Deutsch-por­tu­gie­si­scher Schlag gegen Scheinehen

Portugiesische Experten haben deutscher Polizei in Baden-Württemberg beim Kampf gegen Scheinehen zwischen Portugiesinnen und Asiaten geholfen. Hier Details.
Scheinehen von Portugiesinnen mit Indonesiern von Polizei ermitteltScheinehen von Portugiesinnen mit Indonesiern von Polizei ermittelt

Festnahme eines Portugiesen in Zusammenhang mit Scheinehen. Foto: SEF

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Deut­sche Poli­zis­ten haben in der ver­gan­ge­nen Woche mit Hil­fe von Kol­le­gen der por­tu­gie­si­schen Grenz- und Aus­län­der­be­hör­de SEF in vier baden-würt­tem­ber­gi­schen Städ­ten Haus­durch­su­chun­gen durch­ge­führt – im Rah­men einer gemein­sa­men Akti­on mit bel­gi­schen Ord­nungs­hü­tern. Es geht, wie am Sonn­tag bekannt wur­de, um orga­ni­sier­te Kri­mi­na­li­tät rund um Scheinehen.

 

Por­tu­gie­sin­nen beka­men 5.000 Euro für Schein­ehen. Foto: Alex­an­dru Zdrobau

 

Wie die SEF mit­teil­te, unter­stütz­ten vier ihrer Inspek­to­ren und ein Euro­pol-Beam­ter, als deut­sche Kol­le­gen in den baden-würt­tem­ber­gi­schen Städ­ten Karls­ru­he, Aalen, Frei­burg und Mahl­berg (Orten­au­kreis) Haus­durch­su­chun­gen durch­führ­ten. Die Poli­zis­ten beschlag­nahm­ten ver­schie­de­ne Doku­men­te und Gegen­stän­de, wel­che die Tätig­keit eines kri­mi­nel­len Netz­werks bele­gen sol­len, das Schein­ehen orga­ni­sier­te. Unter ande­rem soll es sich um gefälsch­te Hei­rats­ur­kun­den, por­tu­gie­si­sche Rei­se­päs­se, Bele­ge für Rei­se­auf­wen­dun­gen, Quit­tun­gen für Geld­trans­fers zwi­schen den Netz­werk-Mit­glie­dern sowie Smart­phones und Lap­tops handeln.

 

Por­tu­gie­sin­nen für Schein­ehen mit Indo­ne­si­ern rekrutiert

 

Indo­ne­si­er woll­ten mit por­tu­gie­si­schen Schein-Ehe­frau­en EU-Auf­ent­halts­ti­tel und Sozi­al­leis­tun­gen. Foto: Artem Beli­a­kin Belart

 

Laut SEF wur­de ein wei­te­rer Ver­däch­ti­ger aus der Grup­pe ver­haf­tet. Er soll als Por­tu­gie­se Bür­ge­rin­nen sei­nes Hei­mat­lan­des für Schein­ehen mit Indo­ne­si­ern rekru­tiert haben. Der im Raum Lis­sa­bon woh­nen­de Mann sei wegen eines in Bel­gi­en aus­ge­stell­ten Haft­be­fehls fest­ge­nom­men wor­den (unser Bei­trags­bild), so die Poli­zei. Er wur­de bereits nach Bel­gi­en aus­ge­lie­fert. Dort soll ihm und den ande­ren Mit­glie­dern der als kri­mi­nel­le Ver­ei­ni­gung ein­ge­stuf­ten Grup­pe der Pro­zess gemacht wer­den. Ankla­ge­punk­te sind auch ille­ga­le Ein­wan­de­rung und Doku­men­ten­fäl­schung zum Zwe­cke des Ein­ge­hens von Scheinehen.

 

Die Zusam­men­ar­beit habe es ermög­licht, Ver­bin­dun­gen zu einer lau­fen­den SEF-Unter­su­chung über Schein­ehen her­zu­stel­len, wel­che die por­tu­gie­si­schen Beam­ten seit Janu­ar 2019 unter dem Namen „Amou­da“ durch­füh­ren. Unter­stützt wer­den sie dabei auch von Euro­pol und Euro­just. Im Zen­trum steht ein kri­mi­nel­les Netz­werk, das inzwi­schen auf­ge­löst wur­de. Es bedien­te sich por­tu­gie­si­scher Bür­ge­rin­nen, die nach Bel­gi­en und Deutsch­land reis­ten, um sich dort als Ehe­frau­en aus­län­di­scher Staats­an­ge­hö­ri­ger aus­zu­ge­ben. Damit woll­ten die Män­ner die Lega­li­sie­rung ihres Auf­ent­halts in die­sen Län­dern errei­chen, Unter­neh­men eröff­nen und Sozi­al­ver­si­che­rungs­leis­tun­gen erhalten.

