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Chris­tophs Algar­ve-Küche ser­viert: Cata­pla­na – ein Stahl­helm macht Karriere

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Cata­pla­na – als Koch­ge­rät und Gericht steht die­ses Sym­bol für die tra­di­tio­nel­le Algar­ve-Küche. Die His­to­rie der glän­zen­den Dop­pel­pfan­ne, die Ihnen hier als Teil 3 der klei­nen Serie "Chris­tophs Algar­ve-Küche: Geschich­ten und Gerich­te "ser­viert wird, ist sehr ungewöhnlich.

Cata­pla­na: Ers­te Begeg­nung mit einem ein­ma­li­gen Kochgerät

 

Cataplana Algarve Küche Christoph Höver
Chris­toph Höver  Foto: Moni­ka Wildenburg

Es gibt wohl kaum einen Besu­cher der Algar­ve, der nicht schon ein­mal vor den Aus­la­gen der Sou­ve­nir- oder auch Haus­halts­wa­ren­lä­den gestan­den hat. Stars sind stets die Ufo-arti­gen kup­fer- oder silb­rig­glän­zen­den Koch­ge­rä­te in nied­li­cher Grö­ße für den Sin­gle oder als rie­si­ge Gerä­te für die hung­ri­ge Groß­fa­mi­lie: Cataplanas.

Ich erin­ne­re mich noch vage an mei­ne ers­te Begeg­nung mit die­ser selt­sa­men Dop­pel­pfan­ne, bei der man nicht weiß, was Deckel oder Boden ist. Es muss 1979 gewe­sen sein, nach Rück­kehr von mei­ner ers­ten Erkun­dungs­fahrt rund um die ibe­ri­sche Halb­in­sel und der Infek­ti­on mit dem Portugal-Virus.

In der belieb­ten TV-Show "Spiel ohne Gren­zen" trat eine Grup­pe aus Alb­ufei­ra an und hat­te als Spiel­ge­rät eine rie­si­ge Cata­pla­na-Pfan­ne dabei, in der aller mög­li­cher Scha­ber­nack getrie­ben wurde.

"Cata­pla­na: Name für ein tra­di­tio­nel­les Koch­ge­rät, eine Fami­lie von Gerich­ten und eine Beson­der­heit der Algar­ve" – eine sol­che oder ähn­li­che Beschrei­bung ist in fast jedem Rei­se­füh­rer zu fin­den. In sei­nem bemer­kens­wer­ten Buch "Fische der Algar­ve" schreibt Nico Böer hingegen:

„Für wahr­schein­li­cher hal­te ich, dass die Cata­pla­na eine Erfin­dung des Tou­ris­mus­mi­nis­te­ri­ums für ahnungs­lo­se Urlau­ber und Res­te ver­wer­ten­de Köche ist.“

Cataplana aus Kupfer gart auf einem Gasherd
Kup­fer­ner Dampf­topf – hier mit Gas befeu­ert. Foto: Moni­ka Wildenburg

 

Suche nach dem Ursprung der Cataplana

 

Olleboma ist ein Küchenpapst der 30er Jahre ohne Erwähnung des Cataplana
Olle­bo­ma schrieb den por­tu­gie­si­schen Koch­buch­klas­si­ker der 30er Jahre

Sicher ist: Cata­pla­nas sind in der Algar­ve-Küche beliebt und schme­cken in der Regel aus­ge­zeich­net. Dabei sind Kom­bi­na­tio­nen von Muscheln, Fisch, Gam­bas, Tin­ten­fisch etc. mit Papri­ka­wurst, Schwei­ne­fleisch, Gemü­se (Zwie­beln, Knob­lauch, Toma­ten, Papri­ka), Oli­ven­öl und Kräu­tern ver­brei­tet. In eini­gen Restau­rants wer­den auch Cata­pla­nas mit (Wild-)Kaninchen, Tau­ben oder ande­rem Geflü­gel ange­bo­ten. Die­se unge­wöhn­li­chen Kom­bi­na­tio­nen las­sen eine lan­ge Tra­di­ti­on vermuten.

