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Por­tu­gals neue Tou­ris­mus-Stra­te­gie – die­se Details soll­ten Sie kennen

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In sei­ner neu­en Tou­ris­mus-Stra­te­gie setzt sich Por­tu­gal das Ziel, in zehn Jah­ren 50 Pro­zent mehr Über­nach­tun­gen und 100 Pro­zent mehr Ein­nah­men zu ver­zeich­nen. Erzeugt wer­den soll die­ses beträcht­li­che Wachs­tum über eine sozi­al- und umwelt­ver­träg­li­che Ange­bots­ver­bes­se­rung. Wir haben uns die „ET27“, wie die Regie­rung in Lis­sa­bon ihre Tou­ris­mus-Stra­te­gie abkürzt, genau­er angesehen.

Portugals Tourismus-Staatssekretärin Ana Godinho
Ver­weist auf hohe Zie­le der Tou­ris­mus-Stra­te­gie: Staats­se­kre­tä­rin Ana God­in­ho. Foto: Hans-Joa­chim Allgaier

Zunächst zur Aus­gangs­la­ge: Das Land an der Süd­west­spit­ze des euro­päi­schen Kon­ti­nents hat nun schon im sieb­ten Jahr hin­ter­ein­an­der Rekord­zah­len im Tou­ris­mus mel­den kön­nen. Die­se wur­den nicht nur an der Algar­ve, son­dern in allen Regio­nen erzielt. Die Aus­las­tung der Beher­ber­gungs­be­trie­be stieg 2016 auf fast 54 Mil­lio­nen Über­nach­tun­gen. Die Ein­nah­men wuch­sen auf fast 13 Mil­li­ar­den Euro. Die Wett­be­werbs­fä­hig­keit nahm zu, die Sai­son­ab­hän­gig­keit ab.

2017 ver­spricht ein wei­te­res Rekord­jahr zu wer­den. Sehr wahr­schein­lich wer­den mehr als die 11,4 Mil­lio­nen aus­län­di­schen Tou­ris­ten sowie die 7,5 Mil­lio­nen Inlands­gäs­te von 2016 Urlaub im Süd­wes­ten der ibe­ri­schen Halb­in­sel machen.

Sicher, Por­tu­gal hat wie ande­re Län­der davon pro­fi­tie­ren kön­nen, dass Urlau­ber sich von Rei­se­zie­len abge­wandt haben, die sie als zu unsi­cher emp­fan­den. Gleich­zei­tig wur­den aber auch die Flug­ver­bin­dun­gen ver­bes­sert, die inter­na­tio­na­le Ver­mark­tung inten­si­viert und das gas­tro­no­mi­sche und tou­ris­ti­sche Ange­bot angehoben.

Das trug dem Land meh­re­re Aus­zeich­nun­gen ein. So wur­de Por­to zur bes­ten euro­päi­schen Tou­ris­mus­de­sti­na­ti­on gekürt. Und im Wett­be­werbs­fä­hig­keits-Index des World Eco­no­mic Forum rück­te das gesam­te Land auf Platz 14 vor. Als Plus­punk­te gel­ten vor allem die Infra­struk­tur an Dienst­leis­tun­gen, die Sicher­heit sowie die Vor­sor­ge für Gesund­heit und Hygie­ne. Nach­ho­len muss Por­tu­gal laut Tou­rism & Tra­vel Com­pe­ti­ti­ve­ness Index noch auf drei Fel­dern: Flug­hä­fen, Res­sour­cen in Natur und Kul­tur sowie Geschäftstourismus.

 

Tou­ris­mus-Stra­te­gie: Hier sieht Por­tu­gal Handlungsbedarf

 

Berichtsband zur Tourismus-Strategie Portugals bis 2027
Berichts­band der ET27

Nun zur Zukunft. Die im März auf der wich­tigs­ten Fach­mes­se in Lis­sa­bon vor­ge­stell­te Tou­ris­mus­stra­te­gie 2027 (wir berich­te­ten) soll für neue Ange­bo­te in Markt­seg­men­ten wie Gesundheits‑, Senioren‑, Städ­te- und Kon­gress­tou­ris­mus sor­gen. Damit soll die por­tu­gie­si­sche Abhän­gig­keit von der Haupt­sai­son im Hoch­som­mer wei­ter sinken.

Fer­ner ist Ziel, die Arbeits­plät­ze im Tou­ris­mus siche­rer zu machen. Zudem soll der Grad an Qua­li­fi­ka­ti­on bei den Beschäf­tig­ten spür­bar stei­gen. Por­tu­gal möch­te den Anteil der Mit­ar­bei­ter mit Abschluss in der Sekun­dar­stu­fe ver­dop­peln und damit auf 60 Pro­zent erhöhen.

