Portugalflüge: Turbulenzen durch Piloten und Flugbegleiter
Die Fluggesellschaft TAP Air Portugal hat seit dem 26. März 2018 schon mehr als 30 Flüge von und nach Lissabon streichen müssen. Das berichten portugiesische Medien, die sich auf die Nachrichtenagentur LUSA berufen. Demnach hat die Airline die Situation bedauert, aber bislang keine Stellung zu den Ursachen genommen. Auch in Deutschland kam es zu einer unschönen Situation für TAP wegen eines betrunkenen Co-Piloten auf dem Flughafen Stuttgart. Und rund um Ostern wollen in Portugal nicht Piloten, aber Flugbegleiter von Ryanair streiken. EasyJet zog unterdessen den Anflug Faros von Berlin-Tegel aus auf Mai vor. Hier mehr Details.
Wie Experten vermuten, könnte ein Tauziehen zwischen Cockpitpersonal und Management die Ursache für die jüngsten Flugausfälle bei TAP sein. In dem Konflikt soll es laut Rundfunksender RTP vor allem um Ruhezeiten für die Piloten gehen. Andere Berichte sprechen von Auseinandersetzungen wegen der Auslagerung von Diensten (Outsourcing). Die Piloten-Gewerkschaft SPAC nahm aber zu den neuerlichen Vorkommnissen öffentlich nicht Stellung.
Im Internet wurden die Flugstreichungen bedauert. Es werde daran gearbeitet, die Auswirkungen auf die Passagiere zu minimieren, hieß es. Betroffen waren laut den Berichten sowohl innerportugiesische TAP-Verbindungen wie auch internationale Flüge, so etwa nach Abidjan, Lomé und Rio de Janeiro.
Stuttgarter Polizei stoppt betrunkenen TAP-Piloten
Ein unangenehmer Vorfall hatte TAP am vergangenen Wochenende auch in Deutschland in die Schlagzeilen gebracht. Flug TP 523 mit einer Maschine des Typs Embraer E 190 von Stuttgart nach Lissabon wurde Freitagabend gestoppt. Der Co-Pilot war offenbar betrunken zum Dienst erschienen. Er fiel dem Sicherheitspersonal bereits beim Einchecken auf. Eine Flughafensprecherin berichtete, dass Mitarbeiter den schwankenden Gang und Alkoholgeruch des Piloten bemerkt hätten. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung soll der 40-Jährige zwei Promille Alkohol im Blut gehabt haben.
Die zusammen mit der Flugsicherung benachrichtigte Polizei schritt ein, stoppte den Abflug und nahm den Co-Piloten in Gewahrsam. Da er Ausländer ist, musste er für das zu erwartende Strafverfahren eine Sicherheitsleistung hinterlegen. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft legte sie mit 10.000 Euro fest. Es wird wegen des Verdachts einer versuchten Gefährdung des Luftverkehrs ermittelt.
TAP leitete ein internes Verfahren gegen ihren Co-Piloten ein. Die Airline bedauerte den Vorfall und kündigte an „die sich daraus ergebenden Maßnahmen“ zu ergreifen. Einige Passagiere mussten offenbar lange auf ihren Weiterflug nach Lissabon warten. Grund könnten Kapazitätsprobleme bei TAP gewesen sein. Wie aus Flughafenkreisen verlautete, habe die portugiesische Airline die Weiterflüge „scheibchenweise" organisiert. Nach und nach konnten einige der Fluggäste ihre Reise antreten. Manche seien aber noch bis zum Montag in Stuttgart geblieben.
Laut TAP ist am Wochenende bereits „die Mehrheit der Passagiere in Lissabon angekommen, da sie Plätze auf nachfolgenden Flügen bekommen haben“ – so heißt es in einer Stellungnahme. Andere seien später geflogen und einige wiederum hätten ihre Reisetermine ihren individuellen Wünschen entsprechend geändert.
Ryanair: Piloten zu Ostern ohne Kabinenpersonal?
