ZDF dreht Liebeskomödie im Algarve-Surfermilieu
Eine Liebeskomödie seiner „Herzkino“-Serie hat das ZDF ins maritime Surfer-Milieu der Algarve verlegt. Hier unsere Reportage von den Dreharbeiten für den Aussteigerfilm.
Die Story der Liebeskomödie in Kurzfassung: Nach einer herben Enttäuschung hat Meeresbiologin Dr. Julika Bergmann in Deutschland nicht nur ihren Job gekündigt, sondern auch einen Schlussstrich unter ihre Beziehung gezogen. Nun will sie in Portugal bei ihrer Freundin Natalie (Caroline Junghanns) etwas zur Ruhe kommen. Doch als Investor Simon Grevers (Matthias Schloo) sie dort auf ihr Spezialgebiet, die Rote Koralle, anspricht, hofft Julika auf einen beruflichen Neuanfang an der Algarve.
Immerhin leitet Grevers ein Projekt zur Renaturierung vorgelagerter Riffe und benötigt Julikas Know-how. Ihre Freundin Natalie und der Surfer Miguel (Giovanni Funiati) sind hingegen wenig begeistert von dem Vorhaben. Für Miguel ist Grevers lediglich ein skrupelloser Geschäftsmann, der unter dem Deckmantel des Umweltschutzes mit einem Immobilienprojekt im angrenzenden Naturschutzgebiet seiner Gewinnsucht fröhnen will. Zunächst schlägt Julika alle Zweifel in den Wind, aber bald ahnt sie, dass Miguel richtig liegen könnte…
Inhaltsverzeichnis
- 1 Algarve-Liebeskomödie ist 31. Produktion der Herzkino-Serie des ZDF
- 2 Liebeskomödie hat mehrere Schauplätze an der Algarve
- 3 In der Liebeskomödie spielt ein Deutscher einen portugiesischen Surfer
- 4 Darsteller der Liebeskomödie kommt bald zum Algarve-Urlaub zurück
- 5 Surfer stellt in Liebeskomödie Bretter aus Plastik-Abfall her
- 6 Hauptdarstellerin der Liebeskomödie surfte in Sagres
- 7 ZDF setzt Liebeskomödie gegen den ARD-Tatort
- 8 Um dieses Algarve-Riff dreht sich die Story der Liebeskomödie
Algarve-Liebeskomödie ist 31. Produktion der Herzkino-Serie des ZDF
Seit Mitte Mai drehte die Cameo Film- und Fernsehproduktion unter der Leitung von Annette Pisacane diesen Streifen. Dem Vernehmen nach ist es der 31. in der Herzkino-Serie des Zweiten Deutschen Fernsehens und – nach Lissabon – der zweite, der an einem "Sehnsuchtsort" in Portugal spielt. Die Arbeiten dauerten bis Anfang Juni. Untergebracht war das Team in Lagos. Von dort aus brach der Tross mit seiner ganzen Ausrüstung jeweils zu den unterschiedlichen Spielstätten auf.
Am Mittwoch, 5. Juni, konnten wir das Team in Ferragudo bei Portimão treffen – am vorletzten von rund 20 Drehtagen in der Region. Vor der Kamera dort agierten neben Hauptdarstellerin Bea Brocks (31) in weiteren Rollen der Algarve-Liebeskomödie Matthias Schloo (42), Giovanni Funiati (28), Mona Pirzad (35) und andere. Regisseurin des Films ist Jeanette Wagner, die gemeinsam mit Susanne Dietz und Viviane Koppelmann das Drehbuch schrieb.
Algarve-Kenner wissen: Das pittoreske Fischerdörfchen Ferragudo an der Mündung des Flusses Arade in den Atlantik ist nicht gerade ein Hot Spot der Surfer-Szene. Dennoch hatte die Produktion diesen Ort, diese „Location“ – wie die Filmer sagen – ausgesucht, um in „Miguels Surf Shop“, einem unweit der Kirche hergerichteten Wohnhaus, einige der letzten Szenen der Liebeskomödie in den Kasten zu bekommen.
