Roberts Ret­tung an der Algar­ve angelaufen

Der deutsche Esel-Flüsterer Robert (45) ist mit seinen Tieren in Sicherheit und vorübergehend untergebracht. Leser spenden weiter für unsere Aktion #RettetRobert. Hier bewegende Fotos von der dramatischen Flucht und seiner Rettung, die angelaufen ist.
Rettung von Robert Nestmann und seinen fünf Eseln aus MonchiqueRettung von Robert Nestmann und seinen fünf Eseln aus Monchique

Robert Nestmann verlässt mit seinen Eseln den abgebrannten Hof in Monchique. Foto: Hans-Joachim Allgaier

Anzeige
Mach mit: Tei­le die­sen Bei­trag mit Freunden!

Dank über­wäl­ti­gen­der Spen­den-Bereit­schaft der „Algar­ve für Ent­de­cker“-Leser und vie­ler ande­rer hilfs­be­rei­ter Men­schen ist die Ret­tung des deut­schen Esel-„Flüsterers“ Robert Nest­mann (45) nach dem Wald­brand-Dra­ma von Mon­chi­que ange­lau­fen. Er konn­te die abge­brann­te Rui­ne sei­nes Esel-Schutz­ho­fes bereits ver­las­sen. Robert und sei­ne fünf Esel Lucia, Cama­ron, Jose­fi­na, Fre­der­i­co und Lui­sa haben vor­über­ge­hend Unter­schlupf auf einem von Deut­schen betrie­be­nen Bio-Hof bei Lagos gefun­den. Die Spen­den-Akti­on #Ret­te­tRo­bert geht unter­des­sen wei­ter. Denn das war nur der ers­te klei­ne Schritt für den Neu­an­fang, der jetzt zu stem­men ist.

Mar­git und ihre Toch­ter Delia sind es, die Robert beher­ber­gen, bis er eine noch pas­sen­de­re Blei­be gefun­den hat. Die deut­schen Frau­en besit­zen mit ihrer Fami­lie ein gro­ßes Ter­rain im Grü­nen mit Bade­see unweit von Lagos. Dort span­nen Eltern und Kin­der bei Feri­en auf dem Bau­ern­hof aus. Natur­lieb­ha­ber genie­ßen hier viel­fäl­ti­ge Wan­der­mög­lich­kei­ten im sanft hüge­li­gen Hinterland.

 

Tat­kräf­ti­ge deut­sche Hel­fe­rin­nen bei Roberts Ret­tung: Mar­git, Robert, und ihre Toch­ter Delia (v.l.n.r). Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

 

Ret­tung der fünf Esel war schweißtreibend

 

„Die Esel kamen schweiß­ge­ba­det aus dem engen Trans­por­ter. Solch eine Fahrt hat­ten sie noch nie mit­ge­macht“, berich­tet Robert. An den Augen habe er ihre Angst able­sen kön­nen. Auch ihm ste­hen die Anstren­gun­gen der Feu­ers­brunst und der vor­über­ge­hen­den Flucht mit den Eseln in das Kur­bad Cal­das de Mon­chi­que noch ins Gesicht geschrie­ben. Wir berich­te­ten dar­über in unse­rem Bei­trag "Algar­ve-Wald­brand in Mon­chi­que: Deut­scher in Not".

Hier sehen Sie in einer Foto-Gale­rie die beklem­men­den Bil­der, die Robert Nest­mann in den ban­gen Stun­den des Wald­brand-Gesche­hens in Mon­chi­que mach­te. Er woll­te damit sei­ne Situa­ti­on und die der Esel doku­men­tie­ren. Robert stell­te sie uns zur Ver­fü­gung, damit jeder Spen­der erken­nen kann, wie groß die Not war und wie schwer­wie­gend die Fol­gen noch sind. Kli­cken Sie auf die Fotos, um sie in ver­grö­ßer­ter Ansicht anzuschauen.

