Wanderrouten

Cos­ta Vicen­ti­na: Eine Wan­de­rung (Teil 4)

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Ers­te Etap­pe auf dem His­to­ri­schen Weg.

Mein ers­ter 'rich­ti­ger' Wan­der­tag ver­sprach, für mei­nen Geschmack deut­lich zu heiß zu wer­den. Nach der ers­ten Nacht in mei­nem herr­lich durch­lüf­te­ten und mücken­frei­en 'Turm­zim­mer' in der Müh­le beschloss ich also, die­se wun­der­ba­re Unter­kunft und die wohl­tu­en­de Herz­lich­keit mei­ner Gast­ge­ber noch eine wei­te­re Nacht zu genie­ßen. Zumal laut Wan­der­füh­rer der Ziel­ort der ers­ten Etap­pe auf dem his­to­ri­schen Weg, Vale Seco, mehr eine Streu­sied­lung ist und kaum Über­nach­tungs­mög­lich­kei­ten bietet.

Von Sant­ia­go do Cacem nach Vale Seco bzw. umgekehrt

Costa Vicentina
Etap­pen­be­ginn nahe Vale Seco

Fran­zis­ka hat­te ange­bo­ten, mich auf 'Zuruf' hin von unter­wegs (falls mir die Etap­pe zu lang wür­de) oder am Ziel abzu­ho­len. Da ich ihre Groß­zü­gig­keit aber nicht über Gebühr in Anspruch neh­men woll­te, dreh­te ich die Etap­pe kur­zer­hand um. Per 'Auto­stop' tramp­te ich mit João, einem Por­tu­gie­sen, der sei­nem bra­si­lia­ni­schen Freund Samu­el auf Euro­pa­rei­se die Gegend zei­gen woll­te, nach Vale Seco und wan­der­te von dort zurück, nur mit dem Nötigs­ten an Gepäck auf dem Rücken, dafür mit reich­lich Wasser.

Vale Seco heißt tro­cke­nes Tal…

Portugal
Vieh­her­de am Wegrand

Der Weg führ­te von eini­gen weni­gen Häu­sern an klei­ne­ren Vieh­her­den vor­bei zunächst durch noch grü­ne Täler mit unzäh­li­gen Fal­tern und Schmet­ter­lin­gen und vie­len Sing­vö­geln. Spä­ter ging es über wel­li­ge Hügel abwech­selnd durch Euka­lyp­tus­wäld­chen und Kork­ei­chen­hai­ne. Fel­der und Wei­den am Weges­rand waren gelb getrock­net, das Vieh – Rin­der, Scha­fe oder auch Zie­gen mit wun­der­schön 'gedrech­sel­ten' Hör­nern – sam­mel­te sich zumeist an Res­ten von Bach­läu­fen oder im eher lich­ten Schat­ten der Eichen. Bei ande­ren Tem­pe­ra­tu­ren bzw. etwas frü­her im Jahr hät­te ich die­se Etap­pe ver­mut­lich über wei­te Stre­cken genos­sen. So aber wur­de die Hit­ze bald drü­ckend; so vie­le Trink­pau­sen wie an die­sem Tag habe ich im Leben noch nicht an einem ein­zi­gen Tag gemacht.

Kein Schat­ten – nirgends

Algarve
Grü­nes Tal nahe Vale Seco

Kork­ei­chen­hai­ne sind wun­der­bar anzu­schau­en, aber sie spen­den kei­nen wirk­lich tol­len Schat­ten, eben­so­we­nig Euka­lyp­tus­wäl­der, die dazu noch als rei­ne Plan­ta­gen für indus­tri­el­le Ver­wer­tung für mein Emp­fin­den wenig bis gar kei­ne öko­lo­gi­sche oder sons­ti­ge Attrak­ti­vi­tät auf­wei­sen. An einer Stel­le war gera­de die 'Ern­te' in vol­lem Gan­ge. Eine Tre­cker schnitt mit einem Grei­fer die Stäm­me ab, zer­klei­ner­te sie – raps, raps, raps – inner­halb von weni­gen Sekun­den in 4–5 Stü­cke, die spä­ter auf zwei auf dem knö­chel­tief rot­stau­bi­gen Weg war­ten­de LKWs gela­den wur­den. Inner­halb kür­zes­ter Zeit ent­stand so ein Kahlschlag.

Korkeichen
Rast­platz unter Korkeiche

Im Lauf des Tages wech­sel­te sich neu­gie­ri­ge Freu­de über Ent­de­ckun­gen am Weges­rand und die wun­der­vol­len Kork­ei­chen ab mit zuneh­men­der Erschöp­fung. Ohne Son­nen­hut wäre ich einem Son­nen­stich sicher nah gewe­sen, auch so klopf­te mir das Herz in der Hit­ze manch­mal bis zum Hals, und so leg­te ich mich oft unter die Bäu­me und träum­te in Betrach­tung der Kork­rin­de vor mich hin. Frag­te mich aller­dings zuwei­len auch, was ich hier eigent­lich woll­te und war­um ich mir solch eine Anstren­gung eigent­lich antue. Quä­le­rei soll­te Urlaub ja eigent­lich eher nicht sein.

Der Plan wird geändert

West-Algarve
Geschäl­te Korkeichen

Der Aus­gangs­plan war gewe­sen, den his­to­ri­schen Weg bis zur Süd­west­spit­ze in elf Tages­etap­pen zu erwan­dern und mich dann auf dem Fischer­weg wie­der gen Nor­den zu han­geln. Soweit die Idee. Ich hat­te dabei aber nicht mit Tem­pe­ra­tu­ren bis zu 35°C gerech­net. Außer­dem war dies Früh­jahr in der Regi­on wohl sehr warm und regen­arm und die Land­schaft extrem tro­cken. So geriet die­ser ers­te Wan­der­tag, 25 km bei sen­gen­der Hit­ze und wenig Wind, zu einer ziem­li­chen Tor­tur trotz 3 Litern Was­ser unter­wegs und zahl­rei­cher Pau­sen. Am Abend war ich völ­lig bedient. Drum reif­te bei einer letz­ten Rast mit Kork­rin­de-Gucken die Idee, alle Plä­ne sau­sen zu las­sen, gleich an die Küs­te zu gehen und fort­an von Tag zu Tag zu pla­nen. Erleich­tert bekam ich die 'zwei­te Luft' und wan­der­te in den Abend hin­ein bis  nach Sant­ia­go do Cacem zurück, kauf­te dort in einem Super­markt noch Zuta­ten für einen lecke­ren Som­mer­sa­lat und mach­te mich dann zum zwei­ten Mal auf zur Müh­le und einem ent­spann­ten Abend im und am Natur-Pool mit Frosch­kon­zert zum Sonnenuntergang.

Alentejo
Auch die Tie­re suchen Schatten
Rota Vicentina
Unter­wegs von einer Wasserstelle
Korkeiche
Kork­ei­chen säu­men den Weg nach Sant­ia­go do Cacem
Anzei­ge

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