Liebeskomödie hat mehrere Schauplätze an der Algarve
Die verantwortliche ZDF-Redakteurin Rita Nasser hatte sich für eine Story aus dem Aussteiger-Milieu entscheiden. "Zunächst war die Idee einer Liebesgeschichte zwischen einer Meeresbiologin, die sich für Naturschutz einsetzt, und einem Surfer da", verrät Producer Ole Landsjöaasen am Set in Ferragudo. Dann kam bei Recherchen der Gedanke auf, das Ganze am Korallenriff vor der Küste des Algarve-Badeorts Armação de Pêra spielen zu lassen. "Haupspielorte des Geschehens sind aber eine Surfer-Lodge am Praia do Amado bei Aljezur und ein Wohnhaus am Praia da Ingrina bei Raposeira", berichtet Landsjöaasen.
Aber auch an der berühmten Felsformation Ponte da Piedada in Lagos wurde für die Liebeskomödie gedreht. Sogar Drohnen waren im Einsatz, um die Algarve, welche die neben den beiden Protagonisten die "dritte Hauptrolle" spielt (Landsjöaasen), ins rechte Sonnenlicht zu setzen und zu verorten. Surf-Szenen übernahmen an diversen, jeweils passenden Drehorten gelegentlich "Doubles". Trotzdem ließen Bea Brocks und Giovanni Funiati es sich nicht nehmen, selbst auch an der Algarve-Surfunterricht zu nehmen. Sportlich durfte sich auch Produzent Landsjöaasen betätigen: Viel geschleppt und viel getragen habe man bei diesem Filmprojekt an der Algarve, ächzt der Produzent, als er über die vermeintlich kurzen Wege sinniert.
Gute Erfahrungen mit Unterstützung an Algarve
"Claim Success" aus Lissabon hatte beim so genannten Location Scouting, beim Finden der passenden Drehorte an der Südküste, geholfen. Mit im Boot war immer die deutsche Szenenbildnerin, die aber auch einen starken Portugalbezug mitbringt. Zusammen mit Regisseurin Jeanette Wagner wurden die Fotos und "Mood Boards" ausgewertet, eine Location Tour durchgeführt und schließlich alle den Bedingungen Genüge tuenden Motive "abgenommen", wie die Filmer sagen. "Tip-top Profis habt ihr hier. Wir haben tolle Erfahrungen mit denen gemacht", lobt der Produzent der Liebeskomödie. Gleichwohl ist das Ensemble klein, die Zahl der Sprechrollen gering. "Portugiesisch hätten wir Nachsynchronisieren müssen, denn mit Untertiteln wird auf diesem Sonntagabend-Sendeplatz nicht gearbeitet und die Orignalsprache zu belassen, wäre auch nicht gegangen", begründet Landsjöaasen, Sohn eines norwegischen Vaters und einer deutschen Mutter, den weitgehenden Verzicht auf Darsteller aus dem Land selbst.
In der Liebeskomödie spielt ein Deutscher einen portugiesischen Surfer
Richtig lange "gecasted" worden sei für die Besetzung des Surfers Miguel. Die Film-Crew entschied sich für Giovanni Funiati. Der in Göttingen als Sohn einer Pariserin und Sohn eines Italieniers aus Apulien geborene Schauspieler gibt in der Liebeskomödie authentisch den südländischen "Love interest", wie der Produzent formuliert. "Zwischen ihm und Bea stimmte auch gleich die Chemie", ist Landsjöaasen froh.
