nung igno­riert hat, die sich gegen die Explo­ra­ti­on und Aus­beu­tung von Öl und Gas in Por­tu­gal aus­sprach“, so Fran­cis­co Fer­rei­ra, der Prä­si­dent von ZERO. „Es ist inak­zep­ta­bel, dass die Regie­rung wei­ter­hin den Zugang natio­na­ler und aus­län­di­scher Ölge­sell­schaf­ten zur Explo­ra­ti­on und Aus­beu­tung von Öl und Gas an der por­tu­gie­si­schen Küs­te favo­ri­siert, wäh­rend das Land bis zum Jahr 2050 inter­na­tio­nal eine füh­ren­de Rol­le bei der Bekämp­fung des Kli­ma­wan­dels und der Errei­chung von CO2-Neu­tra­li­tät ein­neh­men will“, sag­te er.

 

ZERO: Ölbohr­pro­jekt erfor­dert Umweltverträglichkeits-Prüfung

 

ZERO for­dert wei­ter­hin, dass der por­tu­gie­si­sche Staat die Ener­gie­un­ter­neh­men zu einer Umwelt­ver­träg­lich­keits­prü­fung zwingt. Bei einem Ölbohr­pro­jekt zur Erfor­schung von Lager­stät­ten ist die­se nur dann obli­ga­to­risch, wenn dies das Ergeb­nis öffent­li­cher Kon­sul­ta­tio­nen ist. Trotz nega­ti­ver Aus­wir­kun­gen, die schon bei Pro­be­boh­run­gen ent­ste­hen kön­nen, ver­lan­gen weder das euro­päi­sche Recht noch das von Por­tu­gal sol­che Umweltverträglichkeits-Prüfungsverfahren.

Auch der Tou­ris­mus­ver­band RTA lehn­te erneut die Explo­ra­ti­on und Aus­beu­tung von Koh­len­was­ser­stof­fen vor Alje­zur ab. Fer­ner sei zunächst eine Umwelt­ver­träg­lich­keits­prü­fung der por­tu­gie­si­schen Umwelt­be­hör­de APA erfor­der­lich, hieß es in einer am Frei­tag, 12. April, ver­öf­fent­lich­ten Stel­lung­nah­me. Der Ver­band rief dazu auf, an der öffent­li­chen Kon­sul­ta­ti­on unter dem Stich­wort "San­to­la" auf der Inter­net­sei­te www.participa.pt teil­zu­neh­men. Sie läuft, wie wir bereits berich­te­ten, noch bis zum 16. April. So sol­le ver­hin­dert wer­den, "dass die­ses hoch umwelt­be­las­ten­de und gefähr­li­che Pro­jekt die Öko­sys­te­me und die Lebens­qua­li­tät in der Regi­on gefähr­det", sag­te Desi­dé­rio Sil­va, der RTA-Prä­si­dent. Er will am 11. Mai in die­ser Funk­ti­on wie­der­ge­wählt wer­den. Sein Stell­ver­tre­ter João Fer­nan­des ist von der Sozia­lis­ti­schen Par­tei zur Gegen­kan­di­da­tur auf­ge­for­dert worden.

Hans-Joachim Allgaier: Deutscher Journalist mit Know-how in Public Relations/Marketing/Corporate Communications - Portugal-/Algarve-/Alentejo-Liebhaber
Anzeige
Ähnliche Beiträge
Anzeige