Luxusvillen-Versteigerung wie russisches Roulette?
Die teuerste Luxus-Villa der Algarve ohne Mindestgebot online ersteigern können – ist das eine seriöse Chance, an ein Traumhaus zu kommen oder ist die Luxusvillen-Versteigerung hauptsächlich Marketing-Gag des Verkäufers bzw. Vermittlers?
Wer jetzt vielleicht denkt, er brauche nur ein paar hundert, tausend oder zehntausend Euro zu bieten und könne dann mit etwas Glück und zu einem Schnäppchen-Preis Besitzer eines hochwertigen Anwesens werden, wie es die Schönen und Reichen besitzen, irrt sich: Um bei der Auktion mitmachen zu können, mussten zunächst 100.000 Euro Kaution eingezahlt werden. Und wenn der Höchstbietende den Zuschlag erhält, sind zehn Prozent des Kaufpreises als Gebühr fällig, mindestens aber 250.000 Euro.
Versteigerung: 100.000 Euro Kaution, aber kein Mindestgebot
„Ich begrüße neue Marketing-Ideen in unserem Sektor. Wenn aber ein Versteigerer kein Mindestgebot verlangt, kann das Ganze doch wie russisches Roulette ausgehen“, sagt dazu ein Immobilienmakler, der im so genannten Goldenen Dreieck – also zwischen Almancil, Quinta do Lago und Vale do Lobo – vermögende Investoren berät. Auch eine Kollegin pflichtet ihm bei und hält mit ihrer klaren Meinung nicht hinterm Berg: „Das ist doch total unseriös!“.
Beide sprechen von dem Aufsehen erregenden Versuch eines US-amerikanischen Unternehmens, das hochpreisigste Objekt an der Südküste Portugals per Auktion an den Käufer zu bringen. Algarve für Entdecker berichtete darüber in seinem Artikel „Algarve: Teuerste Luxus-Villa im Internet zu ersteigern“.
Eine deutsche Immobilien-Fachfrau aus dem Rhein-Main-Gebiet sagte uns: „Zum Bieterverfahren greift man, um einen letzten Versuch zu starten, eine Immobilie ‚an den Mann‘ zu bringen“. Diese Methode lasse erkennen, dass die Immobilie zu teuer angeboten werde. Ihr Vorschlag: Zunächst nach den „guten alten Regeln der Bewertung“ den realistischen Preis finden und erst dann an den Markt gehen – statt zu denken: ‚Ein Dummer wird schon kommen, der kauft!‘
Kaufpreisvorstellung vor Versteigerung lag bei 20 Millionen Euro
Mit 20 Millionen Euro soll die Luxus-Immobilie an der Rua Tejo 21 im Resort Quinta do Lago bei Almancil zuletzt bewertet gewesen sein, gibt Concierge Auctions auf seiner Internetseite an. Als Eigentümer ist eine „Delaware LLC“ angeben. Dem Vernehmen nach soll es sich nicht um eine Offshore-Gesellschaft, sondern einen privaten Eigentümer handeln.
„Real schätze ich den Wert nur mit etwa sieben Millionen Euro ein“, befindet ein weiterer Kenner des Objekts, den wir befragen, der aber ebenfalls ungenannt sein möchte. Schließlich müsse man die Villa Lorenzo, die an ihrem Eingangstor den Namen „Villa Ballybunion“ prangen hat, mit anderen hochpreisigen Immobilien vor Ort vergleichen. „Kürzlich wollte ein Ire hier sein wunderschönes Objekt für rund 14 Millionen Euro verkaufen. Dem Vernehmen nach hat er es aber nur zu einem einstelligen Millionenbetrag loswerden können“, weiß einer der Makler aus der Region.
Der Fachmann ist nicht der einzige, von dem wir bei unseren Recherchen hören, man habe „Bauchweh“ – sowohl bei dem nach außen hin nicht transparenten Verfahren als auch bei der Preisvorstellung. „Wenn doch schon ein Chagall-Gemälde von einem internationalen Auktionshaus niemals ohne Mindestgebot versteigert wird und dies ausschließlich in öffentlicher Sitzung, sollte das erst recht bei einer Luxus-Villa der Fall sein“, verlangt der Kritiker. Und fügt hinzu: „Für mich hat das ein Geschmäckle!“
Wer bei Versteigerung Zuschlag erhält, muss tüchtig berappen
Eine Kollegin von ihm wagt folgende Prognose: „Wer das hier erwirbt, wird weitaus weniger zahlen als die fraglichen 20 Millionen Euro, vielleicht etwa sechs Millionen“. Sie meint, die Preisangabe sei „eine absolute Luftnummer“. Zudem gelte die Inneneinrichtung des Objekts auf dem „tierisch großen Grundstück“ am Rande des Naturparks Ria Formosa für manchen als zu „old fashioned“. Hier müsse ein möglicher Erwerber hohe Investitionen einkalkulieren.
Unterdessen scheint der örtliche Repräsentant von Concierge Auctions an der Algarve den einen oder anderen Immobilienmakler der Region angesprochen zu haben – in der Hoffnung, dass die Vermittler ihre vermögenden Kunden animierten, sich noch als Bieter registrieren zu lassen. Dafür winken den Maklern zwei Prozent Kommission.
Wer sich bis zum 6. Mai mit einem Eröffnungsangebot anmeldete, dem wurde ein „Incentive“ von zehn Prozent angeboten, so eine Information, die „Algarve für Entdecker“ vorliegt. Das Incentive soll die „Prämie“ von ebenfalls zehn Prozent bzw. mindestens 250.000 Euro kompensieren, die der Käufer, der den Zuschlag erhält, zu zahlen hat. Wir sprachen am 4. Mai die beuftragte PR-Agentur des Auktionators an, um weitere Aspekte zu klären und mehrere Fragen beantwortet zu bekommen. Bis zum Dienstagmittag, 7.5., gab es aber keine Antwort von dort.
Die registrierten Bieter können ihre Offerten nun vom 8. Mai an abgeben, ab 12 Uhr nordamerikanischer Ostküsten-Sommerzeit, also 18 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit.