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Urban Pri­ol: Tour­nee-Auf­takt an Algarve

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Mit drei Auf­trit­ten in Lagoa, Lis­sa­bon und Por­to hat Kaba­ret­tist Urban Pri­ol gera­de die neue Tour­nee nach sei­nem 35. Büh­nen­ju­bi­lä­um gestar­tet. „Algar­ve für Ent­de­cker“ berich­te­te er über sei­ne beson­de­re Bezie­hung zu Por­tu­gal. Hier eini­ge der bes­ten Gags und Poin­ten aus sei­nem Auf­tritt an der Algarve.

„Oh, Sie waren ja beim Fri­seur!“, ent­fährt es mir, als sich Pri­ol nach der tech­ni­schen Pro­be im Audi­tório Muni­ci­pal in Lagoa mit mir zum Exklu­siv-Inter­view trifft. Das schüt­ter wer­den­de Haar steht nicht ab, als hät­te er wie­der ein­mal mit den Fin­gern in die Steck­do­se gelangt, son­dern ist som­mer­lich gekürzt.

Urbal Priol gab Algarve für Entdecker vor Tournee-Auftakt an der Algarve ein Exclusiv-Interview
Polit-Sati­ri­ker Urban Pri­ol mit Algar­ve für Ent­de­cker-Redak­teur Hans-Joa­chim All­gai­er vor dem Auf­tritt an der Algar­ve. Foto: Navina Lamminger

 

Pri­ol hat drei Wochen Cam­ping hin­ter sich

 

Urban Priol arbeitet sich als Kabarettist an den Mächtigen ab
Arbei­tet sich an den Mäch­ti­gen ab: Kaba­ret­tist Urban Pri­ol. Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

Das pas­se ein­fach bes­ser zum Cam­pen, meint der Main-Fran­ke Pri­ol. Er sei drei Wochen lang mit dem Land Rover von daheim aus an Por­tu­gals Süd­küs­te gefah­ren, von Cam­ping­platz zu Cam­ping­platz. Das sei eine Art Retro-Tour für ihn, denn schon in den acht­zi­ger Jah­ren, nach dem Abitur, habe es ihn auch in einem ange­mal­ten VW-Bus in das Land gezo­gen, dass ein paar Jah­re zuvor die Nel­ken­re­vo­lu­ti­on erlebt habe.

Vor dem Auf­tritt an der Algar­ve hat der mitt­ler­wei­le arri­vier­te Kaba­ret­tist Pri­ol aller­dings ein 5‑S­ter­ne-Hotel in Por­ches dem Cam­ping­platz vor­ge­zo­gen – auf Ein­la­dung des Ver­an­stal­ters, der deut­schen Bot­schaft in Lis­sa­bon. Nur knapp hat Pri­ol dort das spa­ni­sche Schau­spie­ler-Paar Pené­lo­pe Cruz und Javier Bar­dem ver­passt, die im dor­ti­gen Resort mit Atlan­tik-Blick eini­ge Urlaubs­näch­te verbrachten.

„Ges­tern­heu­tem­or­gen“ – die­sen Titel hat Pri­ol sei­nem „Best of…“-Programm ver­passt und unter dem Mot­to „Gönn‘ dir was“ ein­fach ein paar alte Num­mern ein­ge­baut. „Als ich dazu vie­le mei­ner alten Tex­te durch­blät­ter­te, war ich zunächst über­rascht und dach­te: Was, das hast du schon vor 25 bis 30 Jah­ren geschrie­ben?“, ver­rät er. Dann sei ihm klar gewor­den: „Das kannst du auch heu­te wie­der eins zu eins bringen…“.

 

Pri­ol: Fing mit Kohl an, Kaba­rett zu machen

 

Er habe ja damals, 1982, gemein­sam mit Hel­mut Kohl, „dem Dicken“, zusam­men ange­fan­gen Kaba­rett zu machen, sagt Polit­sa­ti­ri­ker Pri­ol, die spär­li­cher zur Ver­fü­gung ste­hen­den Haar auf Abstand gegelt, und ern­tet den ers­ten gro­ßen Lacher der 300 Zuhö­rer in Lagoa. Weit vor dem Dicken habe ihn Ronald Rea­gan für die Poli­tik­sa­ti­re „sen­si­bi­li­siert“. Dann beginnt Pri­ol, sich an den noch leben­den Mäch­ti­gen abzu­ar­bei­ten. Als ers­te ist Ange­la Mer­kel dran, als „Chef-Anäs­the­sis­tin“ die belieb­tes­te Ziel­schei­be sei­nes bei­ßen­den Humors.