Herausforderungen bei den Dreharbeiten waren oft der laute Wind und die kräftigen Meeresgeräusche am Strand, erzählt das Team. Dessen Zeitplan ist "spitz auf Knopf" gerechnet, also sehr stramm. Jede Überstunde tue weh, es gebe keine Möglichkeit, wegen Schlendrians einfach mal einen Drehtag anzuhängen. Am 6. Juni musste alles abgedreht sein. Abgeliefert werde der fertig produzierte Streifen wohl Ende September, ist zu hören. Voraussichtlicher Sendetermin ist vermutlich der November, also dann, "wenn der Mensch sonntags wieder lieber Fernsehen guckt als im Sommer und Herbst, wo Biergärten und Spaziergänge locken", freut sich der Produzent.
Waldbrand-Region in Monchique erwandert
Der Hamburger Schauspieler Matthias Schloo hatte mit Ehefrau Lexa und den beiden sieben und zehn Jahre alten Söhnen schon Portugal-Urlaub geplant, bevor er für die ZDF-Liebeskomödie der Herzkino-Serie gebucht wurde. Sechs Wochen nach den Dreharbeiten wird der 42-Jährige schon wieder an der Algarve ausspannen – in zwei Privatunterkünften im Hinterland der West- und der Ost-Algarve. "Wenn der Drehplan es erlaubte, bin ich gern in Monchique wandern gegangen oder habe geangelt", erzählt der Mime mit acht Euro teurer Angel-Lizenz für die Küste. Seine Familie kam zwischendurch in den Ferien für eine Woche Algarve-Luft schnuppern. "Ich bin so eine Art Side-Kick in der Story und musste – anders als Bea – nicht jeden Tag von morgens bis abends drehen – hatte also Zeit, mir die Gegend anzuschauen", freut sich der Film-Investor: "Mit sieben Drehtagen war ich da ganz gemütlich aufgestellt".
Darsteller der Liebeskomödie kommt bald zum Algarve-Urlaub zurück
In Monchique habe sich ihm "ein dramatisches Bild" von der Lage der Natur nach dem riesigen Waldbrand im August vergangenen Jahres geboten, berichtet Schloo. Aber die Landschaft sei "spektakulär". Vor allem der alles dominierende Atlantik sorge für einen sehr "epischen" Eindruck, sagt der bekennende Naturfreund, der mit seinen Kindern oft und viel draußen unterwegs ist, zum Beispiel in der Lüneburger Heide. Er selbst bezeichnet sich als "Bush Crafter" – als jemand, der gerne mit wenig Ausrüstung im Wald übernachtet. "Wir sollten alle Hebel in Gang setzen, um unsere schöne Welt noch ein bisschen länger so zu erhalten", plädiert Schoo, der in seiner Film-Rolle die Natur kommerziellen Interessen unterordnet. Im Sommer, wenn er mit der Familie Urlaub an der Algarve macht, will der Darsteller dann mit seinen Kindern auf die Surf-Bretter steigen und frühere Kenntnisse wieder auffrischen.
Für Giovanni Funiati war der Dreh der Liebeskomödie auch seine Portugal-Premiere. "Es ist total schön hier", bricht es aus ihm heraus, als wir ihn auf seine Algarve-Erlebnisse ansprechen. Die Menschen tickten hier so ähnlich wie in Italien, ist ihm aufgefallen. Hier gebe es eine vergleichbare Wärme und Offenheit wie in der Heimat seines Vaters. Obwohl er "kein Fan des kühlen und unruhigen Atlantischen Ozeans" ist, berührte ihn beim Anflug auch den Flughafen Faro doch der Ablick der Lagunen.
"In Lagos sah ich ein wenig Ballermann-Tourismus"
Lagos erinnere mit seiner Promenade, dem Yachthafen, den Klippen und der Vegetation durchaus an eine süditalienische Stadt, findet der Schauspieler. "Ich habe mich nicht speziell darauf fokussiert, den Portugiesen in dieser Liebeskomödie zu spielen", erläutert er. Aber es gebe in der Mentalität eben viele Gemeinsamkeiten mit den Menschen aus den Mittelmeer-Anrainerländern, das "Lateinische", etwa den Nationalstolz. Besonders angetan hat es dem gebürtigen Göttinger die Surfer-Bar "Three little birds" in Sagres, wo es "coole Live-Musik" und "ganz entspannte Leute" gebe. In Lagos hingegen sind ihm Anzeichen von "Ballermann-Tourismus" ins Auge gestochen. Gerne würde er sich ein bisschen mehr Zeit nehmen, um auch die Hauptstadt Lissabon und die Wirtschaftsmetropole Porto näher kennenzulernen.
