Die Winzer der Algarve wollen nicht nur ihre einheimische Traubensorte für Rotwein fördern, sondern auch andere, für Weißwein wichtige. Damit sowie mit verstärkter Qualitätspflege und einem neuen einheitlichen Gütesiegel möchten die Weingüter auf dem Weg zur Anerkennung als Hersteller bester portugiesischer Tropfen vorankommen.
Verkündet wurde diese Richtungsentscheidung von Sara Silva, der neuen Präsidenten des Winzerverbands CVA (Comissão Vitivinícola do Algarve). Die neue Chefin der regionalen Wein-Kommission ist in Porto geboren worden, 34 Jahre jung und leitete zehn Jahre lang das CVA-Qualitätsmanagement. Die Generalversammlung wählte sie am Mittwoch, 17. April, zur Nachfolgerin von Carlos Gracias. Er wurde jetzt nicht mehr in den Vorstand berufen. Diesem gehören außer Silva noch Edite Alves (Essential Passion, Lda) und Rui Virgínia (Quinta do Barranco Longo) an.
Die Wahl einer jungen Frau an die Spitze des Herstellerbündnisses muss als eine Art "Wachwechsel" angesehen werden. Vorgänger Gracias hatte das Amt des Präsidenten neun Jahre lang innegehabt, war aber – anders als in den bisherigen Wahlperioden – nicht nominiert worden. "Ich habe getan, was getan werden musste. Es wurden schwierige Aufgaben umgesetzt, es gibt jetzt einen finanziellen Spielraum und es ist normal, dass es nun eine Alternative gibt, mit neuen Ideen und Projekten, die sich neuen Herausforderungen stellt", hatte der bisherige Präsident im Newsletter seiner Organisation vor den Wahlen am 17. April verkündigt. Und: Er sei bereit, den Staffelstab zu übergeben oder zu bleiben, falls keine neue Führung gefunden werden sollte.
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Weißwein bringt heimische Rebsorte Crato Branco in den Fokus
"In den letzten Jahren wurde viel harte Arbeit in die Stärkung der Marke und des Images der Algarve-Weine gesteckt. Sie sind jetzt in Mode“, lobte Gracias Nachfolgerin Silva die Verbandsarbeit unter ihrem Vorgänger. Die Nachfrage nach den Weinen von der Südküste Portugals sei in Restaurants und Geschäften bereits groß. „Wir müssen weiter daran arbeiten, sie zu fördern", erklärt Silva. Die verkaufte Menge an Algarve-Weinen hatte sich im zurückliegenden Produktionsjahr von 500.000 Flaschen auf 1,5 Millionen verdreifacht – ein neuer Rekord in der Region. Wenn die Bedingungen weiter so positiv blieben, rechnet die neue Präsidentin nach Gesprächen mit den Mitgliedsbetrieben für 2019 mit einem "weiteren Jahr mit guter Produktion".
Die bisherigen Investitionen in Trauben wie der Rotweinsorte „Negra Mole“ seien „intensiv“ gewesen und hätten „sehr positive Ergebnisse“ erbracht, erklärte Silva. Dies habe zu einer Steigerung des Ansehens und einer größeren Nachfrage nach Weinen aus Algarve-Trauben geführt. Der neue Vorstand des Verbands wolle sich nun dafür einsetzen, mehr auch auf die Traube „Crato Branco“ zu setzen. Sie wurde Anfang des Jahrzehnts aus dem Bestand des Instituto da Vinha e do Vinho (IVV) genommen wurde. „Das Rebsorte ähnelt Negra Mole, ist aber weiß", erläutert die 34-Jährige.
Weißwein-Strategie: Neben Crato Branco auch weitere Rebsorten
Nach ihren Angaben genehmigte die Wein-Kommission der Algarve auf einer ihrer jüngsten Sitzungen grundsätzlich auch die Aufnahme der Trauben Moscatel-Galego-Branco, Sangiouvese, Verdejo und Pinot Gris in die Auswahl ihrer Sorten. Ein technischer Bericht dazu steht noch aus.
Silva geht es darum, die einheimischen Trauben der Algarve „aufgrund ihrer Geschichte und Authentizität unterstützen“. Gleichzeitig will sie aber auch andere Trauben fördern, „die für die Region ebenso wichtig sind". Selbstbewusst sagt sie, dass die Algarve Weine auf gleichem „oder sogar noch höheren Niveau“ produziere wie andere Regionen in Portugal.
"Algarve-Weine zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie in kleinen Partien produziert werden, mit denen die Produzenten versuchen, eine hohe Qualität zu erreichen und jeden Schritt des Produktionsprozesses genau zu verfolgen", so die neue Verbandspräsidentin. Die "Hingabe", mit der sich in jedem der 41 Mitgliedsbetriebe dem Wein gewidmet werde, mache einen weiteren Unterschied aus, ist sie sich sicher.
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Neue Winzer-Präsidentin will Qualitätskontrollen verbessern
Vorgenommen für ihre dreijährige Amtsperiode hat sich die neue Verbandschefin die Verbesserung von Zertifizierung und Kontrolle bei der Herstellung von Algarve-Weinen. Ferner will sie die in den vergangenen zehn Jahren deutlich zurückgegangene Anzahl von Weinen erhöhen, die das DOP-Gütesiegel tragen dürfen. Hatte es davon in der Saison 2009/2010 noch 275.600 Liter gegeben, sank die Menge zuletzt auf 38.050 Liter. Sie stammen aus den vier Anbaugebieten Lagoa, Lagos, Portimão und Tavira.
Angehen will die neue Weinkommissions-Chefin außerdem die Schaffung einer neuen "Denominação de Origem Algarvia". Unter diesem einheitlichen Gütesiegel soll wirklich jeder Wein aus den vier Bereichen zusammengeführt werden, der bestimmte Qualitätsstandards erfüllt. Gleichzeitig will Silva den Zertifizierungsprozess erleichtern, um somit den örtlichen Winzern einen Rentabilitäts-Anreiz zu bieten.
Derzeit entscheiden sich viele von ihnen für das Gütesiegel IG (Indicação Geográfica). Damit können sie 9.000 Liter pro Hektar Anbaufläche produzieren statt nur 6.000 beim DOP-Siegel. Hier will der neue Vorstand der Weinkommission nach Silvas Angaben ansetzen und die Produktionsmenge heraufsetzen, damit mehr Algarve-Winzer das DOP-Gütesiegel wählen. Auch sollen die Qualitätskontrollen verstärkt werden. Ein Spezialist prüfen, wie viel Wein mit DOP- oder IG-Gütesiegel ein jeder Hektar eines Weinbergs produzieren kann und ob tatsächlich einheimische Algarve-Trauben verwendet werden. Das soll die Nachvollziehbarkeit der Weinherstellung verbessern.
Mehr Auslandsvermarktung von Algarve-Wein
Die CVA arbeitet nach den Worten ihrer neuen Präsidentin an einem "strategischen Plan", um in den nächsten drei Jahren zusammen mit dem nationalen Weinverband ViniPortugal den Markterfolg des Algarve-Weins noch weiter voranzubringen, vor allem auch im Ausland. Zum Beispiel seien Promotion-Veranstaltungen in Restaurants und Einkaufszentren geplant. Weiterhin solle an nationalen und internationalen Wein-Messen teilgenommen werden.