An Portugals Algarve gehört die Stadt Lagoa zusammen mit den Kommunen Oeiras, Moita und Vila Nova de Famalicão im übrigen Land zu den vier Partnern, die der portugiesische Telekommunikationskonzern NOS mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G fit für die digitale Zukunft macht.
Das kündigte das Unternehmen unmittelbar vor Beginn des Portugal Smart Cities Summit in Lissabon an. Erstmals demonstriert der Anbieter das Potenzial der superschnellen Übermittlungstechnologie in einer realen Umgebung. Partner dabei sei der chinesische Konzern Huawei, teilte der portugiesische Konzern mit.
Inhaltsverzeichnis
5G soll auch die digitale Transformation von Lagoa beschleunigen
US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag in einem Dekret Huawei auf eine "schwarze Liste" von Unternehmen gesetzt, deren Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern strengen Kontrollen unterliegen. Wer Technik aus den Vereinigten Staaten an Huawei verkaufen oder transferieren will, muss dafür eine Lizenz erwerben. Diese kann laut US-Regierung verweigert werden, wenn Sicherheitsinteressen berührt sind.
Der Technologiekonzern mit Sitz im chinesischen Shenzhen ist weltweit die Nummer zwei im Smartphone-Markt, hinter dem südkoreanischen Hersteller Samsung. Ein Teil der von den USA verhängten Sanktionen soll erst in 90 Tagen umgesetzt werden – offenbar, um die Versorgung der amerikanischen Mobilfunknutzer nicht zu unterbrechen. Huawei-Technik ist in vielen lokalen Mobilfunk-Netzen in den USA installiert. Ohne diese Technik könnten Netze technische Probleme kommen. Und nach den drei Monaten wird Huawei künftige Smartphone-Modelle nicht mehr mit vorinstallierten Google-Apps, Updates des Betriebssystems Android und anderen vorinstallierten Diensten des US-Internetkonzerns verkaufen können.
Ende Februar hatte US-Botschafter George E. Glass in Lissabon darauf hingewiesen, dass nach Ansicht Washingtons Huawei nicht bei der Entwicklung der nächsten Generation von Mobilfunknetzen in Portugal berücksichtigt werden sollte. Andernfalls könne dies die Beziehungen der USA zu Portugal im Rahmen des Informationsaustauschs zwischen den NATO-Mitgliedstaaten beeinträchtigen. Die Chinesen waren in der Vergangenheit ein wichtiger Lieferant von Telekommunikationstechnik nach Portugal.
5G mit Huawei-Hilfe bei Autofernsteuerung demonstriert
Ungeachtet dessen präsentiert NOS nun zusammen mit Huawei auf dem Ausstellungsgelände FIL in der portugiesischen Hauptstadt seine „Lösungen zur Bewältigung der Herausforderungen der digitalen Transformation von Städten“, wie es am Dienstag, 21. Mai, in einer Mitteilung hieß.
In Zusammenarbeit mit Huawei führt der portugiesische Telekommunikations-Spezialist eine 5G-Live-Demonstration durch, die das Fernsteuern von Fahrzeugen ermöglicht. Ferner geht es um eine Simulation auf dem Gebiet des Sicherheits- und Krisen-Managements. Die Vorführungen sollen den Vorteil demonstrieren, den die minimalen Latenzzeiten und das schnelle Reaktionsvermögen der neuen Mobilfunk-Generation der Mobilkommunikation auf das Niveau der Reaktionszeit (Latenzzeit) bringt. Die portugiesische Netzbehörde stellt für diese Zwecke Frequenzen im 3,5Ghz-Band bereit.
Laut Manuel Ramalho Eanes, dem NOS-Geschäftsführer, will das Unternehmen „in naher Zukunft“ ein Wegbereiter sein, um mit dem jüngsten Mobilfunkstandard „smart cities in super smart societies“ von morgen zu verwandeln. Der Algarve-Ort Lagoa gehört dabei zu den wenigen Referenzpartnern, mit denen zusammen die Mobilkommunikation „sicherer, effizienter, nachhaltiger, wettbewerbsfähiger und bürgernäher“ gemacht werden soll. 5G wird laut Eanes ein grundlegender Faktor beim Aufbau von „5.0‑Unternehmen“ sein, bei denen die „Maschinen im Dienste der Bürger“ stehen.
5G soll Umwelt‑, Energie‑, Abfall‑, Verkehrs- und Sicherheits-Management verbessern
Auf dem Portugal Smart Cities Summit in Lissabon ist NOS in fünf großen Themen-Bereichen mit permanenten Präsentationen präsent: Umwelt, Energie, Abfall, Mobilität und Sicherheit. Die in den Rechenzentren des Kommunikationskonzerns installierten Lösungen werden laut NOS in Test-Kommunen bereits umgesetzt. Nach diesen Angaben betreffen sie die Bereiche Energieeffizienz von Gebäuden, intelligente Straßenbeleuchtung, Fernverwaltung von Wasserversorgungsnetzen, wetterabhängige Bewässerung in Parks und Gärten, Abfallwirtschaft, intelligentes Parken, Fahrzeugflotten-Management, Berichtswesen und Veranstaltungsorganisation.
Während der drei Veranstaltungstage in Lissabon wollten NOS-Repräsentanten auch zur Reflexion und Debatte über Fragen der Cybersicherheit und Ressourceneffizienz sowie andere Themen einladen, heißt es in der Pressemitteilung. Da dürfte die Huawei-Beteiligung sicher eines der heißeren Eisen sein.
NOS-Konkurrent Vodafone war mit 5G in Lissabon schneller
NOS-Konkurrent Vodafone Portugal hatte bereits Ende März seine erste 5G-Antenne auf Sendung gebracht – in seinem Hauptquartier im Parque das Nações in Lissabon. Dort steht der neue Standard testweise nun allen Unternehmen, Universitäten und Start-ups zur Verfügung, die Teil des Vodafone 5G Hub Innovationszentrums sind. Die Einführung erfolgte nur drei Monate nach Installation des ersten 5G-Anschlusses für ein entsprechendes Smartphone. Strategischer Partner von Vodafone Portugal ist nicht Huawei, sondern der schwedische Konzern Ericsson. Dessen innovative Technologien ermöglichen es angeblich, das Netzwerk selektiver und gezielter auszulasten, Übertragungskapazitäten zu maximieren, das verfügbare Frequenzspektrum voll auszuschöpfen und Störungen zu reduzieren. Bis Ende des Jahres wird Vodafone Portugal weitere 5G-Antennen in der REgion zwischen Lissabon und Porto installieren.