Kraft­stoff-Man­gel lähmt Por­tu­gal vor Ostern

Ausgefallene Flüge, lange Schlangen vor Kraftstoff-Säulen: Ein unbefristeter Streik von Tankwagen-Fahrern lähmt zu Ostern den Flug- und Straßenverkehr in Portugal. Hier wichtige Tipps für Urlauber.
Kraftstoff-Mangel führte in Faro zu Flugstreichungen vor Ostern 2019Kraftstoff-Mangel führte in Faro zu Flugstreichungen vor Ostern 2019

Mindestens zwei Faro-Flüge fielen vor Ostern wegen Kraftstoff-Mangels aus. Foto: Hans-Joachim Allgaier

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Por­tu­gal erlebt den drit­ten Tag des unbe­fris­te­ten Streiks der Gefahr­gut-Fah­rer. Den dadurch kurz vor Ostern her­vor­ge­ru­fe­nen Kraft­stoff-Man­gel bei Ben­zin, Die­sel und Kero­sin bekom­men Auto­fah­rer und Flug­gäs­te am stärks­ten zu spü­ren – auch an der Algar­ve. An fast der Hälf­te der Tank­stel­len im Land ist der Kraft­stoff aus­ge­gan­gen. Hier ein Über­blick über die Lage im Flug­ver­kehr und Stra­ßen­ver­kehr am Mittwochvormittag.

Das Fern­se­hen berich­te­te über lan­ge Schlan­gen vor den Tank­stel­len Por­tu­gals. Screen­shot: RTP

Der Streik geht wei­ter, aber die Not­ver­sor­gung ist garan­tiert. Das ist das Ergeb­nis eines zwei­stün­di­gen Tref­fens am Diens­tag­abend, an dem Ver­tre­ter der por­tu­gie­si­schen Regie­rung, des zustän­di­gen Arbeit­ge­ber­ver­bands ANTRAM und der Gewerk­schaft der Fah­rer von Gefahr­gut-Trans­por­tern teil­nah­men. Die Arbeit­neh­mer­ver­tre­ter warn­ten jedoch: Das Pro­blem wird anhal­ten, denn im Rah­men der Min­dest­ver­sor­gung wür­den nur 40 Pro­zent der Tank­stel­len in Lis­sa­bon und Por­to mit ledig­lich 30 Pro­zent der übli­chen Kraft­stoff-Men­gen belie­fert. Nur Unter­neh­men wie Flug­hä­fen, Kran­ken­häu­ser und Sicher­heits­diens­te sol­len zu 100 Pro­zent ver­sorgt werden.

Am Mitt­woch­mit­tag sag­te Pre­mier­mi­nis­ter Antó­nio Cos­ta im Par­la­ment, die Regie­rung ste­he mit bei­den Arbeits­kampf-Kon­tra­hen­ten in Kon­takt, "um bei Bedarf die Min­dest­ver­sor­gung zu erwei­tern" – auch auf ande­re geo­gra­fi­sche Gebie­te. Dies for­der­te für die Algar­ve inzwi­schen auch der Prä­si­dent des Tou­ris­mus­ver­bands RTA, João Fer­nan­des, im Fern­se­hen. Mit ihren Arbeits­kampf­maß­nah­men will die Gewerk­schaft Lohn­ver­bes­se­run­gen und Ände­run­gen des Tarif­ver­tra­ges – ins­be­son­de­re für Über­stun­den und Nacht­ar­beit – durch­set­zen. Fer­ner will sie, dass die Gefahr­gut­fah­rer als eige­ne Berufs­grup­pe aner­kannt werden.

 

Dem Kraft­stoff-Man­gel wird im "Alarm­zu­stand" begegnet

 

Die bei­den Minis­ter für Inne­res und Umwelt und Ener­gie­ver­sor­gung hat­ten am Diens­tag den "Alarm­zu­stand" auf­grund des Streiks erklärt und Son­der­maß­nah­men zur Ver­sor­gungs­si­cher­heit ergrif­fen. Wir berich­te­ten ges­tern in unse­rem Arti­kel "Por­tu­gals Flug­hä­fen geht der Treib­stoff aus". Der Alarm­zu­stand wegen der Ener­gie­kri­se gilt zunächst bis zum Oster­sonn­tag, 23:59 Uhr. Er sichert einen erhöh­ten Grad der Ein­satz­be­reit­schaft der Sicher­heits­kräf­te und ‑diens­te sowie aller Kata­stro­phen­schutz­be­auf­trag­ten. Mili­tär­per­so­nal, Feu­er­wehr­leu­te und Kata­stro­phen­schutz­be­am­te, die zum Füh­ren von Schwer­fahr­zeu­gen qua­li­fi­ziert sind, wer­den für die Ersatz­trans­por­te mit Tank­wa­gen eingesetzt.

Der Streik der Lkw-Fah­rer, die gefähr­li­che Güter trans­por­tie­ren, führt zu star­ken Fol­gen an den Tank­stel­len des Lan­des und zu Pro­ble­men an den Flug­hä­fen – und das mit­ten in der Oster­fe­ri­en-Zeit. Zahl­rei­che geschlos­se­ne Tank­stel­len und lan­ge Schlan­gen vor den noch ver­füg­ba­ren Zapf­säu­len – so sahen die Streik­fol­gen schon am Diens­tag bis in den spä­ten Abend hin­ein in ganz Por­tu­gal aus. Die Sor­ge um aus­ge­hen­den Treib­stoff sorg­te für zum Teil chao­ti­sche Ver­hält­nis­se im gan­zen Land.

