Alkoholexzesse unter Beteiligung minderjähriger britischer Algarve-Urlauber in Albufeira: Heftige Kritik daran hat jetzt die britische Organisation Safe Communities Portugal geübt. Ihr Präsident David Thomas sorgt sich um die krasse Situation in der Touristen-Hochburg und fordert seine Landsleute zu Respekt vor der portugiesischen Kultur und verantwortlichem Tourismus auf.
Im Newsletter seines britischen Verbands, der am Donnerstag, 1. August, erschienen ist, spricht Thomas von einem Amüsierviertel mit Nachtleben, in dem irgendetwas schiefgelaufen sei. Schon vor zwei Jahren habe er im Hochsommer-Monat August die portugiesische Polizei nachts begleitet und dies hier gesehen:
- Tausende von Menschen, viele unter sechzehn Jahren, viele eindeutig betrunken, einige laufunfähig zusammengesackt
- Kaputte Bierflaschen und Erbrochenes auf den Straßen
- Die Polizeiwache der Republikanischen Nationalgarde GNR voll von einerseits unbegleiteten Betrunkenen, welche die Beamten in den Straßen gefunden hatten, und andererseits solchen, die in Vorfälle verwickelt waren, die Hilfe erforderten.
"Alkoholexzesse beeinträchtigen Sicherheitsimage der Algarve"
"Alle diese Leute waren Touristen", schreibt Thomas. Er bezeichnet es als "tragisch", dass dieses Problem der Alkoholexzesse in dem bei Briten besonders beliebten Albufeira seit Jahren bestehe und sich die Situation, trotz vieler Forderungen nach Veränderungen, nicht verbessere. Die Betroffenen verursachten nicht nur nachts Ärger, sondern bis in den Tag hinein – dann erneut wegen übermäßigen Alkoholgenusses. "Dieses unsoziale Verhalten entmutigt die Familien in dieser Gegend und trübt den guten Ruf der Algarve als sicheres Reiseziel", so der Experte.
Über jüngste Vorkommnisse, offenbar auch durch Alkoholexzesse ausgelöst, hatte Algarve für Entdecker zuletzt in dem Beitrag "Albufeira: Verhalten von Briten zunehmend beklagt" berichtet.
Noch im Dezember vergangenen Jahres hatte seine Organisation Safe Communities Portugal mit einem Seminar "Nightlife, Tourism and Alcohol" versucht, Initiativen zur Verbesserung der Situation zu entwickeln. 100 Personen nahmen in Albufeira teil, auch der Staatssekretär aus dem Lissaboner Innenministerium sowie Repräsentanten von Polizei, Tourismusverbänden und der Stadtverwaltung.
"Verhaltenskodex gegen Alkoholexzesse längst überfällig"
"Doch trotz der Tatsache, dass es vorher umfangreiche Werbung auch auf Portugiesisch gab, fielen die Barbesitzer und ihre Mitarbeiter, die viel von der Veranstaltung hätten lernen können, durch Abwesenheit auf", kritisiert Thomas. Ihm gefällt nicht, dass Albufeiras Bürgermeister José Carlos Rolo jüngst wieder nur mit der Ankündigung reagierte, die Kommune entwickle gerade einen "Verhaltenskodex" für Besucher, der Geldstrafen bei Zuwiderhandlung vorsieht. "Ein solcher Verhaltenskodex ist doch schon seit Jahren überfällig. Und Hoteliers, Polizei und unsere Vereinigung haben ebenfalls viele konkrete Vorschläge unterbreitet", betont der Brite.
Auch Rolos Forderung nach mehr Polizei-Patrouillen zwischen April und November stößt bei Thomas auf Stirnrunzeln: "Das geht nicht an die Wurzeln des Problems, das überall da besteht, wo Alkoholkonsum von Minderjährigen in den Bars toleriert wird – obwohl es dort sogar private Sicherheitsdienste gibt". Die Kneipen bieten laut Safe Communities Portugal-Präsident Preise und Sonderangebote an, die exzessives Trinken fördern. Bars blieben nachts offen und Trinken auf der Straße werde toleriert.
Alkoholexzesse: Viele trinken schon vor Abflug in den Urlaub
Thomas verweist in seinem Plädoyer, das er auch in einem britischen Algarve-Blatt veröffentlicht, auf jüngste Forschungsergebnisse aus Großbritannien. Diese ergaben nach seinen Angaben folgende Resultate:
- 92 Prozent der Briten gaben an, auf ihrer jüngsten Auslandsreise Alkohol getrunken zu haben
- 75 Prozent der Briten gaben an, auf einer Auslandsreise mehr Alkhohol zu trinken, als normalerweise daheim
- 15 Prozent der Briten gaben an, mehr Alkohol zu trinken, weil die Drinks im All-inclusive-Reisepaket enthalten waren
- 34 Prozent der Briten gaben an, mit dem Trinken schon angefangen zu haben, bevor sie ihre Urlaubsunterkunft erreichten
- 16 Prozent der Briten gaben an, mit dem Trinken schon in der Abflugshalle ihres Airports angefangen zu haben.
Der britische Sicherheitsexperte setzt sich deshalb für Maßnahmen im Sinne eines verantwortlichen Tourismus' ein. Dieser schaffe Respekt zwischen Touristen und Gastgebern, baue vor Ort Vertrauen auf, fördere dort den Stolz der Einheimischen und gehe auf Aspekte wie kulturelle Unempfindlichkeit und unsoziales Verhalten von Touristen ein. David Thomas beendet sein Votum mit diesem Hinweis an seine Landsleute:
"Trinkgelage, unangemessene Kleidung und unsoziales Verhalten stören die lokale Bevölkerung an jedem Urlaubsziel. Jeder sollte sich einfach fragen: Würde ich mich wohlfühlen, wenn jemand das bei mir daheim macht? Denn in erster Linie hat verantwortlicher Tourismus anzuerkennen, dass ich beim Reisen derjenige bin, der das Haus von jemandem betritt. Also musst du die Hausordnung beachten und einfach nett sein".