Der deutsche Außenminister Heiko Maas und der deutsche Botschafter Christof Weil haben am Gründonnerstag auf der portugiesischen Insel Madeira mit den Betroffenen des tragischen Busunglücks gesprochen und einen Kranz niedergelegt.
Am Karfreitag will Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa mit Maas zusammentreffen. Der deutsche Außenminister war um 14:30 Uhr mit einem Airbus der Flugbereitschaft nach Portugal gestartet. Er ist begleitet von Ärzten, Psychologen und Konsularbeamten des Auswärtigen Amtes. Maas besuchte am Abend den Unfallort, legte einen Kranz nieder und sprach den portugiesischen Partnern "außerordentlichen Dank" für ihre Hilfe aus. Nach seinen Worten gab es eine "großartige Zusammenarbeit in einer ganz schwierigen Zeit".
Die Diplomaten der deutschen Botschaft in Lissabon arbeiteten zusammen mit den örtlichen Behörden auf Madeira an der Aufklärung des Unfalls. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die transportfähigen Verletzten nach Hause zu bringen, die ums Leben gekommenen zu identifizieren und die Angehörigen zu informieren", betonte Maas. Das sei eine sehr schwierige Arbeit, bei der keine Fehler gemacht werden dürften. Deshalb seien Beamte des Bundeskriminalamts auf dem Weg nach Madeira.
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Deutsche Botschaft hat Karfreitag geschlossen – trotz Busunglück
Trotz des Unfalls schreibt die Deutsche Botschaft auf ihrer Internetseite, dass die Vertretung am Karfreitag und Ostermontag geschlossen bleibe. Für die Insel Madeira ist kein deutscher Honorarkonsul genannt, wohl aber für die Azoren, Porto sowie Algarve und Alentejo. Angegeben wird aber die Hotline, unter der der Krisenstab des Auswärtigen Amtes in Berlin erreichbar ist: +49 30 5000 3000.
Maas und Merkel zeigen sich traurig und schockiert
Außenminister Maas wurde am Donnerstag von seinem portugiesischen Amtskollegen Augusto Santos Silva begleitet, der die Solidarität der Regierung in Lissabon mit den Unfallopfern zum Ausdruck brachte. Maas erklärte, es sei "schockierend, dass der Osterurlaub für so viele Menschen zu einer Tragödie geworden ist". Bundeskanzlerin Angela Merkel, die heute ihre verstorbene Mutter zu Grabe trug, äußerte in einer in Berlin veröffentlichten Stellungnahme "Traurigkeit und Schock" und "aufrichtige Solidarität mit allen Familien, die ihre Angehörigen verloren haben". Sie hoffe, dass sich die Verletzten und ihre Familien von dem physischen und psychischen Trauma erholten.
29 Tote, mehr als 20 Verletzte
29 Personen waren bei dem schweren Busunfall auf der portugiesischen Ferieninsel getötet und mehr als 20 verletzt worden, darunter viele Deutsche. Die Bundesregierung bereitet den Einsatz eines eigenen Rettungsflugzeugs der Luftwaffe, des „MedEvac“-Airbus, vor. Die Maschine wurde am Donnerstag bereitgestellt. Laut Inselmagazin Diário de Notícias Madeira kam am Donnerstagmorgen bereits ein deutsches Ambulanzflugzeug auf dem Madeira-Flughafen Cristiano Ronaldo an. Dies stehe offenbar in Zusammenhang mit Rücktransporten einiger Unfallopfer, hieß es.
Von den 51 im Dorf Caniço verunglückten Bus-Insassen waren die meisten mit dem Reiseveranstalter Trendtours Touristik aus Hessen unterwegs. Zwei Passagiere waren Kunden des Anbieters Schauinsland-Reisen. Vermittelt hatte den Ausflug die Agentur Travel One. Sie kondolierte unterdessen den Angehörigen und sprach ihr tiefes Bedauern aus. Der fünf Jahre alte Bus war erst unmittelbar vor dem Unglück von dem Hotel Quinta Splendida gestartet, wo die Reisenden untergebracht waren.
Maas: Beamte des Bundeskriminalamtes auf dem Weg
Der Busfahrer und der Reiseleiter – beide überlebten verletzt – sind Portugiesen. Das Lissaboner Außenministerium bestätigte am Donnerstagmittag, dass die 29 getöteten Menschen Deutsche sind. Laut Nélio-Mendonça-Krankenhaus in der Inselhauptstadt Funchal sind 17 der 29 Todesopfer Männer. Auch die zwölf getöteten Frauen seien im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. 17 Verletzte befänden sich noch in Behandlung, niemand sei mehr auf der Intensivstation, hieß es.
Die Krankenhausleitung hofft, die von der Rechtsmedizin untersuchten Körper der Getöteten bis spätestens Samstag freigeben zu können. Dann dürften sie nach Deutschland überführt werden. Am Flughafen Funchal war eine provisorische Leichenhalle eingerichtet worden. Örtliche und aus Lissabon entsandte Ärzte obduzierten dort die Leichen.
Zwischenzeitlich hat die portugiesische Polizei am Unglücksort in der Gemeinde Caniço östlich von Funchal weitere Spuren gesichert, zum Beispiel auch Ausweise oder andere Dokumente. Der Bus hatte auf einer kleinen, engen Straße in einer scharfen Linkskurve ein Geländer durchbrochen und war rund acht Meter tief eine Böschung hinuntergestürzt. Er fiel in einem Wohnviertel auf ein kleines Haus, in dem sich zum Glück gerade niemand aufhielt. Das Dach des Hauses stürzte zum Teil ein. Es ist unbewohnbar. Der Besitzer kam bei seiner Familie unter. Am frühen Donnerstagmorgen gegen sechs Uhr wurde der Bus geborgen und abtransportiert. Er wird nun von Polizeiexperten untersucht. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen zur Unfallursache auf. Gestern hatte es in ersten Berichten geheißen, möglicherweise sei ein eingeklemmtes Gaspedal der Auslöser für die Katastrophe gewesen. Immer mehr Indizien und Spuren deuteten in der Tat auf einen technischen Defekt hin, hieß es am Abend in einer "Brennpunkt"-Sondersendung der ARD. Der Fahrer habe offenbar noch versucht, Schlimmeres zu verhüten.
Portugal ruft dreitägige Staatstrauer aus
Portugal rief eine dreitägige Staatstrauer bis zum Ostersamstag aus, um "die Trauer und die Solidarität der gesamten Landesbevölkerung gegenüber den Opfern und ihren Familien" auszudrücken, so ein Regierungssprecher.