Algarve-Hotels sprechen von "Alptraum" – jetzt 25 Covid-19-Fälle
Am Donnerstag, 19. März, ist die Zahl der bestätigten Covid-19-Fälle an der Algarve auf 25 und in ganz Portugal, das sich im Ausnahmezustand befindet, auf 785 angestiegen. Das meldete die Generaldirektion Gesundheit am Mittag. Über die Auswirkungen des Notstands berichtet Algarve für Entdecker separat. Der Hotelverband der Algarve sprach unterdessen von einem "Alptraum" für Portugals wichtigste Tourismusregion.
Laut Regierungsangaben ist ein weiterer Toter in Portugal zu beklagen – der dritte seit Ausbruch der Pandemie. Der Mann stammt aus der Region Coimbra im Zentrum des Landes.
Mit zwei Fällen gleich geblieben gegenüber dem Vortag ist die Zahl der Erkrankungen im Alentejo. Im gesamten Land gibt es außer den drei bislang Genesenen keine weiteren Entlassungen aus Krankenhäusern. Für die Stadt Ovar gilt seit Donnersstag wegen der zahlreichen Coronainfektionender der Katastrophenzustand. Der Ort ist komplett abgeriegelt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 89 Covid-19-Erkrankte in Portugals Krankenhäusern
- 2 Online-Portal der Regierung informiert Ausländer in 19 Sprachen
- 3 Covid-19-Ausbreitung in Portugal genauso schnell wie in anderen Ländern Europas
- 4 Cyber-Kriminelle nutzen Covid-19 aus, Airlines reduzieren Flüge
- 5 TUI: "Größte Rückholaktion unserer Geschichte"
- 6 Ausgewählte Kurzinformationen zur Covid-19-Lage an der Algarve und im Alentejo
89 Covid-19-Erkrankte in Portugals Krankenhäusern
In den Spitälern Portugals sind 89 der gemeldeten 785 Kranken untergebracht. 20 davon befinden sich auf einer Intensivstation. In beiden Fällen hat sich die Zahl gegenüber dem Vortag nicht erhöht. Auf Ergebnisse ihrer Labortests warten derzeit 488 Personen in Portugal.
Nach wie vor werden im Norden des Landes die meisten bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus registriert (381), gefolgt von der Hauptstadtregion Lissabon mit dem Tejo-Tal (278), dem Zentrum Portugals (86), der Algarve (25), den Azoren (3), dem Alentejo (2) und der Insel Madeira (1).
Neun Fälle in Portugal haben nach amtlichen Angaben ihren Ursprung offensichtlich im Ausland. Von den importierten Fällen kam je einer aus Deutschland, Österreich, Andorra, Belgien, Großbritannien und Iran, 23 aus Spanien, 16 aus Frankreich, 17 aus Italien, acht aus der Schweiz und zwei aus den Niederlanden,
8,091 Personen befinden sich in Portugal derzeit unter medizinischer Aufsicht. Seit Jahresbeginn wurden 6.061 Verdachtsfälle ausgewertet. Danach traten 24 aktive Übertragungsketten auf.
Online-Portal der Regierung informiert Ausländer in 19 Sprachen
Portugal hat unterdessen ein zentrales Online-Portal #EstamosOn geschaffen, das in portugiesischer Sprache umfassende Informationen bereithält über Zahlen, Daten, Fakten und Maßnahmen zur Covid-19-Pandemie im Lande. Auch Hinweise zur Situation von Ausländern sind verfügbar, unter anderem mit Tipps in 19 Sprachen zur medizinischen Versorgung und zur Lebensmittel-Beschaffung.
Die Informationen im Portal werden laufend aktualisiert, darunter auch eine Liste mit häufig gestellten Fragen und den dazu gehörenden Antworten.
