Germania-Insolvenz: Algarve-Flughafen Faro geschockt
Der Algarve-Flughafen Faro hat durch den Insolvenzantrag der Berliner Fluggesellschaft Germania innerhalb von 17 Monaten nun seine vierte Airline durch Konkurs eingebüßt – ein Schock für die Verantwortlichen. Drei dieser Unternehmen brachten hauptsächlich deutsche Urlauber an Portugals Südküste: Airberlin, Niki und jetzt Germania. Was können bzw. müssen Algarve-Touristen unter den Germania-Kunden nun tun?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Erst Monarch, dann Airberlin und Niki, jetzt Germania…
- 2 Germania-Insolvenz trifft neben Faro auch Funchal
- 3 Germania wurde nur etwas mehr als 30 Jahre alt
- 4 Germania-Schräglage wurde Anfang Januar öffentlich
- 5 Was sagt Germania den Kunden?
- 6 Nach Germania-Insolvenz: Faro nur noch von 28 Airlines angeflogen
Erst Monarch, dann Airberlin und Niki, jetzt Germania…
Am Anfang der jüngsten Konkurswelle hatte Anfang Oktober 2017 die britische Billigfluglinie Monarch gestanden. Das hatte die Algarve besonders getroffen, weil Großbritannien für die Südküste Portugals der wichtigste Touristikmarkt ist.
Germania-Insolvenz trifft neben Faro auch Funchal
Nach Faro flog Germania bislang von den deutschen Flughäfen Dresden, Erfurt-Weimar, Münster/Osnabrück und Nürnberg aus. Fuchchal auf Madeira steuerten Germania-Flugzeuge von Bremen, Dresden, Erfurt-Weimar, Hamburg, Nürnberg und Toulouse aus an.
Germania wurde nur etwas mehr als 30 Jahre alt
Germania kam nur auf knapp mehr als 30 Jahre Unternehmensgeschichte. Auf Kurz- und Mittelstrecken flog die in Berlin beheimatete Airline mit dem grün-weißen Logo jährlich mehr als vier Millionen Passagiere. Von 18 Abflughäfen in Europa bot Germania Verbindungen zu mehr als 60 Zielen innerhalb des Kontinents, nach Nordafrika sowie in den Nahen und Mittleren Osten. Rund 1.000 Mitarbeiter sind von der Insolvenz betroffen.
Die Fluggesellschaft engagierte sich vor allem für Verbindungen aus deutschen Regionen heraus, welche die großen Airline-Konkurrenten gar nicht oder nur in geringem Maße bedienten. Dazu gehören zum Beispiel Erfurt-Weimar, Dresden, Münster/Osnabrück, Bremen oder Nürndberg. Germania verfolgte so ein Nischen-Konzept und bot – entgegen dem Trend – einen Bordservice an, der durch kostenfreie Snacks, Softdrinks, Zeitschriften und mindestens 20 Kilogramm Freigepäck zu beeindrucken suchte.
In ihrem Geschäftsmodell vereinte Germania die Bereiche Linien‑, Charter- und Werksverkehr. Zusammen mit der Schweizer Germania Flug AG und der Bulgarian Eagle, die beide nicht von der Insolvenz betroffen sein sollen, betrieb Germania zuletzt eine Flotte von 37 Flugzeugen. Für deren Wartung sorgte die Germania Technik Brandenburg, die jetzt ebenfalls insolvent ist.
Noch vor wenigen Tagen hatte Germania Rettung vor Augen
Noch vor wenigen Tagen war der Eindruck erweckt worden, als nahe offenbar wirklich die Rettung der angeschlagenen Fluggesellschaft Germania. Eine nordrhein-westfälische Investorengruppe aus NRW, zu der dem Vernehmen nach auch der frühere Airberlin- und LTU-Chef Joachim Hunold gehörte, habe kurzfristig 15 Millionen Euro zur Verfügung stellen wollen, hieß es. Doch dazu kam es wohl doch nicht.
Germania-Schräglage wurde Anfang Januar öffentlich
Anfang Januar hatte Germania zwar Liquiditätsengpässe eingeräumt. Aber gleichzeitig wurde von erfolgversprechenden Verhandlungen mit Investoren gesprochen. Doch gut vier Wochen später verschärfte sich die Lage offensichtlich deutlich. Ende Januar konnten keine Löhne mehr an die Beschäftigten ausgezahlt werden – es war nicht mehr genügend Geld da.
Algarve für Entdecker hatte die Entwicklung von Germania in der Vergangenheit sorgfältig verfolgt und diese Beiträge veröffentlicht:
Faro-Flüge von Germania gesichert?
Verliert Algarve-Flughafen vielleicht auch den Kunden Germania?