Das Wort „alter­na­tiv­los“ bezie­he sie haupt­säch­lich auf sich. Ver­mut­lich blei­be sie noch bis 2033 im Amt, die „Lady Pat­tex“. „Dann könn­te man auch gleich noch 100 Jah­re Ermäch­ti­gungs­ge­setz fei­ern“, spot­tet Pri­ol über die Pas­to­ren-Toch­ter, die „sys­te­misch wie eine Bank“ gewor­den sei.

Dann nimmt Pri­ol US-Prä­si­dent Donald Trump aufs Korn. Er sagt, dazu habe er nur ein paar alte Tex­te über Rea­gan neh­men und des­sen Namen durch Trump aus­tau­schen müs­sen. „Trump – dage­gen war Rea­gan ja ein Links-Libe­ra­ler und Geor­ge W. Bush ein kif­fen­der Alt-68er“, ätzt der Aschaf­fen­bur­ger. Der „Voll-Honk im Wei­ßen Haus“, der „irre“ ehe­ma­li­ge bri­ti­sche Außen­mi­nis­ter Boris John­son und der „rech­te Sack in den Nie­der­lan­den“, Geert Wil­ders, hät­ten als „die drei durch­ge­knall­tes­ten Poli­ti­ker der­zeit“ iden­ti­sche Fri­su­ren: „… so ne tote blon­de auf­ge­platz­te Katze“.

Pri­ol – wie ein über­dreh­ter Clown

 

Er rech­ne mit einer zwei­ten Amts­zeit Trumps, sagt Pri­ol, wie ein über­dreh­ter Clown auf der spär­lich mit Requi­si­ten bestück­ten Büh­ne (Pult, Tisch, Stuhl) des Audi­to­ri­ums in Lagoa ner­vös auf und ab lau­fend in sei­nen Turn­schu­hen. Die brau­che er aber auch, „damit er über­haupt mal eine Regie­rung hin­kriegt“, ange­sichts der vie­len Demis­sio­nen im Kabinett.

 

Urban Priol favorisiert als Kabarettist die Polit-Satire
Polit-Sati­re vom Feins­ten: Kaba­ret­tist Urban Pri­ol in sei­nem Ele­ment. Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

 

Meis­ter­haft bedient sich der kurz gera­te­ne Kaba­ret­tist Pri­ol aus dem baye­ri­schen Aschaf­fen­burg des Stil­mit­tels des abge­bro­che­nen Sat­zes, des Wort-Frag­ments, des Dia­lekt-Gebab­bels. Sein Algar­ve-Publi­kum dankt mit vie­len Lachern, kräf­ti­gem Applaus, Gejoh­le. Vor allem, wenn Pri­ol bei Cha­rak­te­ri­sie­run­gen von Poli­ti­kern und Insti­tu­tio­nen kräf­tig aus­teilt. Ein paar Beispiele:

 

Urban Pri­ol: Sei­ne Gags und Poin­ten an der Algarve

 

Donald Trump: „Jetzt ist das drit­te Ent­hül­lungs­buch da. Man hat es ihm gege­ben. Da war er wie­der sau­er – nix zum Aus­ma­len drin…“

Ange­la Mer­kel: „Die Erst­wäh­ler ken­nen ja nix ande­res. Die sind mit ihr groß gewor­den. Für die ist sie so eine Art Haustier.“

Jean Clau­de Jun­cker: „Der Zau­be­rer, der Magi­er: Der hat in Luxem­burg aus Brief­käs­ten und Schließ­fä­chern ein gan­zes Land geformt.“

Joe Kae­ser, Sie­mens-Vor­stands­vor­sit­zen­der: „Der hat sich so an Donald Trump her­an­ge­wanzt, das war zum Fremdschämen.“

Urban Priol auf der Bühne in Lagoa an der Algarve
Fin­det "irre", wie sich vie­les in sei­nen 30 Jah­ren Kaba­rett-Wir­kens ent­wi­ckelt hat  oder auch nicht: Urban Pri­ol auf der Büh­ne in Lagoa (Algar­ve). Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

Sebas­ti­an Kurz: „Vor ein paar Jah­ren hat man ihn bei IKEA noch im Bäl­le-Bad abho­len müssen.“

Vik­tor Orban: „Halb-Fascho und Anti­se­mit“, „Bud­dy von Horst Seehofer“.

Horst See­ho­fer: „Horst Sad­dam Hus­sein See­ho­fer“ (wegen der Wort­wahl „Mut­ter aller…“)-

Alex­an­der Dob­rindt: „Alex­an­der Che Gue­va­ra Dob­rindt“ (wegen sei­ner For­de­rung nach einer kon­ser­va­ti­ven ‚Revo­lu­ti­on‘).

