Covid-19: Algarve-Städte setzen Touristenabgabe aus
Im Süden Portugals ist die Zahl der bestätigten Covid-19-Fälle am Donnerstag auf 109 gestiegen – 89 an der Algarve und 20 im Alentejo. Im ganzen Land erhöhten sich die registrierten Infektionen mit dem Coronavirus auf 3.544 (plus 549 gegenüber Vortag) und die Todesfälle auf 60. Geheilt werden konnten bereits 43 Patienten. Die Algarve-Bürgermeister beschlossen unterdessen, in ihren Städten die Touristenabgabe auszusetzen.
An der Algarve gab es am Donnerstag 27 registrierte Fälle mehr als gestern. Im Alentejo wurden acht weitere Infektionen mit der Krankheit diagnostiziert. Landesweit werden 191 Patienten in Krankenhäusern behandelt, 61 davon auf Intensivstationen.
Nach wie vor gibt es im Norden des Landes rund um Porto die meisten Infektionsfälle (1.858), gefolgt von Lissabon mit Tejo-Tal (1.082), dem Zentrum (435), der Algarve (89), den Azoren-Inseln (24), dem Alentejo (20) und der Insel Madeira (15).
Was Todesfälle anbetrifft, entfällt auf die Algarve nach wie vor einer. Auch hier ist der Norden mit 28 Toten die am stärksten betroffene Region, gefolgt vom Großraum Lissabon (18) und dem Zentrum (13).
Inhaltsverzeichnis
- 1 Durchschnittliche Dichte der Covid-19-Infektionen an der Algarve vergleichsweise gering
- 2 Finanzminister: Portugal für Covid-19-Krise besser gerüstet als für damalige Finanzkrise
- 3 Algarve-Städte verzichten vorerst auf Touristenabgabe
- 4 Tourismus-Verband begrüßt Verzicht auf Touristenabgabe
- 5 Corona-Ticker: Die Pandemie-Lage im Süden Portugals
Durchschnittliche Dichte der Covid-19-Infektionen an der Algarve vergleichsweise gering
Wie am Vortag bestätigt sich bei Analyse der Infektions- und Todesfall-Dichte, also der Zahl der gemeldeten Fälle pro eine Million Einwohner eines Landes oder einer Region, dass die Südküste Portugals jeweils einen relativ günstigen Wert aufweist – sogar den besten in unser Auswahl.
Land/Region | Bestätigte Infektionen* | Einwohnerzahl in Mio.** | Infektionsdichte (Fälle pro 1 Mio. Einwohner) | Todesfälle* | Todesfälle pro 1 Mio. Einwohner |
Algarve | 89 | 0,4 | 222,5 | 1 | 2,50 |
ganz Portugal | 3.544 | 10,6 | 334,3 | 60 | 5,66 |
Frankreich | 25.604 | 67 | 382,1 | 1.331 | 19,87 |
Deutschland | 40.421 | 83 | 487,0 | 229 | 2,76 |
Österreich | 6.001 | 8,9 | 674,3 | 42 | 4,72 |
Spanien | 56.188 | 46,7 | 1.203,2 | 4.089 | 87,56 |
Italien | 74.386 | 60,3 | 1.233,6 | 7.503 | 124,43 |
Schweiz | 11.316 | 8,5 | 1.331,3 | 171 | 20,12 |
*laut Johns Hopkins University, 26. März 2020, 15 Uhr portugiesischer Zeit
**laut Wikipedia.de
Finanzminister: Portugal für Covid-19-Krise besser gerüstet als für damalige Finanzkrise
Portugal ist nach Ansicht seines Finanzministers Mario Centeno "noch nie besser auf eine Krise wie die von Covid-19 verursachte“ vorbereitet gewesen. Die Regierung werde daher alles tun, um möglichst schnell zur Normalität zurückzukehren. Ob eine neue Welle von Sparmaßnahmen droht, ließ der von der Algarve (Olhão) stammende Politiker offen.
"Die Art dieser Krise unterscheidet sich grundlegend von denen, welche die Ereignisse von 2008 und 2009 und die nachfolgenden, noch tiefgreifenderen in einigen Ländern in der Zeit nach 2010 und 2011 auslösten“. Finanzminister Mario Centeno
Diesmal handele es sich nicht um eine "strukturelle" Krise oder um eine Krise, die aus „makroökonomischen Ungleichgewichten“ resultiere, die korrigiert werden müssen, so der Chef der Eurogruppe der Finanzminister in einem Video-Interview mit der Nachrichtenagentur Lusa.
