Algarve-Delfinshows von Zoomarine in der Kritik
Den 28. Jahrestag seiner Eröffnung hat am Samstag, 3. August, der Algarve-Wasserpark Zoomarine feiern können. Der Anlass wurde aber überschattet von Kritik zweier internationaler Tierschutzorganisationen an den Delfinshows in Guia (Albufeira). Das kommt dem Unternehmen in der Hochsaison, mitten in der Ferienzeit, sehr ungelegen.
In den 28 Jahren seines Bestehens habe Zoomarine 12 Millionen Kindern und Erwachsenen aus dem In- und Ausland zu einem Lächeln verholfen, zeigt sich Sprecher Diogo Rojão demonstrativ stolz. Und verweist darauf, dass Nutzer des Empfehlungs-Portals TripAdvisor die Einrichtung zwischen 2013 und 2017 alljährlich als besten und wichtigsten Themenpark Portugals bezeichneten. Die nationale Fremdenverkehrsorganisation Publituris habe dem Wasserpark 2015 bis 2017 und in diesem Jahr ihren Branchen-Preis verliehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zoomarine wirbt massiv mit seinen Delfinshows
- 2 Unternehmen betont Qualität der Delfinshows und des Tierschutzes
- 3 Zwei Tierschutzorganisationen kritisieren die Delfinshows von Zoomarine
- 4 Delfinshows mit Stunts und Reiten lehnen Tierschützer ab
- 5 Außer Delfinshows kann man an der Algarve auch wilde Delfine besuchen
- 6 Zoomarine begleitet Delfinshows mit Tierwohl-Engagement
- 7 Zoomarine wehrt sich gegen Kritik an seinen Delphinshows (Update Samstag, 10. August)
Zoomarine wirbt massiv mit seinen Delfinshows
„Zoomarine spielt seit einigen Jahren eine sehr wichtige Rolle in der Gesellschaft und hat eine aktive Arbeit im Bereich der Arterhaltung von Meerestieren begonnen, die verdienstvoll und anerkannt ist“, betont der Unternehmenssprecher. Er verweist auf „O Porto de Abrigo do Zoomarine“, das erste und bekannteste Rehabilitations-Zentrum seiner Art. In diesem war kürzlich auch eine große Meeresschildkröte gepflegt und wieder ausgewildert worden, die Fischern vor Lagos ins Netz ging.
Zoomarine (Werbespruch: „Oceans of fun“) wolle Erfahrungen vermitteln, die darauf abzielten, den Besuchern die sie umgebende Umwelt näher zu bringen. Marketingmann Rojão positioniert seinen Wasserpark, der sich bewusst auch in der Umweltbildung für Kinder und Jugendliche profiliert und Strandreinigungs-Aktionen sowie Waldaufforstungs-Initiativen fördert, als eine Einrichtung, die dem Tierschutz und dem Umweltschutz dient:
„Nur durch das Kennenlernen und Beobachten der verschiedenen Arten ist es möglich, die Tierwelt zu bewundern und zu respektieren und die Menschen weltweit auf die Behebung der schwerwiegenden Probleme, die das Leben unseres Planeten bedrohen, zu verpflichten“.
Unternehmen betont Qualität der Delfinshows und des Tierschutzes
Durch ein Team anerkannter Fachleute, unterstützt von Freiwilligen, würden die „Bewohner“ von Zoomarine „vorbildlich betreut“, sagt der Kommunikationsverantwortliche. Er hebt hervor, dass Zoomarine zu den vier Einrichtungen in Europa gehöre, die für ihre Kompetenz im Bereich Tierhaltung und Tierschutz von der Organisation American Humane Conservation Worldwide mit der hohen Bewertungsrate von 95 Prozent ausgezeichnet worden seien. Weder der Pressemitteilung von Zoomarine noch der Webseite der Organisation ist zu entnehmen, aus welchem Jahr die Bewertung stammt.
Im Mai dieses Jahres war bekannt geworden, dass Zoomarine ausbauen und sein großes Gelände in Guia fast verdoppeln möchte. Wir berichteten darüber in unserer Nachricht "Wasserpark will Fläche fast verdoppeln".
Konterkariert wird der positive Eindruck, den das Unternehmen zu seinem Geburtstag verstärken möchte, jetzt durch eine Untersuchung der Organisationen World Animal Protection and Change for Animals Foundation (CFA). Beide werfen dem Themenpark im Ort Guia (Kreis Albufeira) vor, zu Unterhaltungszwecken Delfine zu Stunts und Tricks zu zwingen und sie gewissermaßen auch als Surfbretter für Besucher zu benutzen. Auf den Bericht machte in der Woche des Zoomarine-Geburtstags die britische Organisation Safe Communities Portugal in ihrem neusten Newsletter aufmerksam.
Zwei Tierschutzorganisationen kritisieren die Delfinshows von Zoomarine
Gemeinsam mit World Animal Protection hatte CFA nach eigenen Angaben weltweit 1.200 Zoos und Aquarien angeschrieben, die in der WAZA, dem Weltverband solcher Einrichtungen, organisiert sind. Dabei habe sich herausgestellt, dass drei Viertel dieser Institutionen ihren Gästen mindestens eine Interaktion mit Tieren anbieten. Zoomarine ist, soweit die Webseite verrät, kein WAZA-Mitglied, gehört aber zur EAZA, der European Association of Zoos and Aquaria.
