Für eine verunglückte Werbekampagne auf Facebook bekommt der Algarve-Flughafen Faro gerade tüchtig Gegenwind. Regionaler Tourismusverband und Politik schelten die Airport-Werbung. Die Lissaboner Agentur übernimmt die volle Verantwortung.
Am Montagnachmittag "verurteilte" der Präsident der Organisation Turismo do Algarve, João Fernandes, die laufende Werbekampagne des Unternehmens ANA, das innerhalb der französischen Vinci-Holding den Algarve-Flughafen Faro betreibt, in sozialen Netzwerken. "Deren Inhalt schädigt das Image des wichtigsten Reiseziels in Portugal stark", ließ er mitteilen. Die Facebook-Seite haben knapp 39.000 Nutzer abonniert. Von fast 300 Personen wurde sie bisher mit durchschnittlich 3,4 von fünf möglichen Punkten bewertet.
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Wegen Airport-Werbung schlagen gerade die Wellen hoch
Fernandes nahm nach eigenen Worten mit dem Management des Flughafens Kontakt auf und bewirkte "die sofortige Einstellung der Kampagne und die Festlegung der Verantwortlichkeiten für ihre Verbreitung". Gleichzeitig bekräftigte der Verbandspräsident sein Vertrauen in den Algarve-Flughafen. Dieser sei "einer der wichtigsten Partner", der sich für den Erfolg des Tourismus an der Algarve einsetze.
Praktisch zeitgleich mit Fernandes' Stellungnahme meldete sich die Lissaboner Werbeagentur Brandworkers. Die Digital Marketing-Chefin der Markenarbeiter, Sofia Ribeiro, bedauerte die negativen Auswirkungen der Veröffentlichung und übernahm "die volle Verantwortung für dieses Versagen". Nach ihren Worten habe der Flughafen Faro als Auftraggeber die Veröffentlichung "zuvor abgelehnt".
Ein Bild von Marseille geht ins Auge
Was war geschehen? Im Rahmen seiner auf portugiesische Facebook-Nutzer zielenden Kampagne bewirbt das Flughafen-Marketing unter anderem einzelne Zielorte, die von Faro aus erreicht werden können. Jedesmal wird ein Reiseanlass bzw. Reisegrund angesprochen.
So war es auch mit den südfranzösischen Hafenstadt Marseille. Sie wird seit Oktober 2018 vom irischen Billigflieger Ryanair bedient. Dieser betreibt eine kleine Basis in Faro. Aber auch die Fluggesellschaft Volotea fliegt auf dieser Strecke.
Airport-Werbung aus Faro rät zur Flucht in felsige französische Wanderregion
In der Unterschrift zu dem mittlerweile auf der Facebook-Seite entfernten Bild, das eine Wandererin mit Rucksack vor zerklüfteten Felsklippen am Mittelmeer zeigt, heißt es übersetzt: "Hhhhhm, Marseille. Weg aus dem Gewirr der Algarve, Ruhe in Frankreich!!" Das verwendete portugiesische Wort "confusão" kann außer Gewirr auch Verwirrung, Wirrwarr, Durcheinander, Tohuwabohu, Trubel, Schlamassel usw. bedeuten.
Über dem Foto heißt es "Yachthäfen, Strände, klares Wasser, Wärme". Betont werden also Vorteile, wie sie auch die Algarve besitzt. Das ist schon ein erheblicher Tritt in den Fettnapf: Der von einer französischen Holding gemanagte Algarve-Flughafen in einer felsigen Küstenregion, die mehr und mehr auf Natur-Urlauber und Wanderer setzt, bewirbt also mit einem maritimen Fels-Motiv ein angeblich ruhigeres Wanderziel im Süden Frankreichs…
Airport-Werbung bekommt Gegenwind aus der Politik
Empörung hatten sofort nach Bekanntwerden die Sozialistische Partei PS und die rechtskonservative PSD geäußert. Der PSD-Parlamentsabgeordnete Cristóvão Norte kritisierte das Motiv. Er sprach von einer "Torheit" und "Respektlosigkeit gegenüber den Bewohnern der Algarve". Norte hat, wie er sagte, bereits in einem Schreiben an VINCI gefordert, dass sich so etwas nicht wiederholen dürfe und eine formelle Entschuldigung verlangt. Der Abgeordnete betonte, er halte es nicht für falsch, dass der Algarve-Flughafen Werbung für andere Ziele macht. Diese dürfe aber die Algarve nicht "verunglimpfen".
Der PS-Vorsitzende Luís Graça sprach sich umgehend für die – inzwischen durchgeführte – sofortige Aussetzung der Kampagne und äußerte Unmut über die Urheberschaft. Die Zentrums-Partei CDS begrüßte ebenfalls die Einstellung der Kampagne. Es habe sich "um einen Angriff auf die wirtschaftlichen Interessen der Region sowie auf das Image und die Würde der Algarvios" gehandelt und werde als "Beweis der Inkompetenz" gewertet.
Was man wissen muss: Das Marseille-Motiv ist nur eins aus einer Serie von mehr als 35 Motiven, mit denen Portugiesen auf Flüge von Faro aus zu rund 35 Zielen im In- und Ausland aufmerksam gemacht werden sollen. Der Marseille betreffende Auftritt ist ein extremes Beispiel für eine Destination, die am ehesten mit der Algarve konkurriert.