Ger­ma­nia-Insol­venz: Algar­ve-Flug­ha­fen Faro geschockt

Die Flughäfen Faro und Funchal sind von der Germania-Insolvenz geschockt: Vierte Airline-Pleite in 17 Monaten. Diese Hilfen gibt's für gestrandete Fluggäste.
Germania hat Konkursantrag vor Berliner Amtsgericht gestellt und ist insolventGermania hat Konkursantrag vor Berliner Amtsgericht gestellt und ist insolvent

Hart gelandet: Die Berliner Fluggesellschaft Germania hat Insolvenz beantragt. Foto: Airline

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Der Algar­ve-Flug­ha­fen Faro hat durch den Insol­venz­an­trag der Ber­li­ner Flug­ge­sell­schaft Ger­ma­nia inner­halb von 17 Mona­ten nun sei­ne vier­te Air­line durch Kon­kurs ein­ge­büßt – ein Schock für die Ver­ant­wort­li­chen. Drei die­ser Unter­neh­men brach­ten haupt­säch­lich deut­sche Urlau­ber an Por­tu­gals Süd­küs­te: Air­ber­lin, Niki und jetzt Ger­ma­nia. Was kön­nen bzw. müs­sen Algar­ve-Tou­ris­ten unter den Ger­ma­nia-Kun­den nun tun?

 

Seit' an Seit' in guten Tagen: Die Air­lines Ger­ma­nia und Air­ber­lin mit Flug­zeu­gen in Faro im Som­mer 2017. Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

 

Erst Mon­arch, dann Air­ber­lin und Niki, jetzt Germania…

 

Am Anfang der jüngs­ten Kon­kurs­wel­le hat­te Anfang Okto­ber 2017 die bri­ti­sche Bil­lig­flug­li­nie Mon­arch gestan­den. Das hat­te die Algar­ve beson­ders getrof­fen, weil Groß­bri­tan­ni­en für die Süd­küs­te Por­tu­gals der wich­tigs­te Tou­ris­tik­markt ist. 

 

Ger­ma­nia-Insol­venz trifft neben Faro auch Funchal

 

Nach Faro flog Ger­ma­nia bis­lang von den deut­schen Flug­hä­fen Dres­den, Erfurt-Wei­mar, Münster/Osnabrück und Nürn­berg aus. Fuch­chal auf Madei­ra steu­er­ten Ger­ma­nia-Flug­zeu­ge von Bre­men, Dres­den, Erfurt-Wei­mar, Ham­burg, Nürn­berg und Tou­lou­se aus an.

 

Ger­ma­nia wur­de nur etwas mehr als 30 Jah­re alt

 

Die Top 10 Air­lines in Deutsch­land. Gra­fik: NZZ/Statista

Ger­ma­nia kam nur auf knapp mehr als 30 Jah­re Unter­neh­mens­ge­schich­te. Auf Kurz- und Mit­tel­stre­cken flog die in Ber­lin behei­ma­te­te Air­line mit dem grün-wei­ßen Logo jähr­lich mehr als vier Mil­lio­nen Pas­sa­gie­re. Von 18 Abflug­hä­fen in Euro­pa bot Ger­ma­nia Ver­bin­dun­gen zu mehr als 60 Zie­len inner­halb des Kon­ti­nents, nach Nord­afri­ka sowie in den Nahen und Mitt­le­ren Osten. Rund 1.000 Mit­ar­bei­ter sind von der Insol­venz betroffen.

Die Flug­ge­sell­schaft enga­gier­te sich vor allem für Ver­bin­dun­gen aus deut­schen Regio­nen her­aus, wel­che die gro­ßen Air­line-Kon­kur­ren­ten gar nicht oder nur in gerin­gem Maße bedien­ten. Dazu gehö­ren zum Bei­spiel Erfurt-Wei­mar, Dres­den, Münster/Osnabrück, Bre­men oder Nürndberg. Ger­ma­nia ver­folg­te so ein Nischen-Kon­zept und bot – ent­ge­gen dem Trend – einen Bord­ser­vice an, der durch kos­ten­freie Snacks, Soft­drinks, Zeit­schrif­ten und min­des­tens 20 Kilo­gramm Frei­ge­päck zu beein­dru­cken suchte.

In ihrem Geschäfts­mo­dell ver­ein­te Ger­ma­nia die Berei­che Linien‑, Char­ter- und Werks­ver­kehr. Zusam­men mit der Schwei­zer Ger­ma­nia Flug AG und der Bul­ga­ri­an Eagle, die bei­de nicht von der Insol­venz betrof­fen sein sol­len, betrieb Ger­ma­nia zuletzt eine Flot­te von 37 Flug­zeu­gen. Für deren War­tung sorg­te die Ger­ma­nia Tech­nik Bran­den­burg, die jetzt eben­falls insol­vent ist.

