Portugal: Neue Großbrände befürchtet
Portugal muss prinzipiell damit rechnen, dass weiter heftige Großbrände in Waldgebieten auftreten können, sagt die Regierung. Für Mittwoch und Donnerstag warnen die Behörden auch an der Algarve vor erneut erhöhter Waldbrandgefahr. Dabei ist gerade erst ein viertägiger Kampf gegen im Landesinneren loderndende Flammen zu Ende gegangen. Dort, im Zentrum, hatte Portugal bereits 2017 einen erheblichen Teil der Waldfläche durch Großbrände in der Region Pedrógão Grande verloren.

"Jeder, der sagt, dass es in Zukunft keine Großbrände mehr geben wird, lügt". Diese Botschaft überbrachte Portugals Innenminister Eduardo Cabrita beim Besuch der von den jüngsten Waldbrändenbetroffenen Gebiete gut 170 Kilometer nordöstlich von Lissabon.
Großbrände: Fläche so groß wie Lissabon vernichtet
Im Ort Sertã verwies er auf den globalen Anstieg der Temperaturen, dem "mit Realismus" begegnet werden müsse. Laut Schätzungen des European Forest Fire Information System (EFFIS) verbrannten die Flammen in den Bezirken Castelo Branco und Santarém mehr als 9.630 Hektar Waldfläche. Das sei etwa die Hälfte der in diesem Jahr bei Waldbränden gemeldeten Schadensfläche. Sie entspricht der Größe von 13.490 Fußballplätzen oder aber dem Gebiet der Hauptstadt Lissabon.

Cabrita sprach sich dafür aus, die Vorbeugung vor Waldbränden fortzusetzen. Der Innenminister setzte sich für eine Untersuchung der Ursachen der Großbrände vom vergangenen Samstag ein. Nach seiner Ansicht verliefen Reaktion und Koordination durch Feuerwehr, Zivilschutz und Polizei noch besser als bei den heftigen Waldbränden im August vergangenen Jahres im Algarve-Gebirgsort Monchique. Cabrita lobte die "große Solidarität mit den Menschen" in den drei betroffenen Gemeinden Vila de Rei, Mação und Sertã, die von den Flammen heimgesucht wurden.
Bei den Großbränden hat Schutz der Bevölkerung Vorrang

Auf Kritik von Bewohnern über mangelnde Hilfe des Zivilschutzes in den vergangenen Tagen angesprochen, sagte der Innenminister, es habe eine operative Reaktion gegeben, welche den vorrangigen Schutz der Bevölkerung zum Ziel hatte. Dies habe zu einem positiven Ergebnis geführt und es habe keinen Verlust von Menschenleben gegeben.
Innenminister reagiert auf Kritik
Im RTP-Telejornal am Dienstagabend verwies der Innenminister auf die Schwierigkeit, fünf zur gleichen Zeit ausgebrochene einzelne Brände bei starken Winden zu bekämpfen. "Drei dieser Brände nahmen eine bedeutende Dimension an und einer von ihnen, der in Vila de Rei begann, hatte eine extrem schnelle Entwicklung, wie in Form einer Zigarre, über 21 Kilometer in den ersten zwölf Stunden", so Cabrita.
Die Kommunen Sertã und Vila de Rei hätten sofort ihre eigenen kommunalen Notfallpläne aktiviert und jede logistische Unterstützung für die große Katastrophenschutzoperation geleistet. Bedauerlicherweise sei das in Mação nicht geschehen, erklärte der Innenminister. Der angesprochene Bürgermeister Vasco Estrela wies diese Kritik im Fernsehen zurück und betonte, es habe die Rettungsarbeiten nicht gefährdet, dass der von Lissabon gerade erst verabschiedete Notfallplan in Mação nicht in Kraft gesetzt worden sei. "Etwas stimmt nicht", bekräftigte er seine Haltung am Vorgehen der Einsatzleitung.
41 Verletzte durch Großbrände
Die Zahl der Verletzten seit Samstag wird unterdessen mit 41 angegeben. 17 von ihnen befinden sich zur medizinischen Behandlung im Krankenhaus.
Laut EFFIS haben Großbrände in Europa in diesem Jahr bereits 18.606 Hektar Wald vernichtet. Die durchschnittliche Brandfläche zwischen 2008 und 2018 lag bei 24.622 Hektar.
Wie das portugiesische Institut für Naturschutz und Forsten (ICNF) mitteilte, sind von Januar bis Juli fast 6.100 einzelne Brände in ländlichen Gebieten des Landes aufgetreten. Diese haben rund 11.600 Hektar Grünflächen zum Raub der Flammen werden lassen. Das entspricht der Größe von 16.240 Fußballplätzen.
Mittwoch und Donnerstag neue Waldbrände?
Für Mittwoch und Donnerstag warnte der portugiesische Zivilschutz wegen erneut steigender Temperaturen, zunehmenden Winds und abermals sinkender relativer Luftfeuchtigkeit vor sich noch einmal stark erhöhender Brandgefahr – vor allem im Zentrum und an der Algarve.
Die Zivilschützer erinnerten daran, dass in den Gebieten mit sehr hoher oder maximaler Brandgefahr das Verbrennen von Grünabfällen, die Nutzung von Kaminen und Grills auf dem Lande, das Starten von mit Kerzen beleuchteten Ballonen und Feuerwerksraketen sowie das Ausräuchern und Desinfizieren von Bienenstöcken verboten sind.