Algarve-Städte verzichten vorerst auf Touristenabgabe
Auf einer Telefonkonferenz haben die Bürgermeister der 16 Algarve-Kreisstädte wegen der durch die Coronavirus-Pandemie angespannten Finanzlage vieler Menschen mehrere Erleichterungen beschlossen. So wird die Zahlungsfrist für Wassergebühren bis Mai aufgeschoben – mit der Möglichkeit für Ratenzahlungen.
Weitere Maßnahmen:
- Aufschub und/oder Befreiung von der Zahlung von Mieten für konzessionierte öffentliche Räume
- Befreiung von den Gebühren für die Nutzung öffentlicher Wege (OVP) und von Werbegebühren
- Aussetzung der Touristenabgabe/Bettensteuer.
Wie der Städtetag der Algarve (AMAL) ferner mitteilte, wird jede Kommune die beschlossenen Maßnahmen gemäß ihrer Situation und finanziellen Möglichkeiten an die „Besonderheiten ihres Gebiets“ anpassen. Einige Kreisstädte könnten sogar über die Regelungen hinausgehen, die vorerst bis Ende Mai gelten. Eine weitgehende Ausnahme gilt für Vila Real de Santo António. Die Kreisstadt untersteht der Finanzverwaltung des kommunalen Unterstützungsfonds und wird sich auf „einige Maßnahmen zur Unterstützung der Bevölkerung“ beschränken müssen.
Tourismus-Verband begrüßt Verzicht auf Touristenabgabe
Der Präsident der regionalen Tourismusverbände RTA und ATA, João Fernandes, begrüßte die Maßnahmen, vor allem den Verzicht auf die Erhebung der Touristenabgabe, die auch Bettensteuer genannt wird. Im Moment sei zwar die Gewährleistung der öffentlichen Gesundheit und des Wohlergehens der Menschen in der Region, sowohl der Einwohner als auch der Besucher, die wichtigste Aufgabe. Aber man dürfe auch die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Algarve-Wirtschaft nicht aus dem Auge verlieren.
"In Anbetracht der schwierigen Zeit, welche die verschiedenen touristischen Aktivitäten, insbesondere die Beherbergungsbetriebe, durchmachen, sind alle positiven Zeichen wichtige Schritte zur Erholung. Deshalb begrüßt der Tourismus an der Algarve die Entscheidung der Bürgermeister". João Fernandes
Die Touristensteuer wurde bereits in Vila Real de Santo António und Faro erhoben. Andere Kommunen der Algarve hatten sich auf die Einführung der Touristenabgabe vorbereitet.
Corona-Ticker: Die Pandemie-Lage im Süden Portugals
Aktuelles zur Covid-19-Situation an der Algarve
Albufeira: Die Touristenhochburg reagiert mit einer Kampagne "Jetzt antworten!" auf Notsituationen von Bürgern im Verlauf der Covid-19-Pandemie. Es werden Familien mit akuten Liquiditätsschwierigkeiten identifiziert und unterstützt. Vor allem geht es um feste, unvermeidbare Zahlungsverpflichtungen. Die Kampagne zielt darauf ab, dass die Kommune sofort auf die Stillung von Grundbedürfnissen reagiert. Das könne Lebensmittel, Hygieneartikel oder Medikamente betreffen, aber auch Unterstützung bei der Zahlung fester monatlicher Ausgaben wie Wasser‑, Strom- oder Gas-Gebühren, hieß es. Anfragen können per E‑Mail gerichtet werden an accao.social@cm-albufeira.pt. Informationen erhält man auch unter der Telefonnummer 289 599 509 oder 289 598 867.
Faro: Die Wache der Republikanischen Nationalgarde GNR in der Flughafenstadt Faro ist am Mittwoch geschlossen worden, um Räumlichkeiten und Fahrzeuge desinfizieren zu können. Zuvor war ein Polizist positiv auf Covid-19 getestet worden, berichtet die portugiesische Zeitung Jornal de Notícias.