Noch vor weni­gen Tagen hat­te Ger­ma­nia Ret­tung vor Augen

Noch vor weni­gen Tagen war der Ein­druck erweckt wor­den, als nahe offen­bar wirk­lich die Ret­tung der ange­schla­ge­nen Flug­ge­sell­schaft Ger­ma­nia. Eine nord­rhein-west­fä­li­sche Inves­to­ren­grup­pe aus NRW, zu der dem Ver­neh­men nach auch der frü­he­re Air­ber­lin- und LTU-Chef Joa­chim Hunold gehör­te, habe kurz­fris­tig 15 Mil­lio­nen Euro zur Ver­fü­gung stel­len wol­len, hieß es. Doch dazu kam es wohl doch nicht.

 

Ger­ma­nia-Schräg­la­ge wur­de Anfang Janu­ar öffentlich

 

Im Fall Ger­ma­nia küm­mert sich jetzt ein Insol­venz­ver­wal­ter um die Ansprü­che der Gläu­bi­ger. Foto: Airline

 

Anfang Janu­ar hat­te Ger­ma­nia zwar Liqui­di­täts­eng­päs­se ein­ge­räumt. Aber gleich­zei­tig wur­de von erfolg­ver­spre­chen­den Ver­hand­lun­gen mit Inves­to­ren gespro­chen. Doch gut vier Wochen spä­ter ver­schärf­te sich die Lage offen­sicht­lich deut­lich. Ende Janu­ar konn­ten kei­ne Löh­ne mehr an die Beschäf­tig­ten aus­ge­zahlt wer­den – es war nicht mehr genü­gend Geld da.

Algar­ve für Ent­de­cker hat­te die Ent­wick­lung von Ger­ma­nia in der Ver­gan­gen­heit sorg­fäl­tig ver­folgt und die­se Bei­trä­ge veröffentlicht:

Faro-Flü­ge von Ger­ma­nia gesichert?

Ver­liert Algar­ve-Flug­ha­fen viel­leicht auch den Kun­den Germania?

Ger­ma­nia-Flie­ger kehrt wegen Staubs um

Vie­ler­lei Grün­de für Germania-Insolvenz

Für sei­ne Liqui­di­täts­pro­ble­me mach­te Ger­ma­nia ins­be­son­de­re "unvor­her­seh­ba­re Ereig­nis­se wie mas­si­ve Kero­sin­preis­stei­ge­run­gen über den Som­mer des ver­gan­ge­nen Jah­res bei gleich­zei­ti­ger Abwer­tung des Euros gegen­über dem US-Dol­lar" ver­ant­wort­lich. Zudem habe es "erheb­li­che Ver­zö­ge­run­gen bei der Ein­flot­tung von Flug­ge­rät" gege­ben sowie eine außer­ge­wöhn­lich hohe Anzahl tech­ni­scher Ser­vice­leis­tun­gen an Flugzeugen.

 

Abschieds­stim­mung beim Per­so­nal an allen Ger­ma­nia-Stand­or­ten. Foto: Airline

 

Was sagt Ger­ma­nia den Kunden?

 

"Flug­gäs­te, die ihren Ger­ma­nia-Flug nun nicht wie geplant antre­ten kön­nen, bit­te ich um Ent­schul­di­gung", sag­te Ger­ma­nia-Geschäfts­füh­rer Kars­ten Bal­ke. Von der Ein­stel­lung des Flug­be­triebs betrof­fe­ne Flug­gäs­te, die ihren Ger­ma­nia-Flug im Rah­men einer Pau­schal­rei­se gebucht haben, könn­ten sich "zur Orga­ni­sa­ti­on einer Ersatz­be­för­de­rung" direkt an ihren jewei­li­gen Rei­se­ver­an­stal­ter wen­den, teil­te das Unter­neh­men in Ber­lin mit. Für Pas­sa­gie­re, die ihr Flug­ti­cket direkt bei Ger­ma­nia gekauft haben, besteht laut Ger­ma­nia "auf­grund der gül­ti­gen Geset­zes­la­ge bedau­er­li­cher­wei­se kein Anspruch auf Ersatz­be­för­de­rung". Sie sind Gläu­bi­ger des Unter­neh­mens und müs­sen ver­su­chen, ihr Geld im Rah­men des Insol­venz­ver­fah­rens zurückzubekommen.