 

Statt solch einer ech­ten Hoch­zeit gab es ledig­lich Schein­ehen zwi­schen Indo­ne­si­ern und Por­tu­gie­sin­nen. Foto: Hisu Lee

 

Für Schein­ehen erhiel­ten Por­tu­gie­sin­nen nur 5.000 Euro

 

Kopf­zer­bre­chen wegen Schein­ehen. Foto: Abi­ga­il Keenan

Nach Anga­ben der SEF wur­den die Frau­en rekru­tiert, um ihnen unbe­kann­te Män­ner indo­ne­si­scher Her­kunft zu hei­ra­ten. Für die Schein­ehe erhiel­ten die Por­tu­gie­sin­nen ledig­lich rund 5.000 Euro. Die "ver­hei­ra­te­ten" Paa­re reis­ten dann ins Dritt­land ein, wo die Män­ner dank der schein­ba­ren Hei­rat mit einer EU-Bür­ge­rin Auf­ent­halts­rech­te erhiel­ten und Sozi­al­leis­tun­gen bezogen.

Die Tei­le des Netz­werks, wel­che die Por­tu­gie­sin­nen rekru­tier­ten, fälsch­ten die dafür not­wen­di­gen Doku­men­te und orga­ni­sier­ten die Aus­rei­sen der Schein-Ehe­frau­en. Die Frau­en wur­den vor Ort in Häu­sern gemel­det, deren offi­zi­el­le Adres­se den Behör­den als Schein-Wohn­sitz gemel­det wur­de. Im Zusam­men­hang mit der Akti­on Amou­da gin­gen der por­tu­gie­si­schen Grenz- und Aus­län­der­po­li­zei vier Kri­mi­nel­le ins Netz.

 

 

Schein­ehen-Pro­ble­ma­tik schon älter

 

Im ver­gan­ge­nen Jar hat­te bereits die Ber­li­ner Poli­zei eine breit ange­leg­te Betrugs­se­rie mit Schein­ehen auf­ge­deckt. Hier waren Män­nern aus Nige­ria und eben­falls wie­der Frau­en aus Por­tu­gal im Spiel. Und so funk­tio­nier­te das betrü­ge­ri­sche Vor­ge­hen: Die Nige­ria­ner bezahl­ten meh­re­re tau­send Euro – wie es heißt wur­den im Ein­zel­fall Beträ­ge bis zu 15.000 Euro fäl­lig – an eine Schleu­ser­ban­de. Ihr Anfüh­rer, damals 52 Jah­re alt stamm­te dem Ver­neh­men nach aus Por­tu­gal. Er ver­wen­de­te nach Medi­en­in­for­ma­tio­nen mehr als ein Dut­zend Ali­as­na­men. Der Mann rekru­tier­te Por­tu­gie­sin­nen, die meist aus dem Dro­gen­mi­lieu stamm­ten, damit die­se zum Schein Ehen mit den Män­nern aus dem afri­ka­ni­schen Land ein­gin­gen. Dort in Nige­ria beschaff­ten Kom­pli­zen der kri­mi­nel­len Ver­ei­ni­gung gefälsch­te Heiratsurkunden.

Die Por­tu­gie­sin­nen wur­den dann für eini­ge Tage nach Ber­lin geflo­gen und erschie­nen mit dem nige­ria­ni­schen "Ehe­part­ner" auf der Aus­län­der­be­hör­de. Dort bean­trag­ten sie für den Mann eine so genann­te EU-Auf­ent­halts­kar­te. Sol­che wer­den meist für eine Gül­tig­keits­dau­er von fünf Jah­ren aus­ge­stellt und berech­ti­gen auch dazu, einer Erwerbs­tä­tig­keit nachzugehen.

Neben Ber­lin fahn­det auch Baden-Würt­tem­berg nach Scheinehen-Betrügern

Ende Mai die­ses Jah­res hat­te die deut­sche Poli­zei bereits 60 Woh­nun­gen, Büros und Gast­stät­ten durch­sucht – davon eini­ge in Baden-Würt­tem­berg. Acht Män­ner wur­den bei die­ser Akti­on fest­ge­nom­men, die sich gegen mut­maß­li­che Schleu­ser und Ver­mitt­ler von Schein­ehen rich­te­te.  Der Groß­ein­satz rich­te­te sich vor allem auf den Groß­raum Stutt­gart. Durch­su­chun­gen gab es aber auch damals schon in Karls­ru­he, Frei­burg und Aalen wie auch in Mann­heim, Lud­wigs­burg, Reut­lin­gen und Tutt­lin­gen. Eben­so wur­de im  Saar­land  ermit­telt. Mehr als 500 Beam­te waren ins­ge­samt im Einsatz.

Hans-Joachim Allgaier: Deutscher Journalist mit Know-how in Public Relations/Marketing/Corporate Communications - Portugal-/Algarve-/Alentejo-Liebhaber
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