Monchique-Waldbrand: Aufforstung kommt voran
Die Ursache des schlimmen Feuers, das im August 2018 über die Region des Algarve-Gebirgsorts Monchique Unglück brachte, scheint geklärt zu sein. Zum Glück hat der Monchique-Waldbrand aber auch gewisse positive Wirkungen erzeugt: Neue archäologische Erkenntnisse wurden ermöglicht. Unterdessen schreitet die Wiederaufforstung kräftig voran. Ein Bericht zur Lage auf dem "Dach" der Algarve.
Die portugiesische Kriminalpolizei versicherte Anfang des Monats, die Ermittlungen zum Brand im August in der Serra de Monchique seien zu dem Schluss gekommen, "dass es kein bösartiges menschliches Handeln am Brandherd gab". Ohne dass Einzelheiten mitgeteilt werden heißt es in der Pressemitteilung: "Die Brandursache wurde festgestellt und geklärt, sowohl durch die unternommenen Untersuchungsschritte als auch durch die Schlussfolgerungen des Labors der wissenschaftlichen Polizei der Kriminalpolizei".
Die Polizeibehörde fügte hinzu, dass allerdings "die unter Aufsicht der zuständigen Staatsanwaltschaft laufenden Ermittlungen fortgesetzt werden". Sie könnten vermutlich bis Ende kommenden Monats abgeschlossen werden. Die Waldbrände hatten sieben Tage lang gewütet bekämpft von insgesamt mehr als 30.000 Feuerwehrleuten, fast 900 Löschfahrzeugen und 28 Flugzeugen und Hubschraubern. Dennoch wurden mehr als 27.000 Hektar Natur ein Raub der Flammen – vornehmlich in Monchique, aber auch an den Übergängen zu den Kreisen Portimão und Silves.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Stromleitung hatte beim Monchique-Waldbrand Kontakt mit Baum
- 2 Monchique-Waldbrand hat Konsequenzen: Weniger Eukalyptus
- 3 Monchique-Waldbrand hat 40 Kulturerbe-Denkmäler freigelegt
- 4 Fachmann erstellt nach Monchique-Waldbrand nun Charta des Kulturerbes
- 5 Häkeln um die Wette nach dem Monchique-Waldbrand
Stromleitung hatte beim Monchique-Waldbrand Kontakt mit Baum
Anfang Mai 2019 nahm das portugiesische Parlament in Lissabon nun den Bericht der von ihm eingerichteten unabhängigen technischen Überwachtungsstelle OTI über den Monchique-Waldbrand entgegen. Einige Abgeordnete bedauerten in der Aussprache darüber, dass die genaue Brandursache auch nach neun Monaten immer noch nicht geklärt sei. Der Bericht weist auf eine elektrische Leitung als "mögliche" Brandursache hin. Offenbar gab es bei Perna da Negra nördlich von Monchique einen Kontakt von einem oder von mehreren Bäumen mit einer Stromleitung. Betreiber des Stromnetzes ist das Unternehmen EDP. Dies hat bislang eine Verantwortung abgestritten.
Wie Carlos Farinha, stellvertretender Direktor der portugiesischen Policia Judiciaria, gegenüber Medien bestätigte, könnte die Ursache des Brandes "möglicherweise mit einer Konsequenz in diesem Sinne zu tun haben", so seine sehr allgemeine Formulierung. Die Untersuchung habe aber "keine Zweifel" an der Ursache der Feuer gelassen. Es habe allerdings kein absichtsvolles Handeln einer dritten Person gegeben, welches den Beginn der Flammen an einem bestimmten Punkt hervorgerufen habe.
Beobachter sehen mehrere Fehler bei Monchique-Waldbrand
Beobachter weisen darauf hin, dass es ohne Zweifel bei der Bekämpfung des Waldbrandes mehrere Fehler gegeben habe. Etwa sollen in bestimmten Phasen Wettereinflüsse nicht richtig berücksichtigt worden sein. Das habe die Aussichten verringert, den Monchique-Waldbrand unter Kontrolle zu bekommen. Als dann schließlich die Leitung der obersten nationalen Zivilschutzbehörde das zuvor in der Region liegende Kommando an sich zog, soll die Einsatzleitung für mehrere Stunden brachgelegen haben. Unzureichende Löscharbeiten hätten in der Spätphase Glutnestern erlaubt, sich immer wieder neu zu entzünden.
Monchiques Bürgermeister Rui André wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Feuerwehr unzureichend ausgerüstet sei. Er selbst habe beim Monchique-Waldbrand beobachtet, wie Feuerwehrleute mangels Hacken, Schaufeln und Feuerpatschen Flammen mit ihren Stiefeln austreten mussten. Auch fehle Schutzkleidung im eigentlichen Sinne. Laut Andre „steht im Bericht nichts Neues“. Die meisten Waldbrände in Monchique entstünden durch Kontakt von Stromleitungen mit Bäumen. Darauf habe er schon mehrfach aufmerksam gemacht. Nun hofft er, dass für die Zukunft die richtigen Konsequenzen gezogen werden.