Lagos: In der Kreisstadt an der West-Algarve hat das örtliche Wissenschaftszentrum Centro Ciência Viva damit begonnen, mit 3D-Druckern Schutzvisiere für Angehörige der Gesundheitsberufe herzustellen. Ähnliches startete auch der Informatik-Kurs einer Gruppe von Schulen in Faro. Produziert wird dort ein Modell, das bereits vom Krankenhaus Faro erfolgreich getestet wurde. Freiwillige Helfer sind gebeten, sich per E‑Mail zu melden unter 3d.anticovid@aeprosa.pt. Auch um Materialspenden sind die Schulen dankbar.
Loulé: Die Verwaltung der Kreisstadt an der Zentralalgarve hat eine Internetplattform eingerichtet, auf der die Bürger sämtlichen lokalen Informationen zum Umgang mit der Covid-19-Pandemie abrufen können. Der Titel der Inhalte, die dort vorgehalten werden: #LOULEFICAEMCASA – also „Loulé bleibt zu Hause“. Bürgermeister Vítor Aleixo kündigte unterdessen an, die begonnenen Desinfektionsmaßnamen vor allem in den wichtigsten Ballungszentren der Stadt fortzusetzen. Besonderes Augenmerk wird dabei den Straßen, Müllsammelbehältern und Geldautomaten gewidmet. Laut Graça Freitas, Generaldirektorin für Gesundheit, gibt es allerdings "keinen wissenschaftlichen Beweis" dafür, dass die Desinfektion von Straßen und öffentlichen Räumen gegen eine Ansteckung mit dem neuen Coronavirus wirksam hilft.
Vila do Bispo: Auch Altenpfleger und Sozialarbeiter beklagen einen Mangel an Schutzausrüstung und fühlen sich oft an der Grenze der persönlichen Belastbarkeit. Das berichtete Armindo Vicente, Leiter der Einrichtung Santa Casa da Misericórdia (SCM) in der Kreisstadt Vila do Bispo. Er höre dies auch aus anderen privaten Institutionen der sozialen Solidarität (IPSS) an der Algarve, sagte er dem Regionalmagazin Sul Informação.
Aktuelles zur Covid-19-Situation im Alentejo
Odemira: Die Kreisstadt registrierte den ersten Fall einer Coronavirus-Infektion. Laut Katastrophenschutz handelt es sich um einen Ausländer, der am vergangenen Freitag aus Lissabon anreiste. Vorsorglich wurden 15 Kontaktpersonen aus São Teotónio und Longueira/Almograve unter Quarantäne gestellt. Sie wiesen am Mittwoch keine Symptome auf. In den Intensivlandwirtschafts-Betrieben der Region arbeiten viele ausländische Beschäftigte. Die Kreisverwaltung teilte mit, man stehe mit den Unternehmen in ständigem Kontakt, um die Landarbeiter in ihrer Muttersprache über die einzuhaltenden Regelungen zu informieren.
Évora: Die 14 Kommunen des Bezirks schaffen für 150.000 Euro sechs deutsche Beatmungsgeräte für das Hospital do Espírito Santo in der Metropole des Zentral-Alentejo an. Drei davon liefert das deutsche Unternehmen noch in dieser Woche, die restlichen in den kommenden zwei Wochen. Zusätzlich werden auch Schutzausrüstung und Covid-19-Tests gekauft.
Sines: Das private Krankenhausunternehmen HPA Saúde – Alentejo bietet für Patienten aus Sines, Beja, Odemira, São Teotónio und Vila Nova de Milfontes nun auch Telekonsultationen für allgemeine Notfälle an – als Alternative zur persönlichen Betreuung im Krankenhaus von Sine. Die Experten dort sind von Montag bis Freitag von 9 bis 19 Uhr erreichbar unter den Telefonnummern 269 630 370 und 968 085 315.
Grândola: In den kommenden zehn Tagen erhält das Krankenhaus der Alentejo-Küste (Hospital do Litoral Alentejano) eine moderne digitale Radiologie-Ausrüstung. Spender ist das Unternehmen Vanguard Properties des französischen Millionärs Claude Berda, der zusammen mit dem Investor Amorim Luxury die Vermögenswerte des luxuriösen Landguts Herdade da Comporta in Grândola erworben hat. Das Krankenhaus teilte mit, die Anlage passe gut zu seinem aktuellen Bedarf, vor allem bei der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie.
Arbeite seit 20 Jahren in Nepal, hoffe ein schoenes Zuhause ab Januar in der Algarve zu finden. Freue mich auf neue Entdeckungen und Herausforderungen.