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Tep­pi­che weben aus Kork: Por­tu­gal macht immer mehr aus der Eichenrinde

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Por­tu­gal kom­bi­niert neu­er­dings zwei tra­di­tio­nel­le Her­stel­lungs­tech­ni­ken – die von Kork und von geweb­ten Tep­pi­chen wie Bei­riz oder Arraio­los. Her­aus kom­men die ers­ten geweb­ten Kork-Tep­pi­che der Welt. Trei­ben­de Kraft hin­ter der neu­en Pro­dukt­idee sind Desi­gne­rin Sus­a­na God­in­ho und Mana­ger Sónia And­ra­de. Bei­de haben in Mozelos, süd­lich der Stadt Por­to, das Start-up TD Cork – Tape­tes Deco­ra­tivos com Cor­ti­ça, Lda., gegrün­det. Geför­dert wird es von Amo­rim Cork Ven­tures (ACV). Dabei han­delt es sich um den welt­weit ein­zi­gen Inku­ba­tor, also eine Art Unternehmens-„Brutkasten“, der sich aus­schließ­lich dem Geschäft mit Kork wid­met. Der Roh­stoff wird aus der Rin­de der Kork­ei­che gewon­nen, die in Por­tu­gal vor allem an der Algar­ve und im Alen­te­jo ver­brei­tet ist.

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So wird der Kork aus der Eichen­rin­de gewon­nen. Foto: Amorim

„Die ein­zig­ar­ti­gen Eigen­schaf­ten von Kork gaben mir die Mög­lich­keit, ein inno­va­ti­ves Pro­dukt zu ent­wi­ckeln und einen Kork­tep­pich in Kom­bi­na­ti­on mit ande­ren Mate­ria­li­en her­zu­stel­len“, erläu­tert Sus­a­na God­in­ho. 2014 brach­te sie die Idee in einen Wett­be­werb des Wag­nis­ka­pi­tal­fonds Amo­rim Cork Ven­tures ein. Die neue Her­stel­lungs­me­tho­de ist mitt­ler­wei­le patent­ge­schützt und die Pro­dukt­mar­ke unter dem Namen SUGO CORK RUGS® eingetragen.

Den Mehr­wert der neu­en Tep­pich­mar­ke sieht die por­tu­gie­si­sche Desi­gne­rin vor allem in den natür­li­chen Merk­ma­len des Korks, der Viel­zahl von Mus­tern und Far­ben und dem neu­ar­ti­gen krea­ti­ven Kon­zept. Pro­dukt­vor­tei­le sei­en zudem Halt­bar­keit, Wär­me- und Schall-Däm­mung, Feuch­tig­keits­re­sis­tenz und ver­min­der­tes Allergie-Risiko.

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Kork-Tep­pich im Außen­ein­satz. Foto: Sugo Cork Rugs

Neben Kork wer­den für die viel­sei­ti­gen und funk­tio­nel­len Tep­pi­che auch por­tu­gie­si­sche Wol­le und Baum­wol­le, recy­celt aus gro­ßen Indus­trie­pro­duk­tio­nen, verarbeitet.

Die Kol­lek­ti­on kom­bi­niert ein­fa­che und stil­vol­le Arbei­ten mit küh­ne­ren Lösun­gen, wel­che die natür­li­che Far­be des Korks mit einer oder meh­re­ren Far­ben der ver­wen­de­ten Tex­til­fa­sern ergänzen.

Kork-Tep­pi­che haben gro­ßes Poten­zi­al im Weltmarkt

„Wir haben sofort erkannt, dass die Idee ein gro­ßes Poten­zi­al für den Welt­markt hat“, stellt Nuno Bar­ro­ca, stell­ver­tre­ten­der Vor­stands­vor­sit­zen­der von Cor­ti­ce­i­ra Amo­rim Ven­tures fest: „Ein mit einem Web­stuhl her­ge­stell­ter Kork­tep­pich ist eine ganz beson­de­re Inno­va­ti­on“. Als Erfolgs­ga­ran­ten sieht er die „ästhe­ti­sche Viel­sei­tig­keit der Kol­lek­ti­on“ und die Tat­sa­che, dass Kork mit ande­ren nach­hal­ti­gen Mate­ria­li­en kom­bi­niert wer­de. „Das erfüllt einen der wich­tigs­ten Ansprü­che für den  Erfolg im Innen­ar­chi­tek­tur­markt“, so der Geschäftsmann.