Covid-19-Ausbreitung in Portugal genauso schnell wie in anderen Ländern Europas
Laut einer Studie der Nationalen Schule für Öffentliche Gesundheit (ENSP) ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus in Portugal sehr hoch. Derzeit zeigten mathematische Modell, dass aber auch viele andere Länder des Kontinents exponentiell ansteigende Fallzahlen aufwiesen.
"Die portugiesische Kurve folgt in ihrer Größenordnung dem gleichen Pfad, verglichen mit denselben Zeiträumen in anderen Länderm". ENSP-Leiterin Carla Nunes
In der gleichen Zeit, in der in Italien 100 Fälle aufträten, gebe es in Portugal derzeit sieben, in Großbritannien 130 und in Spanien 30 neue registrierte Infektionen. Die mathematische Analyse erlaube mit 95 Prozentiger Sicherheit Vorhersagen für die künftige Entwicklung.
Deshalb ist es laut der Expertin so wichtig, die Übertragungsrate durch Minimierung der sozialen Kontakte zu senken.
"Im Vergleich zu anderen Ländern hat Portugal bereits früher Maßnahmen zur Förderung der sozialen Isolation ergriffen. Gemäß Medienberichten werden sie offenbar von der portugiesischen Bevölkerung gut angenommen".
Nunes erinnerte aber auch daran, dass solche Einschränkungen bereits in anderen Ländern getroffen wurden und Auswirkungen derzeit noch nicht beobachtet wurden. Selbst in anderen Ländern wie Italien und Spanien, die bereits viel strengere Maßnahmen ergriffen hätten, gibt es laut der ENSP-Direktorin noch keine "wirksame oder unbestreitbare Verlangsamung".
Cyber-Kriminelle nutzen Covid-19 aus, Airlines reduzieren Flüge
Das portugiesische Zentrum für Cybersicherheit (CNCS) warnte unterdessen vor Kriminellen, welche die Covid-19-Krise nutzten, um ihr Unwesen zu treiben. So riet sie dringend von der Nutzung der App "COVID-19 Tracker" ab.
Nach Angaben der Behörde werden Personen nach dem Herunterladen aufs Smartphone gezwungen, ein Lösegeld in der virtuellen Währung Bitcoin zu zahlen, um das Telefon wieder freizuschalten. Solche und ähnliche Machenschaften würden unter dem Deckmantel angeblicher Aktivitäten internationaler Institutionen, aber auch unter dem betrügerischen Vorwand von Spendensammlungen und im Zusammenhang mit Angeboten angeblicher Echtzeit-Informationen über die Verbreitung der Pandemie unternommen.
Die Fluggesellschaft TAP Air Portugal und die irische Billigflugline Ryanair präzisierten am Freitag, wie sie ihren Flugbetrieb reduzieren. TAP wird vom 23. März an nicht mehr 90, sondern nur noch 15 Airports anfliegen. Ryanair will ab 24. März nur noch wesentliche Flüge nach Großbritannien und Irland durchführen. Ähnlich drastische Maßnahmen kündigte auch das britische Low cost-Unternehmen EasyJet an. Die Airline SATA bedient nicht mehr die Flugverbindungen mit und zwischen den Azoren-Inseln. Ausgenommen sind Fracht- und Notfall-Flüge, die separat genehmigt werden müssen. Lufthansa will bis 19. April nur noch fünf Prozent ihrer Linienflüge aufrechterhalten. 700 seiner 763 Flugzeuge lässt der Konzern nach Ankündigung am Freitag vorübergehend am Boden. Für die Rückführung von Passagieren nach Deutschland beitet das Unternehmen Sonderflüge an.
TUI: "Größte Rückholaktion unserer Geschichte"
TUI Deutschland entschied am Freitag, das weltweite Reiseprogramm bis einschließlich 23. April auszusetzen. Damit soll den Urlaubern Planungssicherheit für die Osterferien gegeben werden. Touristen, deren TUI-Reise in diesen Zeitraum fällt, werden aktiv informiert. Deutschlands führender Reiseveranstalter bat vorsorglich um Verständnis für mögliche zeitliche Verzögerungen, da die Vielzahl der Reisebuchungen nach Abreisedatum bearbeitet werden.