Seit wann gibt es die Cata­pla­na an der Algar­ve? Ich schaue in die ältes­ten Koch­bü­cher zur por­tu­gie­si­schen Küche, die sich in mei­nem Besitz befinden:

  • "Culiná­ria Por­tu­gue­sa", ein Buch des dama­li­gen Prä­si­den­ten der Socie­da­de Por­tu­gue­sa de Gas­tro­no­mia, Antó­nio Maria de Oli­vei­ra Bel­lo Olle­bo­ma von 1933: Kein Wort zur Cataplana!
  • Eben­so in dem deutsch­spra­chi­gen Werk "Grü­ner Pfef­fer und roter Wein – Por­tu­gie­si­sche Gerich­te" von Maria von Tres­kow (1961). In dem gründ­lich recher­chier­ten Kapi­tel über die Algar­ve: Kein Wort zur Cataplana!

So alt scheint die Tra­di­ti­on also nicht zu sein? Viel­leicht, so den­ke ich, fin­det sich etwas in dem dicken Klas­si­ker "Cozin­ha Tra­di­tio­nal Por­tu­gue­sa" von Maria de Lour­des Mode­s­to (1982).

Und sie­he da: In dem umfang­rei­chen Kapi­tel „Algar­ve“ fin­det sich ein (!) Cata­pla­na-Gericht „Amê­i­jo­as na Cata­pla­na“. Und ein span­nen­der Hinweis:

„Die Cata­pla­na wur­de frü­her von Jägern benutzt, die dar­in ihre Mahl­zei­ten auf der Glut, die sie auf dem Boden ent­fach­ten, koch­ten. Man weiß auch, dass sie genau­so in der Bai­ra Baixa unter dem Namen „Prus­sia­na“ (Preuß­in) benutzt wur­de, ein Name den man auch in der Algar­ve kennt.“

Cataplana mit Mariscos der Algarve
Cata­pla­na aus Mee­res­früch­ten. Foto: RTA

 

Was haben "Preuß­in­nen" mit der Cata­pla­na zu tun?

 

Inter­net – Hilf bit­te! Die ers­ten Arti­kel, die ich im Netz fin­de, füh­ren die Cata­pla­na auf die alten marok­ka­ni­schen und mau­ri­schen Koch­ge­rä­te zurück (Taji­ne), die von den Algar­ve-Zink- und Kup­fer­schmie­den in höchs­ter hand­werk­li­cher Per­fek­ti­on nach­emp­fun­den und wei­ter­ent­wi­ckelt wurden.

Nicht befrie­di­gend. Wie­so ist die Cata­pla­na erst so spät bekannt gewor­den und was ist mit den Preuß­in­nen? Viel­leicht hat es mit Por­tu­gals Teil­nah­me am ers­ten Welt­krieg zu tun. Von 1916 bis 1918 kämpf­ten 50.000 Por­tu­gie­sen mit den eng­li­schen und fran­zö­si­schen Alli­ier­ten im Gra­ben­krieg gegen die Deut­schen. Gedenk­ta­feln für die gefal­le­nen jun­gen Män­ner fin­det man noch in fast jeder Stadt in Portugal.

Kochen in Mili­tär­hel­men – Ursprung der Cataplana

In einem einem Arti­kel, der 2016 in der Zei­tung Publi­co erschien, klärt Alex­an­dra Pra­da Coel­ho das Geheim­nis. Angeb­lich wur­den bis in die frü­hen fünf­zi­ger Jah­re in der Bei­ra Baixa „in den abge­leg­ten Hel­men der Sol­da­ten des Ers­ten Welt­kriegs“ zu Hau­se und unter­wegs gekocht. Nach und nach starb die­se Art aus – auch weil es ver­mut­lich kei­nen Nach­schub an abge­leg­ten Hel­men mehr gab.

