Algen­pla­ge: Algar­ve war­tet wei­ter auf Wasseranalysen

An der Algarve warten Einwohner und Touristen noch immer auf Klarheit in Sachen Algenplage. Bis Mittwochnachmittag bestanden lokale Verbote fürs Baden und Muschelverzehr fort.
Algenplage führt zu Badeverboten mit roter Flagge an Algarve-SträndenAlgenplage führt zu Badeverboten mit roter Flagge an Algarve-Stränden

Rote Algen, rote Flaggen: Teile der Algarve-Küste leider unter einer Algenplage. Foto: Hans-Joachim Allgaier

Anzeige
Mach mit: Tei­le die­sen Bei­trag mit Freunden!

Die por­tu­gie­si­sche Umwelt­agen­tur APA hat­te am Diens­tag­abend, 18. Juni, ent­ge­gen eige­nen Ankün­di­gun­gen noch nicht die Ergeb­nis­se von Was­ser­ana­ly­sen bekannt­ge­ben kön­nen, die nach dem Auf­tre­ten eines Tep­pichs aus roten Mikro­al­gen vor der Algar­ve-Küs­te zwi­schen Alb­ufei­ra und Faro vor­ge­nom­men wur­den. Die roten Flag­gen blie­ben an eini­gen Stel­len vor­erst gehisst, die Bade­ver­bo­te dort bestehen. Doch am Mitt­woch­nach­mit­tag kam nun die Ent­war­nung – aller­dings ohne dass die Ergeb­nis­se der Ana­ly­sen ver­öf­fent­licht wurden.

Wie wir in unse­rem Bei­trag „Algar­ve: Rote Flut an Mikro­al­gen – Bade­ver­bot!“ umfas­send berich­te­ten, kann es durch Gift­stof­fe abson­dern­de Ein­zeller durch­aus zu Beein­träch­ti­gun­gen der Gesund­heit kommen.

Update Mitt­woch, 19. Juni, 18 Uhr: Am spä­ten Mitt­woch­nach­mit­tag äußer­te sich der Regio­nal­di­rek­tor der Por­tu­gie­si­schen Umwelt­agen­tur (APA), José Pach­eco. Er erklär­te gegen­über einer Nach­rich­ten­agen­tur, dass die Ergeb­nis­se der Ana­ly­sen des Por­tu­gie­si­schen Insti­tuts für Meer und Atmo­sphä­re (IPMA) und die Infor­ma­tio­nen der Regio­na­len Gesund­heits­be­hör­de "kei­ne Fäl­le von mensch­li­cher Into­xi­ka­ti­on durch das iden­ti­fi­zier­te Toxin erge­ben haben". Des­halb sei­en die See­fahrts­be­hör­den und die Stadt­ver­wal­tun­gen ange­sichts des Ergeb­nis­ses dar­über infor­miert wor­den, dass die Bade­war­nun­gen für die Strän­den zwi­schen Ilha Deser­ta Island (Faro) und dem Aço­tei­as-Strand von Alb­ufei­ra (bei Pra­ia da Fale­sia) auf­ge­ho­ben wer­den sollten.

Algen­pla­ge: Baden und Muschel­ver­zehr untersagt

 

Das meteo­ro­lo­gi­sche Insti­tut IPMA (Insti­tu­to Por­tu­guês do Mar e da Atmos­fera) unter­sag­te am Diens­tag wegen der roten Flut bis auf Wei­te­res die Ern­te und Ver­mark­tung aller "leben­den Muscheln" an wei­ten Tei­len der Algar­ve-Küs­te – auch öst­lich von Faro bis Olhão und nörd­lich von Vila do Bis­po bis Alje­zur. Schon vor Auf­tre­ten des röt­li­chen Algen­tep­pichs war der Fang auch zwi­schen Lagos und Alb­ufei­ra ver­bo­ten wor­den – wegen "lipophi­ler Toxi­ne", wie es hieß.

Update Don­ners­tag, 20. Juni, 12 Uhr: Eine Kar­te mit den Sperr­zo­nen (sie­he unten) war auch am Don­ners­tag, 20. Juni, noch online.

