Madeira-Bustragödie: War eingeklemmtes Gaspedal schuld?
Ein schwerer Busunfall hat auf der portugiesischen Insel Madeira am Mittwochabend gegen 18:30 Uhr mindestens 29 Urlaubern das Leben gekostet. Nach Berichten des Inselmagazins Diário de Notícias Madeira waren die meisten der mehr als 50 Bus-Insassen deutsche Touristen. Bislang konnten das Auswärtige Amt in Berlin und die deutsche Botschaft in Lissabon die genaue Zahl der zu Tode gekommenen Deutschen noch nicht angeben.
Der tragische Unfall ereignete sich in Caniço bei Santa Cruz, auf dem Weg in die Inselhauptstadt Funchal. Bürgermeister Filipe Sousa, der um 19:30 Uhr am Unfallort war, sprach zunächst von elf getöteten Männern und 17 Frauen. 27 schwer oder leicht Verletzte wurden ins örtliche Krankenhaus und einige ins Hospital Curz de Carvalho gebracht, das Zentralkrankenhaus der Inselhauptstadt Funchal. 44 Retter waren mit 19 Fahrzeugen im Einsatz.
"Madeira ist Tradition" steht auf dem Unglücks-Bus
Der Fahrer des Touristenbusses soll am späten Nachmittag während einer Ausflugsfahrt in der Gegend von Caniço auf einer steilen, engen Straße mit einer scharfen Kurve die Kontrolle über das Fahrzeug verloren haben. In der Nähe liegt die Kreuzung der Straße Ponta da Oliveira mit der Rua Alberto Teixeira. Der fünf Jahre alte Bus – laut portugiesischen Medienberichten ein Fahrzeug des Unternehmens SAM Sociedade de Automóveis da Madeira, gechartert vom Veranstalter Travel One – stürzte in dem Gebiet zwischen der Hotelanlage Quinta Esplêndida und der Autobahn-Auffahrt eine Böschung hinunter, überschlug sich und fiel auf ein Haus. Der Fernsehsender RTP Madeira zeigte auf seiner Facebook-Seite ein Video von der Unfallstelle. Später brachte RTP auf seiner Webseite dieses Amateur-Video, offenbar von einer Überwachungskamera aufgezeichnet. Es zeigt, wie der Bus den Abhang hinunter stürzt.
Die portugiesische Polizei sperrte den Zugang zur Straße Caniço de Baixo laut Angaben der Nachrichtenagentur Lusa weiträumig ab. Reporter berichteten über viele Krankenwagen, welche die Verletzten zur Behandlung in die Krankenhäuser fuhren. Darunter ist offenbar auch das Dr. Nélio Mendonça-Hospital in Funchal. Den Rettern bot sich unmittelbar nach dem Unfall ein grausames Bild. Sie berichteten, an vielen Stellen hätten Körper über den Hang verstreut gelegen. Einige Verletzte konnten sich aus eigener Kraft in Sicherheit schleppen.
Portugals Präsident kondolierte nach Bus-Unglück
Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa eilte noch am Abend nach Funchal, um sich vor Ort ein Bild von dem Geschehen zu machen. Nach seinen Worten will die Luftwaffe Flugzeuge bereitstellen, um die Verletzten ans Festland zu bringen. Der Präsident äußerte im Fernsehen Trauer und Mitgefühl mit den Angehörigen der Opfer, ebenso Ministerpräsident António Costa, Minister Vieira da Silva und Ireneu Cabral Barreto, Vertreterin der Republik für die Autonome Region Madeira.
Am Abend sprachen portugiesische Medien in ersten Analysen davon, dass ein mechanisches Problem mit einem eingeklemmten Gaspedal die Unfallursache gewesen sein könne. Der Fahrer und der Reiseleiter überlebten den Unfall verletzt. Im Hotel und im Krankenhaus begleiten Psychologen die Überlebenden und Trauernden.
Das Auswärtige Amt richtete eine Telefon-Hotline ein, unter der Angehörige Auskünfte erhalten können. Sie hat die Nummer +49 30 5000 2000.