Wanderwege-Netz an West-Algarve verdoppelt
Nicht erst der Mai macht im Westen der Algarve und des Alentejo alles neu: So ist das Wanderwege-Netz in jüngster Zeit mehr als verdoppelt worden! Und auch für Radfahrer, Natur- und Kultur-Touristen sowie Wellness-Urlauber gibt es jetzt zusätzliche Angebote im Naturpark-Gebiet an der Südwestspitze Europas.
"Wir haben uns dem nachhaltigen und verantwortlichen Tourismus verschrieben", betonte Marta Cabral (unser Beitragsbild), Vorsitzende des Vereins Rota Vicentina, als sie am Freitag, 10. Mai, in der Festung Beliche bei Sagres die Neuheiten vorstellte. Vor sieben Jahren mit einem Fernwanderwegenetz von rund 300 Kilometern Länge gestartet, steht seit 2019 nun ein Streckenangebot von insgesamt 740 Kilometern zur Verfügung. Interessenten können das stark erweiterte Angebot über eine neue, renovierte Internet-Seite und eine App erkunden.
Das sind die Ziele, welche die gemeinnützige Organisation Rota Vicentina nach eigenem Bekunden mit ihren Investitionen verfolgt:
- Das Angebot im Landesinneren verstärken, damit der Tourismus-Druck an der Küste gemildert wird
- Erhöhung der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer (vor allem an zusätzlichen Hauptrouten)
- Anhebung der Angebots-Qualität durch lokale Dienstleistungen, die mit der örtlichen Gemeinschaft und ihrer Identität verbunden sind
- Verstärkte Überwachung vor allem der ökologischen und sozioökonomischen Auswirkungen
Inhaltsverzeichnis
Wanderwege des Vereins Rota Vicentina jetzt über 740 Kilometer lang
Cabral berichtete, dass der Historische Weg nunmehr 13 Etappen mit insgesamt 262 Kilometern Länge aufweise. Er besteht hauptsächlich aus ländlichen Pfaden, die durch Korkeichenwälder, Bergketten, Täler, Flüsse und Bäche führen – auf einer Reise durch die Zeiten, die lokale Kultur und über naturbelassene Wege. Im Februar 2016 wurde der historische Weg von der EWV, der Europäischen Wandervereinigung e.V., mit dem Qualitätsprädikat “Leading Quality Trails – Best of Europe” ausgezeichnet. Er zählt damit zum exklusiven Kreis der besten Wanderwege Europas.
Der Fischerweg, der unmittelbar an den Klippen der Westküste verläuft und wegen seines wechselhaften Untergrunds besondere Anforderungen an die physische Statur seiner Nutzer stellt, hat jetzt 12 Etappen, die es auf eine Gesamtlänge von 216 Kilometern bringen. Er ist nur zu Fuß zu bewältigen und die Wanderer sind permanent dem Wind und der Rauheit der Felsen ausgesetzt, wenn sie die wilde, robuste Natur bewundern.
Wer halbtags oder kürzer zu einem Spaziergang im Südwesten Portugals unterwegs sein will, kann mittlerweile unter 24 Rundwanderwegen aussuchen. Sie beginnen und enden an definierten Punkten des Wegenetzes, so dass es keine komplizierten Transfers mit dem Auto braucht. Die Gesamtlänge dieser Rundwege beträgt 258 Kilometer.
Wanderwege plus Pfade für Montainbiker und Radwanderer
Vom Frühjahr 2019 an kommt Rota Vicentina nun den Wünschen der wachsenden Zahl von Mountainbikern und Lenkern von Tourenfahrrädern nach. Bereit stehen mehr als 1.000 Kilometer befahrbare Wege, die sorgfältig für BTT-Sportler hergerichtet wurden. Die Strecken führen über Hügel und Täler und durch pittoreske küstennahe Dörfer des Alentejo, wo die Nase salzhaltige Luft einsaugt.
