Mon­ti­jo: So soll Lis­sa­bons neu­er Air­port aussehen

Auf einer bisherigen Luftwaffenbasis in Montijo wird Lissabons zweiter Airport geplant. Kritiker bemängeln, dass die Umweltfolgen noch nicht bewertet sind. Hier erste Bilder und ein Video.
Montijo wird neuer Flughafen südöstlich von LissabonMontijo wird neuer Flughafen südöstlich von Lissabon

Am Tejo, südöstlich von Lissabon gelegen: der geplante Airport Montijo. Grafik: ANA

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Lis­sa­bon soll mit Mon­ti­jo einen wei­te­ren Flug­ha­fen für Punkt-zu-Punkt-Ver­bin­dun­gen bekom­men, vor allem von Bil­li­g­air­lines. Wir zei­gen Ihnen ers­te Bil­der und ein Video und infor­mie­ren über inter­es­san­te Fakten.

 

Gute Nacht, Umwelt? Noch liegt die Umwelt­ver­träg­lich­keits­prü­fung für den beschlos­se­nen Air­port Mon­ti­jo nicht vor. Gra­fik: ANA

 

Am Diens­tag, 8. Janu­ar, ist auf dem ehe­ma­li­gen Luft­waf­fen-Stützpunt Mon­ti­jo ein Finan­zie­rungs-Abkom­men zwi­schen der por­tu­gie­si­schen Regie­rung und der Betrei­ber­ge­sell­schaft ANA (Vin­ci Air­ports) unter­zeich­net wor­den. Es regelt den Aus­bau der Flug­ha­fen-Kapa­zi­tät in der Haupt­stadt. Zuge­gen waren Minis­ter­prä­si­dent Antó­nio Cos­ta, Pla­nungs- und Infra­struk­tur-Minis­ter Pedro Mar­ques sowie Vin­ci-CEO Xavier Huil­lard und Vin­ci Air­ports-Geschäfts­füh­rer Nico­la Note­baert.

Die Ver­ein­ba­rung sorgt dafür, dass Lis­sa­bon künf­tig ein zwei­tei­li­ges Flug­ha­fen-Sys­tem bekommt. Der Air­port Hum­ber­to Del­ga­do – die Por­tu­gie­sen nen­nen ihn auch Por­tela – wird als Dreh­kreuz für Umstei­ge­ver­bin­dun­gen aus­ge­baut. Zusätz­lich ist gut 25 Kilo­me­ter süd­öst­lich, auf der Ex-Luft­waf­fen­ba­sis Mon­ti­jo, ein moder­ner neu­er Flug­ha­fen für Punkt-zu-Punkt-Ver­kehr geplant, haupt­säch­lich von Low cost-Air­lines. Ers­te Infor­ma­tio­nen über das Pro­jekt haben wir schon in unse­rem Bei­trag "Flug­ha­fen Lis­sa­bon bekommt mehr Kapa­zi­tät" gege­ben

 

Die wich­tigs­ten Ein­zel­hei­ten zu Mon­ti­jo und Hum­ber­to Delgado

 

Inves­ti­ti­ons­vo­lu­men

Das pri­va­te Inves­ti­ti­ons­vo­lu­men beträgt 1,15 Mil­li­ar­den Euro. 650 Mil­lio­nen Euro flie­ßen in die ers­te Stu­fe des Aus­baus des Hum­ber­to Del­ga­do-Flug­ha­fens (Por­tela), 500 Mil­lio­nen Euro in den Bau eines neu­en Flug­ha­fens auf dem ehe­ma­li­gen Luft­waf­fen­stütz­punkt Mon­ti­jo, gut 25 Kilo­me­ter süd­öst­lich des Stadt­zen­trums. 156 Mil­lio­nen wer­den inves­tiert, um die Luft­waf­fe zu ent­schä­di­gen und die Zufahr­ten zu den bei­den Flug­hä­fen zu ver­bes­sern. Das Geld stammt aus­schließ­lich vom Flughafenbetreiber.

 

Außen­an­sicht des geplan­ten zwei­ten Lis­sa­boner Flug­ha­fens Mon­ti­jo. Gra­fik: ANA

 

Ent­wick­lung der Flughafengebühren

Die Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Dreh­kreu­zes Lis­sa­bon sol­le durch „eine mode­ra­te Ent­wick­lung der Flug­ha­fen­ge­büh­ren“ sicher­ge­stellt wer­den, teil­te ANA mit. Dort hat­te sich der Ver­kehr in den ver­gan­ge­nen sechs Jah­ren ver­dop­pelt, so ANA. Die Kapa­zi­tä­ten gab das Unter­neh­men mit 48 Flug­be­we­gun­gen pro Stun­de auf dem Umstei­ge-Dreh­kreuz Por­tela und 24 in Mon­ti­jo an, wo der Punkt-zu-Punkt-Ver­kehr kon­zen­triert wird.