Mar­kus Söder: „Man darf mit Fug und Recht behaup­ten, dass Leu­te wie Mar­kus Söder und Lothar Mat­thä­us Mit­tel­fran­ken mit nord­afri­ka­ni­schem Migra­ti­ons­hin­ter­grund sind“. (wegen des „inter­la­bia­len Ls“ im Dia­lekt, das es sonst nur noch in einer klei­nen Pro­vinz im nord­afri­ka­ni­schen Maghreb gibt).

Gün­ther Oet­tin­ger: „Alb­traum eines jeden Logopäden“.

Edmund Stoi­ber: „Der Schab­ow­ski hat mit ein paar Ähs Welt­ge­schich­te geschrie­ben. Das ist dem baye­ri­schen Meis­ter der Ähs bis­her ver­wehrt geblie­ben. Edmund Stoi­ber ist offi­zi­ell immer noch Ent­bü­ro­kra­ti­sie­rungs-Beauf­trag­ter in Brüssel“.

Mar­tin Schulz: „Die älte­ren unter uns wer­den sich noch an ihn erinnern…“

Alex­an­der Gau­land: „Der hat sei­ne AfD mal einen ‚gäri­gen Hau­fen‘ genannt. Das habe ich sofort gel­ten las­sen – das ist sogar einer, der noch dampft. Und gärig bedeu­tet laut Syn­onym-Wör­ter­buch so viel wie alt, alt­ba­cken, dumpf, faul, fau­lig, ran­zig, schim­me­lig, schlecht, übel­schme­ckend, unge­nieß­bar, ver­dor­ben, ver­fault, ver­gam­melt, ver­rot­tet, ver­schim­melt, ver­west und wurm­sti­chig. Bes­ser kann man die Füh­rungs­rie­ge der AfD wirk­lich nicht beschreiben…“

BAMF: „Die­se Behör­de arbei­tet so, wie man sie ausspricht“.

Frau­en und Wirt­schafts­len­ker beim Welt­wirt­schafts­fo­rum in Davos: „10 Ton­nen Sili­kon und 1.000 Jah­re Knast auf einem Haufen“.

Papst Johan­nes Paul II: „Polen-Pau­le JP Two“

Deut­sche Bun­des­prä­si­den­ten der ver­gan­ge­nen 14 Jah­re: „ange­gli­chen wie kor­re­spon­die­ren­de Wei­ne zu einem faden Regie­rungs-Gericht, naht­los ein­ge­fügt in die blut­lee­re, lei­den­schafts­lo­se Brä­sig­keit, die sich in all den Jah­ren wie Mehl­tau über unse­re poli­ti­sche Streit­kul­tur gelegt hat“.

Pri­vat­fern­seh­pro­gram­me: „…die gan­zen Unterschichten-Ruhigstellsender“.

Influen­ce­rin­nen auf You­Tube: „Bon­sai-Paris-Hil­tons, die im Netz Body Lotions für Bar­bie-Püpp­chen oder bil­li­ge Schmuck-Imi­ta­te von Bijou Bri­git­te anbieten“.

 

Urban Priol gab nach seinem Kabarettabend an der Algarve fleißig Autogramme
Vie­le der 300 Gäs­te an der Algar­ve baten Urban Pri­ol um ein Auto­gramm. Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

 

Und dann ver­rät Urban Pri­ol noch das bis­lang gehü­te­te Geheim­nis sei­ner bizarr-schö­nen Haar­pracht. Sie heißt Ilon­ka und war „lern­un­wil­li­ge jugend­li­che Spät­aus­sied­le­rin aus Kasach­stan“ – wohn­haft in einem Nach­bar­dorf Aschaf­fen­burgs und mit Hän­den geseg­net, die in einem Aus­bil­dungs­be­trieb so kräf­tig sei­ne Kopf­haut bear­bei­ten konn­ten, dass „die ver­mut­lich auf der Kol­cho­se kei­nen Pflug gebraucht haben“.

Hans-Joachim Allgaier
Anzei­ge

Hans-Joachim Allgaier

Deutscher Journalist mit Know-how in Public Relations/Marketing/Corporate Communications - Portugal-/Algarve-/Alentejo-Liebhaber

0 Gedanken zu „Urban Pri­ol: Tour­nee-Auf­takt an Algarve

  • J. Schwanen

    Tol­ler Arti­kel! Sehr gut gefällt mir die Zita­ten­samm­lung. Habe mich gefreut, etwas über den Auf­tritt von Pri­ol in Lagoa zu fin­den. 300 Besu­cher, wow! Bin lei­der erst in 2 Wochen wie­der in Car­voei­ro und wäre ger­ne dabei gewesen.

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