Waldbrand-Experte: Wir stoßen auf taube Ohren
Am Dienstag, 4. Juni, kritisierte Francisco Castro Rego, Vorsitzender der unabhängigen technischen Beobachtungsstelle, die zur Untersuchung der Brände von 2017 in Portugal eingerichtet wurde, dass die an das Parlament gerichteten Empfehlungen bislang nur unzureichend berücksichtigt würden. Nach Vorlage des ersten Berichts sei die Aufmerksamkeit für die Botschaften seiner Beobachtungsstelle stark gesunken. Der Experte stellte im Radioprogamm Antena 1 sogar den Nutzen einer solchen Einrichtung in Frage, wenn die Arbeitsergebnisse "auf taube Ohren" treffe.
Lesen Sie zu den Problemen bei der Bewältigung der Folgen der Waldbrand-Katastrophe auch unseren Bericht "Waldbrand-Region Monchique blüht wieder auf"
Monchique-Waldbrand hat Konsequenzen: Weniger Eukalyptus
Am Freitag, 10. Mai, startete die Kreisverwaltung Monchique zusammen mit dem regionalen Verein der Forstbesitzer (ASPAFLOBAL, Associação dos Produtores Florestais do Barlavento Algarvio) und dem Einkaufszentrum Forúm Algarve Aufforstungs- und Schutzmaßnahmen für den Stadtrandes des Gebirgsdorfes. Kleinere Eukalyptuskulturen an einem Südhang, der in kommunalen Besitz ist, wurden ersetzt durch feuerresistentere und für die Region charakteristischere Arten: Korkeichen, Erdbeerbäume (Medronhos), Kastanien. Für die Aktion hatte das Einkaufszentrum in Faro im Rahmen seiner Weihnachtskampagne jeweils einen Euro von dem Eintritt jeden Nutzers der dort installierten Eisbahn eingenommen. 38.000 Euro kamen zusammen und wurden ASPAFLOBAL gespendet. Beteiligt am Freitag waren 350 Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Bildungseinrichtungen der Städte Monchique, Faro und Olhão, aber auch freiwillig mitwirkende Erwachsene. Aus Lissabon war Forst-Staatssekretär Miguel João de Freitas angereist.
Monchiques Bürgermeister Rui André erinnerte daran, dass die Kommune nach dem großen Monchique-Waldbrand im vergangenen Sommer beschlossen habe, "alle Eukalyptusarten, die wir auf öffentlichem Boden hatten, zu beseitigen". Dies geschehe nicht etwa aus ideologischen Gründen oder wegen einer fundamentalistischen Haltung, sondern einfach nur, um mit einem "guten Beispiel für die Neugestaltung der Landschaft" voranzugehen.
Monchique-Waldbrand zeigt Notwendigkeit von mehr Feuerschneisen
Staatssekretär Miguel Freitas betonte, dass auch weiterhin mehr Feuerschutz-Schneisen in den Wäldern Portugals angelegt werden müssten. Allein in den vergangenen zwei Jahren seien die im Kreis Monchique auf 50 Kilometer Länge angewachsen. Auf den jüngst veröffentlichten Bericht der unabhängigen technischen Überwachungsstelle eingehend räumte der Politiker ein, dass Experten solchen Schutzschneisen nur "eine sehr geringe Wirkung in Bezug darauf attestieren, ob Brände auftreten oder nicht". Sie seien aber zumindest notwendig, um besseren Zugang für Feuerwehrleute und den Einsatz schwerer Maschinen zu ermöglichen, umd das Vordringen von Flammen zu verlangsamen. Freitas warnte, dass die Algarve sich bereits jetzt in einem Zustand "schwerer Dürre" befinde. Das Waldbrandrisiko werde also in diesem Sommer sehr hoch sein. Die Vorkehrungen in Monchique tragen seiner Meinung nach aber dazu bei, dass die Region "zumindest sicherer als zuvor" sei.
Eine Woche zuvor, am 3. Mai, hatten freiwillige Helfer bei der Wiederherstellung der von den Waldbränden zerstörten Wege in der Serra de Monchique mitgewirkt. Elf portugiesische und ausländische Unterstützer machten sich auf den 12 Kilometer langen Weg zwischen Picota und Foz dos Barreiros, um dort, im Abschnitt 10 des Fernwanderwegs Via Algarviana, die Beschilderung zu erneuern. Der Tourismusverband der Algarve, RTA, die Umwelt- und Kulturorganisation Almargem sowie die Kreisverwaltung von Monchique das Projekt zur Wiederherstellung alter und Schaffung neuer Wanderwege, für das insgesamt rund 480.00 Euro budgetiert sind.
Monchique-Waldbrand hat 40 Kulturerbe-Denkmäler freigelegt
Unterdessen ist bekannt geworden, dass beim Monchique-Waldbrand die Flammen auch Vegetation vernichteten, die 40 Stätten des Kulturerbes überwuchtert hatte. Die meisten stammten aus der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, berichtete Bürgermeister Rui André jetzt.
