So sicher ist das Urlaubsparadies Algarve
Zu einem Tag der Sicherheit im Tourismus waren am Freitag, 1. Juni, auf Einladung der ingenieurwissenschaftlichen Fakultät der Algarve-Universität in Faro zahlreiche Experten versammelt. Mitorganisator war der regionale Hotelverband AHETA. Vor Beginn des Treffens der Fachleute aus Polizei, Zivilschutz, Wissenschaft und Fremdenverkehr sprachen wir mit David Thomas darüber, wie sicher die Situation an der Südküste Portugals ist. Thomas ist Präsident der britischen Organisation „Safe Communities Portugal“.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Frage: Wie sicher ist die Urlaubsregion Algarve?
- 2 Frage: Sicherheit gilt als notwendiges Qualitätsmerkmal im Tourismus. Hat Portugal bisher genug dafür getan?
- 3 Frage: Ihre Organisation engagiert sich deshalb in einem Project Safe Algarve Tourism. Was geschieht dort?
- 4 Frage: Können Sie das bitte noch etwas konkretisieren?
- 5 Frage: Wie geht Ihre Organisation dabei vor?
- 6 Frage: Welche Rolle spielt das Internet bei Ihrer Arbeit?
- 7 Frage: In welchen Sprachen stellen Sie die Informationen zur Verfügung?
- 8 Frage: Sie haben auch eine Vereinbarung mit dem Innenministerium Portugals abgeschlossen. Was beinhaltet diese?
- 9 Frage: Wird Safe Communities Portugal auch in Krisensituationen aktiv?
- 10 Frage: Beobachten Sie auch die sozialen Medien?
Frage: Wie sicher ist die Urlaubsregion Algarve?
Thomas: Portugal ist ganz generell ein sicheres Land für die Menschen, die hier leben bzw. es besuchen. Es liegt auf Platz drei des Global Peace Index. Mit 34 Straftaten pro 1.000 Einwohner hat es eine der niedrigsten Kriminalitätsraten in Europa. In den vergangenen fünf Jahren nahmen die registrierten Straftaten an der Algarve mit gut 19 Prozent noch etwas stärker ab als in ganz Portugal mit mehr als 14 Prozent. Hinzu kommt: Hier gibt es ein vergleichsweise geringes Terror-Risiko. Das wird von den Urlaubern wertgeschätzt.
Frage: Sicherheit gilt als notwendiges Qualitätsmerkmal im Tourismus. Hat Portugal bisher genug dafür getan?
Thomas: Ein Gefühl der Sicherheit und des Schutzes ist, wie wir aus Befragungen wissen, für Touristen die Priorität Nummer eins. Auch die Welt-Tourismusorganisation UNWTO stellt das schon seit 1996 heraus. In den meisten Umfragen bewerten Reisende Portugal als sicher bis sehr sicher. Ziel sollte sein, das zu erhalten und, wo es geht, noch zu verbessern.
Frage: Ihre Organisation engagiert sich deshalb in einem Project Safe Algarve Tourism. Was geschieht dort?
Thomas: Wir wollen der Justiz, den Kommunen, den Tourismusverbänden und anderen Akteuren der Region helfen, die Algarve als eine der sichersten Destinationen der Welt zu erhalten. Gleichzeitig helfen wir mit, ihre Attraktivität weiter zu erhöhen.
Frage: Können Sie das bitte noch etwas konkretisieren?
Thomas: Zwar ist die Algarve grundsätzlich ein sicheres Urlaubsziel, aber es braucht mehr Aufmerksamkeit für die am weitesten verbreiteten kriminellen Aktivitäten in Richtung Touristen. Deshalb bemühen wir uns darum, mit der Tourismuswirtschaft eng zusammenzuarbeiten. Wir identifizieren, welche Straftaten neu auftreten und besonders diejenigen betreffen könnten, die hier Ferien machen. Ferner kümmern wir uns darum, dass Fragen der öffentlichen Sicherheit stärker ins Bewusstsein kommen. Beispielsweise geben wir Ratschläge in Sachen Verhalten bei Wald- und Buschbränden oder Sicherheit an den Stränden.
Frage: Wie geht Ihre Organisation dabei vor?
Thomas: Wir versuchen, unsere Reichweite zu erhöhen und alle verfügbaren Medien zu nutzen, mit denen wir Touristen möglichst spezifisch ansprechen können. Dabei haben wir festgestellt, dass positive, leicht verständliche Botschaften allemal wirksamer sind als alarmistische. Außerdem kommt es auf die richtigen Zeitpunkte an. Ich möchte in diesem Zusammenhang auf ein Beispiel des Senders KissFM hinweisen. Er strahlt an jedem letzten Sonntag eines Monats um 9:15 Uhr die Sendung „Crime Check“ aus. Seit 2015 sind darin 85 aktuelle und exemplarische Fälle aufgegriffen worden. 2017 spielten die Waldbrände eine große Rolle und 2015 zum Beispiel die Überschwemmungen in Albufeira.
Frage: Welche Rolle spielt das Internet bei Ihrer Arbeit?
Thomas: Eine wichtige. Wir haben eine Webseite, auf der Interessenten viele notwendige Informationen erhalten können. Dazu gehören zum Beispiel Notfall-Kontakte und ‑Hotlines, eine interaktive Algarve-Karte, auf der man die nächste zuständige Polizei-Dienststelle finden kann, Angaben zu den Stellen, bei denen man Kreditkarten sperren lassen kann und Links zu Botschaften und Konsulaten in Portugal.
Frage: In welchen Sprachen stellen Sie die Informationen zur Verfügung?
Thomas: Hauptsächlich in Englisch. Unsere Hinweise zur Kriminalitäts-Vorbeugung gibt es allerdings in 19 Sprachen. 50 Links verweisen auf unserer Webseite zu Polizeiinstitutionen weltweit. Wir helfen auch dabei, Straftaten sachgerecht zu melden.
Frage: Sie haben auch eine Vereinbarung mit dem Innenministerium Portugals abgeschlossen. Was beinhaltet diese?
Thomas: Darin ist zum Beispiel die Unterstützung in der Herstellung und Verbreitung von gedruckten und von Online-Informationen zum Schutz ausländischer Touristen geregelt.
Frage: Wird Safe Communities Portugal auch in Krisensituationen aktiv?
Thomas: Sicher. Wir werden bei Waldbränden aktiv, sowohl mit mehr Bewusstsein für die Gefährlichkeit schaffenden Maßnahmen, als auch mit Warnhinweisen in kritischen Fällen. Wir stellen außerdem SITREPS bereit, also Berichte in Katastrophenfällen. So helfen wir der Öffentlichkeit in Notfall-Situationen.
Frage: Beobachten Sie auch die sozialen Medien?
Thomas: Selbstverständlich. Wenn nötig, korrigieren wir sogar Falschinformationen.
Herzlichen Dank für dieses Gespräch, Herr Thomas!
David Thomas, der Vorstandsvorsitzende von Safe Communities Portugal, war ab 1974 bei der Hongkonger Polizei tätig. 2005 ging der Assistant Commissioner in den Ruhestand. Anschließend arbeitete er vier Jahre als Berater bei INTERPOL und war ab 2010 als Berater des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Bangkok tätig. Thomas verfügt über umfangreiche Erfahrungen in nationalen und internationalen Polizeiangelegenheiten und ist international als Redner zu Sicherheitsthemen gefragt.
Mehrfach haben wir schon über Sicherheitsthemen der Algarve berichtet, zuletzt in unseren Beiträgen "Online-Betrug im Tourismus: Die Tricks" sowie "ITB: Branche kämpft gegen Betrug".