Vielerlei Gründe für Germania-Insolvenz
Für seine Liquiditätsprobleme machte Germania insbesondere "unvorhersehbare Ereignisse wie massive Kerosinpreissteigerungen über den Sommer des vergangenen Jahres bei gleichzeitiger Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar" verantwortlich. Zudem habe es "erhebliche Verzögerungen bei der Einflottung von Fluggerät" gegeben sowie eine außergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen an Flugzeugen.
Was sagt Germania den Kunden?
"Fluggäste, die ihren Germania-Flug nun nicht wie geplant antreten können, bitte ich um Entschuldigung", sagte Germania-Geschäftsführer Karsten Balke. Von der Einstellung des Flugbetriebs betroffene Fluggäste, die ihren Germania-Flug im Rahmen einer Pauschalreise gebucht haben, könnten sich "zur Organisation einer Ersatzbeförderung" direkt an ihren jeweiligen Reiseveranstalter wenden, teilte das Unternehmen in Berlin mit. Für Passagiere, die ihr Flugticket direkt bei Germania gekauft haben, besteht laut Germania "aufgrund der gültigen Gesetzeslage bedauerlicherweise kein Anspruch auf Ersatzbeförderung". Sie sind Gläubiger des Unternehmens und müssen versuchen, ihr Geld im Rahmen des Insolvenzverfahrens zurückzubekommen.
Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg bestellte unterdessen Rüdiger Wienberg zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Es handelt sich um ein klassisches Regelinsolvenzverfahren und nicht um eines in Eigenverwaltung, bei dem das Management bis auf Weiteres an Bord hätte bleiben können. Nun wird geprüft, ob die Voraussetzungen für die Eröffnung des eigentlichen Insolvenzverfahrens vorliegen. Der vorläufige Insolvenzverwalters wird nun ein Gutachten erstellen. Auf dessen Grundlage entscheidet das Gericht Endgültiges.
Privatkunden von Germania müssen sich selbst um Ersatz kümmern
Wer als Germania-Kunde im Urlaub ist, muss sich vor Ort selbst um Hilfe bemühen. Lufthansa, Eurowings und TUIfly, die jeweils die Algarve anfliegen, kündigten bereits Unterstützung an, ebenso Condor und EasyJet. Nach Recherchen von "Algarve für Entdecker"-Mitarbeiter Nélson Pereira Pinto sehen so die Konditionen aus:
Lufthansa: Bis Ende Februar gelten für Germania-Kunden Sonderkonditionen. Betroffene sollen für 50 Euro zwischen Deutschland und innereuropäischen Zielen reisen können.
Eurowings: Es gibt bis Ende Februar stark rabattierte Konditionen für Rückflüge nach Deutschland. Die Rabatte sollen bis zu 50 Prozent der Flugkosten betragen.
TUIfly: Über die Webseite der Airline des TUI-Konzerns können Ersatzflüge nach Deutschland gebucht werden. Anschließend erhalten Germania-Kunden 50 Prozent des Flugpreises zurückerstattet. Diese Option gilt für Rückflüge bis einschließlich 15. Februar.
Condor: Die Fluggesellschaft will die Hälfte des normalen Flugpreises berechnen, wenn Passagiere auf einem Ersatzflug freie Plätze bekommen können.
EasyJet: Die britische Billigfluglinie bietet ebenfalls Hilfe an. Germania-Gäste haben dort die Möglichkeit an, für 110 Euro inklusive Gepäckstück bis zu 23 Kilogramm umzubuchen. Das Angebot ist bis zum 14. Februar und für Buchungen bis zum 4. März gültig. Des Weiteren bietet EasyJet bis zum 14. Februar Germania-Kunden mit einer Vorausbuchung für Reisen bis zum 15. Juni einen Rabatt von 15 Prozent an.
Nach Germania-Insolvenz: Faro nur noch von 28 Airlines angeflogen
Auf der Webseite des Flughafenbetreibers Vinci Airports werden für Faro diese Zahlen genannt, die sich auf das Jahr 2018 beziehen:
- 8,7 Millionen Passagiere
- 57.352 Flugbewegungen (Starts und Landungen)
- 75 Destinationen im Linienflugverkehr
Nach dem Ausfall von Germania sind es nur noch 28 Fluggesellschaften, die Faro von Europa aus anfliegen. Fluggesellschaften mit Non-Stop-Verbindungen aus deutschsprachigen Ländern heraus sind in unserer Übersicht gefettet.
- Aer Lingus
- Aigle Azur
- Air Nostrum
- Air Transat
- BA CityFlyer
- British Airways
- Brussels Airlines
- EasyJet
- Edelweiss Air
- Enter Air
- Eurowings
- FlyBe
- Jet2.com
- LaudaMotion
- Lufthansa
- Luxair
- Norwegian
- Primera Air
- Ryanair
- SAS Scandinavian
- TAP Portugal
- Thomas Cook
- Transavia.com
- Travel Service
- TUIfly
- Volotea
- Vueling
- Wizz Air