Wie können sich Algarve-Touristen und ‑Einwohner auf den angekündigten Streik der portugiesischen Fernfahrer einstellen, der ab Montag, den 12. August, auch die Belieferung der Tankstellen beeinträchtigen könnte? Hier die zehn wichtigsten Informationen und Tipps im Überblick.
Zunächst gilt es zur Lage (Stand: Donnerstagnachmittag, 8. August) folgendes festzuhalten:
- Die portugiesische Regierung hat am Mittwoch den "Energie-Notstand" ausgerufen. Per Verordnung wurde festgelegt, wie umfangreich die Treibstoff-Versorgung im Lande trotz eines Streiks aussehen muss. Die verpflichtenden Mindestleistungen für die Belieferung der Tankstellen hob Lissabon gegenüber den bisher gültigen Werten um zehn Prozent an und staffelte sie zwischen 50 und 100 Prozent des normalen Bedarfs (Details weiter unten).
- Das Kabinett begründete seinen Schritt mit "der Natur des Verkehrssektors" und der Tatsache, dass der Streik "in einer sensiblen Jahreszeit" angekündigt sei – sowohl wegen der vielen Touristen in der Ferienzeit als auch der höheren Gefahr von Waldbränden. Ein Streik werde "sehr große Auswirkungen" auf das Leben der Menschen und das Funktionieren der Wirtschaft haben. Das Streikrecht werde durch die Notfall-Verordnung nicht in Frage gestellt, sagte Arbeitsminister Vieira da Silva.
- Dennoch hat die Gewerkschaft der Gefahrgutfahrer SMMP dagegen Klage beim Verwaltungsgericht Lissabon eingereicht. Sie will auch Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen Verletzung des Streikrechts einlegen.
- Unabhängig davon will SMMP am Samstag auf einer Urabstimmung endgültig über die für Montag geplanten Aktionen der gewerkschaftlich organisierten Gefahrtgutfahrer und verbündeter Fernfahrer-Gewerkschaften entscheiden.
- Der Arbeitgeberverband ANTRAM forderte die Gewerkschaft der Gefahrtgutfahrer auf, von ihrem Streikbeschluss für den 12. August zurückzutreten und den Ausstand abzusagen, weil er ein nicht zu rechtfertigender Fehler sei. Sprecher André Matias de Almeida forderte die Gewerkschaft auf, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Verordnung der Regierung zur Heraufsetzung der Mindestversorgung nannte er einen sozial verantwortlichen Schritt. Einer juristischen Anfechtung der Maßnahme vor Gericht räumt ANTRAM keine Erfolgaussicht ein. Mit einer anderen Fernfahrer-Gewerkschaft, der FECTRANS, stünden die Verhandlungen bald vor einem guten Abschluss".
Update 8. August, 16:00 Uhr: Unterdessen beschloss die Stadtverwaltung von Mafra den lokalen "Alarmzustand". Seit Mittwoch, 17 Uhr, ist die höchszulässige Tankmenge für Personenwagen auf 25 Liter Benzin oder Diesel beschränkt, für Schwerfahrzeuge auf 100 Liter Diesel, Agrardiesel oder Benzin. Zusammen mit dem Katastrophenschutz rief die Kommune die Bevölkerung zu "moderatem Kraftstoffverbrauch" auf. Aktivitäten, die den Verbrauch fossiler Brennstoffe erfordern, sollten, wenn nicht unbedingt nötig, vermieden werden. Der Verkauf von Kraftstoffen in Kanistern wurde untersagt.
Algarve-Fahrer und andere Portugal-Reisende werden garantiert mit Kraftstoff versorgt
Und das sind die Versorgungsleistungen, welche im Fall eines Streiks neuerdings mindestens garantiert sein müssen:
100 Prozent der normalen Treibstoffmengen für die Versorgung von Häfen, Flughäfen und Flugplätzen, militärischen Einrichtungen, Katastrophenschutz, Feuerwehr, Sicherheitskräfte, Medikamenten-Transport, Verteilung verderblicher Lebensmittel und wesentlicher Güter für den Betrieb von Krankenhäusern und Gesundheitszentren.