Surfer stellt in Liebeskomödie Bretter aus Plastik-Abfall her
Surfen an der Algarve findet er "total cool". In der Nähe von Sagres habe er sich einen Neopren-Anzug und ein Board geliehen und habe ein paar Surf-Stunden genommen. Nach kurzer Zeit habe er sofort "Stehen" können, berichtet Funiati, der auch gern Kanu fährt. Er könne jetzt eine Welle reiten "und dann hört es aber auch schon auf", gibt er zu. In der Liebeskomödie ist seine Rolle die des engagierten Surfers Miguel, der am Strand Plastikmüll einsammelt und aus dem verarbeiteten Abfall sowie Kork Surfbretter für seinen Surfshop herstellt.
Funiati fand die Figur des Surfers Miguel in der Liebeskomödie persönlich spannend. Gereizt habe ihn an dem Projekt auch, dass er in einem Team von jungen, coolen Schauspielern mitwirken könne, die noch nicht so bekannt seien. Ob er der "Frauenschwarm" in dem Film sei, fragen wir den Deutsch-Italiener-Franzosen. "Das ist nicht mein Ziel. Es ist auch nicht meine Aufgabe, ans Fernsehpublikum zu denken, sondern eine gute schauspielerische Leistung in meinem Team abzuliefern", erwidert der 28-Jährige. Er wolle lediglich "arbeitsspezifisch denken und schauspielerisch wachsen". Der Rest blende nur…
Bea Brocks, die 31-jährige Hauptdarstellerin, geboren in Kleve am Niederrhein, bringt eine gesunde Nähe zum Meer mit in den Film: "Mein Mann ist Italiener. Er lebt am Meer. Wenn wir also zusammen sind, wohnen wir am Mittelmeer. Das ist aber etwas ganz anderes als der Atlantische Ozean", betont sie. Das sehr Herbe, das Wilde hier möge sie eigentlich sehr. Sie schwimme gerne, finde es deshalb ein wenig schade, dass das Wasser "so wahnsinnig kalt ist". Als Kind habe sie sich gerne unter der Wasseroberfläche aufgehalten und dann als Meerjungfrau gefühlt. Aber sie sei noch nie zum Tauchen gewesen und habe zuvor auch nur einmal gesurft. "Da bin ich dann mit dem Kopf gleich gegen ein Surfbrett geknallt und bekam eine Gehirnerschütterung", lacht Brocks.
Hauptdarstellerin der Liebeskomödie surfte in Sagres
Zwei Surf-Stunden lang habe sie während der Drehtage nun in Sagres ihre Kenntnisse aufgefrischt. "Das war anstrengend, kalt, aber auf jeden Fall auch eine gute Erfahrung. Ich stand sogar auch ein paar Mal auf dem Brett", erzählt die Schauspielerin. Weil sie aber eine "Frostbeule" sei und Kälte als nicht so angenehm empfinde, sei Surfen sicher nicht ihr Sport, fügt sie hinzu. Bis zum Korallenriff in Armação de Pêra hat es die Film-Meeresbiologin nicht geschafft, aber Unterhaltungen mit erfahrenen Wissenschaftlern aus Bremen und Los Angeles halfen der jungen Darstellerin, sich auf die Themen rund um die Rote Koralle einzustimmen. Ihr persönlicher Beitrag zum Umweltschutz? "Zum Beispiel auf Inlandsflüge zu verzichten, wenn man auch mit der Bahn reisen kann", sagt die Berlinerin, die sich heftig darüber ärgert, dass es in Deutschland praktisch keine Nachtzugverbindungen mehr gibt.
