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Algar­ve für Ent­de­cker-Buch­be­spre­chung: 111 Grün­de, Por­tu­gal zu lieben

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111 Grün­de…

 

Es gibt Dut­zen­de von Rei­se­füh­rern auf dem Markt über Por­tu­gal als Gesamt­heit oder des­sen tou­ris­tisch inter­es­san­te Regio­nen. Und nun erscheint just noch ein Buch über Kon­ti­nen­tal­eu­ro­pas süd­west­lichs­tes Land.

War das not­wen­dig? Ja, war es!

Inner­halb sei­ner Rei­he "111 Grün­de…." gab der Ber­li­ner Schwarz­kopf & Schwarz­kopf Ver­lag im April 2014 eine wei­te­re Fol­ge her­aus mit dem Titel "111 Grün­de, Por­tu­gal zu lieben".

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An der Ria For­mo­sa, Algar­ve – Copy­right Crea­ti­ve Commons

 

Sub­jek­ti­ve Lie­bes­er­klä­rung für ein fas­zi­nie­ren­des Land

 

Das Buch ist per se kein Rei­se­füh­rer, son­dern eine Lie­bes­er­klä­rung der Autorin Anne­gret Hein­old für die­ses momen­tan wirt­schaft­lich gebeu­tel­te, in jeder Bezie­hung jedoch fas­zi­nie­ren­de Land. Anne­gret Hein­old ist ohne Zwei­fel eine gro­ße Ken­ne­rin von Land und Leu­ten. Die Autorin lebt seit drei­ßig Jah­ren in Por­tu­gal, wohn­te erst im Süden, danach bis heu­te im Nor­den des Landes.

Im Vor­wort räumt die Autorin frei­mü­tig ein, dass das Buch aus sub­jek­ti­ver Sicht geschrie­ben wur­de. Der Unter­ti­tel heißt ja auch: "Eine Lie­bes­er­klä­rung an das schöns­te Land der Welt". Aber gera­de die­ser per­sön­li­che Blick, ver­bun­den mit den fun­dier­ten Kennt­nis­sen Hein­olds über Land und Leu­te, macht das Buch inter­es­sant, sowohl für erfah­re­ne Por­tu­gal-Afi­ci­o­na­dos als auch für Men­schen, die sich zum ers­ten Mal, aus wel­chen Grün­den auch immer, mit Por­tu­gal beschäftigen.

 

Über­sicht­li­che Struk­tur macht Freude

 

Die for­ma­le Struk­tur des 269-Sei­ten star­ken Paper­backs hilft dem Leser, sich gut zurecht­zu­fin­den. Das Buch besteht aus elf Haupt­ka­pi­teln, die ver­schie­de­ne Kate­go­rien abbilden:

  1. Bem-vin­do a Por­tu­gal – Will­kom­men in Portugal
  2. Boa via­gem – Gute Reise!
  3. Lis­boa, a cida­de bran­ca – Lis­sa­bon, die wei­ße Stadt
  4. Por­tu­gal e o mar – Por­tu­gal und das Meer
  5. Sul – Der Süden
  6. A vida por­tu­guesa – All­tag in Portugal
  7. Por­to – Metro­po­le im Norden
  8. A mel­hor cozin­hei­ra é a azeitei­ra – Die bes­te Köchin ist das Olivenöl-Kännchen
  9. O Nor­te – Der Norden
  10. A cul­tu­ra por­tu­gue­sa – Kul­tur in Portugal
  11. A vida notur­na – Aus­ge­hen, Fei­ern, Fes­te & Co

Die Haupt­ka­pi­tel wie­der­um bestehen jeweils aus acht bis zehn Abschnit­ten, jeder zwi­schen ein und drei Sei­ten lang. In jedem Abschnitt wird immer mit dem Wört­chen "weil" begin­nend ein spe­zi­el­ler Grund auf­ge­führt, Por­tu­gal zu lie­ben. Die Grün­de num­me­rie­ren sich fort­lau­fend durchs gan­ze Werk, bis man schließ­lich bei der Zahl 111 ange­langt ist.

