Die guten Nachrichten häufen sich. Nach 173 Tagen endet am 30. April der Ausnahmezustand in Portugal. Ab 1. Mai tritt das Land wieder in den Katastrophenzustand (Estado do Calamidade) ein, der der Regierung immer noch weitreichende Restriktionen ermöglicht. Als Gründe nannte Staatspräsident Marcelo die „Stabilisierung und Reduzierung der Zahl der Todesfälle und der Menschen in den allgemeinen Krankenstationen und auf der Intensivstation, den Rückgang des R‑Wertes und der Inzidenz sowie die Fortschritte bei den Tests und Impfungen“. In seiner Ansprache bedankte sich Marcelo am vergangenen Dienstag bei der Bevölkerung für die Bemühungen um die Einhaltung der restriktiven Maßnahmen, warnte aber zugleich, dass er den Ausnahmezustand erneut verhängen könnte, wenn sich die Situation erneut verschlimmert.
Der Mediziner Henrique de Barros vom Institut für öffentliche Gesundheit der Universität Porto ist optimistisch, dass es im September keine neuen Fälle mehr geben könnte. Der Koordinator der Impfkampagne in Portugal Vizeadmiral Gouviea e Melo rechnet bereits im Sommer mit der sogenannten Herdenimmunität. Bis dahin könnten 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sein.
Alles offen schon ab 1. Mai
Entgegen den ursprünglichen Plänen läutet die Regierung die vierte und letzte Phase des nationalen Öffnungsplanes teilweise schon am 1. Mai ein. Restaurants, Cafés und Bäckereien können bereits ab Samstag bis 22.30 Uhr öffnen. In den Innenbereichen sind 6 Personen pro Tisch erlaubt, auf den Terrassen sogar 10. Kulturveranstaltungen können bis 22.30 Uhr stattfinden. Nach Aussagen von Ministerpräsident Antonio Costa wird ab Samstag auch die Landgrenze zu Spanien wieder geöffnet.
Ab 3. Mai sind auch wieder größere Outdoor- und Indoor-Events unter entsprechenden Sicherheitsbedingungen und mit eingeschränkter Kapazität. Wieder gestattet sind alle Sportarten, Bewegung im Freien und in Fitnessstudios. Hochzeiten und Taufen dürfen mit 50% der erlaubten Personenzahl stattfinden. Alkoholische Getränke können nun bis 21 Uhr verkauft werden, aber das Verbots des Konsums auf öffentlichen Straßen bleibt in Kraft. Geschäfte und Einkaufszentren sind unter der Woche bis 21 Uhr und am Wochenende bis 19 Uhr geöffnet
Wie bisher können die Maßnahmen jedoch revidiert werden, wenn mehr als 120 neue Fälle von Infektionen pro 100.000 Einwohner auftreten oder wenn der Übertragbarkeitsindex (Rt) des SARS-CoV-2-Virus 1 überschreitet. Künftig wird das Infektionsgeschehen in den Gemeinden wöchentlich neu bewertet.
Das heißt konkret, dass acht Gemeinden, die die definierten Grenzwerte deutlich verfehlen, nicht in den Genuss der neuen Öffnungsmaßnahmen kommen. An der Algarve betrifft das Portimão und Aljezur. Portimão bleibt danach in der ersten Öffnungsstufe, Aljezur wird in die zweite Phase zurückgestuft. Vila Real de Santo António und Lagos dürfen die letzte Öffnungsphase mitmachen, stehen aber unter Beobachtung.
Portugal will 100.000 pro Tag impfen
Unterdessen forcieren Regierung und Gesundheitsbehörden die Impfbemühungen. Insgesamt entstehen in Portugal derzeit 280 Impfstationen, die ab Anfang Mai die landesweite Impfkampagne deutlich beschleunigen sollen. 100.000 Impfungen pro Tag sind das nationale Ziel. Bislang (Stand 28.4.) wurden landesweit über 3 Millionen Impfdosen verabreicht. Rund 2.3 Millionen Menschen haben die erste Dosis des Impfstoffs erhalten, 827.000 Menschen wurden bereits vollständig geimpft.
An der Algarve wurden seit Impfstart Ende Dezember 2020 mehr als 110.000 Impfdosen verabreicht. 18 % der Bevölkerung haben die erste Impfung erhalten, 7% beide Dosen. Mit neuen Impfzentren soll es nun noch schneller gehen. In dieser Woche wurden Impfzentren in Portimão, Lagos, Silves und Lagoa, Albufeira, Loulé, Faro, São Brás de Alportel, Olhão, Tavira und Vila Real de Santo António in Betrieb genommen. Sie werden von den Gesundheitszentren der Region verwaltet und sind mit medizinischem Fachpersonal aus dem nationalen Gesundheitssystem und den lokalen Gesundheitszentren besetzt. Die übrigen Kreise der Region – Aljezur, Alcoutim, Castro Marim, Monchique und Vila do Bispo – werden die Impfungen in ihren lokalen Gesundheitszentren durchführen.