Gro­ßes Augen­merk wid­met die Tou­ris­mus-Stra­te­gie ET27 dem The­ma sozia­le und öko­lo­gi­sche Nach­hal­tig­keit. Geplant sind Maß­nah­men, wel­che die Ener­gie­ef­fi­zi­enz, die Ein­spa­rung von Was­ser und die Abfall­be­hand­lung in 90 Pro­zent der Tou­ris­tik­un­ter­neh­men ver­bes­sern hel­fen sollen.

 

Wel­che Pro­jek­te haben Priorität?

 

Die stra­te­gi­schen Zie­le der Tou­ris­mus-Stra­te­gie ET27 sind mit die­sen Begrif­fen skizziert:

  • Wert­schät­zung und Auf­wer­tung des hei­mi­schen Territoriums
  • Impul­se für die Wirtschaft
  • Poten­zie­rung des Wissens
  • För­de­rung von Netz­wer­ken und der Anbin­dung an diese
  • inter­na­tio­na­le Positionierung.

Prio­ri­tät sol­len Pro­jek­te haben, die die­se Zie­le unter­stüt­zen. Dazu gehört zum Bei­spiel der Aus­bau des Tou­ris­mus im mari­ti­men Bereich (Gesund­heit, Sur­fen, Nau­tik, medi­ter­ra­ne Küche). Aber auch Akti­vi­tä­ten, wel­che die ver­bes­ser­te wirt­schaft­li­che Nut­zung des natür­li­chen und länd­li­chen Erbes und sei­ne Bewah­rung för­dern, sind gefragt. Aus­drück­lich auf­ge­führt in der Tou­ris­mus-Stra­te­gie ET 27 wer­den auch Stadt­teil­sa­nie­run­gen sowie die Erneue­rung der Tou­ris­mus­in­fra­struk­tur. Eben­so ste­hen nach­hal­ti­ge Tou­ris­mus­pro­jek­te mit Kreis­lauf­wirt­schaft auf der Agenda.

Zu den anvi­sier­ten Refe­renz­pro­jek­ten für Tou­ris­mus­pro­duk­te und ‑dienst­leis­tun­gen gehört etwa die Schaf­fung eines lan­des­wei­ten WLAN-Net­zes. Das Mot­to lau­tet: Por­tu­gal wird eine „Smart Desti­na­ti­on“. Ver­bes­sert wer­den sol­len auch die Infra­struk­tu­ren für den Schie­nen­ver­kehr und in den Häfen, ver­bun­den mit ent­spre­chen­den Ange­bo­ten an Mobi­li­tät. Ange­peilt wer­den in der por­tu­gie­si­schen Tou­ris­mus-Stra­te­gie zudem mehr bar­rie­re­freie Reise‑, Frei­zeit- und Kul­tur­ange­bo­te. Schließ­lich geht es auch um Vor­ha­ben, mit denen mehr inter­na­tio­na­le Kon­gres­se, Kul­tur- und Sport­ver­an­stal­tun­gen ins Land geholt werden.

 

Wie soll das bezahlt werden?

 

Die Ertragskraft der portugiesischen Tourismusregionen variiert deutlich
Vor allem beim "Ertrag pro ver­füg­ba­rem Zim­mer" zei­gen sich die Unter­schie­de in der regio­na­len Tou­ris­mus­wirt­schaft Por­tu­gals. Quel­le: ET27

Vie­le tou­ris­ti­sche Unter­neh­men Por­tu­gals haben zu wenig Eigen­ka­pi­tal. Um die­se Schwä­che zu besei­ti­gen, braucht es bei Inves­ti­tio­nen Hil­fen wie Finan­zie­rungs­in­stru­men­te und För­der­maß­nah­men. Des­halb stell­te der Ver­band Turis­mo de Por­tu­gal im März eine Dar­le­hens­li­nie „Lin­ha de Apo­io à Qua­li­fi­ca­ção da Ofer­ta 2017–2018“ vor. Sie wur­de part­ner­schaft­lich mit Ban­ken und der Risi­ko­ka­pi­tal­ge­sell­schaft Por­tu­gal Capi­tal Ven­tures ent­wi­ckelt. Bis Ende nächs­ten Jah­res stellt sie ins­ge­samt rund 90 Mil­lio­nen Euro bereit. Tou­ris­mus­un­ter­neh­men, sowohl klei­ne wie auch grö­ße­re, kön­nen das Geld für mit­tel- und lang­fris­ti­ge Inves­ti­ti­ons­pro­jek­te bean­tra­gen. Die­se müs­sen die Qua­li­tät des tou­ris­ti­schen Ange­bots ver­bes­sern oder inno­va­ti­ve Betrie­be, neue tou­ris­ti­sche Akti­vi­tä­ten bzw. gas­tro­no­mi­sche Unter­neh­men schaffen.