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Die­ser Tep­pich-Web­stuhl kann Kork ver­ar­bei­ten. Foto: Amorim

Zusam­men mit dem Start-up inves­tier­te der por­tu­gie­si­sche Wag­nis­ka­pi­tal­ge­ber nach der Inku­ba­ti­ons­pha­se in ent­spre­chen­de Pro­duk­ti­ons­an­la­gen und in die Markt­ein­füh­rung der ers­ten geweb­ten Kork­tep­pi­che. Por­tu­gal gilt bei bei­dem als Welt­markt­füh­rer: bei der Kork-Pro­duk­ti­on und der Her­stel­lung von Tep­pi­chen. Bekannt sind vor allem Bei­riz- oder Arraio­los-Tep­pi­che. Bei­de sind auf das mitt­le­re und obe­re Markt­seg­ment aus­ge­rich­tet, in dem sich auch SUGO CORK RUGS (www.sugocorkrugs.com) posi­tio­niert haben. Vor­ran­gi­ge Ver­triebs­ka­nä­le für die geweb­ten Kork-Tep­pi­che sind spe­zia­li­sier­te Ein­zel­han­dels­ge­schäf­te sowie Part­ner­schaf­ten mit Design­fir­men und Archi­tek­tur­stu­di­os in den wich­tigs­ten Ziel­märk­ten. TD Cork als neu gegrün­de­tes Unter­neh­men ist bereits inter­na­tio­nal zer­ti­fi­ziert von Pen­ding BCorp. Die­se Orga­ni­sa­ti­on bewer­tet Unter­neh­men auf Basis deren öko­lo­gi­scher, sozia­ler und wirt­schaft­li­cher Leistungen.

Ers­tes Kork-Start-up Por­tu­gals ging 2016 mit neu­ar­ti­gen Flip­flops in den Markt

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Seit 2016 auf dem Markt: por­tu­gie­si­sche Kork-Flip­flops. Foto: Asportuguesas

Schon im Früh­jahr 2016 hat­te mit Eco­chic im knapp 30 Kilo­me­ter süd­lich von Por­to gele­ge­nen Mozelos ein ande­res von Amo­rim Cork Ven­tures geför­der­tes Start-up sei­ne Geschäfts­tä­tig­keit auf­ge­nom­men. Es ver­treibt unter dem Mar­ken­na­men ASPORTUGUESAS eine Kol­lek­ti­on von 11 neu­ar­ti­gen Kork-Flip­flop-Model­len als viel­sei­ti­ge, anspruchs­vol­le Fuß­be­klei­dung, die gleich­zei­tig läs­sig und umwelt­freund­lich ist.

Die por­tu­gie­si­schen Flip­flops zeich­nen sich nicht nur durch ihre orga­ni­sche und kom­for­ta­ble Kork­soh­le aus, son­dern auch durch eine Palet­te an fro­hen Far­ben. Laut Eco­chic-Grün­der Pedro Abran­tes bie­tet das inno­va­ti­ve Design der Flip­flop-Soh­len mehr Kom­fort beim Gehen, ergo­no­mi­sche­re und kom­for­ta­ble­re Rie­men, eine wider­stands­fä­hi­ge­re Ver­bin­dung zwi­schen Rie­men und Soh­le sowie bes­se­re Grif­fig­keit auf nas­sen Wegen.

Abran­tes nennt die inno­va­ti­ven Pro­duk­te „ego­fri­end­ly foot­wear“: „Sie rich­ten sich an Män­ner und Frau­en, die Wert auf Design und Qua­li­tät der Roh­stof­fe legen – und dar­über hin­aus noch Spaß haben wol­len. Die­se Flip­flops sind für den Strand geeig­net, aber auch an die städ­ti­schen Bedin­gun­gen ange­passt“. Die ASPORTUGUESAS sind in Con­cept-Läden und Mul­ti­mar­ken-Filia­len des Schuh­han­dels erhält­lich sowie online unter www.asportuguesas.shoes.