Gespens­ti­scher Anblick: Nur dies lie­ßen die Wald­brand-Flam­men von Mon­chi­que an der Algar­ve von dem Esel-Schutz­hof von Robert Nest­mann übrig. Foto: Robert Nestmann
Die Feu­er­wehr von Mon­chi­que ver­hü­te­te beim Algar­ve-Wald­brand noch Schlim­me­res für Robert Nest­mann und sei­ne Esel. Foto: Robert Nestmann
Wald­brand-Rauch ver­dun­kel­te im Algar­ve-Ort Mon­chi­que die Son­ne, als sich Robert Nest­mann mit sei­nen Eseln auf den Flucht­weg begab. Foto: Robert Nestmann
Die star­ken Rauch­wol­ken des Algar­ve-Wald­brands in Mon­chi­que ver­dun­keln den Him­mel, ver­ängs­ti­gen auch die Tie­re. Foto: Robert Nestmann
Nächt­li­che Flucht vor den Wald­brand-Flam­men durch die Innen­stadt des Algar­ve-Orts Mon­chi­que. Foto: Robert Nestmann
Aus den 200 ver­brann­ten Stroh­bal­len im Esel-Asyl von Robert Nest­mann in Mon­chi­que zün­gel­ten noch die Flam­men, als er zu der in Trüm­mern lie­gen­den Rui­ne sei­nes Hofs zurück­kehr­te. Foto: Robert Nest­mannmore
Abgang von Robert Nest­mann und sei­nen Eseln aus dem durch den ver­hee­ren­den Algar­ve-Wald­brand unwirt­lich gewor­de­nen Bar­ran­co de Pico­ta. Foto: Robert Nestmann
Feu­ers­brunst des Algar­ve-Wald­brands bei Mon­chi­que, ganz aus der Nähe des Esel-Asyls foto­gra­fiert. Foto: Robert Nestmann
Unru­hig und in Panik gera­ten lau­fen die Esel von Robert Nest­mann beim Algar­ve-Wald­brand in Mon­chi­que hin und her. Foto: Robert Nestmann
Auf dem Gelän­de des Ther­mal­bad-Hotels im Algar­ve-Ort Mon­chi­que war­ten Robert Nest­mann ab, wie sich der Wald­brand wei­ter ent­wi­ckelt. Foto: Robert Nestmann

 

Nach Ret­tung im Fokus: Wie ver­tra­gen sich Esel mit Kühen?

 

Vor­über­ge­hen­des Asyl unweit von Lagos für Robert und sei­ne Esel. Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

Aber nun ist auch der Umzug, die Flucht aus der von Flam­men ver­nich­te­ten Vege­ta­ti­on am Süd­hang des Bergs Pico­ta, über­stan­den. Die fünf Lang­oh­ren gra­sen fried­lich auf dem weit­läu­fi­gen Gelän­de, das dem bewuss­ten Leben abseits von Kon­sum und Schnell­le­big­keit die­nen soll. Mar­git und ihre Toch­ter Delia pas­sen gut auf, dass sich die Esel auch gut mit den Kühen auf dem Bio-Hof ver­ste­hen, der für Robert die ers­te Sta­ti­on auf dem jetzt bevor­ste­hen­den müh­sa­men Weg der Ret­tung darstellt.

Robert, der Aus­wan­de­rer und Ein­sied­ler, möch­te natür­lich mit sei­nen Grau­tie­ren lie­ber wie ein Ere­mit ganz ein­sam leben. Das ist am neu­en Zufluchts­ort so nicht mög­lich, denn hier woh­nen und arbei­ten rund zwei Dut­zend Men­schen. Eini­ge sind Mit­ar­bei­ter auf dem Hof, ande­re Dau­er­mie­ter. Man­cher ver­dient sei­nen Lebens­un­ter­halt im Bereich Kunst und Kul­tur, inner­halb und außer­halb des Landes.

 

Zufluchts­ort nicht ganz so ruhig

 

Jeder lebt aller­dings in sei­nen eige­nen vier „Wän­den“ – egal, ob aus Holz, Stein oder Lehm, ob im Cara­van, Bau­wa­gen, Zelt oder einer Jur­te. An dem Ort, an dem Tou­ris­mus und land­wirt­schaft­li­che Akti­vi­tä­ten viel Abwech­se­lung mit sich brin­gen, hat Robert längst nicht so viel Ruhe wie vor­her in der Ein­sam­keit sei­nes abge­le­ge­nen Hofs in Bar­ran­co de Pico­ta. Hier tol­len Kin­der her­um, wol­len ger­ne mit den neu ange­kom­me­nen Eseln spie­len. Auch die Erwach­se­nen lie­ben die neu ange­kom­me­nen Vier­bei­ner, füt­tern sie mit aller­hand Leckerli.

