Wanderrouten

Cos­ta Vicen­ti­na: Eine Wan­de­rung (Teil 2)

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Pla­nung und Übersicht

Portugal
Ori­en­tie­rungs­hil­fe

An die­ser Stel­le will ich nur einen klei­nen Über­blick geben. Zunächst zur vor­be­rei­ten­den Pla­nung und zum Fern­wan­der­weg 'Rota Vicentina'.

Im nächs­ten Bei­trag fol­gen ers­te Ein­drü­cke und wie schnell und war­um mein per­sön­li­cher Plan dann auch ziem­lich fix wie­der über den Hau­fen geschmis­sen wur­de. Und jetzt wün­sche ich viel Spaß beim Lesen des 2. Teils der Wanderung.

 

 

 

Wie es dazu kam – die Planung

 

Eigent­lich – mit etwas mehr Zeit – woll­te ich auf die Azo­ren. Wegen einer Hoch­zeit in mei­ner Fami­lie Ende Juni konn­te ich statt der ange­peil­ten drei Wochen aber 'nur' zwei­ein­halb unter­wegs sein. Also mach­te ich mich auf die Suche nach einem gut und eini­ger­ma­ßen fix zu errei­chen­den Wan­der­ziel. Und wenn im Juni ver­rei­sen, dann auch gern mit Aus­sicht auf Bade­mög­lich­kei­ten. Und eini­ger­ma­ßen sta­bi­les Wetter.

Storch
Wohin soll's gehen?

Da mir 'die' Algar­ve schon län­ger im Kopf als poten­ti­el­les Ziel her­um­spuk­te, fing ich an, dar­über zu recher­chie­ren. Bis­her hat­te ich immer gehört, Wan­der­we­ge und Por­tu­gal, das sei so eine Sache. Wan­der­kar­ten eben­so. Nun stieß ich auf zwei Rou­ten: zum einen die Via Algar­vi­a­na (GR13), die über 300 km das gesam­te Hin­ter­land der Algar­ve von Alcou­tim im Nord­os­ten bis zum Cabo de São Vicen­te im Süd­wes­ten durch­zieht. Also nichts mit Baden, daher für die­ses Mal ausgeschlossen.

Zum ande­ren die 2012 ein­ge­rich­te­te 'Rota Vicen­ti­na', die mit eini­gen Vari­an­ten auf ins­ge­samt 400 km Wan­der­we­gen an der west­li­chen Atlan­tik­küs­te durch den 'Par­que Natu­ral do Sudo­es­te Alen­te­ja­no e Cos­ta Vicen­ti­na' führt. Das klang in mei­nen Ohren viel­ver­spre­chend. Und wenn es noch eines Ansto­ßes bedurft hät­te, wäre sicher­lich die begeis­ter­te Unter­stüt­zung durch Alex Kroll ein Züng­lein an der Waa­ge gewe­sen. Da die 'Macher' der Rota Vicen­ti­na bei Anfra­gen – sicher­lich oft zu Recht – erst­mal auf die FAQs ver­wei­sen und ich mit detail­lier­te­ren Fra­gen etwas hart­nä­ckig nach­ha­ken muss­te, war Alex, an den ich mich über die Algar­ve-Ent­de­cker-Sei­te mit Fra­gen wand­te, ein Quell der Infor­ma­tio­nen zur Algar­ve. Und uner­war­tet sehr prä­sent mit sei­ner Begeis­te­rung und Ange­bo­ten zur Unter­stüt­zung in viel­fäl­ti­ger Form. Aus einem von ihm vor­ge­schla­ge­nen 'kur­zen Tele­fo­nat' zum bes­se­ren Beant­wor­ten mei­ner Fra­gen wur­de ein ziem­lich lan­ges, und so war ich 'hoo­ked'. Bekam als Por­tu­gal-Neu­ling eini­ges an Infor­ma­tio­nen mit auf den Weg und Hin­wei­se, was wo zu fin­den sein könn­te. Und Neu­gier­de auf die­se Ecke der Algar­ve, die merk­lich weni­ger bekannt und besucht ist als die süd­li­che Küs­te, deren Bil­der man von Algar­ve-Füh­rern und Post­kar­ten sofort im Kopf hat. Die West­küs­te ist schon optisch völ­lig anders (ande­res Gestein), tou­ris­tisch wenig erschlos­sen und durch­gän­gig Naturpark.

