Air­port-Wer­bung der Algar­ve auf Face­book verunglückt

Verunglückte Airport-Werbung auf Facebook bringt Faro in Bredouille: Statt in Algarve-Felsen zu wandern, sollen Urlauber lieber nach Marseille entfliehen...
Airport-Werbung der Algarve für die Wanderdestination Marseille in der KritikAirport-Werbung der Algarve für die Wanderdestination Marseille in der Kritik

Nix wie weg nach Marseille? Foto: Hans-Joachim Allgaier

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Für eine ver­un­glück­te Wer­be­kam­pa­gne auf Face­book bekommt der Algar­ve-Flug­ha­fen Faro gera­de tüch­tig Gegen­wind. Regio­na­ler Tou­ris­mus­ver­band und Poli­tik schel­ten die Air­port-Wer­bung. Die Lis­sa­boner Agen­tur über­nimmt die vol­le Verantwortung.

 

Dunk­le Zei­ten für das Mar­ke­ting des Flug­ha­fens Faro. Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

 

Am Mon­tag­nach­mit­tag "ver­ur­teil­te" der Prä­si­dent der Orga­ni­sa­ti­on Turis­mo do Algar­ve, João Fer­nan­des, die lau­fen­de Wer­be­kam­pa­gne des Unter­neh­mens ANA, das inner­halb der fran­zö­si­schen Vin­ci-Hol­ding den Algar­ve-Flug­ha­fen Faro betreibt, in sozia­len Netz­wer­ken. "Deren Inhalt schä­digt das Image des wich­tigs­ten Rei­se­ziels in Por­tu­gal stark", ließ er mit­tei­len. Die Face­book-Sei­te haben knapp 39.000 Nut­zer abon­niert. Von fast 300 Per­so­nen wur­de sie bis­her mit durch­schnitt­lich 3,4 von fünf mög­li­chen Punk­ten bewertet.

 

Wegen Air­port-Wer­bung schla­gen gera­de die Wel­len hoch

 

Fin­det die Air­port-Wer­bung zum Haa­re­rau­fen:  João Fer­nan­des. Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

Fer­nan­des nahm nach eige­nen Wor­ten mit dem Manage­ment des Flug­ha­fens Kon­takt auf und bewirk­te "die sofor­ti­ge Ein­stel­lung der Kam­pa­gne und die Fest­le­gung der Ver­ant­wort­lich­kei­ten für ihre Ver­brei­tung". Gleich­zei­tig bekräf­tig­te der Ver­bands­prä­si­dent sein Ver­trau­en in den Algar­ve-Flug­ha­fen. Die­ser sei "einer der wich­tigs­ten Part­ner", der sich für den Erfolg des Tou­ris­mus an der Algar­ve einsetze.

Prak­tisch zeit­gleich mit Fer­nan­des' Stel­lung­nah­me mel­de­te sich die Lis­sa­boner Wer­be­agen­tur Brand­wor­kers. Die Digi­tal Mar­ke­ting-Che­fin der Mar­ken­ar­bei­ter, Sofia Ribei­ro, bedau­er­te die nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen der Ver­öf­fent­li­chung und über­nahm "die vol­le Ver­ant­wor­tung für die­ses Ver­sa­gen". Nach ihren Wor­ten habe der Flug­ha­fen Faro als Auf­trag­ge­ber die Ver­öf­fent­li­chung "zuvor abgelehnt".

Ein Bild von Mar­seil­le geht ins Auge

Was war gesche­hen? Im Rah­men sei­ner auf por­tu­gie­si­sche Face­book-Nut­zer zie­len­den Kam­pa­gne bewirbt das Flug­ha­fen-Mar­ke­ting unter ande­rem ein­zel­ne Ziel­or­te, die von Faro aus erreicht wer­den kön­nen. Jedes­mal wird ein Rei­se­an­lass bzw. Rei­se­grund angesprochen.

So war es auch mit den süd­fran­zö­si­schen Hafen­stadt Mar­seil­le. Sie wird seit Okto­ber 2018 vom iri­schen Bil­lig­flie­ger Ryan­air bedient. Die­ser betreibt eine klei­ne Basis in Faro. Aber auch die Flug­ge­sell­schaft Volo­tea fliegt auf die­ser Strecke.

Das kri­ti­sier­te Mar­seil­le-Motiv auf Facebook.