Die portugiesische Gewerkschaft für Kabinenbesatzungen (SNPVAC) bekräftigte jetzt, dass ihre beim irischen Billigflieger Ryanair beschäftigten Mitglieder am Gründonnerstag, Ostersonntag und am Mittwoch kommender Woche streiken wollen. Mit dem dreitägigen Ausstand soll das Management bewegt werden, sich zum Beispiel in Sachen Kindererziehungszeiten an geltendes portugiesisches Recht zu halten, von Disziplinarmaßnahmen für solche Flugbegleiter abzusehen, die bestimmte Verkaufsquoten an Bord nicht erreichen und die Bewertung krankheitsbedingter Abwesenheiten zu ändern.
"Selbst die Drohung, Stützpunkte in Portugal zu schließen, macht uns keine Angst", heißt es in einer von Medien zitierten Erklärung. Darin wird auch Unterstützung durch die portugiesische Regierung angemahnt. Ryanair lehnte laut den Berichten eine neuerliche Stellungnahme ab. Ein Bouldevardblatt zitierte jedoch aus einem Schreiben des Personalchefs Eddie Wilson, worin das Management ankündigt, die Zahl der in Portugal stationierten Flugzeuge „überprüfen“ zu wollen, falls es zu den Streiks komme. Ryanair habe kritisiert, dass die Gewerkschaft die Einladung zu einem konstruktiven Treffen am 9. April bislang nicht angenommen habe.
Schon Ende Februar hatte Ryanair-Chef Michael O'Leary Unverständnis für den seiner Meinung nach unnötigen und überflüssigen Streik geäußert. Seinen Angaben nach haben sich die Arbeitsbedingungen bei der Airline in den vergangenen Jahren sogar gebessert. Gegebenenfalls müsse mit Flugstreichungen rund um Ostern gerechnet werden.
EasyJet-Piloten fliegen ab Mai Algarve von Berlin-Tegel aus an
Die britische Fluggesellschaft easyJet kündigte diese Woche an, in diesem Sommer ein breites Angebot neuer Ziele ab Berlin-Tegel anzufliegen. Darunter befindet sich auch der Algarve-Flughafen Faro. Die Strecke werde ab Anfang Mai dreimal wöchentlich bedient, hieß es jetzt. Die Flugtage sind dienstags, donnerstags und samstags. Noch im Januar war der Erstflug Berlin – Faro für den 2. August angekündigt worden, wie Sie unserem damaligen Bericht "EasyJet verbindet Algarve und Berlin" entnehmen können.
Der britische Billiganbieter nutzte die Insolvenz von Airberlin, um für rund 40 Millionen Euro große Teile deren Berliner Geschäfts zu übernehmen. Dazu zählen zum Beispiel 25 Jets. EasyJet will auch bis zu 1.000 Mitarbeiter von Airberlin in sein Unternehmen integrieren. Zur Präsentation der neuen dominanten Position am Flughafen Tegel flog AirlineChef Johan Lundgren am vergangenen Dienstag mit einer Sondermaschine ein, die mit dem Berliner Bären bemalt ist. Ein riesiges Werbeschild auf einer Brücke des Airports begrüßt die Anreisenden mit dem Spruch "Nah endlich – Jetzt auch in Tegel".
Lundgren gab "das größte Sommerflugprogramm in unserer Geschichte" bekannt. Das Ziel von EasyJet sei es, Home-Airline von Berlin zu werden, so der CEO. Die britische Fluggesellschaft fliegt schon seit längerer Zeit auch von Berlin-Schönefeld aus, wo 12 Jets stationiert sind. Insgesamt ist Berlin für EasyJet nach London-Gatwick nun die zweitgrößte Basis. Das Unternehmen sieht sich im Berliner Luftverkehr als klarer Marktführer. Künftig soll es von der deutschen Hauptstadt aus jährlich 18 Millionen Passagiere befördern. Durch den Aufkauf von Airberlin-Teilen können die Briten nun erstmals auch innerdeutsche Strecken bedienen, zum Beispiel die Verbindung mit Köln/Bonn.