Die junge Mimin war zum Dreh der Liebeskomödie das erste Mal in Portugal. Am stärksten aufgefallen sei hier, "dass es hier alles sehr, sehr sauber ist – die Strände, die Städte, alles". Gerade auch im Vergleich zu Italien bemerke sie viel weniger Müll oder Abfälle in den Straßen und an den Stränden. Es sei alles "gut erhalten, gut in Form". Sie habe das Gefühl, es werde sich "um die Sachen gut gekümmert". Das finde sie sehr schön. Zwar sei die Algarve hier und dort schon sehr touristisch ausgerichtet, räumt Brocks ein. Aber zum Entspannen könne man sich ja auch an Orte begeben, wo man kaum einen Menschen treffe. Sie sei ja nur in Lagos gewesen und glaube, dass es "hier noch viel zu entdecken gibt".
Am Theater spielt Bea Brocks eher dramatische, traurige Rollen, derzeit etwa die Nora in "Nora, Hedda und ihre Schwestern" am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Die Herausforderung in einer Liebeskomödie wie dieser fürs ZDF-Herzkino sei es deshalb für sie, etwa leicht wirkende Small talk-Szenen wie beim ersten Kennenlernen "souverän" zu spielen. "Das muss natürlich wirken, darf nicht verkrampft wirken, das ist nicht so leicht", verrät sie. Szenen mit Flirt-Charakter versuche sie realistisch zu spielen, "nicht zu kitschig". Hier gelte es, auf sympathische Weise die richtige Balance zu halten. Ob es ihr an der Algarve gelungen ist – wir werden sehen!
ZDF setzt Liebeskomödie gegen den ARD-Tatort
Die Reihe „Herzkino“ hat das Zweite Deutsche Fernsehen bewusst gegen den ARD-Tatort gesetzt. „Herzkino – unsere Alternative zum Krimi“, heißt es auf der ZDF-Webseite. Gesendet werden 90-minütige Stoffe als Komödie, Melodram oder klassischer Liebesfilm. Immer geht es um das, worauf es ankommt im Leben – um Familie und Freundschaft und um die Frage, wann man loslassen darf und muss. Gefahndet wird nach dem Glück, gezeigt wird aber auch das Unglück, im gefühlt andauernd nur hinterher zu laufen. Letzlich läuft alles auf die Liebe hinaus und die eine, ewige Frage: „Ist er bzw. sie der oder die Richtige?“
Um dieses Algarve-Riff dreht sich die Story der Liebeskomödie
Kalkalgenbänke – zusammen mit Seegraswiesen bedecken sie an vielen Stellen den Meeresboden. Eine von Europas bedeutendsten Kalkalgenbänken liegt unmittelbar vor der Küste des Algarve-Badeorts Armação de Pêra. Hier lässt sich die biologische Vielfalt von Portugals größtem natürlichen Riff bewundern und von Meeresbiologen bestaunen. Und für Taucher ist es eines der fünf besten Ziele des Landes. ESA-Chefredakteurin Anabela Gaspar hat das Riff 2016 in einem eindrucksvollen Beitrag vorgestellt, aus dem wir hier einen Teil der Informationen zitieren.
Über 12 Kilometer erstreckt sich das Riff – vom Leuchtturm Alfanzina bei Carvoeiro bis Galé bei Albufeira. Wissenschaftler der Universität der Algarve fanden heraus, dass die Kalkalgenbänke hier vor rund 30.000 Jahren entstanden. Damals stieg der Meeresspiegel an und setzte den Küstenverlauf unter Wasser. Ähnliches ist als Folge eines ungebremsten Klimawandels prognostiziert.