Das Amts­ge­richt Ber­lin-Char­lot­ten­burg bestell­te unter­des­sen Rüdi­ger Wien­berg zum vor­läu­fi­gen Insol­venz­ver­wal­ter. Es han­delt sich um ein klas­si­sches Regel­in­sol­venz­ver­fah­ren und nicht um eines in Eigen­ver­wal­tung, bei dem das Manage­ment bis auf Wei­te­res an Bord hät­te blei­ben kön­nen. Nun wird geprüft, ob die Vor­aus­set­zun­gen für die Eröff­nung des eigent­li­chen Insol­venz­ver­fah­rens vor­lie­gen. Der vor­läu­fi­ge Insol­venz­ver­wal­ters wird nun ein Gut­ach­ten erstel­len. Auf des­sen Grund­la­ge ent­schei­det das Gericht Endgültiges.

Pri­vat­kun­den von Ger­ma­nia müs­sen sich selbst um Ersatz kümmern

Wer als Ger­ma­nia-Kun­de im Urlaub ist, muss sich vor Ort selbst um Hil­fe bemü­hen. Luft­han­sa, Euro­wings und TUIfly, die jeweils die Algar­ve anflie­gen, kün­dig­ten bereits Unter­stüt­zung an, eben­so Con­dor und Easy­Jet. Nach Recher­chen von "Algar­ve für Ent­de­cker"-Mit­ar­bei­ter Nél­son Perei­ra Pin­to sehen so die Kon­di­tio­nen aus:

Luft­han­sa: Bis Ende Febru­ar gel­ten für Ger­ma­nia-Kun­den Son­der­kon­di­tio­nen. Betrof­fe­ne sol­len für 50 Euro zwi­schen Deutsch­land und inner­eu­ro­päi­schen Zie­len rei­sen können.

Euro­wings: Es gibt bis Ende Febru­ar stark rabat­tier­te Kon­di­tio­nen für Rück­flü­ge nach Deutsch­land. Die Rabat­te sol­len bis zu 50 Pro­zent der Flug­kos­ten betragen.

TUIfly: Über die Web­sei­te der Air­line des TUI-Kon­zerns kön­nen Ersatz­flü­ge nach Deutsch­land gebucht wer­den. Anschlie­ßend erhal­ten Ger­ma­nia-Kun­den 50 Pro­zent des Flug­prei­ses zurück­er­stat­tet. Die­se Opti­on gilt für Rück­flü­ge bis ein­schließ­lich 15. Februar.

Con­dor: Die Flug­ge­sell­schaft will die Hälf­te des nor­ma­len Flug­prei­ses berech­nen, wenn Pas­sa­gie­re auf einem Ersatz­flug freie Plät­ze bekom­men können.

Easy­Jet: Die bri­ti­sche Bil­lig­flug­li­nie bie­tet eben­falls Hil­fe an. Ger­ma­nia-Gäs­te haben dort die Mög­lich­keit an, für 110 Euro inklu­si­ve Gepäck­stück bis zu 23 Kilo­gramm umzu­bu­chen. Das Ange­bot ist bis zum 14. Febru­ar und für Buchun­gen bis zum 4. März gül­tig. Des Wei­te­ren bie­tet Easy­Jet bis zum 14. Febru­ar Ger­ma­nia-Kun­den mit einer Vor­aus­bu­chung für Rei­sen bis zum 15. Juni einen Rabatt von 15 Pro­zent an.

 

Nach Ger­ma­nia-Insol­venz: Faro nur noch von 28 Air­lines angeflogen

 

Auf der Web­sei­te des Flug­ha­fen­be­trei­bers Vin­ci Air­ports wer­den für Faro die­se Zah­len genannt, die sich auf das Jahr 2018 beziehen:

  • 8,7 Mil­lio­nen Passagiere
  • 57.352 Flug­be­we­gun­gen (Starts und Landungen)
  • 75 Desti­na­tio­nen im Linienflugverkehr

 

Immer domi­nan­ter in Faro, auch im Deutsch­land-Ver­kehr: Bil­lig­flie­ger Ryan­air. Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

 

Nach dem Aus­fall von Ger­ma­nia sind es nur noch 28 Flug­ge­sell­schaf­ten, die Faro von Euro­pa aus anflie­gen. Flug­ge­sell­schaf­ten mit Non-Stop-Ver­bin­dun­gen aus deutsch­spra­chi­gen Län­dern her­aus sind in unse­rer Über­sicht gefet­tet.

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Hans-Joachim Allgaier: Deutscher Journalist mit Know-how in Public Relations/Marketing/Corporate Communications - Portugal-/Algarve-/Alentejo-Liebhaber
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