„In Anbetracht der verfügbaren Archivunterlagen kann man sagen, dass sich die überwiegende Zahl dieser archäologisch interessanten Stätten auf den Südhang des Bergs Picota konzentriert. Das ist ein Gebiet, in dem unter anderem mehr als siebzig Gräber gefunden wurden, die von der Besiedelung dieser Region durch verschiedene Völker über Jahrtausende hinweg zeugen“, sagt der Kommunalpolitiker.
Fundstätten auch rund ums Thermalbad
Besonders in der Nähe des Ribeira do Banho-Tals verbrannte der Monchique-Waldbrand das weitläufige Territorium, in dem diese archäologischen Denkmäler nun identifiziert und freigelegt werden konnten. „Nach jahrzehntelangem Verborgensein sind nun mehrere Grabdenkmäler wieder sichtbar und eröffnen so die Möglichkeit, mit der Verlagerung und Analyse dieser Überreste unserer gemeinsamen Vergangenheit fortzufahren“, stellt André fest.
Da das Rathaus von Monchique über einen qualifizierten Fachmann verfügt, war dieser in den vergangenen Monaten in der Lage, eine Bestandsaufnahme des historischen und archäologischen Erbes im Waldbrandgebiet durchzuführen. So konnten die meisten Grabdenkmäler, welche die berühmten Forscher Abel Viana, Octávio da Veiga Ferreira und José Formosinho zwischen 1937 und 1949 ausgruben, in der Umgebung des bekannten Thermalbades Caldas de Monchique wiederentdeckt werden.
Fachmann erstellt nach Monchique-Waldbrand nun Charta des Kulturerbes
„Und bei den sechzehn neolithischen Gräbern, die in der Nekropole Palmeira nachgewiesen wurden, stellten wir fest, dass fünfzehn verlegt wurden. Ebenso haben wir sieben Gräber der Nekropole Esgravatadouro und drei der Nekropole Eira Cavada gefunden“, erzählt der Bürgermeister stolz.
Im Lauf der Feldarbeit nach dem Monchique-Waldbrand identifizierte der Spezialist der Kommune neue archäologische Strukturen, zum Beispiel in Cerro do Oiro und in der prähistorischen Nekropolis von Belle France. „Bei der historisch so bedeutenden Stätte Cerro do Castelo de Alferce haben wir den Eingang zu dieser riesigen Festungsanlage bestimmen und bislang nicht registrierte Segmente der Mauer identifizieren können“, so der Chef der Kreisverwaltung. Das ermöglichte es, die Fläche zwischen den Mauern mit etwa 9,5 Hektar zu berechnen.
Wind- und Wassermühlen wild überwuchert
Auch neuere Überreste des Kulturerbes wurden identifiziert, etwa die Ruinen der Einsiedelei Nossa Senhora do Carmo in Picota sowie Wind- und Wassermühlen, die von der jahrzehntelang wild wuchernden Vegetation verborgen waren. Nun will Monchique diese Forschung fortsetzen, um eine Charta des Kulturerbes der Gemeinde auszuarbeiten. Auch soll es Restaurierungsmaßnahmen geben. Ferner wird Informationsmaterial über das vielfältige Kulturerbe erstellt.
Häkeln um die Wette nach dem Monchique-Waldbrand
Im Juli vergangenen Jahres an den Start gegangen, versucht eine Solidaritäts-Aktion in Monchique, mit der größten Häkeldecke der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde zu gelangen. Und jeder kann dabei mithelfen. Entstehen soll die Häkelei auf 18.000 Quadratmetern – mit 112.225 Rosetten. Die Idee stammt vom Verein "Espiral de Vontades". Vorsitzende Luísa Martins und ihre Mitstreiterin Teresa Campos wollen mit der Idee Menschen zusammenzubringen, "um gemeinsam etwas zu tun, zu dem jeder einen Beitrag leisten kann, ob mit einer, 10 oder 15 Rosetten".
Rosetten sind ein etwa 40 Zentimeter breites und hohes Quadrat aus Häkelarbeit, das man beim Nähen mit mehreren anderen Teilen zusammensetzen kann, etwa zu Decken, Mänteln oder Kissen. "Monchique hat eine Tradition, wenn es um Rosetten geht, "etwas, das wir nicht verlieren wollen", so Luísa Martins. Um den bisherigen Rekord zu brechen, brauchen die Organisatoren viel, viel Wolle. Deshalb häkeln viele mit, insbesondere Schülerinnen und Schüler. Abgeschlossen werden soll das Projekt, so die bisherige Vorstellung, am 25. November 2020. Die dann entstandene größte Häkeldecke der Welt soll wieder in kleinere aufgeteilt und sowohl an bedürftige Menschen der Algarve wie auch die Ambulanz der Onkologie im Krankenhaus von Portimao vergeben werden. Wer unterstützen möchte, wendet sich per E‑Mail an espiraldevontades@hotmail.com oder telefonisch an 968 371 513.