Costa Vicentina
Ver­lo­cken­de Küste

Über­sicht über den Fern­wan­der­weg Rota Vicentina

 

Rota Vicentina
Über­sicht über die Teil­stre­cken der Rota Vicentina/Quelle: www.rotavicentina.com

Seit 2012 gibt es die­sen Fern­wan­der­weg ent­lang der Süd­west­küs­te Por­tu­gals. Genau genom­men sind es zwei Wege bzw. ein Wege­netz mit diver­sen klei­nen 'Schlau­fen' in den Pro­vin­zen Alen­te­jo und Algar­ve. Die Rota bie­tet Wan­de­rern viel­fäl­ti­ge Mög­lich­kei­ten vom mehr­stün­di­gen Spa­zier­gang oder ein­zel­nen Tages­etap­pen, die sich leicht per Miet­wa­gen und/oder Taxi­trans­port von einer fes­ten Unter­kunft aus bewerk­stel­li­gen las­sen, bis hin zur Fern­wan­de­rung über meh­re­re Wochen. Von selbst orga­ni­sier­tem Ent­de­cken bis zur durch­or­ga­ni­sier­ten Rei­se mit oder ohne Wan­der­füh­rer oder Gepäck­trans­port. So ist für vie­ler­lei Geschmä­cker etwas dabei.

Ent­stan­den ist die Rota Vicen­ti­na durch den Zusam­men­schluss meh­re­rer Orga­ni­sa­tio­nen, die sich die För­de­rung des länd­li­chen Tou­ris­mus in der Algar­ve-Regi­on, aber auch den rück­sichts­vol­len Umgang mit und die Bewah­rung der Natur der Cos­ta Vicen­ti­na auf die Fah­nen geschrie­ben haben. Man besann sich auf die tra­di­tio­nell von Pil­gern und Wan­de­rern benut­zen Wege im Bin­nen­land und ver­band sie zum his­to­ri­schen Weg.

Eben­so wur­den die alten Küs­ten­pfa­de der Fischer als Grund­la­ge für den Küs­ten­wan­der­weg genom­men. Nicht immer zur Freu­de der Namens­ge­ber und z.T. bis heu­te mit Ver­hand­lun­gen um Wege­rech­te und gele­gent­lich einem Umweg land­ein­wärts ver­bun­den, wo die­se bis­lang nicht geklärt oder ein­ge­räumt wurden.

 

Ein Natur­park – ide­al für sanf­ten Tourismus

 

Algarve Küste
Die Küs­ten­li­nie der Cos­ta Vicen­ti­na ist Naturpark

Wie auch immer man die­se Gegend erkun­den möch­te, eines ist bis­her gewiss:  die­se Küs­ten­re­gi­on ist etwas für Natur­lieb­ha­ber. Auf vie­len Teil­stre­cken begeg­net man nur hin und wie­der über­haupt jeman­dem, tou­ris­ti­sche Infra­struk­tur ist in aus­rei­chen­dem Maß vor­han­den, aber sehr dezent – die meis­ten Por­tu­gal­rei­sen­den urlau­ben anders­wo. Appart­ment­an­la­gen oder Hotels fin­den sich im Ver­gleich zur süd­li­chen Algar­ve-Küs­te eher in 'homöo­pa­thi­scher Dosis'. Es gibt eini­ge Surfspots um Arrif­a­na, Car­ra­pa­tei­ra und auch Alje­zur her­um, die etwas betrieb­sa­mer sind. Ins­ge­samt liegt die Vicen­ti­na-Küs­te – zumin­dest außer­halb der Haupt­sai­son im Juli/August – noch in einem erstaun­li­chen Dorn­rös­chen-Schlaf. Die 'Macher' der Rota Vicen­ti­na bemü­hen sich dar­um, das 'Auf­we­cken' sanft zu gestal­ten. Dass die gesam­te Regi­on von Sines im Alen­te­jo bis Burg­au west­lich von Lagos zum Natur­park erklärt wur­de (Par­que Natu­ral do Sudo­es­te Alen­te­ja­no e Cos­ta Vicen­ti­na), hilft, Bau­sün­den weit­ge­hend zu vermeiden.