 

Air­port-Wer­bung aus Faro rät zur Flucht in fel­si­ge fran­zö­si­sche Wanderregion

 

In der Unter­schrift zu dem mitt­ler­wei­le auf der Face­book-Sei­te ent­fern­ten Bild, das eine Wan­de­re­rin mit Ruck­sack vor zer­klüf­te­ten Fels­klip­pen am Mit­tel­meer zeigt, heißt es über­setzt: "Hhhhhm, Mar­seil­le. Weg aus dem Gewirr der Algar­ve, Ruhe in Frank­reich!!" Das ver­wen­de­te por­tu­gie­si­sche Wort "con­fusão" kann außer Gewirr auch Ver­wir­rung, Wirr­warr, Durch­ein­an­der, Tohu­wa­bo­hu, Tru­bel, Schla­mas­sel usw. bedeuten.

 

Hat­te damals noch gut Lachen: Flug­ha­fen-Direk­tor Alber­to Mota Bor­ges bei der Eröff­nung der Mar­seil­le-Stre­cke durch Ryan­air. Foto: ANA

 

Über dem Foto heißt es "Yacht­hä­fen, Strän­de, kla­res Was­ser, Wär­me". Betont wer­den also Vor­tei­le, wie sie auch die Algar­ve besitzt. Das ist schon ein erheb­li­cher Tritt in den Fett­napf: Der von einer fran­zö­si­schen Hol­ding gema­nag­te Algar­ve-Flug­ha­fen in einer fel­si­gen Küs­ten­re­gi­on, die mehr und mehr auf Natur-Urlau­ber und Wan­de­rer setzt, bewirbt also mit einem mari­ti­men Fels-Motiv ein angeb­lich ruhi­ge­res Wan­der­ziel im Süden Frankreichs…

 

Für eine Waf­fel nach Brüs­sel zu flie­gen, rät die Faro-Kam­pa­gne eben­falls. Foto: Facebook

 

Air­port-Wer­bung bekommt Gegen­wind aus der Politik

 

Empö­rung hat­ten sofort nach Bekannt­wer­den die Sozia­lis­ti­sche Par­tei PS und die rechts­kon­ser­va­ti­ve PSD geäu­ßert. Der PSD-Par­la­ments­ab­ge­ord­ne­te Cris­tó­vão Nor­te kri­ti­sier­te das Motiv. Er sprach von einer "Tor­heit" und "Respekt­lo­sig­keit gegen­über den Bewoh­nern der Algar­ve". Nor­te hat, wie er sag­te, bereits in einem Schrei­ben an VINCI gefor­dert, dass sich so etwas nicht wie­der­ho­len dür­fe und eine for­mel­le Ent­schul­di­gung ver­langt. Der Abge­ord­ne­te beton­te, er hal­te es nicht für falsch, dass der Algar­ve-Flug­ha­fen Wer­bung für ande­re Zie­le macht. Die­se dür­fe aber die Algar­ve nicht "ver­un­glimp­fen".

 

Hier fehlt die Orts­an­ga­be, der Nut­zer muss wegen des Rät­sels kli­cken, wenn ihm die Burg gefällt. Foto: Facebook

 

Der PS-Vor­sit­zen­de Luís Gra­ça sprach sich umge­hend für die – inzwi­schen durch­ge­führ­te –  sofor­ti­ge Aus­set­zung der Kam­pa­gne und äußer­te Unmut über die Urhe­ber­schaft. Die Zen­trums-Par­tei CDS begrüß­te eben­falls die Ein­stel­lung der Kam­pa­gne. Es habe sich "um einen Angriff auf die wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen der Regi­on sowie auf das Image und die Wür­de der Algar­vi­os" gehan­delt und wer­de als "Beweis der Inkom­pe­tenz" gewertet.

 

Der Flug­ha­fen Faro mach­te vor Ostern 2019 auf Streiks auf­merk­sam, ver­wies aber für wei­te­re Infor­ma­tio­nen auf die Air­lines. Foto: Facebook

 

Was man wis­sen muss: Das Mar­seil­le-Motiv ist nur eins aus einer Serie von mehr als 35 Moti­ven, mit denen Por­tu­gie­sen auf Flü­ge von Faro aus zu rund 35 Zie­len im In- und Aus­land auf­merk­sam gemacht wer­den sol­len. Der Mar­seil­le betref­fen­de Auf­tritt ist ein extre­mes Bei­spiel für eine Desti­na­ti­on, die am ehes­ten mit der Algar­ve konkurriert.

 

Hans-Joachim Allgaier: Deutscher Journalist mit Know-how in Public Relations/Marketing/Corporate Communications - Portugal-/Algarve-/Alentejo-Liebhaber
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