Die bis zu zwanzig Meter senkrecht abfallenden Steilhänge des Riffs bedeckt eine farbenreiche und vielfältige Unterwasser-Flora und ‑Fauna. Besonders unmittelbar vor Armação de Pêra ist der Meeresboden flach und sandig. Das bietet vielen Arten einen natürlichen Schutz – wichtig für die frühen Entwicklungsphasen vieler Meeresorganismen. Sehr viele Spezies sind hier zu finden: von Zebra- und Seebrassen über Muränen, Meeraale, Tintenfische, Seespinnen und Langusten bis hin zu Seeanemonen, Seesternen, Schwämmen und Gorgonien. Auch viele kleine Lebewesen wie diverse Arten bunter Nacktschnecken entdeckt das Auge.
Lohnenswertes Ziel für Taucher
Zwar sind Seegang und Wasser-Temperaturen nicht so günstig wie in der Karibik, dem Roten Meer oder dem Mittelmeer, aber die beeindruckenden Unterwasser-Landschaften stellen ein lohnenswertes Ziel für Taucher dar. Wissenschaftler interessieren sich vor allem für die aus wurzellosen Kalkalgen bestehende "Maërlbank" rund um das Riff von Armação de Pêra. Hier erforschen sie, welche Folgen etwa die Versauerung des Antlantischen Ozeans für die Kalkalgen hat. Die Bank besteht aus den roten Kalkalgen, deren lateinischer Name Phymatolithon lusitanicum lautet. Dabei handelt es sich um eine vor wenigen Jahren neu entdeckte Art, die rund um die iberische Halbinsel (Lusitanien) vorkommt.
Ebenfalls im Fokus der Wissenschaftler ist die mehrzellige Rotalge Phymatolithon calcareum. Die international durch die Habitat-Richtlinie seit 2012 geschützte Art wurde früher massiv abgebaut, um in der Landwirtschaft den Säuregehalt von Böden zu regulieren. Meeresbiologen weisen darauf hin, dass diese Algen für den Aufbau ihrer Skelette Kohlendioxid aufnehmen und umwandeln, also eine alkalische Umgebungschaffen. Allerdings sorgen zunehmende Emissionen dazu, dass Kohlendioxid mit dem Meerwasser chemisch reagiert und Kohlensäure entstehen lässt. Sinkt aber der pH-Wert des Meerwassers, lässt die Fähigkeit der Kalkskelette bildenden Lebewesen nach, Innenskelette bzw. eine Schutzhülle zu bilden.
Im schlimmsten Fall kann dies zum Aussterben solcher Kalkalgen führen. Viele davon in ihrer Ernährung und zu ihrem Schutz abhängigen Meeresbewohner wären in Mitleidenschaft gezogen. Im Riff von Armação de Pêra werden mittlerweile, um der starken Überfischung dieser Gewässer etwas entgegen zu setzen, Jungfische aus der nicht weit entfernten Zuchtanlage in Olhão aussetzt. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass man nahe dem Riff wieder häufiger große Fischschwärme entdecken kann.
Taucher sollten das Habitat schützen
Wenn Taucher der Versuchung widerstehen, bei Tauchgängen in Tiefen zwischen 12 und 22 Metern Weichkorallen oder Seesterne als Urlaubs-Souvenirs mit nach Hause zu nehmen, kann die touristische Nutzung des Riffs bei der Umweltbildung helfen. Und die Notwendigkeit verdeutlichen, dieses wertvolle Habitat an der Südküste Portugals zu schützen.
Deshalb wird im Ort gemeinschaftlich Portugals erstes maritimes Schutzgebiet von öffentlichem Interesse geplant. Wir berichteten darüber in unserer Nachricht "Bürger planen Schutzgebiet". Interessierte Bürger des Kreises Silves arbeiten dabei zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Faro, mit dem Fischerverband von Armação de Pêra, der Stadtverwaltung und der Organisation Blue Ocean Foundation. Entwickelt werden Vorschläge, wie das artenreiche Korallen-Riff nachhaltig geschützt, aber auch für den Naturtourismus genutzt werden kann. Bis Ende des Jahres soll der Regierung ein abgestimmter Maßnahmenplan für die Bucht von Armação de Pêra vorgelegt werden.