„Dann besuchten wir 12 der ‚Top‘-Zoos und Aquarien und fanden bestätigt, dass grausame und erniedrigende Leistungen und Aktivitäten stattfinden, von denen bekannt ist, dass sie große körperliche und geistige Belastungen verursachen“, schreibt die Change fort Animals Foundation auf ihrer Webseite.
Ein YouTube-Video der Tierschützer zeigt in diesem Zusammenhang unter anderem Aufnahmen aus dem größten Wasserpark der Algarve:
Delfinshows mit Stunts und Reiten lehnen Tierschützer ab
Zu den Dingen, die Tieren in den besuchten Themenparks angetan würden, rechnet der Bericht diese:
- Delfine, die Stunts durchführen und „geritten“ werden können. Dies sei an Orten in Portugal (gemeint ist Zoomarine), Singapur, Australien und den USA der Fall
- Elefanten, die in Shows mit Requisiten auftreten (in Japan) und geritten werden können (Kanada)
- Tiger und Löwen, die gezwungen sind, an Theateraufführungen teilzunehmen (Frankreich)
- Primaten (Südafrika, Philippinen) sowie Tiger und Löwen (Kanada, Südafrika), die als Fotorequisiten verwendet werden.
Nach Meinung der Autoren haben „diese schrecklichen Arten von Besucherattraktionen haben in modernen Zoos und Aquarien keinen Platz, vor allem nicht in denen, die Mitglied der WAZA sind“.
Delfine sollten nicht als "bloße Requisiten für Selfies" von Besuchern, die sie umarmten, streichelten oder sogar küssten, behandelt werden, heißt es. Das Problem sei, dass die direkte Interaktion zwischen Tier und Mensch die Übertragung von Infektionskrankheiten begünstige. Wildtiere dürften nicht domestiziert werden, verlangen beide Organisationen. Sie sollten ihr biologisch bestimmtes, natürliches Verhalten aufrechterhalten können. Das Urteil der beiden Tierschutz-Vereinigungen:
"Damit wilde Tiere mit Besuchern interagieren oder vor ihnen etwas vorführen können, werden harte Trainingsmethoden eingesetzt, die schreckliches Leid verursachen."
Außer Delfinshows kann man an der Algarve auch wilde Delfine besuchen
An der Algarve haben Urlaubsgäste und Einwohner, die Delfine und sogar Wale beobachten wollen, eine natürliche Alternative zu in Gefangenschaft gehaltenen Exemplaren: Viele Organisatoren von Ausflugsfahrten bieten Bootstouren zu den zahlreich vor der Algarve-Küste vorzufindenden Tieren an. Wie viele allein das von Meeresbiologen geleitete Unternehmen Wildwatch im Jahr 2018 entdeckte, steht in unserem Beitrag „Mehr Delfine und Wale an der Algarve gesichtet“.
Portugiesische und ausländische Medien, bei denen Zoomarine ein starker Werbekunde ist, sind bislang entweder nicht auf die Kritik eingegangen, oder verweisen in kürzlich erschienenen Artikeln auf Tierschutz-Aktivitäten des Wasser- und Vergnügungsparks.
Zoomarine begleitet Delfinshows mit Tierwohl-Engagement
So betont „The Portugal News“ am 2. August, Zoomarine arbeite daran, „Projekte zum Schutz der biologischen Vielfalt auf der ganzen Welt“ zu finanzieren. Eines davon sei die größte noch existierende Blaupapageien-Art Arara Jacinta (Anodorhynchus hyacinthinus) in Südamerika, die von der Ausrottung bedroht sei. Der Themenpark im Kreis Albufeira habe „kürzlich ein Exemplar dieser Art erhalten“. Über den World Parrot Trust trage er zudem „in verschiedenen Teilen der Welt direkt zu verschiedenen Schutzprogrammen vor Ort“ bei.
Madonna und Sohn sahen Delfinshows
Aufsehen erregte vor zwei Jahren, dass der in Lissabon lebende Pop-Star Madonna den Algarve-Vergnügungspark Zoomarine für die Feier zum 12. Geburtstag ihres adoptierten Sohns David Banda ausgesucht hatte. Bilder, die sie in sozialen Medien postete, zeigen den Jungen beim Spiel mit Delfinen dort. Für ein solches „Premium“-Erlebnis von "Dolphin Emotions", das jedem offen steht, nennt die Webseite einen Normalpreis pro Person von 969 Euro – bei mindestens zwei Teilnehmern. Begleiter können gegen entsprechenden Aufpreis mit dabei sei.
Der Park wirbt schon in der Gepäckhalle des Flughafens Faro massiv für sein Angebot, aber auch auf vielen unübersehbaren Großflächenplakaten in der Region sowie in Print- und Online-Anzeigen. Zum großen Teil zeigen die Werbemotive Kinder bzw. Familien, wie sie mit Delfinen spielen.
Zoomarine wehrt sich gegen Kritik an seinen Delphinshows (Update Samstag, 10. August)
Zoomarine hat die erhobenen Vorwürfe kategorisch zurückgewiesen und erklärt, dass sie "inakzeptabel" seien. Die Fachleute der Einrichtung könnten die technisch-wissenschaftliche Grundlage, die klinische Grundlage, die veterinärmedizinische Erfahrung mit exotischen Arten und/oder den ethischen Kontext eines solchen Dokuments" nicht anerkennen, heißt es in einer Stellungnahme. Es handele sich um einen extremen Versuch, mit falschen "Tierquälerei"-Argumenten illegale Tierrechtspolitiken zu fördern und Verbote zu erreichen.