Algarve-Karavelle zum Selberbauen
Es ist genau 20 Jahre her, dass in Lissabon die Weltausstellung EXPO eröffnet wurde. Das Netzwerk der portugiesischen Wissenschaftszentren „Ciência Viva“ widmet den 22. Mai in seinem Pavillon im "Park der Nationen" dem Thema Ozean. Aus diesem Anlass reist das Algarve-Wissenschaftszentrum der Stadt Lagos mit einer besonderen Karavelle an – einem Entdecker-Schiff „Marke Eigenbau“.
Die Wissenschaftskommunikatoren aus der West-Algarve laden die Öffentlichkeit ein, im Do-it-yourself-Verfahren aus einzelnen Bauteilen die Replik einer Zehn-Meter-Karavelle zusammenzubauen. Das soll zur Beschäftigung mit der Zeit der portugiesischen Seefahrer und Entdecker anregen. Entstanden ist die originelle Idee, Geschichte und maritime Wissenschaft auf diese Art und Weise anfassbar zu machen, an der Algarve. Den Impuls für das Selbstbau-Schiff gab die regionale Kulturdirektion in Zusammenhang mit der Wiederbelebung der Festung von Sagres.
Die Karavelle trägt zur Wiederbelebung der Festung Sagres bei
Das im Doing-Modus errichtete Schiff, im Wissenschaftszentrum von Lagos entwickelt, war schon im vergangenen Jahr beim Europäischen Kongress der Museen und Wissenschaftszentren (Ecsite) anregendes Schau-Objekt in der portugiesischen Hafenstadt Porto. Besonders Kinder haben Freude an der Beschäftigung mit diesem Objekt.
Dieses knapp einminütige Video zeigt im Zeitraffer, wie das Entdecker-Schiff zusammengebaut wird:
Jetzt, zum 20. Jahrestag der EXPO 98, wird das Centro Ciência Viva aus Lagos, in Lissabon neben der Karavelle eine Vielzahl von weiteren Aktivitäten beisteuern. Dort treten mehr als 20 universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen auf. Thematisch spannt sich der Bogen von der Sauberkeit der Ozeane bis hin zu Skulpturen aus Müll, der im Meer und an den Stränden gefunden wurde.
An der Feierlichkeiten in der portugiesischen Hauptstadt nehmen unter anderem Ministerpräsident António Costa und der Minister für Wissenschaft, Technologie und Hochschulbildung, Manuel Heitor, teil. Der Regierungschef bekommt symbolische den Schlüssel zum „Wissens-Pavillon“ des Netzwerks überreicht. Einer seiner Schwerpunkte ist nach wie vor die Vermittlung von Wissen über das Meer. Deshalb dürfte die Karavelle aus Lagos im Scheinwerferlicht stehen.
Dieses herunterladbare pdf-Dokument verrät in portugiesischer Sprache weitere Einzelheiten der Jubiläums-Aktivitäten am 22. Mai in Lissabon.
Zur Geschichte der Karavelle
Heinrich der Seefahrer (1394 via 1460) gründete 1415 in Sagres eine Seefahrtsschule. Von dort aus betrieb er mit königlichem Segen und finanzieller Unterstützung des Christusritterordens nautische und kartographische Studien. Heinrich entwickelte den Schiffstyp Karavelle, der als größeres Fischerboot nicht hochseetauglich war, weiter und übernahm von der Hansekogge den breitbauchigen Schiffsrumpf. Dieser bot mit seinem geringeren Tiefgang den hohen Atlantik-Wellen weniger Angriffsfläche. Zusätzliche Veränderungen trugen zu verbesserter Manövrierfähigkeit der Karavellen bei. Ersmals wurde Kreuzen gegen den Wind möglich.
Die neuen Karavellen ließ Heinrich nicht nur in Lagos bauen, sondern sie stachen auch von hier aus in See. Der Hafen von Sagres eignete sich dafür nicht. Bis zum 16. Jahrhundert war die Karavelle eins der seetüchtigsten Schiffe. Sie konnte 60 bis 150 Tonnen und bis zu 200 Mann Besatzung tragen. Heinrich der Seefahrer trug mit diesem neuen Schiffstyp maßgeblich zum Aufstieg Portugals zur führenden Seemacht bei.