Bis vor kurzem wähnte man sich an der Algarve noch relativ sicher. Geringe Einwohnerzahl, ausbleibende Touristen, viele Tests und eine lange Zeit disziplinierte Bevölkerung haben den Durchmarsch der Pandemie ausgebremst. Doch spätestens seit Weihnachen hat die Infektionswelle auch Portugals sonnigen Süden voll erwischt. Seit Tagen steigen die Infektionsfälle auf immer neue Rekordhöhen, die Anzahl der gefährdeten Gemeinden hat sich fast vervierfacht. Auf der aktualisierten offiziellen Risiko-Liste der Regierung besteht für die Gemeinden Castro Marim, Lagos, Loulé, Olhão, Portimão, São Brás de Alportel und Silves jetzt ein „Hohes Risiko“ (mehr als 240 neue Fällen pro 100 Tausend Einwohner in den letzten 14 Tagen) einer Covid-19-Übertragung. Ein sehr hohes Risiko (zwischen 480 und 960) weisen Albufeira, Faro und Vila Real de Santo António auf. Nach den neuesten Zahlen fällt Tavira an der Ostalgarve sogar unter die Kategorie höchstes Risiko (über 960).
Auf ihrer regulären Pressekonferenz am 8. Januar reagierten die Verantwortlichen aus Gesundheitswesen und Katastrophenschutz mit harschen Worten auf die aktuelle Entwicklung. Der Präsident der Interkommunalen Gemeinschaft der Algarve (AMAL) António Pina (Titelfoto) machte das „fehlende Bewusstsein" vieler Familien und die "Verantwortungslosigkeit" in der Weihnachtszeit als wesentliche Ursache für die dramatische Situation aus. „Das ist der Preis, den wir als Gemeinschaft für die Verantwortungslosigkeit einiger Leute zahlen müssen", wird Pina zitiert.
Nach Angaben der Behörden befinden sich in den Krankenhäusern der Region, Stand 8. Januar, 92 Personen, davon 17 auf der Intensivstation, neun Patienten werden beatmet. Aktuell verzeichnet die Algarve eine kumulierte Zahl von 9.515 Fällen, 6.550 Genesenen, 85 Todesfällen, 2.880 aktiven Fällen und 3.381 Kontakten unter aktiver Überwachung.
Morgado bestätigte, dass bereits 2.200 Angehörige der Gesundheitsberufe aus Krankenhäusern und Gesundheitszentren in der Region geimpft wurden. Ab nächsten Mittwoch solle dann eine großräumige Impfaktion in den Alten- und Pflegeheimen der Region beginnen, zunächst in Albuferia und Tavira.
Unterdessen haben Präsident Marcelo Rebelo de Sosua und Regierungschef António Costa einen erneuten landesweiten Lockdown ins Spiel gebracht, der auch von zahlreichen Medizinern befürwortet wird. Marcelo Rebelo de Sousa ist der Ansicht, dass "Notfallmaßnahmen zwingend erforderlich sind", um das exponentielle Wachstum neuer Fälle von Covid-19 zu bewältigen. In den nächsten Tagen werde man sich mit Parteien und Gesundheitsexperten erneut beraten, um zeitnah eine Entscheidung vorzubereiten.