 

In den rot mar­kier­ten Gebie­ten dür­fen leben­de Muscheln der­zeit weder geern­tet noch ver­mark­tet wer­den. Kar­te: IPMA

 

Die Ent­nah­me von Was­ser­pro­ben zur Iden­ti­fi­zie­rung von toxi­schem Phy­to­plank­ton sei „inten­si­viert“ wor­den, so die IPMA-Wis­sen­schaft­ler. Maria João Botel­ho, Lei­te­rin der Abtei­lung Ozea­no­gra­phie und Mee­res­um­welt, bestä­tig­te auch, dass Pro­ben im Natur­schutz­ge­biet Ria For­mo­sa ent­nom­men wurden.

Regel­mä­ßig über­wa­chen die IPMA-Exper­ten mari­ne Bio­to­xi­ne in Muscheln. Sobald "die in den Gewäs­sern vor­kom­men­den Phy­to­plank­ton­ar­ten iden­ti­fi­ziert“ sei­en und zuläs­si­ge Grenz­wer­te für die Kon­zen­tra­ti­on toxi­scher Mikro­al­gen in Muschel­fang­zo­nen erreicht wür­den, könn­ten vor­sorg­li­che Ver­bo­te für betrof­fe­ne benach­bar­te Gebie­te fest­ge­legt wer­den, hieß es.

"Kein Mensch hat bis­lang Ver­gif­tungs­er­schei­nun­gen gezeigt"

Bei der Über­prü­fung der Lage steht IPMA nach eige­nen Anga­ben „in stän­di­gem Kon­takt" mit der für die Admi­nis­tra­ti­on der Was­ser­res­sour­cen zustän­di­gen Stel­le der por­tu­gie­si­schen Umwelt­agen­tur APA. Das Auf­tre­ten der roten Flut im Gebiet zwi­schen Faro und dem Pra­ia da Falé­sia bei Alb­ufei­ra sei offen­bar auf das „Vor­han­den­sein von Lin­gu­lo­di­ni­um-Poly­edrum in hohen Kon­zen­tra­tio­nen“ zurück­zu­füh­ren, so IPMA. Der Ein­zeller ist zur Bio­lu­mi­nes­zenz fähig. Die ver­ur­sa­chen­den Dino­fla­gel­la­ten pro­du­zier­ten mög­li­cher­wei­se Gift­stof­fe. Laut IPMA ist jedoch bis­lang kei­ne Ver­gif­tung bei einem Men­schen auf­ge­tre­ten, der mit einem sol­chen Bio­to­xin ver­un­rei­nig­te Muscheln kon­su­miert hat.

Update Mitt­woch, 19. Juni, 13 Uhr: Ange­sichts die­ser Tat­sa­che hat die APA ihre Warn­hin­wei­se für die betrof­fe­nen Strän­de noch ein­mal über­prüft, wie es am Mitt­woch­mit­tag auf der Web­sei­te der Umwelt­agen­tur hieß. Das Ergeb­nis: Obwohl sich der Mikro­al­gen-Tep­pich bereits zu zer­streu­en begin­ne, hal­te die por­tu­gie­si­sche Umwelt­be­hör­de in Gebie­ten, in denen noch eine gewis­se Dich­te vor­han­den sei, an dem Rat fest, das Baden im Meer zu ver­mei­den. Ins­be­son­de­re gel­te das für Kin­der und "gefähr­de­ten Gruppen".

Eine Mee­res­bio­lo­gin der Uni­ver­si­tät der Algar­ve unter­stütz­te im Radio­sen­der TSF den Auf­ruf des meteo­ro­lo­gi­schen Insti­tuts IPMA, dass man wäh­rend des Mikro­al­gen-Auf­tre­tens Muscheln, wel­che ja das Was­ser fil­tern und damit die in der Dun­kel­heit leuch­ten­den Ein­zeller auf­neh­men, nicht ver­zeh­ren soll­te. Nach ihrer Ansicht sind die roten Mikro­al­gen jedoch nicht gesundheitsgefährdend.

Update Mitt­woch, 19. Juni, 14 Uhr: Der Kom­man­dant der Mee­res­zo­ne Süd, Cor­tes Lopes, hat unter­es­sen ange­ord­net, in sei­nem Zustän­dig­keits­be­reich, der von der Ilha Deser­ta bei Faro bis Vil­a­mou­ra reicht, an den Strän­den statt der roten wie­der die grü­nen Flag­gen zu his­sen und die Abschnit­te damit fürs Schwim­men wie­der frei­zu­ge­ben. Wie Lopes gegen­über einem por­tu­gie­si­schen Medi­um erklär­te, hält er die rote Flut für bereits über­wun­den. Für die Strän­de im Bereich der Stadt Alb­ufei­ra muss der Stadt­rat einen ent­spre­chen­den Beschluss fas­sen, da er für den Bade­be­trieb zustän­dig ist.