So kann der Leser ent­schei­den, ob er sich von Anfang bis Ende das Buch zu Gemü­te führt, oder sich, je nach Gus­to und Zeit, The­men inner­halb ein­zel­ner Kapi­tel vor­nimmt. Hilf­reich sind die zahl­rei­chen Quer­ver­wei­se, die auf Stich­wör­tern basie­rend den Leser auf zu einem ähn­li­chen The­ma an ande­rer Stel­le des Buches füh­ren. Am Schluss des Buches hat Anne­gret Hein­old noch eine Aus­wahl an Bücher­tipps zusam­men­ge­stellt, eben­so wie eine Rei­he von nütz­li­chen links ins World Wide Web, die vor allem für Rei­sen­de gut brauch­bar sind.

 

Was Por­tu­gal lie­bens­wert macht

 

Selbst­ver­ständ­lich sind die Mehr­zahl der auf­ge­zähl­ten Grün­de, die Por­tu­gal lie­bens­wert machen, kei­ne wirk­li­chen Geheim­tipps son­dern (jeden­falls für den Por­tu­gal­ken­ner und Rei­se­füh­rer­le­ser) all­ge­mein bekann­te Tat­sa­chen. Die land­schaft­li­chen High­lights, wie z. B. das Dou­ro Tal, die Ria For­mo­sa an der Algar­ve, der Natio­nal­park Pene­da-Gerês im hohen Nor­den, der ruhi­ge Alen­te­jo, die Ser­ra Estra­la, sind eben­so in der Samm­lung der Lie­bens­wert­grün­de ent­hal­ten, wie die bei­den Groß­städ­te Lis­sa­bon und Por­to. Deren Beson­der­hei­ten wer­den jeweils in einem sepa­ra­ten Kapi­tel beschrie­ben. Und natür­lich gibt es dann doch noch eine Men­ge Geheimtipps.

Was sich jedoch fun­da­men­tal von den gän­gi­gen Rei­se­füh­rern unter­schei­det, ist der ganz per­sön­li­che Blick der Autorin und ihre zum Schmun­zeln anre­gen­den Anek­do­ten, die sie immer wie­der erfri­schend einstreut.

So wird das Ver­hält­nis der Por­tu­gie­sen zu reich­hal­ti­gem Essen und Trin­ken kennt­nis­reich und amü­sant von Hein­old beschrie­ben. Zwar kann man eini­ge Din­ge, wie z. B. die Espres­so-Kul­tur, oder den ent­spann­te­ren Umgang mit der Zeit, das Schwätz­chen zwi­schen­durch, all­ge­mein für süd­eu­ro­päi­sche Län­der bean­spru­chen, aber Hein­old arbei­tet die spe­zi­el­len por­tu­gie­si­schen Eigen­hei­ten gut her­aus. Das sind z. B. die Hei­lig­keit der Essens­zei­ten, die in Euro­pa ein­ma­li­ge Pas­tel­aria­kul­tur mit ihren viel­fäl­ti­gen und lecke­ren süßen Teil­chen, (an ers­ter Stel­le die welt­be­rühm­ten Past­eis de Nata), die Lie­be der See­fah­rer­na­ti­on zum ewig treu­en Freund, dem Bacal­hau (Stock­fisch) mit sei­nen Hun­der­ten Rezep­ten, die Spe­zia­li­tät der Stadt Por­to, die "Fran­ces­in­ha" – ein wah­rer Kalo­rien­berg von Bra­ten­fleisch, Schin­ken, Wurst und Käse zwi­schen zwei getoas­te­ten Brot­schei­ben. Dage­gen wirkt jeder Dop­pel Bur­ger wie ein Diätessen.