Cataplana hatte Vorläufer im Soldaten-Helm des Ersten Weltkriegs
Sol­dat mit Helm im 1. Welt­krieg  Foto: Sti­jn Swinnen

Es gab dem­nach einen Mann, der ein Modell her­stell­te, das er mit an die Algar­ve nahm, wo die alten Kes­sel­bau­er der Algar­ve began­nen, eine neue Ver­si­on der "Prus­sia­na" (Preuß­in) aus Kup­fer her­zu­stel­len, wodurch ihre Hälf­ten bes­ser schlos­sen. Es sind leicht unter­schied­li­che Objek­te mit eini­gen Beson­der­hei­ten. "Die Prus­sia­na ist ein Ofen, er stand auf der Glut auf dem Boden, war mit Glut bedeckt und wur­de für das lang­sa­me Nie­der­tem­pe­ra­tur­ga­ren ver­wen­det", erklärt sie. Und fügt hin­zu: "An der Algar­ve wird sie zum schnel­len Kochen ver­wen­det."

Cata­pla­nas wer­den immer noch in Hand­ar­beit gefertigt

Anal­ide Car­mo aus Loulé fer­tigt seit 1959 Cata­pla­nas in Hand­ar­beit. Foto: Chris­toph Höver

In der "Casa dos Cald­ei­ros", im Haus der Kes­sel, in der Alt­stadt von Loulé, habe ich den 71-jäh­ri­gen Anal­ide Car­mo besucht. Der Hand­wer­ker stellt seit sei­nem elf­ten Lebens­jahr glän­zen­de Cata­pla­nas in Hand­ar­beit aus Stahl­blech her. Es hat eine Kup­fer­be­schich­tung aus­sen und eine Ver­zin­kung innen.

 

Kochen wie in einer Cata­pla­na: So geht's auch ohne

 

Statt einer Cataplana kann man auch eine Sauteuse mit gutem Deckel nehmen
Statt einer Cata­pla­na kann man auch eine Sau­teu­se mit gutem Deckel ver­wen­den. Foto: privat

Kei­ne Sor­ge: Wenn Sie sich solch ein glän­zen­des Sou­ve­nir zuge­legt haben, benut­zen Sie es ruhig. Dafür ist es da. Und ein lau­tes „Ah" und "Oh“ Ihrer Gäs­te ist Ihnen sicher, wenn Sie die Cata­pla­na am Tisch öffnen.

Aber wenn Sie eine hohe Pfan­ne (Sau­teu­se), einen Wok oder einen brei­ten Topf mit einem gut schlie­ßen­den Deckel besit­zen, dann geht das damit (fast) genau­so gut.

Alex­an­dra Pra­da Coel­ho berich­tet in ihrem zitier­ten Zei­tungs­ar­ti­kel, dass an einem Wochen­en­de des Jah­res 1959 die Por­tu­gie­sin Maria de Lour­des Mode­s­to ihre ers­te Cata­pla­na aß: "Es war eine Muschel­ca­ta­pla­na mit Wurst". Das ent­spre­chen­de Rezept fin­det sich immer noch in ihrem Buch "Cozin­ha Tra­di­tio­nal Por­tu­gue­sa". Hier kommt mei­ne moder­ni­sier­te Fassung.

In der nächs­ten Fol­ge, in Teil vier unse­rer Serie, wer­de ich ver­schie­de­ne ande­re Rezep­te für die Cata­pla­na vorstellen.

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Chris­toph Hövers kuli­na­ri­sche Köst­lich­kei­ten bekom­men Sie auch in fol­gen­den Arti­keln auf "Algar­ve für Ent­de­cker" ser­viert:

Anzei­ge

Christoph Höver

"Kölsche Jung", Algarve-Fan und kulinarischer Experte bei Algarve für Entdecker

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