75 Prozent der normalen Treibstoffmengen für den öffentlichen Personenverkehr sowie für die Lieferung lebenswichtige Güter für Haftanstalten, Heime und Aufnahmezentren, ebenso für die Verteilung von Lebensmitteln und Dingen des Grundbedarfs sowie Tierfutter für landwirtschaftliche Betriebe
50 Prozent der normalen Treibstoffmengen für Tankstellen, die Endverbraucher versorgen. Die Höchstmenge für jeden Tankvorgang ist im Notfall-Netz REPA mit 15 Litern festgelegt.
Zehn Tipps für Algarve-Fahrer und Portugal-Reisende (Update 17:30 Uhr)
Hier zehn Ratschläge, wie Sie sich auf die Situation einstellen und was Sie beachten sollten:
1. Da unklar ist, ob der Streik in letzter Minute noch abgesagt wird oder tatsächlich stattfindet, ist es klug, zuvor den Tank aufzufüllen – je früher desto besser. Verwenden Sie sicherheitshalber ihr Auto nur für wichtige Fahrten und fahren Sie verbrauchseffizient. Es gibt Navigationsgeräte, die Ihnen für längere Fahrten den Verbrauch kalkulieren.
2. Weichen Sie, wo immer möglich, auf öffentliche Verkehrsmittel aus, denn diese sind in die Mindestversorgung mit Treibstoffen während Streiks einbezogen. Oder bilden Sie Fahrgemeinschaften bzw. nutzen Sie Car Sharing-Dienste, die mit Elektrofahrzeugen operieren.
3. Versuchen Sie möglichst, berufliches Pendeln zu vermeiden. Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber ggf. über die Erlaubnis, von zu Hause aus arbeiten zu dürfen. Ansonsten können Sie sich während des Streiks vielleicht Urlaub nehmen oder Überstunden mit Freizeit ausgleichen.
4. Auch sich einen Lebensmittel- und Arzneimittel-Vorrat anzuschaffen, kann nicht schaden. Auf jeden Fall wird die Logistik in ganz Portugal im Falle eines Streiks beeinträchtigt sein. Kaufen Sie am besten Lebensmittel mit einer längeren Haltbarkeit ein, auch Tiefkühl-Fleisch und ‑Gemüse. Ratsam ist, Frischeprodukte wie Gemüse und Obst als erstes zu verbrauchen, damit sie nicht verderben. Falls Sie neue Medikamente benötigen, die sie rund um die Streiktage einnehmen müssen, sorgen Sie besser noch vor dem Wochenende für einen Vorrat.
5. Informieren Sie sich über das Netz der Notfall-Tankstellen (REPA und REPA-SOS), die auch bei einem Streik auf jeden Fall beliefert werden müssen. Sie können sich dieses Netz sich auf der Webseite der nationalen Behörde für den Energie-Sektor (ENSE) anzeigen lassen. Klicken Sie dort auf den Menupunkt Rede de Emergências und hier auf das pdf-Dokument Postos de Abastecimentos Exclusivos e Não Exclusivos. Wenn Sie das Dokument herunterladen uns ausdrucken, können Sie für den Algarve-Bezirk, also Faro, den Standort der 22 Tankstellen erkennen, die für die Mindest-Grundversorgung der Bevölkerung bestimmt sind. Sie können sich die Lage der Tankstellen auch auf einer Karte anzeigen lassen, die wir hier für Sie noch einmal zeigen.
Hier die Standorte der Notfall-Tankstellen in alphabetischer Sortierung der Ortsnamen in elf von 16 Landkreisen:
Albufeira: Repsol (Sítio Bolota) und Intermarché (Vale Serves Ferreiras)
Aljezur: Galp (an der N 120, nähe Feurwehr)
Faro: Jumbo (Avenida Cidade Hayward in Sé), Cepsa (am Flughafen-Kreisel) und an der N 125 (Patacão)
Lagoa: Jumbo (an der N 125, Quinta da Bem Posta)
Lagos: Intermarché ( Ameijeira Verde, Pedra Alçada), Galp (an der N 120 bei São Sebastião)
Loulé: BP (Avenida de Ceuta, Quarteira), Galp (an der Autobahn A 22 und an der Avenida João Pires Meireles
Olhão: Repsol (an der N 125 in Brancanes)
Portimão: an der N 125 (Rua São Pedro), Galp (Avenida 6, Urbanização Alto do Quintão)
Silves: Galp (an der N 125 und an der N 124), Intermarché (Rua João de Deus in São Bartolomeu de Messines)
Tavira: Cepsa (an der N 397 bei Cachopo), Galp (an der N 125, São Pedro), Prio (Rua Almirante Candido dos Reis Nr. 245)
Vila Real de Santo António: Intermarché (Largo da Estação)
6. Sie können sich auch die Navigations-App WAZE (in Apples App-Store oder bei Google Play) herunterladen, die Ihnen unterwegs anzeigt, welche der 374 Tankstellen in ganz Portugal, die für die Notversorgung im Streikfall auf jeden Fall gerüstet sind, Ihnen gerade am nächsten liegt. Es handelt sich um 320 Stationen für die breite Öffentlichkeit und 54 Stationen für die prioritäre Versorgung von wichtigen öffentlichen Diensten.
7. Beachten Sie, dass die Tankstellen des Notfall-Netzes unterschiedlich gekennzeichnet sind. An Tankstellen mit dem Schild REPA kann jeder Autofahrer tanken, maximal jedoch 15 Liter pro Vorgang. Das Schild REPA-SOS tragen Tankstellen, die für die prioritäre Versorgung von Einsatzfahrzeugen reserviert sind. Dort bekommen nur Fahrzeuge von Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz und anderen Rettungs- und Sicherheitsdiensten Treibstoff – allerdings in unbegrenzter Menge.
8. Sollten Sie bei einem Streik Benzin oder Diesel auch an einer "normalen" Tankstelle, also außerhalb des REPA-Notfallnetzes, bekommen, ist dort im Fall des erklärten Energie-Notstands nur eine Höchstmenge von 25 Litern pro Tankvorgang erlaubt.
9. Wenn Sie Kraftstoff einlagern wollen, achten Sie bitte darauf, dass die Menge in Portugal auf zehn Liter pro Person begrenzt ist und jeweils nur zugelassene Benzinkanister mit einem maximalem Volumen von 60 Litern verwendet werden dürfen. Sie dürfen flüssigen Treibstoff wegen der Brandgefahr nicht in Gebäuden lagern. Bei Nichtbeachtung drohen in Portugal Geldstrafen zwischen 275 und 2.750 Euro bei Einzelpersonen und bis zum Zehnfachen davon bei Firmen.
10. Um herauszufinden, ob an einer Tankstelle in Ihrer Nähe die von Ihnen benötigte Kraftstoffart momentan tatsächlich überhaupt verfügbar ist, können Sie die Internetseite "Já não dá para abastecer" (übersetzt etwa: Hier kannst du nicht mehr tanken) befragen. Hier haben Digitalexperten der Initiative VOST verfügbare und gemeldet aktuelle Informationen zu den Kraftstoffen zusammengetragen und bieten diese übersichtlich dar. Die Sprache der Webseite ist Portugiesisch aber viele Grafiken und Funktionen sind selbsterklärend.
Bereits am Mittwoch waren wir in Zusammenhang mit der Streikankündigung der Flugbegleiter von Ryanair für die Zeit vom 21. bis 25. August auch auf die Situation vor dem Fernfahrer-Streik in Portugal eingegangen – in unserem Artikel "Ryanair schließ Algarve-Basis in Faro".