Wis­sens­wer­tes über Kork

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Por­tu­gal lie­fert rund die Hälf­te der Welt-Kork­pro­duk­ti­on. Foto: Amorim

Die Kork­ei­che (lat. Quer­cus suber) ist ein immer­grü­ner Laub­baum, der stark im west­li­chen Mit­tel­meer­raum behei­ma­tet ist, ins­be­son­de­re in Por­tu­gal. Dort gibt es, vor allem im Hin­ter­land der Algar­ve und im Alen­te­jo, mehr als 720.000 Hekt­ar Kork­ei­chen­wäl­der, die für hoch­wer­ti­gen, nach­wach­sen­den Roh­stoff sor­gen. Die Kork­in­dus­trie hat erheb­li­che wirt­schaft­li­che Bedeu­tung für das Land im Süd­wes­ten Euro­pas. Der Pro­duk­ti­ons­an­teil Por­tu­gals liegt bei rund 50 Pro­zent. Spa­ni­en erzeugt 30 Pro­zent, Marok­ko, Alge­ri­en und Tune­si­en zwi­schen sechs und vier Pro­zent, Ita­li­en drei Pro­zent und Frank­reich zwei Pro­zent des Korks in der Welt.

Kork­ei­chen­be­stän­de gel­ten als wider­stands­fä­hig bei Wald­brän­den, min­dern die Ero­si­on, spei­chern gut Was­ser und hel­fen sehr mit, die Bil­dung von Wüs­ten zu ver­mei­den. Fer­ner bin­den die Kork­ei­chen­be­stän­de in der Mit­tel­meer­re­gi­on so viel Koh­len­di­oxid, dass damit der jähr­li­che Aus­stoß von deut­lich mehr als drei Mil­lio­nen Autos neu­tra­li­siert wer­den kann.

Eine aus­ge­wach­se­ne Kork­ei­che erreicht rund zwei bis fünf Meter Stamm-Umfang und bis zu 30 Metern Höhe. Wird sie gut gepflegt und bewirt­schaf­tet, kann sie bis zu 250 Jah­re alt wer­den. In Por­tu­gal und Spa­ni­en dient der Kork­ei­chen­wald eini­gen Tie­ren wie etwa dem Par­del­luchs, dem spa­ni­schen Kai­ser­ad­ler und der Gross­trap­pe als Lebens- und Rück­zugs­raum. Er ist hier auch das Über­win­te­rungs­ge­biet von mehr als 50.000 Kra­ni­chen aus ganz Europa.

Rund 30 Jah­re nach sei­ner Pflan­zung wird ein sol­cher Baum inter­es­sant für die Kork­ge­win­nung: Erst dann kann die Rin­de erst­mals vom Stamm geschält wer­den. Danach ist das alle acht bis zwölf Jah­re mög­lich. Geschält wird höchs­tens ein Drit­tel der Rin­de eines Baums. Bei jeder Schä­lung lie­fert ein Stamm zwi­schen 50 bis 150 Kilo­gramm. Schä­den erlei­det die Kork­ei­che beim Schä­len nicht, son­dern es wird dadurch die Neu­bil­dung der Rin­de ange­regt. Denn als einer der weni­gen Bäu­me ist die Kork­ei­che in der Lage, die Rin­de immer wie­der neu zu bil­den. Sie ist stark elas­tisch und besteht haupt­säch­lich aus Zel­lu­lo­se. Die unge­wöhn­li­che Robust­heit der Rin­de schützt die Kork­ei­che gut vor Dür­ren, Feu­ers­brüns­ten und mecha­ni­schen Beschädigungen.

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Sogar als stra­pa­zier­fä­hi­ger Ersatz für Sitz­be­zü­ge in Stra­ßen­bah­nen kann Kork ein­ge­setzt wer­den. Foto: Siemens

Hier die wich­tigs­ten Vor­tei­le der Kork­ei­chen-Rin­de: sehr leicht, elas­tisch und kom­pri­mier­bar, undurch­läs­sig für Flüs­sig­kei­ten und Gase, sehr gute Wär­me- und Schall-Däm­mung, feu­er­hem­mend, hoch abrieb­fest, all­er­gie­hem­mend und mit ange­neh­mer Oberfläche.

Die Kork­ei­che wird in Por­tu­gal häu­fig als Sym­bol ein­ge­setzt. So füh­ren vie­le Städ­te den cha­rak­te­ris­ti­schen Baum in ihrem Wap­pen geführt. Aus Anlass der EU-Prä­si­dent­schaft Por­tu­gals ließ das Land 2007 eine Zwei-Euro-Gedenk­mün­ze mit dem Sym­bol der Kork­ei­che prägen

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Hans-Joachim Allgaier
Anzei­ge

Hans-Joachim Allgaier

Deutscher Journalist mit Know-how in Public Relations/Marketing/Corporate Communications - Portugal-/Algarve-/Alentejo-Liebhaber

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