An der Algarve haben Diebstähle und Beschlagnahmungen von Johannisbrot drastisch zugenommen. Bislang haben die Polizeibehörden 36 Tonnen gestohlenes Johannisbrot beschlagnahmt – mehr als viermal so viel wie im gesamten Jahr 2021. Der Verkaufspreis der Frucht (ca.15 Kilo) ist von 5 Euro 2018 auf aktuell 50 Euro gestiegen. Das macht sie zum Hauptziel von Diebstählen aus den landwirtschaftlichen Betrieben der Region. Es wird erwartet, dass der Preis in diesem Sommer einen neuen Höchststand erreichen wird, was sie zu einer der attraktivsten Früchte für den Verkauf auf dem Schwarzmarkt macht.
Die größte Beschlagnahmung in diesem Jahr fand in der Gemeinde Castro Marim statt. Dank eines Hinweises konnte ein 44-jähriger Mann identifiziert werden, der zwischen dem 2. und 3. August 15 Tonnen Johannisbrot mit einem geschätzten Wert von 28.000 Euro auf einem Grundstück in Altura gestohlen hatte.
Portugal ist der größte Johannisbrotproduzent der Welt, mehr als die Hälfte seiner Produktion wird exportiert. Zu ihrem ökonomischen kommt der historische Wert dieser jahrhundertealten Kulturpflanze hinzu. Bereits im 16. Jahrhundert wurde die Frucht auf Messen an der Algarve gehandelt. Der älteste Johannisbrotbaum der Region steht auf der Quinta da Parra in Moncarapacho. Er ist mindestens 600 Jahre alt (Foto unten). Heute finden sich an der Algarve die meisten Johannisbrotbäume Portugals und die wichtigsten Verarbeitungsbetriebe.
Johannisbrotkerne werden in verschiedenen Industriezweigen verwendet, z. B. in der Pharma‑, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie als Zusatz für Pudding, Babybrei und als Stabilisatoren für Speiseeis – sowie in der Textilindustrie. Das Fruchtfleisch des Johannisbrotbaums, das 90 % des Gewichts ausmacht, wird für verschiedene Süßwaren wie Kekse und Kuchen, Liköre, Sirup, Brot und Tierfutter verwendet.