Tou­ris­mus­pro­jek­te unter­stützt auch der EU-För­der­rah­men Por­tu­gal 2020 . Das geschieht sowohl inner­halb der regio­na­len als auch der gro­ßen the­ma­ti­schen Pro­gram­me. Dar­in geht es zum Bei­spiel um die För­de­rung der Wett­be­werbs­fä­hig­keit, der Nach­hal­tig­keit und Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz sowie der Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums. Bei der Finan­zie­rung von Maß­nah­men inner­halb der Tou­ris­mus-Stra­te­gie ET27 soll auch die kom­men­de EU-Haus­halts- und För­der­mit­tel­pe­ri­ode (2021 bis 2027) hel­fen. So kann es dann kon­ti­nu­ier­lich weitergehen.

 

Wohin wen­den sich deut­sche Unternehmen?

 

Portugal hat fünf strategische Tourismusmärkte, darunter Deutschland
Deutsch­land – einer von fünf stra­te­gi­schen Tou­ris­mus­märk­ten Por­tu­gals. Quel­le: ET27

Wer sich als Deut­scher unter­neh­me­risch im Por­tu­gal-Tou­ris­mus enga­gie­ren will, soll­te auf die beson­de­re Ver­net­zung der Außen­han­dels­kam­mer in Por­tu­gal (AHK) set­zen. Ver­stärkt seit 2014 hat die­se deut­sche Tech­no­lo­gie­an­bie­ter und Dienst­leis­ter mit por­tu­gie­si­schen Tou­ris­mus­un­ter­neh­men zusam­men­ge­bracht. Im Okto­ber 2017 wird die AHK eine Geschäfts­rei­se zum The­ma Solar- und Bio­en­er­gie im por­tu­gie­si­schen Tou­ris­mus durch­füh­ren. Ansprech­part­ner bei der Deutsch-Por­tu­gie­si­schen Indus­trie und Han­dels­kam­mer ist Pau­lo Aze­ve­do. Ihn erreicht man per E‑Mail über die Adres­se paulo-azevedo@ccila-portugal.com und tele­fo­nisch über die Num­mer +351 213/211–204.

 

Hin­ter­grund: Die Bedeu­tung des Tou­ris­mus für Portugal

 

In Por­tu­gal ist der Tou­ris­mus mit sei­nen 328.000 Beschäf­tig­ten (mehr als sie­ben Pro­zent der Erwerbs­tä­ti­gen) der wesent­li­che Wirt­schafts­fak­tor. Rei­se­dienst­leis­tun­gen lie­gen mit einem finan­zi­el­len Wert von knapp 12,7 Mil­li­ar­den Euro und einem Anteil von 16,6 Pro­zent am Export des Lan­des noch knapp vor den Inves­ti­ti­ons­gü­tern (16,5 Pro­zent). Der Unter­schied liegt im jewei­li­gen Sal­do der Han­dels­bi­lanz. Im Tou­ris­mus weist er ein hohes Plus aus. Das trägt in ent­schei­den­dem Maße zum Über­schuss in der gesam­ten por­tu­gie­si­schen Han­dels­bi­lanz bei.

Infografik zum Anteil der Übernachtungsgäste in Portugal 2005 und 2015
Deutsch­land ist immer ein rela­tiv sta­bi­ler Aus­lands-Part­ner im Por­tu­gal-Tou­ris­mus geblie­ben. Hier ein Blick auf die Über­nach­tun­gen in regis­trier­ten Beher­ber­gungs­be­trie­ben. Quel­le: ET27

Laut World Tra­vel & Tou­rism Coun­cil kam die por­tu­gie­si­sche Tou­ris­mus­bran­che im ver­gan­ge­nen Jahr auf einen direk­ten Anteil von 6,4 Pro­zent am Brut­to­in­lands­pro­dukt. Ein­schließ­lich indi­rek­ter und indu­zier­ter Bei­trä­ge (etwa Inves­ti­tio­nen, Regie­rungs­aus­ga­ben, Bezü­ge hei­mi­scher Waren und Dienst­leis­tun­gen, Aus­ga­ben von Tou­ris­mus­be­schäf­tig­ten) lag der BIP-Anteil des Tou­ris­mus sogar bei 16,6 Prozent.

Fazit: Die in der neu­en Tou­ris­mus-Stra­te­gie vor­ge­se­he­nen Zuwäch­se auf 80 Mil­lio­nen Über­nach­tun­gen (Jah­res­durch­schnitt: plus 4,2 Pro­zent) und 26 Mil­li­ar­den Euro an Export­ein­nah­men (plus 7 Pro­zent pro Jahr) bis 2027 sind sehr ambi­tio­niert. Aber wenn sie Wirk­lich­keit wer­den, stärkt das nicht nur die Bran­che selbst. Auch die gesam­te por­tu­gie­si­sche Wirt­schaft wird wesent­lich profitieren.

Hans-Joachim Allgaier
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Hans-Joachim Allgaier

Deutscher Journalist mit Know-how in Public Relations/Marketing/Corporate Communications - Portugal-/Algarve-/Alentejo-Liebhaber

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