Portugal-Waldbrände: Wetterprognose beunruhigt am Montag
Bei den bislang heftigsten Waldbränden dieses Jahres in den portugiesischen Bezirken Castelo Branco und Santarém, rund 170 Kilometer nordöstlich von Lissabon, dauert die Bekämpfung auch am Montag, 22. Juli, noch an.
Bislang sind im Verlauf der Operation 32 Personen verletzt worden. Neun von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden, darunter ein Schwerverletzter.
Update Montag, 18 Uhr: Auf Wunsch des portugiesischen Zivilschutzes hat das Nachbarland Spanien zwei Löschflugzeuge bereitgestellt, die bei der Brandbekämpfung helfen. Eine derartige Kooperation ist im Abkommen beider Länder über technische Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe vorgesehen. In Portugals Brandregion Castelo Branco waren am Montagnachmittag insgesamt 17 Fluggeräte (Flugzeuge und Helikopter) im Einsatz, um die Flammen aus der Luft zu bekämpfen.
Die Nationale Zivilluftfahrtbehörde (ANAC) genehmigte am Montag den zusätzlichen Einsatz drei schwerer Kamov-Hubschrauber beim Feuerlöschen. Die Betreiberfirma Heliportugal hatte zuvor Dokumente eingereicht, die bislang zur Betriebsbewilligung fehlten.
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Portugal-Waldbrände vernichteten bislang Fläche wie 9.100 Fußballplätze
Etwa 6.500 Hektar Natur sollen bisher ein Raub der Flammen geworden sein. Das legen erste Auswertungen von Satellitenfotos des europäischen Kopernikus-Systems nahe. Die Fläche entspricht der Größe von rund 9.100 Fußballplätzen. Zum Vergleich: Im August 2018 waren bei den Waldbränden an der Algarve im Raum Monchique 27.000 Hektar Natur verbrannt. Das entspricht der Größe des Naturparks Bayerischer Wald.
Mindestens drei Häuser im Brandgebiet zerstörten die Flammen. Eine genauere Zahl konnte die Einsatzleitung noch nicht nennen.
Portugal-Waldbrände Samstag praktisch gleichzeitig ausgebrochen
Die Waldbrände waren am Samstagnachmittag an zwei Stellen in Sertã und in Vila de Rei ausgebrochen. Die Flammen fraßen sich auch durch bis zur Gemeinde Mação im Bezirk Santarém. Im Bereich Vila de Rei seien die Feuer nach 48-stündiger Bekämpfung mittlerweile dominiert, teilte der Zivilschutz am Montagmittag mit. Satellitenfotos belegen, dass die Ostflanke der Feuer in Vila de Rei bereits die Fläche berührt, wo es schon 2017 in Mação gebrannt hat.
Bereits in der Nacht hatte die Einsatzleitung vorsichtige Entwarnung gegeben, da die Ausbreitungsgeschwindigkeit deutlich abnahm. Bereits 90 Prozent der gesamten Waldbrand-Fläche gelten als „unter Kontrolle“. Allerdings beunruhigt die Prognose auf 34 Grad steigender Temperaturen und zunehmenden Windes (knapp 20 Stundenkilometer Geschwindigkeit) am Montagnachmittag die Feuerwehrleute.
Brandstiftung vermutet
Vor Ort in den Bezirken Castelo Branco und Santarém sind noch mehr als 1.200 Feuerwehrleute mit über 370 Fahrzeugen und unterstützt von vierzehn Löschflugzeugen bzw. Helikoptern in der Brandbekämpfung tätig.
Die Kriminalpolizei vermutet Brandstiftung als Ursache der Feuer. Sowohl die nahe beieinander liegenden Orte und Zeitpunkte des Aufflammens deuteten in diese Richtung. Es seien bereits einige Gegenstände gefunden wurden, die möglicherweise an der Auslösung der Brände beteiligt waren. Alles habe offenbar dazu dienen sollen, den Schaden möglichst groß werden zu lassen. Gestern gab es bereits die erste Festnahme eines Verdächtigen.
Neue Portugal-Waldbrände rufen die Kritiker auf den Plan
Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa versprach, die betroffenen Gebiete zu besuchen, sobald sich die Situation beruhigt habe. Er war am Sonntag zu einem Zivilisten ins Krankenhaus in Lissabon geeilt, der dort wegen schwerer Brandverletzungen behandelt werden muss. Der Präsident lässt sich laufend über den Fortgang der Löscharbeiten unterrichten.
Unterdessen wächst in Portugal die Kritik an Präventionsmaßnahmen des Staates. Der Vize-Bürgermeister der am stärksten betroffenen Ortschaft Vila de Rei, Paulo César, sprach gegenüber der portugiesischen Nachrichtenagentur davon, dass seine Region "die Nase voll hat" von den aufeinanderfolgenden Feuern, denen sie Jahr für Jahr ausgesetzt sei. Seine Ansicht ist, dass der "Staat wieder versagt hat", indem er die Brände an diesem Wochenende nicht verhinderte.
Der Bürgermeister von Mação, Vasco Estrela, erklärte gegenüber einem Reporter, er könne sich nicht vorstellen, dass die eingesetzten Mittel ausreichend waren, um die Bevölkerung in seiner Region zu schützen. Er forderte eine transparente Aufklärung über die eingesetzten Personen und Geräte.
Die Europäische Kommission bekräftigte am Montag erneut ihre Bereitschaft, die Unterstützung Portugals bei der Brandbekämpfung zu verstärken, falls die nationalen Behörden dies wünschten. Der für humanitäre Hilfe und Krisenmanagement zuständige EU-Kommissar Christos Stylianides sei mit Innenminister Eduardo Cabrita in Kontakt.
Vier weniger schwere Waldbrände hatte es zuvor an der Algarve gegeben
Am Sonntag hatten wir in mehreren Updates unserer wöchentlichen Nachrichtenzusammenfassung über die aktuelle Entwicklung im Zentrum Portugals berichtet: https://www.algarve-entdecker.com/2019/07/algarve-news-15-bis-21-juli-2019/. Darin waren wir auch auf die zuvor an der Algarve aufgetretenen ersten Waldbrände dieses Hochsommers eingegangen.
Update Montag, 22. Juli, 18:30 Uhr: Am frühen Abend trat laut Webseite Fogos im Gebiet der Stadt Aljezur erneut ein Brand auf. In diesem Landkreis war es auch in der vergangenen Woche zu einem bedeutenderen Waldbrand im Gebiet zwischen Monte Clerigo und Arrifana (Vale da Telha) gekommen. Die Feuerwehr ist gemäß diesen Informationen mit 35 Personen und acht Fahrzeugen vor Ort. Ein Helikopter hilft beim Löschen mit.