 

Bade­ver­bot wegen Algen­pla­ge rein "vor­sorg­lich", sagt Umweltminister

 

Nor­ma­ler­wei­se war­nen – wie hier – rote Flag­gen haupt­säch­lich vor gefähr­li­chen Mee­res­strö­mun­gen und Wind­ein­flüs­sen, nicht vor einer Algen­pla­ge. Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

 

IPMA weist dar­auf hin, dass unter ungüns­ti­gen Bedin­gun­gen Mikro­al­gen resis­ten­te Zys­ten bil­den kön­nen, die sich im Mee­res-Sedi­ment abla­gern. Bei ungüns­ti­gen Strö­mun­gen in unter­schied­li­chen Was­ser­schich­ten und bestimm­ten Tem­pe­ra­tu­ren oder ande­ren Bedin­gun­gen könn­ten die­se Zys­ten aus­kei­men und für schnel­les Zell­wachs­tum, also mas­sen­haf­te Ver­meh­rung, sorgen.

Alb­ufei­ras Bür­ger­meis­ter Jose Car­los Rolo muss Medi­en häu­fig Aus­kunft über die Situa­ti­on an sei­nen Strän­den geben. Foto: CMA

Die Beob­ach­tung die­ses Phä­no­mens ist im Rou­ti­ne­über­wa­chungs­pro­gramm von IPMA für Muscheln ent­hal­ten. Aller­dings sei­en bis­lang nicht so hohe Kon­zen­tra­tio­nen nach­ge­wie­sen wor­den wie der­zeit vor­ge­fun­den, so die IPMA-Experten.

Im Par­la­ment hat­te Umwelt­mi­nis­ter João Pedro Matos Fer­nan­des mit­tags betont, dass die betref­fen­den Algar­ve-Strän­de zwi­schen Alb­ufei­ra und Faro aus "vor­sorg­li­chen" Grün­den mit einem Bade­ver­bot ver­se­hen wor­den sei­en. Dies sei eine "Vor­sichts­maß­nah­me" ange­sichts der Tat­sa­che gewe­sen, dass bis­lang noch kei­ne Ergeb­nis­se von Was­ser­qua­li­täts­prü­fun­gen vor­lä­gen. Der Minis­ter ant­wor­te­te auf die Anfra­ge einer Abge­ord­ne­ten der grü­nen Par­tei im Umwelt­aus­schuss der Natio­nal­ver­samm­lung in Lis­sa­bon.

"Natur­er­eig­nis ohne mensch­li­chen Eingriff"

"Es han­delt sich hier um ein Natur­er­eig­nis, ohne Ein­griff durch den Men­schen. Nach unse­rer Erfah­rung ist es ein Phä­no­men, das in der Regel drei bis vier Tage andau­ert, bis es ver­schwin­det", erklär­te Fer­nan­des. Unbe­kannt war ihm zum Zeit­punkt sei­ner Stel­lung­nah­me, ob eine "Gefähr­dung im Fische­rei-Sek­tor" vor­lie­ge oder nicht.

 

Umwelt­mi­nis­ter hat neben Algen­pla­ge auch Was­ser­man­gel im Auge

 

Der Umwelt­mi­nis­ter äußer­te sich auch zur Tro­cken­heit im Lan­de. Bis­lang habe Por­tu­gal 80 Pro­zent des für den Som­mer benö­tig­ten Was­sers gespei­chert, so Fer­nan­des. Aller­dings wer­de die Hoch­sai­son wohl nicht so dra­ma­tisch tro­cken und heiß wie befürch­tet, mein­te er. Gleich­wohl räum­te er ein, dass es in "klei­nen Agglo­me­ra­tio­nen", in denen die Bevöl­ke­rungs­zahl wäh­rend der Som­mer­fe­ri­en stark zunimmt, "meist am Ran­de" zu Was­ser­man­gel kom­men kön­ne. Der "kri­tischs­te" Stau­see sei der Mon­te da Rocha in der Gemein­de Ouri­que. Die­ser wei­se der­zeit nur 11 Pro­zent sei­ner maxi­ma­len Kapa­zi­tät auf. Der Umwelt­mi­nis­ter will nun, um Eng­päs­se zu ver­mei­den, das Niveau eini­ger Stau­däm­me durch Umpum­pen anhe­ben. Dies ist bereits in Beja und Odemi­ra gesche­hen. Auf lan­ge Sicht hel­fe aber nur ein Sen­ken des Was­ser­ver­brauchs, so Fernandes.

