Portugal: Gluthitze knapp unter Europarekord
Portugal hat am Samstag, 4. August, den Zenit der gegenwärtigen Gluthitze überschritten. Der 41 Jahre alte europäische Hitzerekord, am 10. Juli 1977 von der griechischen Hauptstadt Athen aufgestellt, konnte nach vorläufigen Auskünften portugiesischer Meteorologen nicht gebrochen werden – jedenfalls nicht bei den Tageshöchsttemperaturen.
Stattdessen liegen aber Portugals Tiefstwerte in der Nacht auf historisch höchstem Niveau. Am Samstagmorgen war die Bevölkerung der Algarve zum Beispiel bei 30 Grad Hitze aufgewacht. Ähnlich heftig war die Hitze der Nacht in Portalegre: offiziell wurden dort, 70 Kilometer nordwestlich der spanischen Grenzstadt Badajoz, in der vergangenen Nacht 30,7 Grad gemessen – Rekord! Verantwortlich für die augenblickliche Lage ist ein Tiefdruckgebiet, das auf dem Atlantik vor Portugal liegt. Es weht an seiner Vorderseite trocken-heiße Luft aus Afrika auf direktem Weg in den Süden Portugals und Spaniens.
Am Samstag war das Thermometer in den Bezirken Santarém, Setúbal und Évora dadurch verbreitet bis auf 46 Grad Höchsttemperatur geklettert. Im Bezirk Beja erreichte die Gluthitze 45 Grad. In Lissabon und Castelo Branco stieg die Quecksilbersäule auf maximal 44 Grad. In der portugiesischen Hauptstadt stöhnten Bewohner und Touristen schon am dritten Tag in Folge über derartige Höchstwerte.
Gluthitze erschwert an der Algarve die Waldbrandbekämpfung
Im gebirgigen Hinterland der Algarve vernichtete ein durch die Gluthitze von gut 40 Grad begünstigter Flächenbrand unterdessen die Vegetation auf mehr als 1.000 Hektar Fläche. Neun Menschen, darunter acht der mehr als 730 eingesetzten Feuerwehrleute, wurden in dem teilweise schwer zugänglichen Gebiet der Serra de Monchique verletzt. Dort erleichtern Plantagen von Eukalyptus-Bäumen durch deren ölhaltige Blätter die Ausbreitung von Flammen. Am Samstagnachmittag gab es laut dem portugiesischen Radio einen weiteren Brandherd im Waldbrandgebiet von Monchique. Zunehmender Wind behindere die Löscharbeiten, hieß es. Die Luftfeuchtigkeit beträgt zudem nur ganze zwei Prozent. Die Bevölkerung sei aber nicht in Gefahr, versicherte Monchiques Bürgermeister Rui André (unser Bild) am späten Samstagnachmittag im portugiesischen Fernsehen.
Den ganzen Samstag über hatten die Behörden insgesamt rund 17 Waldbrände in ganz Portugal registriert – neben dem Feuer in Monchique zum Glück meist nur kleinere. Zwischenzeitlich waren mehr als 1.500 Brandbekämpfer im Einsatz, zusammen mit über 420 Fahrzeugen und 15 Flugzeugen und Hubschraubern, auch in Palvarinho (Bezirk Castelo Branco) sowie in Prado, Pancas und Quinta do Brinçal (Bezirk Santarém) Dort wurden die Waldbrände auch jeweils aus der Luft bekämpft und am Boden mit jeweils mehr als 100 Einsatzkräften. In der spanischen Nachbarprovinz der Algarve, in Huelva, vernichtete ein durch die Gluthitze begünstigter Brand sogar 1.400 Hektar Wald. Laut Behördenangaben war das Feuer am Donnerstag ausgebrochen. Es ist mittlerweile aber unter Kontrolle.
Gluthitze soll ab Dienstag etwas abnehmen in Portugal
Erst ab Dienstag, 7. August, sollen nach Prognosen der portugiesischen Meteorologen die Tageshöchsttemperaturen wieder unter die 30-Grad-Marke fallen. Für Sonntag ist in Portugal zunächst wieder Gluthitze von bis zu 45 Grad vorhergesagt. Danach wird die Bullenhitze über der iberischen Halbinsel langsam klüger – sie gibt nach…
Der morgige vierte Abschnitt der Portugal-Rundfahrt Volta a Portugal, die Königsetappe von Guarda nach Penhas da Saúde im Nordosten des Landes, ist von den Veranstaltern um den Aufstieg auf den Gipfel Torre im Gebirge Serra de Estrela gekürzt worden. Zur Begründung hieß es, damit trage man den hohen Temperaturen und der starken Ermüdung der Radrennfahrer durch die Gluthitze Rechnung. Statt wie geplant 171,4 Kilometer lang zu strampeln, brauchen die Sportler nur 144 Kilometer durch die Hitze-Hölle zurückzulegen.