Algarve-Feuer immer noch nicht aus
Auch am sechsten Tag des Waldbrands im Algarve-Gebirgsort Monchique lodern nach wie vor Flammen im Hinterland der Touristenzentren Portimão und Lagos. HInter den Brandbekämpfern liegt eine anstrengende und unruhige Nacht. Dienstag hatte die nationale Zivilschutzbehörde in Lissabon die Kommandogewalt von der regionalen Ebene an sich gezogen. Sie schickte nachmittags drei Canadair-Wasserflugzeuge an die Südküste. Vor den Augen der Badegäste am belebten Strand Praia da Rocha nahmen die gelben Maschinen Meerwasser auf und ließen es im wenige Flugkilometer entfernten Gebiet von Monchique und Silves auf die Algarve-Feuer stürzen. Mittags hatte ein militärisches Aufklärungsflugzeug die schwierige Lage in der von extremer Hitze und Trockenheit geplagten Region erkundet.
Hier unser Video von der Aufsehen erregenden Aktion in Praia da Rocha. Unbekümmert flogen zur gleichen Zeit Sportflugzeuge mit Werbebannern für Feste und Parties an der Algarve von und zum nahegelegenen Landeplatz Portimão.
Nach wie vor kämpfen gut 1.200 Feuerwehrleute mit mehr als 410 Fahrzeugen und tagsüber unterstützt durch ein gutes Dutzend Flugzeuge und Hubschrauber gegen die Flammen. Der Wind lässt die Algarve-Feuer in dem teils unzugänglichen hügeligen Gebiet immer wieder auflodern. Die Gegend ist überwiegend von leicht entflammbaren und brennenden Eukalyptus-Bäumen, Pinien und Sträuchern bestanden.
Dieses Video von einem Besuch der Waldbrand-Region am Montagnachmittag zeigt, wie die Flammen auch Wohnhäuser immer wieder bedrohen.
Sogar vom Weltall aus sind die Rauchwolken der Algarve-Feuer zu sehen
Sogar Astronaut Alexander Gerst konnte von der Raumstation ISS aus dramatische wirkende Weltraum-Fotos von den Rauchwolken der Algarve-Feuer twittern. Er schrieb dazu: „Wie eine Mischung aus Staub, Sand und Rauch“. Die European Space Agency ESA veröffentlichte das Foto (unser Beitragsbild), das die Auswirkungen der Monchique-Waldbrandkatastrophe verdeutlicht. Rechts unten ist aus dieser Perspektive die Südwestspitze des europäischen Kontinents, das Cabo de São Vicente bei Sagres, zu sehen.
Verursacher der Probleme am Boden sind zwei Fronten. Eine ist dem Berg Foia, der höchsten Erhebung der Algarve, zugewandt, die andere dem Kreis Silves. Verstärkt werden jetzt Gleisbaumaschinen eingesetzt (insgesamt zwei Dutzend), um Eindämmungsschneisen gegen die Algarve-Feuer zu schlagen.
Algarve-Feuer: Die Lage im Überblick
Hier die aktuellsten Informationen über die Algarve-Feuer im Schnellüberblick:
- Die verbrannte Fläche wird derzeit bereits mit 19.000 Hektar geschätzt. Das entspräche etwa der Größe von 17.000 Fußballplätzen.
- Laut Bürgermeister von Monchique Rusind mehr als 220 Menschen aus verschiedenen Teilen des Landkreises evakuiert und auf sieben Orte der Umgebung verteilt worden. Einer davon ist das Veranstaltungszentrum "Arena" in Portimão.
- In drei Dörfern (Melão, Açor und Umbria) gab es Dienstagabend nach wie vor keinen Strom.
- Der Stromversorger EDP setzte nach Netzausfall in einigen Gemeinden Generatoren ein – nach Zustimmung des Zivilschutz-Kommandos.
- Stromausfälle hatten zur Folge, dass auch die Mobilfunkverbindungen am Dienstag beeinträchtigt waren. Das berichteten die Unternehmen NOS, Vodafone und Altice. Sie entsandten Dutzende von Technikern in die Region und installierten mobile Ersatz-Funkmasten.
- Auch das Katastrophenschutz-Kommunikationssystem SIRESP litt unter Beeinträchtigungen. Laut regionalem Einsatzkommando gab es aber keine Beeinträchtigungen der Operationen gegen die Algarve-Feuer.
- Monchiques Bürgermeister Rui André befürwortet es, auf mehr europäische Hilfe zuzugreifen. Das gab er im Radiosender Antena 1 zu erkennen.
- Die Polizei appelliert an die Bevölkerung, vor allem in Monchique, bei vorsorglichen Evakuierungen, die Anordnungen zu respektieren. Es dürfe nicht ohne Genehmigung in bereits geräumte Gebiete zurückgekehrt werden – etwa, um persönliche Gegenstände zu holen oder die Außenbeleuchtung auszuschalten.
- Im benachbarten Kreis Silves mussten wegen des übergreifenden Waldbrands bereits Häuser geräumt werden. Am kritischsten war Dienstag die Situation im Dorf Falacho de Cima.
- Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa und Ministerpräsident António Costa verzichteten bislang auf Besuche in Monchique – um die Arbeiten gegen die Algarve-Feuer nicht zu behindern, wie die Büros mitteilten. Beide lassen sich aber ständig über die Situation vor Ort informieren.
- Generalstaatsanwaltschaft und Kriminalpolizei ermitteln wegen des Verdachts von Brandstiftung.
- Die freiwillige Feuerwehr von Portimão, die mit vielen Einsatzkräften vor Ort ist, bat die Bevölkerung um Spenden von Mineralwasser, energiespendenden Riegeln, Obst, Brandsalbe, Kochsalzlösung und Verbandsmaterial. Es soll in der Feuerwache abgegeben werden.
- Auch Veterinäre erbitten Spenden für die in den Waldbrandregionen betroffenen Tiere. Spritzen, Kompressen, Bandagen und Salben könnten in den Sammelstellen Lissabon und Charneca da Caparica abgegeben werden.
- Der Präsident eines Polizeiverbands, César Nogueira, kritisierte, dass Mitglieder des Spezialeinsatzkommandos GIPS der republikanischen Nationalgarde GNR oft keine Matratzen, Kissen und Bettlaken zum Schlafen nach dem Einsatz gegen die Algarve-Feuer hätten. Das passiere nicht zum ersten Mal.
- Einige Feuerwehrmänner kritisieren die Verspätung, das Feuer an der Algarve zu dominieren.
- Der portugiesische Verband der freiwilligen Feuerwehrleute (APBV) Verzögerungen des Zivilschutzes bei der Bekämpfung der Algarve-Feuer. Es seien viele Geräte bereitgestellt worden, aber es sei "seltsam", dass die Flammen nach so vielen Tagen noch nicht gelöscht werden konnte.
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