 

Die Teil­stre­cken der Rota Vicentina

 

Camin­ho His­tóri­co – his­to­ri­scher Weg

 

Rota Vicentina
Rota Vicen­ti­na – Mar­kie­rung 'Camin­ho Histórico'

Der 'his­to­ri­sche Trail' – die grü­ne Linie in der obi­gen Über­sicht – umfasst 11 Etap­pen mit ins­ge­samt 213 km von Sant­ia­go do Cacem bis zum Cabo de São Vicen­te. Dazu kommt noch eine Ver­bin­dungs­etap­pe, die im Nor­den zwi­schen Sant­ia­go do Cacem und Por­to Covo auf 18 km die bei­den trails ver­bin­det. Die Tages­etap­pen erge­ben sich nahe­zu von allein durch die Sied­lun­gen, die Über­nach­tungs­mög­lich­kei­ten bie­ten. Die Mar­kie­rung ist weiß-rot.

 

Tril­ho dos Pes­ca­do­res – Fischerpfad

 

Wandern
Rota Vicen­ti­na – Mar­kie­rung 'Tril­ho dos Pescadores'

Der grün-blau mar­kier­te 'Fisherman's trail' – in der Über­sicht in blau – bie­tet 75 km in vier zusam­men­hän­gen­den Etap­pen zwi­schen Por­to Covo und Ode­ce­i­xe. Dazu kom­men fünf 'Cir­cuits' zwi­schen 6 und 14 km Län­ge, die sich auf Teil­stre­cken als Alter­na­tiv­rou­ten oder in Kom­bi­na­ti­on der bei­den Haupt­rou­ten als Rund­we­ge eignen.

 

 Per­cur­sos Cir­cu­la­res – Rund­we­ge der Cos­ta Vicentina

 

Hiking
Rota Vicen­ti­na – Mar­kie­rung 'Per­cur­sos Circulares'

Zu den im Juni 2015 vor­han­de­nen Rund­we­gen sind inzwi­schen vier neue 'cir­cu­lar rou­tes' mit wie­der­um ins­ge­samt 46 km dazu­ge­kom­men. Die­se sind rot-gelb mar­kiert und enden jeweils wie­der am Ausgangspunkt.

Die durch Frei­wil­li­ge gepfleg­te Mar­kie­rung an der gesam­ten Rota Vicen­ti­na ist meist her­vor­ra­gend. Ver­lau­fen kann man sich mit ein wenig Auf­merk­sam­keit so gut wie nir­gends, unab­hän­gig von der Wan­der­rich­tung. Die Weg­mar­ken sind auf der Bin­nen­land­rou­te in regel­mä­ßi­ge­nen Abstän­den und an jeder unüber­sicht­li­chen Stel­le an Bäu­men, Mau­ern etc. ange­bracht. Der Fischer­weg ist mit nied­ri­gen Holz­pfos­ten, teils auch mit Farb­mar­kie­run­gen oder Pfei­len auf Stein­männ­chen über­all pro­blem­los kennt­lich. Häu­fig sind auch an Weg­kreu­zun­gen gekreuz­te Zei­chen ange­bracht, die signa­li­sie­ren:  hier geht's nicht lang! Win­kel und Pfei­le wei­sen meist ein­deu­tig die Wanderrichtung.

