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Update: 10. September 2016
Der jüngste Algarve-Waldbrand ist unter Kontrolle – Anlass, die Ereignisse sachlich und unaufgeregt zu bewerten. Einige Medien hatten sich angesichts der Feuer im ungewöhnlich heißen Sommer 2016 in Alarmismus gefallen: Die Brände "bedrohen zusehends auch die Touristenregion Algarve", meldete die französische Nachrichtenagentur afp dieser Tage, Anfang September. Das sei "die Hölle", wurde im Fernsehen die Aussage einer Bewohnerin des Monchique-Gebirges wiedergegeben. Doch wie alarmierend war die Lage vor Ort wirklich? "Wüteten" lodernde Flammen "vor den Toren" Portimãos? War die Situation dort, wo vor allem Eukalyptusbäume, Korkeichen und Büsche wie Zunder brennen können, "verheerend"? Wurden die Touristen und Residenten davon "in Atem" gehalten?
Ohne Zweifel bedeuten Waldbrände immer große Gefahr und hohe Schäden in dem betroffenen Gebiet. Doch eine Medienberichterstattung, die tatsächliche Bedrohung nicht geografisch präzise eingrenzt und mit dramatischen Bildausschnitten und Formulierungen nur vage beschreibt, verunsichert mehr, als sie nützt. So etwas bedient eher die Sensationslust als die Neugier nach verlässlichen Nachrichten. Was also sind die Tatsachen?
Evakuierung rund ums Autodromo
Den Medienberichten zufolge wurden an der internationalen Autorennstrecke der Algarve ("Autodromo") rund 50 Gäste aus dem neuen Pestana-Hotel sowie Bewohner der Dörfer Carriçal, Moinho da Rocha und Tabua in dem teils schwer zugänglichen Gebiet evakuiert – vorsorglich, wie es hieß.
Das Auswärtige Amt in Berlin gab keinen länderspezifischen Reisehinweis für Portugal. Allgemein heißt es auf https://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/PortugalSicherheit.html: "In den Sommermonaten kommt es in Portugal aufgrund der herrschenden klimatischen Bedingungen immer wieder zu Busch- und Waldbränden. Mit einer Beeinträchtigung der Infrastruktur auch in Tourismusgebieten muss in diesen Fällen gerechnet werden. Reisende sollten auf entsprechende Meldungen in den Medien und ggf. Hinweise der lokalen Behörden achten".
Ursache oft Brandstiftung?
Wie überall gehen auch an der Algarve Waldbrände meist auf mutwillige Brandstiftung oder Unachtsamkeit zurück. Über die Ursachen des erneuten Ausbruchs bei Monchique wurde heftig spekuliert. Vitor Vaz Pinto, Einsatzleiter der Brandbekämpfung im Bezirk Faro, wies daraufhin, dass sich das Feuer "explosionsartig" neu ausgebreitet habe.
Bereits im August hatte die Polizei die Fahndung nach einem 40jährigen, geistig verwirrten und vorbestraftem Mann aufgenommen. Ihm wurde vorgeworfen, mehr als 16 kleinere Brände im Raum Benagil gelegt zu haben, unter anderem in einem Pinienwald nahe einem Ferienhaus, in dem der Präsident des Fussballklubs Benfica Lissabon gerade Urlaub machte. Die Feuerwehr von Lagoa hatte immer rechtzeitig löschen können. Von dem von Zeugen erkannten Verdächtigen, der verschwand, fehlt offenbar noch jede Spur.
Was kann die Bevölkerung tun?
Die Unterstützung der Feuerwehrleute durch die Algarve-Bewohner überwältigt manchen Beobachter. Die Bevölkerung lieferte an den Feuerwehr-Stützpunkten Wasserflaschen, Säfte, Obst, Snacks, energiespendende Müsli-Riegel, Socken, Unterwäsche und Handtücher ab. Sogar an Shampoo, Brandsalbe und Talkumpuder wurde gedacht. In Geschäften, Restaurants und Bars sind Geldsammlungen im Gange, deren Erlös den "Bombeiros" und den Zivilschützern zugutekommen soll. In einem Ort findet sogar ein Wohltätigkeits-Autowaschen zugunsten der Feuerwehrleute statt.
Grundsätzlich gilt das Hinterland der Algarve als besonders gefährdet durch Waldbrände. Vier Kreise haben erhöhtes Risiko: Monchique, Loulé, São Brás de Alportel und Alcoutim. Außerhalb der Algarve sind es die Regionen um Beja, Coimbra, Porto und Viana do Castelo.
Residenten und Touristen sollten vor allem folgende Grundregeln für Achtsamkeit einhalten:
- Das Rauchen in der freien Natur, vor allem in trockenen Landschaften und Wäldern, unterlassen
- Keine Zigarettenkippen aus dem Auto werfen
- Kein offenes Feuer anzünden
- Nach einem Picknick im Freien Müll und Abfälle wieder mitnehmen, besonders Flaschen und anderes Glas
- Autos mit Katalysatoren nicht auf bewachsenen Flächen abstellen
- Im Notfall die europäische Notrufnummer 112 wählen