(Von Nada Mandelbaum) Ganz sang- und klanglos hat sich das Jahr 2021 verabschiedet… Mit Animationen von Virusvarianten und Bildern von Impfnadeln in menschlichen Oberarmen. Dabei ist unser Leben doch so viel mehr als eine momentane, vorübergehende Pandemie und ihre Folgen. Klar, der Staat muss seine Bürger schützen, aber die Menschen sollten sich nicht nur von den aktuellen Dramen beirren lassen, sondern sehen, was abseits der Pandemie noch zu erfahren und zu erleben ist.
Dazu geben Museen und Galerien einen wirklichen entspannenden Einblick in friedlicher und gelöster Atmosphäre, Neues oder bisher Verborgenes aufzunehmen. So ist zum Beispiel bemerkenswert, dass der Besucherstrom von Touristen ins Centro Cultural de Belem als das Vorzeige-Museum Lissabons oder in das Jeronimo Kloster als daneben befindlicher Zeuge lang vergangener Zeiten, sowie auf die Pasteis de Natas in der Pastelaria de Belém, auch in der Pandemie nicht abreißt. Aber, wie viele Menschen gehen wirklich auf Entdeckungsreise durch die Stadt Lisboa und sehen, welche Überraschungen dort auf sie warten.
Auf dem Weg nach Belém, mit der Straßenbahn oder mit dem Bus am Tejo entlang, auf der Avenida da India kurz vor dem Museu de Electricidade befindet sich z.B. auf der rechten Seite die gleichnamige "Galeria da India" in einem türkisfarbenen Gebäude, wo es derzeit eine ausgesprochen interessante und bereichernde Ausstellung zu sehen gibt. Sie erzählt von Ernesto de Sousa (1921–1987), einem Zeitgenossen des deutschen Künstlers Joseph Beuys (1921–1986), (beider 100-jähriges Gedenken wurde im vergangenen Jahr gefeiert), der von den 1960er Jahren an als „…produktiver, multidisziplinärer Künstler Synergien förderte und vor allem die internationalen Kunstbewegungen, da besonders die Fluxus Bewegung mit seinen Protagonisten Robert Filhou auch Wolf Vostell“, sein späterer Freund, in Portugal bekannt machte.
Besonders sehenswert ist Ernesto de Sousas Film „Dom Roberto“, ein Film über die Liebesgeschichte eines Puppenspielers in den 1950er Jahren, worin sehr genau die Lebensumstände der einfachen Menschen in der Hauptstadt charakterisiert werden. In den Jahren 1980, 1982 und 1984 wurde er Kommissar der portugiesischen Vertretung bei der Biennale in Venedig. Die aktuellen Ausstellungen in der „Galerie Avenida de India“ sowie in der städtischen „Galerie Quadrum“ bieten einen weiten und intensiven Überblick Ernesto de Sousa´s Werk und den Einfluss, den er auf andere gehabt hat. Auch bemerkenswert sind die zu seinem Werk gezeigten Arbeiten heute eingeladener junger Künstler, die die reichhaltigen Dokumente, Fotos, Filme und Videos ästhetisch ergänzen. Beide Ausstellungen können bis zum 27.2.2022 täglich besucht werden. Der Besucher und begeisterte Portugal-Liebhaber bekommt so einen vertieften und lebendigen Blick in Portugals früheres Kulturleben.