Umwelt­ver­träg­lich­keits­prü­fung für Montijo

Die Bedin­gun­gen des Aus­baus wer­den laut Unter­neh­mens­an­ga­ben „in den Nach­trag zum Kon­zes­si­ons­ver­trag auf­ge­nom­men, der 2019 unter­zeich­net wer­den soll, sobald die Umwelt­ge­neh­mi­gun­gen vor­lie­gen“. Minis­ter Mar­ques rech­net damit, dass die Prü­fungs­er­geb­nis­se der por­tu­gie­si­schen Umwelt­agen­tur APA im ers­ten Quar­tal 2019 vor­lie­gen wer­den. Eine ver­bind­li­che Ver­ein­ba­rung zwi­schen ANA und Staat sei laut Zeit­plan der Absichts­er­klä­rung für Okto­ber geplant. Mon­ti­jo soll nach ANA-Anga­ben "pro­fi­ta­bel und nach­hal­tig" wer­den. Wie auch auf dem Hum­ber­to Del­ga­do-Flug­ha­fen ist ein "ver­bes­ser­tes, moder­nes Pas­sa­gier­er­leb­nis" ange­strebt – in Mon­ti­jo mit einer neu­en Gene­ra­ti­on von Terminal.

 

Ein ver­bes­ser­tes Pas­sa­gier­er­leb­nis soll Lis­sa­bons neu­er Flug­ha­fen Mon­ti­jo gewähr­leis­ten. Gra­fik: ANA

 

Ver­la­ge­rung der Luft­waf­fe von Montijo

Nach Ein­schät­zung von Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter João Gomes Cra­vin­ho wird die Ver­la­ge­rung der Luft­waf­fen-Flug­zeu­ge fast 200 Mil­lio­nen Euro kos­ten und min­des­tens zwei bis drei Jah­re dau­ern. Eini­ge Maschi­nen wür­den auch wei­ter vom zivi­len Teil Mon­ti­jos aus ope­rie­ren, ande­re, vor allem Trans­port- und See­über­wa­chungs-Flug­zeu­ge, auf ande­re Basen nach Sin­tra und Beja verlegt.

Hal­tung der Regierung

Minis­ter­prä­si­dent Antó­nio Cos­ta räum­te ein, dass die getrof­fe­ne Ent­schei­dung für den Aus­bau von Kapa­zi­tät durch die neue Basis in Mon­ti­jo mit 50 Jah­ren Ver­spä­tung erfol­ge. "Auch nach die­ser Ver­ein­ba­rung wird die Debat­te sicher fort­ge­setzt, aber die Ent­schei­dung ist gefal­len und muss in die Pra­xis umge­setzt wer­den", beton­te der Regie­rungs­chef bei der Unter­zeich­nung. Er erin­ner­te dar­an, dass der Pro­zess der Umset­zung nach wie vor von den Umwelt­ver­träg­lich­keits­prü­fun­gen für die Umstel­lung des Luft­waf­fen­stütz­punkts Mon­ti­jo auf den zivi­len Gebrauch im Jahr 2022 abhängt. Jedoch kön­ne mit der nun geschlos­se­nen Ver­ein­ba­rung die Arbeit am Flug­ha­fen Hum­ber­to Del­ga­do vor­an­ge­bracht werden.

 

Umwelt­schüt­zer kri­ti­sie­ren Regie­rung wegen Montijo

 

Das Bünd­nis C6, eine Koali­ti­on von sechs gro­ßen Umwelt­schutz­ver­bän­den (ANP/WWF, GEOTA, FAPAS, LPN, QUERCUS und SPEA) kri­ti­sier­te die Unter­zeich­nung der Ver­ein­ba­rung als "ver­ant­wor­tungs­los". Die Regie­rung respek­tie­re die erfor­der­li­chen recht­li­chen Schrit­te nicht, heißt es in einer Stel­lung­nah­me. C6 erin­ner­te dar­an, dass die erfor­der­li­che und ver­bind­li­che Umwelt­ver­träg­lich­keits­prü­fung noch nicht abge­schlos­sen sei und die mög­li­chen Alter­na­ti­ven noch nicht gegen­ein­an­der abge­wo­gen sei­en. Es sei unan­nehm­bar, dass die Regie­rung mit ihrem Schritt das Flug­ha­fen­pro­jekt in Mon­ti­jo "unum­gäng­lich" mache wol­le. Der Bau des Flug­ha­fens in Mon­ti­jo ber­ge meh­re­re öko­lo­gi­sche, sozia­le und wirt­schaft­li­che Risi­ken, die es zu bewer­ten gel­te. C6 kün­dig­te an, alles zu unter­neh­men, um "die Pro­zes­se umzu­keh­ren und das öffent­li­che Inter­es­se zu schützen".

 

Hier ein Video, das die Flug­ha­fen­ge­sell­schaft zum neu­en Pro­jekt veröffentlichte.

 

 

Hans-Joachim Allgaier: Deutscher Journalist mit Know-how in Public Relations/Marketing/Corporate Communications - Portugal-/Algarve-/Alentejo-Liebhaber
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