„Im Moment arbeiten wir rund um die Uhr daran, alle Urlauber wieder sicher und zuverlässig nach Hause zu bringen“, so Marek Andryszak, Vorsitzender der TUI Deutschland Geschäftsführung. Nach seinen Worten starten bis zu 40 TUI fly-Flüge täglich mit Urlaubern aus Ägypten, Spanien, Madeira und den Kapverden. TUI fly sei auch Teil der Gemeinschaftsaktion der Bundesregierung und werde Freitagnacht mit Sonderflügen Gäste aus Marokko nach Hause holen. „Das ist die größte Rückholaktion in unserer Unternehmensgeschichte. Mit über 350 Flügen bringen wir seit Sonntag mehrere Zehntausend deutsche Gäste zurück“, betonte Marek Andryszak. Konzernweit sind bis zum 25. März insgesamt über 260 Flüge allein aus Spanien und Ägypten geplant.
Ausgewählte Kurzinformationen zur Covid-19-Lage an der Algarve und im Alentejo
Albufeira: Der regionale Hotelverband AHETA beschrieb die Situation am Freitag als "Alptraum". Präsident Elidérico Viegas foderte, die angekündigten Unterstützungsmaßnahmen für die Wirtschaft schnell anlaufen zu lassen und die Fristen zu verlängern. Die Hotels und touristischen Einrichtungen an der Südküste Portugals machten nun "eine beispiellose Krise" durch, deren Ende nicht absehbar sei. Zusätzlich zu den beschlossenen Hilfsmaßnahmen solle die Regierung in Lissabon die Zahlung von Steuern, Gebühren und Sozialbeiträgen für sechs Monate aussetzen.
Faro: Die heimliche Hauptstadt des Bezirks Algarve startete eine Aktion "Sind Sie ein solidarischer Nachbar?" Jeder Bürger wird damit eingeladen, Nachbarn zu fragen, ob sie etwas zum Einkaufen benötigen. Partner sind die Wohnungsbaugesellschaften der Stadt. Besonders geht es um die Versorgung der Hauptrisikogruppen, also vor allem älterer, allein lebender Personen und chronisch Kranker. Die Stadtverwaltung wird mit Hilfe von Taxifahrern Grundnahrungsmittel nach Hause liefern.
Die Hotline des regionalen Gesundheitsdienstes, die Linha SNS 24, wird ab Freitagabend, 18 Uhr, mit einem weiteren Callcenter in Faro an der Algarve verstärkt. 60 Personen nehmen dort Anrufe entgegen.
Olhão: Die Fischereihafenstadt im Osten der Algarve stellte praktisch alle Dienstleistungen mit Publikumsverkehr ein. Bürger sind nun auf Telefon und E‑Mail angewiesen, um mit den Mitarbeitenden der Stadtverwaltung in Kontakt zu treten. Wer keine dringenden Verwaltungsdienstleistungen erbringt, wurde für 15 Tage nach Hause geschickt, um dort Telearbeit zu verrichten. Ein Notdienst ist gewährleistet.
Loulé: Die Handelsstadt im Zentrum der Algarve sagte die traditionellen Osterfeierlichkeiten Festas Pequena e Grande da Mãe Soberana ab. Der Pfarrer der Stadt, Pater Carlos Aquino, hatte zuvor mit dem Pfarrgemeinderat, dem Stadtrat und der Diözese darüber beraten. Trotzdem soll am Ostersonntag, 12. April, das Bild der Muttergottes von der Ermida, der kleinsten Kapelle, zum gleich gegenüber gelegenen Santuário gebracht werden. Dort steht sie für 15 Tage im Zentrum des religiösen Programms.