In die Wohnungen der Süd-Portugiesen geschaut
Wie sehen die Wohnungen der Portugiesen am Südwestzipfel des europäischen Kontinents aus und wie richten sie ihre eigenen vier Wände ein? Diese Fragen hat ein großer Möbelkonzern untersucht, der gerade sein erstes Einrichtungshaus in Südportugal eröffnet hat. Der Autor konnte in einer kleinen Gruppe von Journalisten Einblick in die Forschungsergebnisse nehmen.
Wohnungen sind so unterschiedlich wie die Menschen, die in ihnen leben. Gewohnheiten, Lebensstile, bauliche Voraussetzungen und manche anderen Faktoren sorgen für regionale Besonderheiten. Zum Beispiel sind mit 73 Prozent fast drei Viertel der Familien an der Algarve Eigentümer ihrer Wohnung. Diese ist mit 106,68 Quadratmetern Fläche im Durchschnitt größer als etwa in Lissabon oder Porto.
Für Familien bedeutet das im portugiesischen Sonnenparadies einerseits mehr Komfort, andererseits aber auch proportional höhere Kosten für Möbel und Dekoration.
Die Sortimente der hier tätigen Handelsunternehmen stellen sich darauf ein. Angestrebt wird stets ein gutes Verhältnis von Preis und Leistung.
Nach den vorliegenden Untersuchungsergebnissen bei hiesigen Appartements sind 30 Prozent für zwei oder drei Personen ausgelegt und 23 Prozent für vier oder mehr. Von den Häusern ist jedes Vierte alleinstehend, wobei bei 22 Prozent der Fälle es sich um Doppelhaushälften handelt.
42 Prozent der Haushalte in Portugals Südküste weisen drei oder mehr Personen auf, ein Drittel sind Zwei-Personen-Haushalte und ein Viertel Single-Haushalte. Demnach spielen Kinder eine wichtige Rolle in den Wohnungen der Region. Jeweils rund ein Viertel der Familien hat Kinder im Alter von 0 bis 4, 5 bis 9, 10 bis 14 und 15 bis 19 Jahren.
Inhaltsverzeichnis
Mittelpunkt der Wohnungen: Wohn- und Ess-Zimmer
Wie in den meisten portugiesischen Wohnungen sind auch zwischen Vila Real de Santo António und Sagres in 61 Prozent der Haushalte Wohn- und Ess-Bereich integriert. Jedoch geben nur rund 35 Prozent der Befragten an, das Esszimmer auch regelmäßig zu nutzen. Die übrigen 65 Prozent machen davon nur gelegentlich Gebrauch und setzen ihn meistens ein, wenn sie Gäste empfangen.
Das Wohnzimmer hingegen wird vielfältig genutzt – für Entspannung, Fernsehen, Video-Spiele und fürs Lesen und als Ort, in dem man die Freizeit mit Familie und Freunden verbringt. Deshalb gibt es in Algarve-Haushalten auch mehr Sofas in Wohn- und Esszimmern, meistens Dreisitzer in dunkelfarbigem Kunstleder.
40 Prozent der Befragten servieren Gästen das Essen im Wohnzimmer, mehr als die Hälfte sitzt dabei nicht auf einem Sofa.
Hier eine Liste von Gegenständen, die am häufigsten in den Wohnzimmern der Region zu finden sind:
Im Wohnzimmer sind vorhanden | Anteil der Befragten |
Bilderrahmen und Fotos | 80 Prozent |
Malereien und Zeichnungen | 78 Prozent |
Bücher | 56 Prozent |
DVDs, CDs | 50 Prozent |
Zeitschriften | 43 Prozent |
Küchen-Textilien | 42 Prozent |
Geschirr, Besteck | 38 Prozent |
Wichtige Dokumente | 29 Prozent |
Zentrum des Beisammenseins: Die Küche
Wie der Konzern bei seiner Marktforschung in Portugals Süden herausfand, nehmen die meisten Familien ihre Mahlzeiten in der Küche ein. In 81 Prozent der hiesigen Haushalte ist der Küchentisch mehr als einen Meter lang. Dabei kommen im Landesdurchschnitt gerade mal 62 Prozent der portugiesischen Haushalte auf einen solchen Wert. Ähnlich hoch ist der Anteil derer, die eine Kühl-/Gefrier-Kombination in der Küche stehen haben: 87 Prozent.
Knapp drei Viertel der Bevölkerung kocht jeden Tag zuhause, verbringt also beträchtliche Zeit in diesem Teil der Wohnung: zweieinhalb Stunden an Wochentagen und fast drei Stunden an Wochenenden.
Aber die Zubereitung von Speisen und Getränken ist längst nicht alles, was in den Küchen des Sonnenparadieses passiert. 51 Prozent der Befragten führen hier ihre Gespräche, 28 Prozent sehen beim Essen fern, 19 Prozent empfangen in der Küche ihre Gäste, 11 Prozent erledigen hier ihre Hausaufgaben und 10 Prozent arbeiten von hier aus.
