Kreuzfahrt-Tourismus an der Algarve
Aufmerksame Besucher der Algarve hatten in den vergangenen zwei Jahren immer häufiger Gelegenheit, große Kreuzfahrtschiffe vor der südlichen Küste oder im Hafen von Portimão zu sehen.
Tatsächlich hat der Hafen an der Mündung des Rio Arade für die großem Kreuzfahrt-Linien durchaus noch nicht die Bedeutung wie die Häfen von Lissabon, Barcelona oder Venedig. Aber Portimão, die zweitgrößte Stadt in der südlichsten Region des portugiesischen Festlands, setzt viel auf die Beteiligung an einem weiter wachsenden Tourismus-Segment.
Eine stark wachsende Urlaubsform
Der Boom des Kreuzfahrt-Tourismus ist ungebrochen. Längst sind Kreuzfahrten nicht mehr nur ein luxuriöser Zeitvertreib der Reichen und Schönen. Die Besitzer und Betreiber einer weiter wachsenden Zahl an Kreuzfahrt-Riesen haben bereits vor Jahrzehnten begonnen, auch den Mittelstand der wohlhabenderen Industrienationen mit ihren Angeboten anzusprechen. Mussten Interessenten für Kreuzfahrten in den achtziger und neunziger Jahren noch vier- bis fünfstellige Beträge in US-$ pro Person für mehrtägige Aufenthalte an Bord eines der luxuriösen Kreuzfahrtschiffe aufbringen, so werben heute Portale wie "cruisestar.de" (www.cruisestar.de) mit Angeboten zu Preisen von weniger als 500 €.
Sowohl die Zahlen der Kreuzfahrt-Touristen als auch die Größe der Kreuzfahrt-Reedereien und ihrer Flotten wachsen weiter – trotz großer Bedenken, die zahlreiche Nichtregierungsorganisationen zu dieser Urlaubsform äußern. Denn mit den immer größeren Mega-Dampfern mit bis zu 5000 Passagieren und 3000 Besatzungsmitgliedern bewegen sich kleine Städte vor den Küsten der Welt, die – weitestgehend autark – kaum sehr viel mehr als Abfälle in den Häfen hinterlassen – aber dass in großem Maße, so die Vorwürfe vieler Umweltorganisationen.
Auch die Formen der klischeebehafteten Kreuzfahrten haben sich in unterschiedliche Richtungen bewegt, seit in den Nachkriegsjahren Serien wie "Love Boat" und "Traumschiff" über die weltweiten Bildschirme flimmerten. Heute arbeiten Veranstalter mit Stichworten wie Fun-Cruising auf Megaschiffen, Kreuzfahrten auf Großseglern, Minikreuzfahrten und Kreuzfahrt-Schnäppchen, Positionierungskreuzfahrten, Studienkreuzfahrten und Expeditionskreuzfahrten sowie Transatlantik-Kreuzfahrten. "Klassische Kreuzfahrten" weichen immer mehr "Themenkreuzfahrten".
Auch die "Konzepte" moderner Kreuzfahrten sind immer stärker erlebnisorientiert: spielte früher der Luxus alleine eine große Rolle, so versuchen die Reedereien heute, die Schiffe nachts fahren zu lassen, damit die Passagiere ihre Tage in möglichst exotischen Häfen für aufregende Landgänge zur Verfügung haben. Eine Folge dieser Konzepte: die Reedereien suchen nach immer mehr Häfen, die möglichst nicht weiter als 200–250 Seemeilen von der nächsten Anlegestelle entfernt sind.
Portimão oder der Traum von Reichtum durch Seefahrt
Portimão, Heimathafen einer kleinen Flotte von Fischtrawlern, liegt nahezu ideal auf den Streckenführungen von vielen Kreuzfahrtschiffen. Zwischen Lissabon und Gibraltar, am Übergang zwischen Mittelmeer und Atlantik, zwischen Europa und Afrika und eingefasst in eine der schönsten Felsküsten der sieben Meere, bietet die Stadt am Rio Arade eine Fülle von Attraktionen für große Mengen von Seefahrern – dachten die hohen Herren des Magistrats von Portimão.
Da der Hafen der Stadt allerdings nicht tief genug für Kreuzfahrtschiffe war, beschlossen die Herrscher über die kommunalen Etats der chronisch klammen Stadt, mit millionenschweren Aufwendungen das Hafenbecken ausbaggern zu lassen.
Die Hoffnung, die sich seinerzeit hinter diesem Entschluss verbarg, war, dass mit den Kreuzfahrtschiffen Reichtum über Portimão hereinbrechen würde.
Das ist Jahre her.
Die Situation heute stellt sich etwas anders dar. Die Stadt ist nahezu zahlungsunfähig, eine Oberbürgermeisterin hat die Amtsgeschäfte übernommen, und die vergangenen Jahre mit Kreuzfahrtschiffen im nach wie vor tristen Hafen haben weder dem Säckel der Stadt noch Händlern, Gastronomen oder Hoteliers wirklich nennenswerte Einnahmen gebracht.
Die Denkfehler in den Planungen der Stadtoberen:
Der Hafen liegt vergleichsweise weit weg vom Mittelpunkt der Stadt, die Gäste der Kreuzfahrtschiffe finden mit all-inklusive-Paketen an Bord alles, was sie sich an gastronomischen Aufmerksamkeiten wünschen können, und die Erträge für Ausflüge, die für Aufenthalte in Portimão angeboten werden, fließen direkt an die Touristikkonzerne, die auch die Kreuzfahrten vertreiben.
Der Trost für die Stadt und die Region:
Vielleicht entdecken die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe bei ihren kurzen Stopps in Portimão oder bei den Ein- und Ausfahrten vom Schiff aus die Schönheit der Algarve.
Und kehren dann später zurück in die Stadt am Rio Arade, um ihr Geld hier auszugeben.
Denn: die Hoffnung stirbt zuletzt…
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der Bericht ist ja schon etwas älter und ich komme gerade aus Portugal zurück. Es stimmt, im Hafen von Portimão kann man tatsächlich sehr viele Kreuzfahrtschiffe sehen! Ich find es aber persönlich nicht störend. Passt irgendwie 🙂