Algarve strebt Zirkusfestival wie in Monte Carlo an
Monchique, auf dem Gipfel der Algarve, will hoch hinaus: Der Gebirgsort strebt zu jedem Jahreswechsel ein internationales Zirkusfestival an – ähnlich wie es eins in Monte Carlo im Fürstentum Monaco gibt.
Gerade fünf Monate ist es her, dass Waldbrände im August 28.000 Hektar Natur im Kreis Monchique und angrenzenden Regionen verbrannten. Noch ist die Bevölkerung dabei, die heftigen äußeren Spuren zu beseitigen und die innere Trauer zu verarbeiten. Da überrascht Bürgermeister Rui André im Exklusiv-Interview mit „Algarve für Entdecker“ mit einer kühnen Idee.
Wir sprachen nach der Silvester-Vorstellung des französischen Cirque Aïtal mit ihm. Gerade hatte er „Sekt für alle“ bei der Party auf dem Hubschrauber-Landeplatz angekündigt und sowohl der Künstler- und Artisten-Truppe als auch den Machern des Projekts „Lavrar o Mar“, Madalena Victorino und Giacomo Scalisi aus Aljezur, herzlich gedankt. Da sprudelt es nur so aus ihm heraus: „Lavrar o Mar ist ein Projekt, das sich durchgesetzt hat. Deshalb freuen wir uns, dass wir hier zum Jahresende eine große Party miteinander feiern können“. Alle fünf Vorstellungen waren ausverkauft – ein großer Erfolg!
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Erfolgreich die Bevölkerung mobilisiert und gewonnen
- 0.2 Publikum vom Akrobaten-Paar aus Riese und Clown begeistert
- 1 Die Nachricht vom geplanten Zirkusfestival schlägt ein wie eine Bombe
- 2 Für das künftige Zirkusfestival hat der Bürgermeister die bisherigen Organisatoren im Sinn
- 3 Das Zirkusfestival soll das Silvester-Angebot der Algarve ergänzen
- 4 Die Zirkusfestival-Idee wird unterstützt
Erfolgreich die Bevölkerung mobilisiert und gewonnen
Viele Bürger seiner Kommune seien dafür im Einsatz gewesen, lobt der Verwaltungschef. Sogar die Mitglieder der Senioren-Akademie hätten mitgeholfen und den Besuchern die Plätze angewiesen. Er vergisst auch nicht zu erwähnen, dass ein junges Start-up aus dem Ort die Bar gemanagt habe. „Wir haben erfolgreich die Zivilgesellschaft mobilisiert. Das läuft hier anders als in den großen Städten. Solche Veranstaltungen lösen etwas aus in der Bevölkerung, sie bilden das Publikum“, stellt der Bürgermeister zufrieden fest.
"Bei den Zuschauern kam der aufregend andere Zirkus bestens an, der traditionelle Nummern mit einer modernen Theater-Atmosphäre mit sehr originellen und einzigartigen Charakteren – zum Beispiel Riese und kleiner Clown – vermischt und atemberaubende Momente mit Humor und sehr guter Live-Musik bietet", fasst die künstlerische Leiterin Madalena Victorino zusammen.
Auch die Künstler hätten sich vom Publikum und durch die Art, wie das Lavrar o Mar-Team sie in Monchique umsorgte, sehr willkommen und wertgeschätzt gefühlt. "Daher wollten sie bei jeder der fünf nächtlichen Vorführungen immer ihr Bestes geben", lobt sie.
Publikum vom Akrobaten-Paar aus Riese und Clown begeistert
Nach den Vorführungen war viel Begeisterung wahrzunehmen. Oftmals hieß es bei der Verabschiedung "Bis zum nächsten Jahr!" Im Gespräch sagten nicht wenige, dass sie jeden Teil der Show genossen hätten: das Pferd mit seinem Akrobaten, die russische Artisten-Familie mit dem traditionellen Barren, die Auftritte des weiblichen kleinen Clowns und des kraftvoll-schnellen Riesen, den unglaublich geschickten Jongleur sowie die Musik der Band.
"Auch das Zelt fanden viele Leute sehr hübsch", ergänzt Victorino. Viele hätten in dem originellen Zusammenwirken des Akrobaten-Paars aus Riese und Clown (Victor Cathala und Kati Pikkarainen) den Höhepunkt der Leistung des Teams vom Cirque Aïtal gesehen.
Die Nachricht vom geplanten Zirkusfestival schlägt ein wie eine Bombe
Das Publikum, so viel ist sicher, war froh darüber, dass Monchique, das Projekt Lavrar o Mar und das Kulturprogramm 365 Algarve in einen andersartigen, eher kulturellen Event zum Jahreswechsel investiert hatten. "Denn Konzerte und Feuerwerke gibt es zu diesem Anlass ja überall an der Algarve", bekräftigt Bürgermeister André. Um dann gleich die Bombe platzen zu lassen: „Nach drei Jahren des Erfolgs mit jeweils einem neuen Zirkus planen wir für die Zukunft ein Zirkusfestival mit mehr als bloß einer Truppe“.
Besucher aus der ganzen Welt erwartet
André will damit „noch viel mehr Gäste anlocken und in unsere Hotels und Restaurants bringen. Sie können dann sogar mehr als nur einen Zirkus erleben und wir hoffen, dass die Besucher aus der ganzen Welt dann drei oder vier Tage hier verbringen“. Das sei dann nicht nur gut für Monchique, aber auch gut für die gesamte Algarve: „Denn unsere Region braucht neue touristische Möglichkeiten. Zum Jahresende sollten wir mehr anbieten als bloß Konzerte und Feuerwerke“.