In Odemira steht ein BTT-Zentrum und an stratgegischen Punkten der Strecke sind mehrere Fahrradstationen zur Verfügung, die technische Hilfe leisten können. Gleichzeitig macht die Organisation Rota Vicentina auf ihrer Webseite einen digitalen Parcours für Touring Biker verfügbar. Er führt von der Hauptstadt Lissabon aus über 510 Kilometer bis in die Flughafenstadt Faro. Ebenso weiste die Internetseite Partnerunternehmen aus, die unterschiedliche Dienste für Radfahrer anbieten.
Nicht nur Wanderwege, auch Kultur- und Wellness-Erlebnisse
"Mit den zusätzlichen Aktivitäten in den Bereichen Natur, Kultur und Wellness will Rota Vicentina künftig auch Touristen ansprechen, die mehr wollen als nur Wandern", verspricht die Vorsitzende. So wurden Ausflüge mit Booten und per Esel aber auch Kurse im Surfen und Stand-up-Paddeln ins Angebot aufgenommen. Kulturelle Veranstaltungen sollen zudem dazu beitragen, dass die Dorfbevölkerung ihre lokale Identität vertiefen und vermitteln kann.
Ergänzt werden diese durch geführte Kultur-Spaziergänge, Kunst-Workshops und 16 gemeinsame Erlebnisse mit örtlichen Gemeinschaften. Wellness-Offerten wie Massagen, andere Entspannungstechniken und themenbezogene Auszeiten runden die Palette ab. Diese individuellen oder in Programme integrierten Angebote findet man auf der Webseite von Rota Vicentina unter der Rubrik "Ferien und Aktiviäten".
Schutz des Naturparks ist wichtig
"Wir operieren im Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina. Dessen Schutz ist eine Herausforderung für uns. Allerdings setzen wir uns genauso wie für eine intakte Natur auch für die Landwirtschaft, die Menschen in den Dörfern und die örtlichen Unternehmen ein", gibt Cabral zu bedenken. Diese einzigartige Region mit ihren Besonderheiten gelte es zu bewahren. Cabral und ihr Team haben inzwischen ein Netzwerk von mehr als 200, meist kleineren Unternehmen geknüpft. Dazu gehören Privatunterkünfte, Restaurants, Veranstalter, Transportbetriebe, Geschäfte, Reisebüros und Urlaubsanbieter aus sechs Ländern.
Mehr als 24.000 Gäste pro Jahr unterwegs im Westen
"Es ist aber wichtig zu beachten, dass unser Wanderwegenetz letztlich aus privater Initiative von einigen lokalen Kleinbetrieben entstanden ist", erinnert die Vereinsvorsitzende: "Unser Konzept hier unterscheidet sich deshalb von anderen ein wenig". Ging es nach 2012 in der Anfangsphase vor allem um Anhänger des so genannten "hard walking" oder "pure walking", werden nunmehr auch individuelle Kunden angesprochen, die mit dem Auto anreisen und einfachen Zugang zum Sektor "soft/mixed walking" suchen – oft ohne zuvor ein entsprechendes Programm zu buchen. Zudem werden ergänzende Angebote für Radfahrer, Kultur-Interessierte und Wellness-Kunden gemacht.
In Zukunft dürften also noch mehr Natur- und Kultur-Liebhaber, die nachhaltigen und verantwortlichen Tourismus bevorzugen, in den Naturpark kommen, der Alentejo und Algarve an der Westküste verbindet. 2017 – aus diesem Jahr stammen die jüngsten Zahlen – wurden 24.000 Wanderer gezählt. Sie sorgten für einen Mehrwert von acht Millionen Euro, von denen direkt rund fünf Millionen Euro in die Region flossen. Etwa 1.400 Arbeitsplätze hängen mittlerweile von der Rota Vicentina ab, einem privaten Verein ohne Gewinnerzielungsabsicht.