Abge­brannt: Robert und sei­ne Esel muss­ten die ver­kohl­te Vege­ta­ti­on Mon­chi­ques ver­las­sen. Foto: Hel­ga Molter

„Aber unter­schied­li­che Auf­fas­sun­gen und Lebens­wei­sen unter einen Hut zu bekom­men, dar­in sind hier die Bewoh­ner geübt“, stellt Mar­git stolz fest. Hier wird Wert auf offe­ne, trans­pa­ren­te Kom­mu­ni­ka­ti­on gelegt, aber auch auf Acht­sam­keit und gegen­sei­ti­gen Respekt.

„Ich bin begeis­tert, die sind alle sehr lieb zu mir“, freut sich der Esel-Flüs­te­rer. Hier set­ze man auf Ver­bun­den­heit mit der Natur, auf Nach­hal­tig­keit. „Dar­über haben wir einen guten Aus­tausch, das ist ganz toll und wun­der­bar“, schwärmt er über den Ort und die Men­schen, die ihn auf­fan­gen, bei sei­ner Ret­tung mithelfen.

 

Fau­chen­de Windräder

 

Ledig­lich das mit den sich dau­ernd dre­hen­den Wind­rä­dern und ihrem Geräusch zwi­schen Fau­chen und Brum­men sei noch etwas gewöh­nungs­be­dürf­tig. Nachts kann Robert dadurch manch­mal nicht gut schla­fen. Mar­git ist froh, dass sie Robert die Tat­sa­che der Dau­er­ge­räu­sche schon vor sei­ner Ent­schei­dung offen genannt hat. Sie bestä­tigt, dass sich Robert „schon gut ein­ge­lebt hat“. Und auch ihr und ihrer Fami­lie tue es gut, sich ein­mal auf einen Men­schen ein­zu­stel­len, „der schon so viel Har­tes in sei­nem Leben mit­ma­chen musste“.

 

Ret­tung, zwei­ter Akt: Suche nach Pack­sät­teln für die nächs­te Wanderung

 

Bei ihnen und ande­ren Bekann­ten konn­te Robert einen Teil sei­nes Haus­stands zwi­schen­la­gern. Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

Einen Teil von Roberts Hab und Gut aus dem bis­he­ri­gen Esel-Asyl haben Mar­git und Delia zwi­schen­ge­la­gert. Den Rest hat Robert bei eini­gen Bekann­ten unter­brin­gen kön­nen. Wenn die Inter­net-Band­brei­te es erlaubt, sucht er im Inter­net nach Pack­sät­teln für sei­ne Esel und beant­wor­tet Anfra­gen auf sei­ner Facebook-Seite.

Denn schon bald will er sei­ne end­gül­ti­ge Blei­be, den per­fek­ten Ort der Ret­tung, gefun­den haben und dort­hin mit sei­nen Eseln zu Fuß wan­dern. Einen aber­ma­li­gen Trans­port mit einem Lkw möch­te Robert sei­nen Grau­tie­ren nicht noch ein­mal zumuten.

 

Por­tu­gie­si­scher "Engel"

 

Ein por­tu­gie­si­scher „Engel“, wie Robert ihn nennt und des­sen Namen er noch nicht ein­mal gespei­chert hat, bie­tet aktu­ell sei­ne Hil­fe beim Fin­den eines pas­sen­den Gelän­des an. Auch Delia und man­cher ande­re aus Roberts Bekann­ten­kreis weiß den einen oder ande­ren, der wegen eines pas­sen­den Grund­stücks und guten Bedin­gun­gen in Fra­ge käme. Zunächst ein­mal muss der 45-Jäh­ri­ge sich aber um die rich­ti­gen Pack­sät­tel küm­mern. „Ein Anbie­ter kann erst im Okto­ber lie­fern“, hat der gebür­ti­ge Nie­der­rhei­ner her­aus­ge­fun­den. Das ist ihm eigent­lich zu spät.