 

Kraft­stoff-Man­gel beein­träch­tigt auch Oster-Flugverkehr

 

Betan­kung in Faro an der Algar­ve. Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

Die por­tu­gie­si­sche Flug­ge­sell­schaft TAP stell­te einen Not­fall­plan auf, um die Aus­wir­kun­gen in ihrem Netz so weit wie mög­lich zu begren­zen. Ein Mit­tags­flug, der mit der Num­mer TP 1902 von Faro nach Lis­sa­bon, muss­te am Diens­tag annul­liert wer­den, wie Medi­en berich­te­ten. Außer einer dür­ren Pres­se­mit­tei­lung gab es bis­lang kei­ne Infor­ma­tio­nen von der Flug­ha­fen­be­trei­ber-Gesell­schaft ANA bzw. Vin­ci Airports.

Update 13 Uhr: Zu den Streik-Aus­wir­kun­gen auf die Flug­hä­fen Hum­ber­to Del­ga­do in Lis­sa­bon und Faro an der Algar­ve teilt ANA Aero­por­tos inzwi­schen mit, dass die Treib­stoff­ver­sor­gung wie­der auf­ge­nom­men wor­den sei, aber immer noch unter dem nor­ma­len Tages­be­darf lie­ge. "ANA arbei­tet zusam­men mit den Flug­ge­sell­schaf­ten und Abfer­ti­gern an einem Plan zur Nor­ma­li­sie­rung der Ver­sor­gung und des Flug­ha­fen­be­triebs. Die Flug­ge­sell­schaf­ten hal­ten ihre Not­fall­plä­ne aktiv und die Pas­sa­gie­re soll­ten mit ihnen über mög­li­che Aus­wir­kun­gen spre­chen", heißt es in einer knap­pen Pressemitteilung.

In der Nacht zum Mitt­woch berich­te­te eine "Algar­ve für Ent­de­cker"-Lese­rin, die iri­sche Bil­lig­flug­li­nie Ryan­air habe Diens­tag­abend in Faro wegen Treib­stoff­man­gels den Flug, der um 19:10 Uhr nach Ber­lin-Schö­ne­feld (FR 5365) star­ten soll­te, "ersatz­los gestri­chen". Am Mitt­woch­vor­mit­tag gab es auf der Web­sei­te des Flug­ha­fens Faro zunächst kei­ne Anzei­chen mehr von Flugstreichungen.

Gesell­schaf­ten, die den Air­port Faro anflie­gen, tra­fen ansons­ten Vor­keh­run­gen, um Flug­an­nul­lie­run­gen mög­lichst zu ver­mei­den: Maschi­nen kom­men dort mit mehr Treib­stoff als üblich in den Tanks an oder aber wer­den in Spa­ni­en, zum Bei­spiel in Sant­ia­go de Com­pos­te­la oder Sevil­la, auf dem Weg nach oder von Por­tu­gal betankt. Die Poli­zei muss­te zum Bei­spiel – wie der Fern­seh­sen­der SIC berich­te­te – mehr als sechs Tank­wa­gen-Lie­fe­run­gen mit Kero­sin zum Flug­ha­fen Faro eskor­tie­ren – vor­bei an strei­ken­den Lkw-Fah­rern. Auch auf der Auto­bahn A 1 war zu sehen, dass Poli­zei-Eskor­ten Tank­wa­gen zum Flug­ha­fen Lis­sa­bon begleiteten.

 

Kraft­stoff-Man­gel: Inter­net-Platt­form infor­miert über lee­re Tankstellen

 

Por­tu­gals Poli­zei eskor­tier­te rekru­tier­te Tank­wa­gen­fah­rer zum Flug­ha­fen Faro. Screen­shot: SIC

 

Im Inter­net hel­fen sich Por­tu­gie­sen bereits mit Infor­ma­tio­nen gegen­sei­tig. Die Platt­form VOST rich­te­te eine Über­sicht ein, mit deren Hil­fe jeder Inter­net­nut­zer abfra­gen kann, wo es kei­nen Kraft­stoff mehr gibt. Um 18 Uhr am Diens­tag zeig­te die Sei­te an, dass 16 Algar­ve-Tank­stel­len nach Anga­ben von Infor­man­ten ohne Kraft­stoff waren. Sie lie­gen in Städ­ten wie Faro, Lagoa, Fer­rei­ras, Quar­tei­ra, Alb­ufei­ra, Loulé, Vila do Bis­po, Por­timão und Alvor. Nach die­sen Anga­ben gab es mehr als drei Dut­zend Sta­tio­nen, wo min­des­tens eine Kraft­stoff­art – Ben­zin oder Die­sel –  nicht mehr ver­füg­bar ist.

Lan­des­weit regis­trier­te die Platt­form am Diens­tag­abend um 21:30 Uhr mehr als 1.500 leer­ge­pump­te Tank­stel­len. Das ist fast die Hälf­te des Sta­ti­ons­net­zes des Lan­des (3.081). Der Ver­band der Treib­stoff­händ­ler sprach von etwa 40 Pro­zent der Tank­stel­len, die ent­we­der nichts mehr ver­kau­fen könn­ten oder bereits ihre Reser­ven ange­grif­fen hätten.

Auch die Bus-Unter­neh­mer Por­tu­gals sehen ihre Dienst­leis­tun­gen wegen der Streik­fol­gen "am Limit". Das gestand der Prä­si­dent des Ver­bands ANTROP, Antó­nio Caba­ço, am Diens­tag­abend ein.

Hans-Joachim Allgaier: Deutscher Journalist mit Know-how in Public Relations/Marketing/Corporate Communications - Portugal-/Algarve-/Alentejo-Liebhaber
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