 

Wegen der Algen­pla­ge macht Umwelt­agen­tur auf neue App aufmerksam

 

App Info Pra­ia der por­tu­gie­si­schen Umwelt­agen­tur APA.

Auf ihrer Inter­net­sei­te mach­te die dem Minis­ter unter­stell­te APA unter­des­sen auf die Ver­füg­bar­keit ihrer neu­er Smart­phone- bzw. Tablet-App „Info Pra­ia“ auf­merk­sam. Mit ihr kön­nen Besit­zer eines inter­net­fä­hi­gen Mobil­ge­räts mit Android- oder Apple-Betriebs­sys­tem aktu­el­le Infor­ma­tio­nen über por­tu­gie­si­sche Strän­de und deren Was­ser­qua­li­tät abru­fen. Die App kann kos­ten­los über Goog­le Play oder den App Store her­un­ter­ge­la­den werden.

Die neue App zeigt die jeweils gül­ti­gen Klas­si­fi­zie­rungs­da­ten jedes Bade­ge­wäs­sers an. Zu den wich­tigs­ten Anga­ben gehö­ren zum Bei­spiel Daten über die Art des Bade­ge­wäs­sers, das Vor­han­den­sein der Blau­en Flag­ge, die Zugäng­lich­keit des Stran­des für ein­ge­schränkt mobi­le Per­so­nen, das Vor­han­den­sein von Bau­stel­len oder die Gefahr der Klippen-Erosion.

Fer­ner wird ein­fach und direkt auf bestehen­de Dienst­leis­tun­gen, etwa von Restau­rants, Ers­te-Hil­fe-Ein­rich­tun­gen, Prä­senz von Ret­tungs­schwim­mern und Vor­han­den­sein eines Amphi­bi­en­stuhls hingewiesen.

 

Sind sol­che Amphi­bi­en­stüh­le für in der Mobi­li­tät ein­ge­schränk­te Baden­de vor­han­den, zeigt das die App an. Foto: CMA

 

Benach­rich­ti­gung, falls es Ein­schrän­kun­gen gibt

Nut­zer kön­nen den Namen des Stran­des oder sei­ne Regi­on ein­ge­ben bzw. per erwei­ter­ter Funk­ti­on den pas­sen­den Küs­ten­ab­schnitt suchen. Strän­de in der Nähe des Wohn- und Urlaubs­or­tes kön­nen ent­spre­chend mar­kiert wer­den. Die Nut­zer sind auch in der Lage, "Weg­be­schrei­bun­gen" zu erhal­ten, damit sie schnel­ler an ihren favo­ri­sier­ten Strand gelan­gen. Die­ser kann durch Ankli­cken eines Herz­chens als Lieb­lings­strand defi­niert werden.

Da die Umwelt­agen­tur APA wäh­rend der gesam­ten Bade­sai­son rund 6.000 Ana­ly­sen durch­führt, um fest­zu­stel­len, ob die Gewäs­ser noch zum Baden geeig­net sind, kön­nen die App-Nut­zer sicher sein, sofort benach­rich­tig zu wer­den, falls an ihren favo­ri­sier­ten Strän­den etwas nicht in Ord­nung sein soll­te. Außer­dem ergänzt die APA ihre Infor­ma­tio­nen durch täg­li­che Wet­ter­vor­her­sa­gen des meteo­ro­lo­gi­schen Insti­tuts IPMA (Insti­tu­to Por­tu­guês do Mar e da Atmosfera).

Hans-Joachim Allgaier: Deutscher Journalist mit Know-how in Public Relations/Marketing/Corporate Communications - Portugal-/Algarve-/Alentejo-Liebhaber
Anzeige
Ähnliche Beiträge
Anzeige