Algarve-Polizei kommentiert Suche nach vermisster Österreicherin Julia W.
Im Fall der an der Algarve seit 36 Tagen verschwundenen Österreicherin Julia W. (28) hat sich nach langem Schweigen jetzt erstmals die für das Dörfchen Pedralva territorial zuständige portugiesische Polizei öffentlich geäußert. Auch die Landespolizeidirektion Salzburg nahm Stellung.
"Algarve für Entdecker" hatte schon am vergangenen Sonntag, 28. Juli, die Republikanische Nationalgarde GNR auf Englisch um Stellungnahme gebeten. Auf der GNR-Wache im Kreis Vila do Bispo, in deren Zuständigkeits die abgelegene Ortschaft Pedralva liegt, war die Vermisstenanzeige aufgegeben worden. Dort, an der rauen Westküste der Algarve, der Costa Vicentina, gibt es viele kleine Privatunterkünfte. Einwohner und Urlauber leben ruhig und abgeschieden, oft auch in Camper Vans und Wohnmobilen.
Inhaltsverzeichnis
Frage an Algarve-Polizei: Was ist mit Suchtrupps, was mit Spürhunden?
Die Redaktion wollte unter anderem wissen:
- Welche Aktivitäten hat die GNR bisher unternommen, um die in Pedralva Vermisste aufzuspüren? Gab es eine Suche in der Region? Wurden Suchposter aufgehängt, Spürhunde eingesetzt, Medien gebeten, bei der Suche zu helfen?
- Was ist mit dem Fahrzeug der Vermissten gemacht worden?
- Was ist das Ergebnis der bisherigen Suchbemühungen der GNR und wie wird das bewertet?
- Welche Pläne gibt es für die weitere Fortsetzung der Suche nach Julia W?
- Wie häufig sind solche Vermisstenfälle an der (westlichen) Algarve?
- Ermittelt die Polizei in alle Richtungen?
- Kann die Polizei ausschließen, dass Julia W. Opfer eines Unfalls oder eines Ereignisses wie eines Waldbrandes geworden ist?
Algarve-Polizei antwortet kurz und knapp
Am Freitagnachmittag, 2. August, erreichte uns dann eine E‑Mail der GNR-Pressestelle in Lissabon – in portugiesischer Sprache. Der übersetzte Inhalt:
- Die Republikanische Nationalgarde GNR hat "alle notwendigen Schritte unternommen und die notwendigen Mittel zur Lokalisierung der betreffenden Bürgerin bereitgestellt".
- Die GNR weist darauf hin, dass sie ihrerseits auch "die Polizei für öffentliche Sicherheit [PSP, Anmerkung der Redaktion] und die Justizpolizei [PJ] informiert hat".
- Wichtig zu beachten sei aus GNR-Sicht auch, "dass die österreichische Botschaft sowie die Familie, an die das Fahrzeug übergeben wurde, ständig informiert werden".
- Zum Schluss teilt die Pressestelle mit: "Die GNR wird sich weiterhin bemühen, Frau Julia W. [Redaktion hat Namensnennung abgekürzt] zu finden".
Die von der Republikanischen Nationalgarde angesprochene Sicherheitspolizei PSP, von "Algarve für Entdecker" am Donnerstag, 1. August, wegen der gleichen Fragen kontaktiert, meldete sich ebenfalls am Freitagnachmittag. Die Botschaft, übermittelt in portugiesischer Sprache, lautet übersetzt:
"Frau Julia W. [Redaktion hat Namensnennung abgekürzt] verschwand in Pedralva – Vila do Bispo, wo die Republikanische Nationalgarde die territorial zuständige Polizei ist und wo die Vermisstenanzeige erstattet wurde. Deshalb sollten alle Informationen von dieser Stelle angefordert werden".
Ex-Freund geht kritisch mit dem Vorgehen der Algarve-Polizei um
Gegenüber unserem Magazin hatte Julia W.s Ex-Freund, der Belgier Tybo G., zum Teil deutliche Kritik an dem seiner Meinung nach schleppendem Vorgehen der Behörden geäußert. Seine Beobachtungen, aber auch einen flehentlichen persönlichen Appell von ihm und von Julias Cousine Elisabeth S., finden Sie in unserem Beitrag "Vermisste Österreicherin (28): Jetzt spricht ihr Ex-Freund".
Sachdienliche Hinweise nimmt die portugiesische Polizei unter der internationalen Notrufnummer 112 entgegen. Eine Facebook-Seite "Help Finding Julia" unterstützt die Behörden bei ihren Bemühungen.
Welche Haltung hat die österreichische Botschaft in Lissabon?
Angesprochen auf die Frage, ob die Suche nach der vermissten österreichischen Staatsbürgerin Julia W. im EU-Partnerland Portugal energisch genug vorangetrieben werden, bestätigte Konsulin Daniela Boltmann unserem Magazin am Dienstag, 30. Juli, gegenüber:
- Wie GNR und PSP versichern, verfügen sämtliche Polizeistellen in Portugal über die Information, dass nach Julia W. gesucht wird. Sollte diese im Falle einer Sichtung oder im Zuge von Routinekontrollen lokalisiert werden, wird dies den verantwortlichen übergeordneten Behörden gemeldet.
- Die Dienststellen an den Orten bisher gemeldeter Sichtungen scheinen sensibilisiert, es hat dort auch konkrete Suchmaßnahmen gegeben.
- Es gibt einen "aussagekräftigen Polizeibericht vom 29. Juni".
- Weitere Meldungen bzw. Sichtungen von Julia W. sind nur bedingt aussagekräftig. Es gibt mangels Überwachungskameras in dem fraglichen Gebiet an der Costa Vicentina kein Material, das unterstützend hinzugezogen werden könnte.
- In der Urlaubsregion Algarve entsprechen zahlreiche junge Frauen den Fotos bzw. Beschreibungen von Julia W.
- Da sich die Vermisste per Autostopp fortbewegt bzw. fortbewegt hat – was durch einige Sichtungen nahegelegt wird – sehen die portugiesischen Behörden keine Möglichkeit, die Suche räumlich zu beschränken.
- Julia W. wird im Rahmen der gesamten Schengen-Kooperation gesucht. Das hierfür zuständige „Sirene“-Büro in Lissabon steht ebenso mit den österreichischen Behörden in Kontakt und regelmäßigem Austausch – auch zu den getroffenen bzw. zu treffenden Maßnahmen.
- Die Suche nach Julia W. und die entsprechende Betreuung der Eltern hat für die österreichische Botschaft absolute Priorität.
- Die Botschaft und weitere beteiligte Personen und Institutionen haben gegenüber den portugiesischen Behörden die Durchführung weiterer Maßnahmen am Ort des Verschwindens selbst angesprochen. Letztendlich liege "die Entscheidungsgewalt darüber allerdings bei ebendiesen."
Neben Algarve-Polizei meldet sich auch die aus Österreich
Am Freitagmittag hat das Landesstudio Salzburg des österreichischen Senders ORF über die bisherige Suche nach Julia W. berichtet. Diese entspreche "keiner Fahndung im engeren Sinn, denn als EU-Bürgerin könne die Frau ihren Lebensort frei wählen", wird Hans Wolfgruber von der Landespolizeidirektion Salzburg in dem Beitrag zitiert. Weil die Eltern sehr besorgt seien, werde aber natürlich nach der Vermissten gesucht. Konkrete Hinweise auf einen Unfall oder gar ein Verbrechen lägen derzeit nicht vor, so Wolfgruber laut ORF.