 

Die Web­sei­te der Rota Vicentina

 

Wanderungen
Web­sei­te www.rotavicentina.com

Die her­vor­ra­gend gemach­te Web­sei­te der Rota Vicen­ti­na wird stän­dig aktua­li­siert und wei­ter ver­bes­sert. Sie bie­tet inzwi­schen einen gro­ßen Fun­dus an hilf­rei­chen Infor­ma­tio­nen (bis­her auf Por­tu­gie­sisch und Eng­lisch) und zeigt zahl­rei­che Ser­vice-Ange­bo­te auf, die von der Orga­ni­sa­ti­on selbst oder durch Part­ner­un­ter­neh­men ange­bo­ten wer­den. Das reicht vom online-Tou­ren­pla­ner über Vor­ab­bu­chung der Unter­kunft bei ange­schlos­se­nen Anbie­tern bis hin zum Taxi- oder auch nur Gepäck­trans­port. Wer will, kann also sei­ne Tour vor­ab von A bis Z durch­pla­nen bis ins Detail oder sich auch von vorn­her­ein einer orga­ni­sier­ten Rei­se anschließen.

Natur­ge­mäß wer­den von den 'Machern' der Rota die ange­schlos­se­nen Part­ner pro­mo­tet, allen vor­an die 'Grün­der­vä­ter' oder- müt­ter der 'Casas Bran­cas', einem Zusam­men­schluss länd­lich-typi­scher, meist recht kom­for­ta­bler, oft ori­gi­nel­ler Unter­künf­te. Die­se sind aber natür­lich bei wei­tem nicht die ein­zi­gen Gast­ge­ber in der Regi­on. Nicht jeder Anbie­ter von Unter­künf­ten oder Dienst­leis­tun­gen ist damit glück­lich oder bereit, regel­mä­ßig Bei­trä­ge für eine Auf­nah­me in die­sen Kreis zu zah­len. Wie bei vie­len ande­ren Din­gen auch, hilft es sicher­lich, mit kri­ti­schem Ver­stand zu sich­ten und den Wan­der­ur­laub nach den eige­nen Vor­lie­ben zu planen.

 

Mate­ri­al für unterwegs

 

Algarve Portugal
Wan­der­füh­rer Rota Vicentina
Costa Vicentina
Wan­der­kar­te Rota Vicentina

Ein Füh­rer mit Etap­pen­be­schrei­bun­gen (auch auf Deutsch) und eine Wan­der­kar­te ist durch eine Spen­de an die Orga­ni­sa­ti­on vor­ab zu bezie­hen, vor Ort gibt es das Mate­ri­al in den grö­ße­ren Orten im 'Turis­mo' und bei vie­len Part­nern der Rota kostenfrei.

Irgend­wo war zu lesen, die 'Rota Vicen­ti­na' sei einer der 10 schöns­ten Weit­wan­der­we­ge welt­weit. Nun, um das vor­weg zu sagen: Abge­se­hen davon, dass sol­che Bewer­tun­gen immer äußerst sub­jek­tiv und daher mit Vor­sicht zu genie­ßen sind, trifft eine solch begeis­ter­te Ein­schät­zung sicher­lich auf eini­ge Etap­pen der Rota zu, aber bei wei­tem nicht auf alle. Gene­rell gespro­chen, ist die Bin­nen­land­rou­te, also der his­to­ri­sche Weg, der ruhi­ge­re, eher länd­lich-beschau­li­che Wan­der­weg, das Spek­ta­ku­lä­re ist eher auf dem Küs­ten­weg zu fin­den. Es gab Tage auf mei­ner Wan­de­rung, da wäre ich bei­na­he nicht an mein Ziel gekom­men, weil es so viel zu schau­en und zu stau­nen gab. Hin­ter jeder Weg­bie­gung ein neu­es Stor­chen­nest, eine noch schö­ne­re Bucht, nis­ten­de Fal­ken, Küs­ten­for­ma­tio­nen und Far­ben, Pflan­zen und Sing­vö­gel, so vie­les, was zum Inne­hal­ten, Foto­gra­fie­ren oder schlicht Beob­ach­ten ein­lud. Die Gast­freund­schaft der Men­schen – mal unmit­tel­bar, mal etwas ver­bor­gen und erst nach einer 'Auf­tau-Pha­se' erkenn­bar – die habe ich über­all erfah­ren – eine Kost­pro­be bekam ich gleich zum Ein­stieg, über den ich im nächs­ten Teil berich­ten will.

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