Die Erfahrung zeige, dass die Events zum Jahreswechsel nicht nur für Monchique wichtig geworden seien, sondern für die gesamte Südküste, stellt der Bürgermeister fest. Das sei „ganz offensichtlich“ so. „Man erkennt, dass wir in Monchique ein alternatives Angebot für diese Zeit des Jahres haben. Wir wollen die Verbindung zwischen uns und dem Thema Jahreswechsel-Party verfestigen“.
Für das künftige Zirkusfestival hat der Bürgermeister die bisherigen Organisatoren im Sinn
Das sei zunächst einmal seine eigene Idee und sein persönlicher Wunsch, betont André. Und fügt hinzu: „Natürlich brauche ich für die Umsetzung die Kenntnisse und die Kreativität von Madalena und Giacomo“. Deren Projekt müsse und werde fortgesetzt werden, versichert der Chef der Kreisverwaltung.
Man sei in der Lage, dafür mehr zu investieren. „Natürlich brauchen wir auch weiterhin die Unterstützung der Regierung, des Kulturprogramms 365 Algarve und des regionalen Entwicklungsrates CCDR. Alleine würden wir so etwas nicht schaffen“, schiebt der Bürgermeister nach. Um gleich einen anspruchsvollen Vergleich anzustellen: „Monaco hat mit Monte Carlo ja auch ein sehr gutes Zirkusfestival. Deshalb sollten wir hier, in Monchique, in der weltbekannten Tourismusregion Algarve, auch ein solches Zirkusfestival haben“, eins, das eine breite Zielgruppe anspreche.
Das Zirkusfestival soll das Silvester-Angebot der Algarve ergänzen
„Stellen Sie sich vor, in diesem Jahr waren alle 3.500 Tickets innerhalb von zwei Tagen verkauft“, strahlt er. Bei allen Vorstellungen saß er mit in der Manege. „Wir streben jetzt mehr an. Selbstverständlich müssen wir dafür ein paar Probleme, etwa des verfügbaren Platzes, lösen“, räumt André ein. Aber Monchique sei fest entschlossen, sich mit einem spektakulären Event vom traditionellen Angebot der Algarve zu unterscheiden, ja es zu erweitern und zu ergänzen.
2018 wurden rund 3.500 Tickets verkauft
„Das versuchen wir ja auch im Bereich Kultur und von Jahr zu Jahr wächst die Zahl der Besucher solcher Veranstaltungen“, unterstreicht der Bürgermeister. Monchique, Algarve, Jahresende, Zirkusfestival – das sei doch eine großartige Verbindung: „Wir wollen, dass sich die Leute, vor allem Familien, hier an mehreren Zirkussen erfreuen und zu Silvester dann eine große Abschlussvorstellung mit anschließender gemeinsamer Party mit den Künstlern und Artisten erleben können“.
Die Zirkusfestival-Idee wird unterstützt
Und wie reagieren die Macher von Lavrar o Mar auf die Idee? "Wir werden an ihr arbeiten, denn Giacomo hat dem Bürgermeister auch schon diese Möglichkeit skizziert und sie mit ihm erörtert", sagt Madalena Victorino. Alles müsse zunächst analysiert und geprüft werden. Dann wird sie noch ein wenig konkreter: "Die Idee ist, vielleicht zwei verschiedene Zelte mit zwei unterschiedlichen Zirkus-Angeboten zu haben". Beide sollten dann zum Jahreswechsel in Monchique eine "noch aufregendere kulturelle Dynamik" schaffen.
Das alles war noch nicht absehbar, als Algarve für Entdecker Mitte Dezember 2018 das Zirkusfest zum Jahreswechsel ankündigte mit seinem Beitrag "Zirkus zum Ende des Waldbrand-Jahrs an der Algarve".
Kommentar der Redaktion "Algarve für Entdecker"
Der hochfliegende Plan von Monchique verdient Unterstützung. Die von den jüngsten Waldbränden heftig geplagte Kommune auf dem "Dach" der Algarve will so in kultureller Hinsicht Spitze werden. Dabei ist das Schielen nach dem internationalen Zirkusfestival von Monaco in Monte Carlo selbstverständlich kühn.
Portugals Südküste dürfte ein Stelldichein der besten internationalen Artisten, Akrobaten, Künstler und Clowns kaum finanzieren können. Da wirkt der Vergleich mit dem Event im 2.000 Kilometer entfernten Fürstentum doch recht weit hergeholt. Aber die erfolgreichen Lavrar o Mar-Macher Madalena Victorino und Giacomo Scalisi werden dafür sorgen, dass auch in Zukunft hohe Qualität der Darbietungen gewährleistet ist. Nur die Dimensionen, in denen sich an der Algarve alles abspielen wird, dürften überschaubarer sein als beim Maßstäbe setzenden Zirkusfestival in der Reichen-Hochburg an der südfranzösischen Mittelmeer-Küste. Dort kann man 2019 schließlich auf 45 Jahre Tradition verweisen…
Dennoch: Der Ansatz des Monchique- und Algarve-Marketings ist richtig. Nach der traumatisierenden Waldbrand-Katastrophe verdient es die Kreisstadt an der West-Algarve, wieder positive Schlagzeilen zu machen und von vielen Touristen aus aller Welt aufgesucht zu werden. Das gibt der Bevölkerung die Kraft, den bereits begonnenen Wiederaufbau zu meistern, so wie Rui André es in unserem Interview "Algarve: Monchique-Bürgermeister apelliert an Touristen" schilderte. Jeder kann dabei mithelfen.