Ent­schä­di­gun­gen durch Ryan­air: Was ist Rechtslage?

Zwei Tage Flugbegleiterstreiks bei Ryanair in Portugal, Spanien, Italien und Belgien - wie waren die Auswirkungen und welche Entschädigungen werden gezahlt?
Entschädigungen von Ryanair wegen streikbedingter Flugausfälle fraglichEntschädigungen von Ryanair wegen streikbedingter Flugausfälle fraglich

Ryanair in Portugal von Streik des Kabinenpersonals betroffen, wie hier in Faro. Foto: Hans-Joachim Allgaier

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Die iri­sche Bil­lig­flug­ge­sell­schaft Ryan­air stor­nier­te am Don­ners­tag, 26. Juli, dem zwei­ten Tag des aktu­el­len Flug­be­glei­ter­streiks, sechs Flü­ge zwi­schen Por­tu­gal und Deutsch­land. Betrof­fen waren die Flug­hä­fen Faro, Frankfurt/Main, Köln/Bonn und Bre­men. Kor­rek­te Durch­füh­rung gab es bei der Flug­ver­bin­dung Mem­min­gen-Faro sowie auf den Rou­ten von Frankfurt/Main nach Lis­sa­bon und Por­to. Die Air­line über­rasch­te am Don­ners­tag mit der Mit­tei­lung, dass sie Pas­sa­gie­ren für Flug­aus­fäl­le und Ver­spä­tun­gen auf­grund des aktu­el­len Streiks kei­ne Ent­schä­di­gun­gen zah­len wer­de. Das hat­te vor eini­gen Tagen noch anders geklungen.

Euro­pas größ­ter Bil­lig­flie­ger bezog sich in sei­ner in Dub­lin ver­öf­fent­lich­ten Stel­lung­nah­me auf „außer­ge­wöhn­li­che Umstän­de“. Laut EU-Recht sei in sol­chen Fäl­len kei­ne Ent­schä­di­gun­gen fäl­lig, wenn „die Gewerk­schaft unan­ge­mes­sen und völ­lig außer­halb der Kon­trol­le der Flug­ge­sell­schaft han­delt“. Das wird von Por­ta­len, die Flug­gäs­te bei der Rea­li­sie­rung von Ansprü­chen gegen Air­lines unter­stüt­zen, aller­dings als "inak­zep­ta­bel" kritisiert.

Kei­ne Ent­schä­di­gun­gen bei "außer­ge­wöhn­li­chen Umständen"?

 

Es sieht der­zeit düs­ter aus in Sachen Ent­schä­di­gun­gen wegen Flug­be­glei­ter­streiks bei Ryan­air. Foto: Airline

Doch laut EU-Flug­gast­rech­te­er­ord­nung 261/2004 ste­hen Pas­sa­gie­ren Ent­schä­di­gungs­zah­lun­gen zwi­schen 250 und 600 Euro (nur) dann zu, falls die Flug­ge­sell­schaft für den Flug­aus­fall ver­ant­wort­lich gemacht wer­den kann. Wenn soge­nann­te "außer­ge­wöhn­li­che Umstän­de" vor­lie­gen – etwa schlech­tes Wet­ter, Streik, Ter­ror oder Natur­ka­ta­stro­phen – trifft die Flug­ge­sell­schaft gemäß EU-Recht kei­ne Schuld. Auch nach einem Urteil des Bun­des­ge­richts­hofs (BGH) gilt ein Streik als „außer­ge­wöhn­li­cher Umstand“. Das bedeu­tet: Rei­sen­den ste­hen ent­spre­chen­de Ent­schä­di­gungs­zah­lun­gen nicht zu. Vor ein paar Tagen hat­te Ryan­air aller­dings noch dar­auf hin­ge­wie­sen, dass alle vom Streik betrof­fe­nen Pas­sa­gie­re per E‑Mail oder SMS infor­miert und ihnen Umbu­chun­gen oder Ent­schä­di­gun­gen ange­bo­ten wor­den seien.

All­ge­mei­ne Aus­künf­te zum The­ma kön­nen Ryan­air-Kun­den und ande­re Flug­gäs­te einer aktu­el­len Grund­satz-Infor­ma­ti­on auf der Inter­net­sei­te des Luft­fahrt­bun­des­am­tes entnehmen.

Schon am Mitt­woch hat­ten die Fol­gen des Aus­stands des Kabi­nen­per­so­nals in Por­tu­gal, Spa­ni­en, Ita­li­en und Bel­gi­en bei vie­len Som­mer­flug­rei­sen­den Pro­ble­me ver­ur­sacht. Zehn­tau­sen­de von Flug­gäs­ten waren betrof­fen, dar­un­ter schät­zungs­wei­se etwa 2.000 auch im Por­tu­gal-Ver­kehr. Wir berich­te­ten in unse­rem Bei­trag "Ryan­air-Streiks: Vie­le Algar­ve-Urlau­ber betrof­fen".

 

Ins­ge­samt 300 Flug­aus­fäl­le am zwei­ten Streiktag

 

Die Ryan­air-Flü­ge zwi­schen Frankfurt/Main (unser Foto) und Faro gehör­ten zu den stor­nier­ten. Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

 

Der Streik über­rascht am zwei­ten Tag nur noch weni­ge Flug­gäs­te. Nach Anga­ben von Ryan­air fie­len am Don­ners­tag ins­ge­samt 300 Flü­ge aus, allein 200 davon im Spa­ni­en-Ver­kehr. Pro­tes­te bzw. grö­ße­re Zwi­schen­fäl­le gab es offen­bar nicht. Am Mitt­woch war es aller­dings zu offen­bar kurz­fris­ti­gen Stor­nie­run­gen von dut­zen­den von Flü­gen im Ver­kehr von und nach Ita­li­en gekommen.

Die deut­schen Pilo­ten- und Flug­be­glei­ter-Gewerk­schaf­ten rie­fen bis­her kei­nen Arbeits­kampf bei Ryan­air aus. Bis Ende Juli läuft bei der Pilo­ten­ver­ei­ni­gung Cock­pit eine Urab­stim­mung. Die Gewerk­schaf­ten set­zen sich auf euro­päi­scher Ebe­ne in einer abge­stimm­ten Wei­se für bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen und höhe­re Löh­ne bei der Gesell­schaft ein. Deren Manage­ment kün­dig­te jetzt an, den Bestand an Flug­zeu­gen am Unter­neh­mens­sitz in Dub­lin von 30 auf rund 24 zu sen­ken. Das wür­de die Ein­bu­ße von 100 Stel­len für Pilo­ten und von 200 für Flug­be­glei­ter zur Fol­ge haben. Hin­ge­gen wol­le Ryan­air im wach­sen­den Markt Polen auf­sto­cken, hieß es.

Hans-Joachim Allgaier: Deutscher Journalist mit Know-how in Public Relations/Marketing/Corporate Communications - Portugal-/Algarve-/Alentejo-Liebhaber
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