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Past­eis de Nata – Copy­right Crea­ti­ve Commons

 

Por­tu­gal – Land der sanf­ten Umgangsformen

 

Beson­ders stark ist das Buch in den Kapi­teln "Will­kom­men in Por­tu­gal", "All­tag in Por­tu­gal" oder "Por­tu­gie­si­sche Kul­tur". Hier erfährt man vie­le Facet­ten der por­tu­gie­si­schen Lebens­wei­se. Das Por­tu­gal das Land der sanf­ten Umgangs­for­men ist – was der Ver­fas­ser die­ser Zei­len sehr ger­ne bestä­ti­gen kann – wird von der Autorin warm­her­zig beschrie­ben und mit einer hüb­schen Anek­do­te unter­mau­ert. Klei­ne All­tags­kon­flik­te im öffent­li­chen Raum regelt der Por­tu­gie­se mit einer bei­spiel­lo­sen Höf­lich­keit und ohne die Stim­me spür­bar anzu­he­ben. Da kann der gestress­te Mit­tel­eu­ro­pä­er sich eini­ges abgucken.

Auch die von Hein­old beschrie­be­ne, heu­te noch vor­han­de­ne Treue der Por­tu­gie­sen zu ihren alter­tüm­li­chen Dro­g­a­ri­as (Eisen­wa­ren­lä­den), in denen es (fast) alles gibt, ist im Zeit­al­ter von Hyper­mer­ca­dos mit Selfscan­ning, ein wohl­tu­en­der Kon­trast zur übli­chen Konsumhektik.

Als eine ande­re lie­bens­wer­te, für den Durch­schnitts­rei­sen­den wohl kaum wahr­nehm­ba­re Tra­di­ti­on in Por­tu­gal, wird von Anne­gret Hein­old der "Volks­sport" der sonn­täg­li­chen Kran­ken­haus­be­su­che beschrieben.

Im Kapi­tel Nacht­le­ben geht das Buch unter ande­rem auf die für die meis­ten Leser nicht so bekann­te Jazz­kul­tur des Lan­des ein. Der Hot Club Por­tu­gal in Lis­sa­bon, als ältes­tes Jazz­lo­kal wird erwähnt, sowie die mitt­ler­wei­le in vie­len Lan­des­tei­len statt­fin­den­den Jazz­fes­ti­vals. Ein guter Anstoß für ent­spre­chend Inter­es­sier­te, sich dar­über wei­ter zu informieren.

Es wür­de hier den Rah­men spren­gen im Ein­zel­nen auf alle The­men im Buch ein­zu­ge­hen. Der Leser muss sich kei­ne Sor­gen machen – Anne­gret Hein­old hat wirk­lich nichts ver­ges­sen: alte und neue Archi­tek­tur, por­tu­gie­si­sche Flie­sen­kunst Azu­le­jos, Fado, Fati­ma, Nel­ken­re­vo­lu­ti­on, gra­ni­te­ne Mais­spei­cher, Atlan­ti­scher Oze­an und Strän­de, his­to­ri­sche Dör­fer, Oli­ven­öl, Port­wein, Flor de Sal, Reis­fel­der, Fischer­boo­te, Ther­mal­bä­der, Fuß­ball, die Algar­ve als wich­tigs­tes Tou­ris­mus­ge­biet, um noch ein paar wei­te­re Grün­de zu nen­nen, war­um man Por­tu­gal lie­ben kann, nein – wird.

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Foto: Pedro Ribei­ro Simões – Copy­right Crea­ti­ve Commons

 

Ein Buch vol­ler Sym­pa­thie für die alte See­fah­rer­na­ti­on und sei­ne Menschen

 

Die jahr­zehn­te­lan­ge Erfah­rung von Anne­gret Hein­old in Por­tu­gal ist ein Pfund, das sich im vor­lie­gen­den Werk authen­tisch nie­der­schlägt. Man nimmt der Autorin ab, wovon sie schreibt. Und dies tut sie mit viel Her­zens­wär­me und Humor.

Für alle, die mehr über Por­tu­gal erfah­ren wol­len, als rei­nes Fak­ten­wis­sen, ist „111 Grün­de Por­tu­gal zu lie­ben“ abso­lut emp­feh­lens­wert. Es lädt den Leser auf eine span­nen­de Ent­de­ckungs­rei­se ein und macht noch mehr Lust auf die­ses atem­be­rau­ben­de Land und sei­ne lie­bens­wür­di­gen Menschen.

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