Um die Finan­zie­rung der Anfer­ti­gung braucht sich Robert zum Glück kei­ne Sor­gen zu machen. Auf sei­nem eige­nen Spen­den-Kon­to kamen bis­her knapp über 1.000 Euro zusam­men, wie er berich­tet. Und bis Mitt­woch­mor­gen, 15. August, hat­ten die „Algar­ve für Ent­de­cker“-Leser zu sei­ner Ret­tung mehr als 2.300 Euro zusam­men­ge­tra­gen – in bis­lang fast 40 Ein­zel­spen­den von fünf bis 1.000 Euro.

 

Hier eine klei­ne Aus­wahl von per­sön­li­chen Kom­men­ta­ren unse­rer Spender:

„Wir sind gleich­zei­tig hier in Urlaub, des­halb sehr betrof­fen. Dies als Hil­fe für den Neustart“.

„Herz­li­che Grü­ße und alles Gute von mei­nem Sohn, der Esel sehr mag“.

„Alles Lie­be aus Deutsch­land. Viel Kraft!“

„Viel Glück für dich und dei­ne Tie­re, Robert!“

„Ich hof­fe, du kannst alles wie­der aufbauen“. 

„Wir wer­den mal vorbeikommen“.

„Ostern und letz­te Woche bei Mega­hit­ze waren wir bei dir mit den Eseln wandern".

„Alles Gute! Sie wer­den wie­der glück­lich wer­den. Ver­zwei­feln Sie nicht. Alles wird wie­der gut. Blei­ben Sie und Ihre Tie­re gesund!“

„Ich ken­ne die Regi­on gut, da ich dort Freun­de habe. Dein Arti­kel bei Algar­ve für Ent­de­cker hat mich zu Trä­nen gerührt. Ich wün­sche euch, dass ihr genü­gend zusam­men bekommt, um einen Neu­an­fang zu finan­zie­ren. Ich kom­me mal vorbei“.

 

Neu­auf­bau nach der Ret­tung kos­tet min­des­tens 6.000 Euro

 

Doch der gan­ze Neu­auf­bau nach der Ret­tung dürf­te Robert ins­ge­samt min­des­tens 6.000 Euro kos­ten. Wir zeig­ten sei­ne Kal­ku­la­ti­on in unse­rem Arti­kel "Mon­chi­que: Deut­sche ret­ten Esel-Flüs­te­rer Robert". Noch weiß der Mann aus Weeze nicht, wie er das rest­li­che Geld auf­brin­gen soll. Zunächst küm­mert er sich nun um die Beschaf­fung von drei bis fünf Pack­sät­teln. Um die Esel zu scho­nen, sol­len es ver­stell­ba­re Pack­sät­tel sein. Die­se kön­nen auf die spe­zi­el­len Maße von Lucia, Cama­ron, Jose­fi­na, Fre­der­i­co und Lui­sa ein­ge­stellt wer­den. Kufen und seit­li­che Bögen las­sen sich dann exakt an die Kör­per­form anpassen.

Foto: Jan Gahsche

Sol­che Pack­sät­tel bekommt man als Bau­satz. Aber Robert ist so hand­werk­lich geschickt, dass er alles pro­blem­los sel­ber zusam­men­bau­en kön­nen wird. Da ist er sicher. „Je nach­dem, mit wel­chen Eseln mei­ne Gäs­te und ich gera­de eine Wan­de­rung unter­neh­men möch­ten, kann ich den Pack­sat­tel dann jeweils den Tie­ren anpas­sen“, nennt Robert den Vor­teil. Und soll­ten die Tie­re wäh­rend einer län­ge­ren Wan­de­rung, die ja bevor­ste­hen könn­te, ihre Figur ändern – etwa durch Mus­kel­auf­bau und Fett­ab­bau –, kön­nen die Pack­sät­tel unter­wegs immer wie­der neu und exakt ein­ge­stellt werden.

„Ich lie­be mei­ne Esel und des­halb ach­te ich dar­auf, dass sie es beim Tra­gen mög­lichst bequem haben“, ergänzt der Esel-Flüs­te­rer. Nur Pro­vi­ant und ande­re Sachen kom­men in den Sat­tel, denn Erwach­se­ne lässt Robert nicht auf sei­nen „Hap­py Don­keys“ rei­ten – höchs­tens Kinder.

Hans-Joachim Allgaier: Deutscher Journalist mit Know-how in Public Relations/Marketing/Corporate Communications - Portugal-/Algarve-/Alentejo-Liebhaber
Anzeige
Ähnliche Beiträge
Anzeige