Stauraum Diele
In der erforschten Region haben nur 68 Prozent der Haushalte eine Diele als Eingangsbereich. Dabei ist sie sehr klein mit gerade mal 3,46 Quadratmeter im Durchschnitt. Das verlangt geradezu nach Kleinmöbeln und Dekorationsartikeln, die diesem Raum fürs Kommen und Gehen eine freundliche Stimmung geben.
Vor allem auf gutes Licht wird Wert gelegt: Zwei Drittel der Befragten bevorzugen Leuchtkörper mit hoher Energie-Effizienz. 22 Prozent dekorieren die Diele mit künstlichen, 16 Prozent mit lebenden Pflanzen und Blumen, so der Bericht.
Hell und gemütlich: Schlaf- und Kinder-Zimmer
Der Raum, in dem der Tag beginnt und endet, wird von fast zwei Dritteln fürs Schlafen genutzt, von 45 Prozent aber auch fürs Lesen und von 43 Prozent zum Fernsehen. In Algarve-Schlafzimmern, so die Forscher, sind vorwiegend dunkle Hölzer anzutreffen.
In fast zwei Dritteln der Fälle hat das Schlafzimmer ein Fenster in der Mitte der Außenwand. 31 Prozent der Schlafzimmer haben ein Balkon- oder Terrassen-Fenster.
Fast alle Kinder in den untersuchten Haushalten (96 Prozent) leben in einem eigenen Zimmer der elterlichen Wohnung, das im Durchschnitt 11,6 Quadratmeter groß ist. Auffällig ist, das in Kinderzimmern des südlichen Portugals weniger Fernseher und Spielekonsolen stehen als im Rest des Landes.
Weil die Kinder gern auf dem Boden spielen, kommt es besonders auf die Ausstattung mit Teppichen an. Auch bei der Farbauswahl weisen die Kinderzimmermöbel weisen fast alle Farben auf. Von Blau bis Pink ist alles dabei, aber auch neutralere Töne wie Beige oder Grau sind zu finden.
Diese Dinge sind in den südlichsten Kinderzimmern Portugals am häufigsten anzutreffen:
Im Kinderzimmer sind vorhanden | Anteil der Befragten |
Teppich(e) | 67 Prozent |
Einzelbett | 54 Prozent |
Kommoden | 51 Prozent |
Garderobe | 48 Prozent |
Schreibtisch | 47 Prozent |
Bücherregale | 40 Prozent |
Computer | 27 Prozent |
Fernseher | 26 Prozent |
Spiele-Konsole | 5 Prozent |
Ein Zentrum der Ruhe: Das portugiesische Badezimmer
Im Badezimmer wird das meiste Wasser eines Haushalts verbraucht. Aber laut der Untersuchung sind nur 18 Prozent der Wasserhähne in der von Faro aus verwalteten Region mit einer Wassersparvorrichtung versehen. Eine solche Vorrichtung reduziert den Druck des durchfließenden Wassers und hilft so dabei die Verbrauchskosten zu senken.
Im Durchschnitt sind die Badezimmer in Südportugal 7,31 Quadratmeter klein, neben der Toilette meistens ausgestattet mit einem einzelnen Waschbecken, einem Bidet (82 Prozent) und einer Badewanne (77 Prozent). Lediglich 23 Prozent der Algarve-Badezimmer weisen eine Duschkabine auf.
Interessanter Nebenaspekt bei den Forschungsresultaten: Nur elf Prozent der Bewohner im Süden des Landes geben an, im Badezimmer ihr Mobiltelefon oder ihren Tablet-PC zu nutzen. Im Vergleich dazu sind es in ganz Portugal immerhin 23 Prozent.
Naturverbunden: Balkon und Terrasse
An der Algarve, so der Bericht, haben 44 Prozent der Wohnungen Balkone – mehr als im übrigen Land. Diese können ganzjährig genutzt werden; ein wichtiger Unterschied zu anderen Regionen Portugals. Oft wird dieser Freizeitbereich auch fürs Wäschetrocknen eingesetzt, statt dafür ein Elektrogerät zu betreiben. Auf 27 Prozent der offenen Balkone stehen Stühle, auf 14 Prozent kleine Esstischchen.
Einen geschlossenen Balkon besitzen 14 Prozent der in der Studie analysierten Wohnungen. In fast zwei Dritteln der Fälle wird er als Stauraum genutzt und in zwölf Prozent als Arbeitsraum. Als ein besonderes Charakteristikum von Balkonen der Region sehen die Experten an, dass fast jeder eine Art Hängevorrichtung besitzt, damit die Bewohner die Sonnenstunden ausnutzen können.
An Portugals sonniger Südküste nutzt aber auch immerhin ein Prozent der Befragten den Balkon für Arbeitszwecke.
Gut ein Fünftel der Wohnungen zwischen dem Grenzfluss Guadiana im Osten und dem Cabo de São Vicente im Westen hat sogar auch eine Terrasse. Und hier wird dann meist auch gegrillt, im Freien gespeist oder sie dient als Stauraum für Gartengeräte.